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Musiktheater seit 1990 - Schott Music

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Inhalt<br />

Der biedere Ubu giert nach Macht, Geld – und Blutwürsten. Angestachelt von seiner Frau plant<br />

er einen Anschlag auf den Polenkönig Wenzel, denn in seiner grenzenlosen Selbstherrlichkeit<br />

ist er zutiefst davon überzeugt, dass ihm allein die Königswürde gebühre! Mit Hilfe einer Bande<br />

von Rüpeln gelingt das heimtückische Attentat, und Ubu ruft sich unter den Jubelrufen des<br />

geblendeten Volkes zum neuen Herrscher aus. Fortan kreisen seine Gedanken einzig um die<br />

Frage, wie er sich möglichst grenzenlos bereichern kann. Kurzerhand wirft Ubu alle Größen<br />

seines Staates, den gesamten Adel, die Richter und Finanzverwalter in eine hoch effektive Gehirnzermanschungsmaschine<br />

und beschlag nahmt alle ihre Besitztümer. Doch Ubus Terror währt<br />

nicht lange: Als der russische Zar seine Armee gegen den Usurpator aufmarschieren lässt, zieht<br />

es Ubu vor, sich vor der militärischen Übermacht in Sicherheit zu bringen.<br />

Alfred Jarrys Pariser Skandalstück „Ubu Roi” von 1896 hat bis heute nichts von seiner Brisanz<br />

verloren. In ihm zeichnet Jarry das prophetische Bild eines proletarischen Spieß bürgers, der, sobald<br />

er zur Macht gelangt, umgehend anarchistische Gewalttaten anzettelt. Durch Parodie und<br />

respektlose Persiflage wird dieser primitive Machtmensch jedoch entlarvt und der Lächerlichkeit<br />

preisgegeben – ein Humor, der das Lachen freilich immer wieder gefrieren lässt. Krzysztof<br />

Penderecki wählte Jarrys zeitlosen Text als Grundlage seines – nach Die Teufel von Loudun,<br />

Paradise Lost und Die schwarze Maske – vierten abendfüllenden Bühnenwerks.<br />

Ubu Rex<br />

28.05.2004 Lithuanian National Opera Vilnius<br />

Penderecki ist hier – in radikaler Abkehr von seinem bisherigen dramatischen Schaffen, das stets<br />

von gewichtigen Inhalten und schwerer Klanglichkeit geprägt war – von der Vorstellung eines<br />

leichten Buffotons ausgegangen. Tatsächlich ist die Musik zum einen deutlich charakterisierend<br />

gehalten, zum anderen von einem lockeren, das Textverständnis erleichternden Klang bestimmt.<br />

Den einzelnen Figuren sind einprägsame Motive und Gesten zugeordnet, und das Orchester ist mit<br />

kammermusikalischer Sparsamkeit eingesetzt. (Neue Zürcher Zeitung, 09.07.1991)<br />

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