Musiktheater seit 1990 - Schott Music
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Inhalt<br />
John Everett Millais: The Bridesmaid (1851) · Öl auf Leinwand 28 x 20 cm ·<br />
Fitzwilliam Museum, Cambridge<br />
An einem Sonntag wird Sierva Maria, die zwölfjährige Tochter des Marquis Don Ygnacio, auf<br />
dem Sklavenmarkt in Cartagena de Indias von einem offensichtlich tollwütigen Hund gebissen.<br />
Sie scheint unverletzt; aber in der Atmosphäre von Aberglaube und religiösem Wahn, die in<br />
der Stadt herrscht, ist sehr bald nicht nur von Tollwut die Rede, sondern davon, dass Sierva,<br />
von deren geradezu animalischer Wildheit sich<br />
viele schon lange unangenehm berührt fühlen,<br />
<strong>seit</strong> diesem Vorfall besessen sei. Sierva wird im<br />
Kloster St. Clare gefangen gesetzt und Cayetano<br />
Delaura, der Exorzist des Bischofs, wird mit<br />
der Austreibung der Dämonen beauftragt. Bald<br />
jedoch ist es Delaura, der besessen ist – und<br />
zwar vom „schrecklichsten aller Dämonen“, von<br />
einer überwältigenden Liebe zu Sierva. Im gleichen<br />
Maße, in dem seine Liebe wächst, wächst<br />
auch der Drang <strong>seit</strong>ens der kirchlichen und<br />
städtischen Autorität, diese „Krankheit“ radikal<br />
aus ihrer Mitte auszumerzen.<br />
Nach Drei Schwestern (nach dem Schauspiel<br />
von Anton Tschechow), Le Balcon (nach dem<br />
Schauspiel von Jean Genet) und Angels in America<br />
(nach dem Schauspiel von Tony Kushner)<br />
ist Love and Other Demons die vierte Oper von<br />
Peter Eötvös, für die ein bekanntes Theaterstück<br />
als Vorlage diente.<br />
Peter Eötvös’ Oper Love and Other Demons ist die Geschichte einer verbotenen Liebe. Sie spielt<br />
in der tropischen und magischen Welt des Kolumbiens des 18. Jahrhunderts und basiert auf dem<br />
1994 erschienenen Roman Del amor y otros demonios des Literaturnobelpreisträgers Gabriel García<br />
Márquez. Das Libretto für dieses Auftragswerk des Glyndebourne Festival und der BBC schrieb der<br />
bekannte ungarische Autor Kornél Hamvai. Eine Besonderheit von Love and Other Demons ist die<br />
konsequente Mehrsprachigkeit. Peter Eötvös und Kornél Hamvai haben den verschiedenen Erzählund<br />
Handlungsebenen der Geschichte ihre jeweils charakteristische Sprache gegeben: Englisch ist<br />
die Alltagssprache der Adligen, Latein ist die Sprache der kirchlichen Riten, Spanisch wird immer<br />
dann von Delaura benutzt, wenn seine Gespräche mit Sierva persönliche Empfindungen berühren<br />
und Yoruba ist die Geheimsprache der Sklaven.<br />
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