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Musiktheater seit 1990 - Schott Music

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Inhalt<br />

Thema dieser ausschließlich für Chor, Chorsolisten und Orchester komponierten Oper ist eine<br />

menschliche Ur-Erfahrung: die Angst. Wo kommt sie her? Was sind ihre Ursachen? Der Chor<br />

verkörpert in dem Werk eine Art „singendes Gedankenspiel” – die Psychodynamik. Aus dem<br />

gleichsam symphonisch entwickelten Ganzen treten einzelne Motive hervor und wieder zurück.<br />

Zur Musik können eigens für dieses Werk gedrehte Filme projiziert werden, um die einzigartige<br />

Sphäre von Angst ins Optische zu erweitern. Ein reales Ereignis wird dabei zum ideellen Ausgangspunkt<br />

des „Gedankenspiels“: Ein tragisches Unglück in den Bergen, bei dem ein erfahrener<br />

Bergsteiger das Seil mit seinem verletzten Freund kappen muss, um selbst zu überleben.<br />

Doch „Angst“ schildert dieses Ereignis nicht im Sinne eines szenisch umsetzbaren Geschehens,<br />

etwa als Bergsteigerdrama. „Angst“ folgt überhaupt keiner nacherzählbaren Handlung. In fünf<br />

Episoden mit den sprechenden Titeln „Fallen“, „Hölderlin“, „Kalt“, „Amok“ und „Ab“ umkreist<br />

das Werk vielmehr die unzähligen Facetten einer Empfindung, die jeden von uns schon einmal<br />

bedrängt und ergriffen hat, und dringt dabei bis in die inneren Beweggründe unserer Gefühle.<br />

Angst<br />

28.01.2006 Rundfunkchor Berlin<br />

Jost zergliedert mit naturwissenschaftlicher Präzision, extrahiert solistische Stimmen wie einzelne<br />

Nervenstränge, setzt Stimmgruppen wie Hormonschübe ein, fördert die Texte zutage, die unter<br />

dem Druck der Angst aus den Hirnkammern schießen: Hier ein Hölderlin-Gedicht (von sechs<br />

Frauenstimmen a cappella gesungen, die wohl schönste Episode des Werks), dort ein Prosatext über<br />

die Folter. Ein Plastinat der Angst, in dem die verschiedenen Bestandteile wie Panik, Vertrauen und<br />

Sehnsucht je ihre eigenen Darstellungsmaterialien zugewiesen bekommen.<br />

(Süddeutsche Zeitung, 31.01.2006)<br />

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