Musiktheater seit 1990 - Schott Music
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Inhalt<br />
St. Petersburg (1.-3. Szene): Sophie, eine russische Waise, lebt bei ihrer Tante Yadwigha. Sie verliebt<br />
sich in Heinrich, doch die Tante untersagt die Heirat. Die beiden beschließen, zu fliehen.<br />
Brüssel, (4.-10. Szene): Die Verlobten soupieren zusammen mit Eduard, Trauzeuge in spe, in<br />
einem Hotel. Anschließend gibt Sophie sich Heinrich hin. Währenddessen stirbt die gramgebeugte<br />
Tante in St. Petersburg. Heinrich denkt nicht daran, Sophie zu heiraten – sie ist ihm zu<br />
arm; er macht sich davon. Eduard überbringt ihr die schlimme Nachricht. Sophie erleidet einen<br />
Schock und will sich erschießen. General Bosquet, Krimkriegveteran, nimmt sie an Kindes Statt<br />
an. Ihre Freundin Nina schreibt aus St. Petersburg, dass Heinrich eine reiche Frau geheiratet<br />
habe. General Bosquet stirbt. Sophie, nun wieder Waise, kehrt nach St. Petersburg zurück.<br />
St. Petersburg (11.-16. Szene): Sophie plant ihre Rache. Sie trauert am Grab ihrer Eltern und<br />
Tante Yadwighas. Heinrich wird mit einem Trick auf einen Maskenball bei Nina gelockt, bloßgestellt<br />
und von Gaston, Sophies früherem Verehrer, zum Duell gefordert und erschossen.<br />
Sehr viel früher. Oder später (17. Szene): Das Hannchen und der dicke Peter träumen von ihrer<br />
Jugend.<br />
Die Rache einer russischen Waise<br />
18.03.1993 Saarbrücken, Saarländisches Staatstheater, Alte Feuerwache<br />
Für satirische Geister ist Rousseaus Werk wahrlich das gefundene Fressen. Enthält es doch wirklich<br />
alles, was das Herz begehren mag. Mädchenträume vom Glück mit dem holden Märchenprinzen,<br />
Liebe auf den ersten Blick, ein Vormund, der dem jungen Glück im Wege steht, Verführung und<br />
Entführung, Flucht, Untreue, Liebeskummer, Selbstmordgedanken, Duell, Tod: kein Klischee des<br />
rührseligen, immer wieder schönen Kitschromans, des Boulevard-Stücks und des Melodrams wird<br />
vergessen, das Repertoire ist vollständig.<br />
Eine seltsam eigenwillige Vorlage für zeitgenössisches <strong>Musiktheater</strong>. Was freilich bei Rousseau<br />
noch Utopie und naiv gefühlsdurchtränkte Idylle ist, wird bei Grünauer und Kaiser zur augenzwinkernden<br />
Karikatur, zum nachdenklich heiteren Spiel, zum Jonglieren mit Gefühl und Ausdruck.<br />
(Opernwelt, Mai 1993)<br />
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