Musiktheater seit 1990 - Schott Music
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Inhalt<br />
Der Landarzt wird zu einem Kranken gerufen. Für die Fahrt steht unversehens ein seltsames<br />
Pferdegespann samt Kutscher bereit. Während Rosa, das Hausmädchen des Landarztes, von<br />
dem unheimlichen Kutscher bedroht wird, reißen die Pferde den Arzt mit sich, ohne dass dieser<br />
dem Mädchen zu Hilfe kommen kann. Der Kranke ist ein Junge; er hat in der Hüftgegend eine<br />
offene Wunde, in der blutige Würmer sichtbar sind. Der Arzt kann nicht helfen, und so wandelt<br />
er sich selber zum Patienten. Er legt sich zu dem Jungen und muss sich von diesem sagen lassen:<br />
„Statt zu helfen, engst du mir mein Sterbebett ein.“<br />
Die offene Wunde lässt den Arzt-Patienten wieder an die bedrängte Rosa zu Hause denken.<br />
Rasch will er zu ihr zurück, doch die Pferde gehen jetzt langsam, viel zu langsam. Schließlich<br />
muss der Landarzt alle Hoffnung fahren lassen. Er bleibt zurück, „nackt, dem Froste dieses<br />
unglückseligen Zeitalters ausgesetzt” (Franz Kafka).<br />
Ein Landarzt<br />
17.11.2006 Prinzregententheater München<br />
Es ist da einmal der Zustand des von allen guten Geistern Verlassenen, der des Ausgesetzt seins, der<br />
furchtbarsten, wie von unsichtbaren „höhern Orts“ wirkenden Mächten „angeordneten“ Einsamkeit.<br />
Es ist von Betrug die Rede, vom Selbstbetrug, vom Betrügen und vom Betrogenwerden, von<br />
der Bodenlosig- und Unzuverlässigkeit der Dinge des Lebens, angefangen bei den einfachsten (oder<br />
banalsten) und aufgehört beim Metaphysischen und bei der Groteske. (Hans Werner Henze)<br />
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