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Musiktheater seit 1990 - Schott Music

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Inhalt<br />

„Ein Ermordeter steigt aus dem Grabe… Er geht beladen mit seinem Haupte, das ihm der Mörder<br />

überreicht, zur Sühne an des Mörders Stelle durch die Welt, ein Doppelgänger, bis er die<br />

ewige Ruhe findet.” So umriss Walter Hasenclever den Verlauf seines expressio nistischen Dramas<br />

„Die Menschen”. Geburt, Tod, Macht, Unterdrückung, Gesetz, Mord, Angst, Einsamkeit –<br />

die existenziellen Erfahrungen menschlichen Daseins sind auch die Themen der gleichnamigen<br />

Opernvertonung von Detlev Müller-Siemens. Der Komponist ließ sich bei seiner Adaption von<br />

der kürzelhaften, eine Handlung oft nur andeutenden Sprache des Dramas faszinieren. Allerdings<br />

eliminierte Müller-Siemens in seiner Textfassung die von Hasenclever intendierte Erlösungsthematik<br />

und die streckenweise theosophische Färbung des Stückes. Die Musik beschwört<br />

die Atmosphäre ständiger latenter oder direkter Gewalt, in der Dinge einfach geschehen – unpsychologisch,<br />

lapidar, drastisch, unmittelbar, grotesk. Dem gegenübergestellt sind Phasen des<br />

Innehaltens und der Ruhe, in denen sich die Musik überwiegend linear, fast schwerelos entfaltet.<br />

Der Komponist charakterisierte sein Werk als „wirbelndes Panoptikum, in dem traumartige<br />

Bilder vorbeirasen, explosiv aufzuckend im Licht und im Dunkel wieder versinkend.”<br />

Die Menschen<br />

18.11.<strong>1990</strong> Nationaltheater Mannheim<br />

Das Erlebnis ist elementar, die Wirkung schlechterdings total. Gefesselt hört man zu, die ein einhalb<br />

Stunden vergehen wie im Flug – und wenn man das Theater verlässt, tut man das als anderer<br />

Mensch. Je länger man zuhört, desto begieriger wird man – begierig auf die messerscharfen Klänge,<br />

mit denen hier Zeit ausgemessen wird. Wer wissen möchte, was Theater, was <strong>Musiktheater</strong> in<br />

einem umfassenden Sinn sein kann: In der neuen Produktion der Oper Die Menschen kann er es<br />

erfahren. (Neue Zürcher Zeitung, 19.01.1993)<br />

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