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Musiktheater seit 1990 - Schott Music

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Inhalt<br />

Bing liegt der gleichnamige Text von Beckett aus dem Jahr 1966 zugrunde. Er beschreibt eine<br />

einzige Situation: Ein nackter Mensch befindet sich aufrecht stehend in einem weißen Kubus.<br />

Der Text wird aus Satzeinheiten permutativ zu immer neuen, übergeordneten Einheiten zusammengesetzt<br />

und scheint auf diese Weise in sich selbst zu kreisen. Zwei Wörter unterbrechen<br />

diesen Ablauf: BING (meist verbunden mit der Frage nach einer Natur, einem Sinn, einem Bild,<br />

einem anderen Menschen, einem Ausweg etc.) und HOP, gefolgt von dem Wort „woanders“,<br />

das auf einen vermeintlichen Ortswechsel verweist. „Mir schwebte ein erstarrtes <strong>Musiktheater</strong><br />

vor“, erläutert Detlev Müller-Siemens; ein <strong>Musiktheater</strong>, „das sich auf drei Ebenen verteilt: Die<br />

Hauptfigur, die in ihrer Isolation sich selbst als einen Anderen hört, wurde in zwei Sängerinnen<br />

aufgespalten; zwei Sprecher, die wie eine mitlaufende Kommentarschicht von außen den<br />

,Ablauf’ gliedern; und das Kammerorchester als bloße ,Umgebung’, wie der Kubus, mit seinen<br />

weißen Wänden, auf denen flüchtige ,Zeichen ohne Sinn’ erscheinen und dessen Raum erfüllt<br />

ist von ,Gemurmel ohne Sinn’. […] Trotz der ,tiefgefrorenen’ Grundkonstellation von ,Bing’<br />

glaube ich, dass grundlegende, menschliche Themen wie Einsamkeit, Liebe und Tod dennoch<br />

hindurchscheinen – als ein Abglanz von ,Oper’.“ (Zitatquelle: Theater Bonn 2001)<br />

Bing<br />

13.12.2001 Oper Bonn<br />

Becketts Text von 1966, aus den Hoch-Zeiten des surrealistischen Theaters und der Happenings,<br />

verweist noch einmal auf quälendes Warten, kommt aus zermartertem Gehirn: ist aus den in und<br />

um sich selbst kreisenden Gedanken geschöpft, dringt aus dem Unterbewusstsein herauf. [...] Es<br />

sind wohlgesetzte, zu eigentümlicher Musikalität erwachende Worte. Unter sinnlos erscheinender<br />

Oberfläche der Vokabeln tut sich manch hintersinniger Verweis auf menschliche Grundzustände<br />

auf: [...] Da tastet sich die Sprache weit vor. Man muss ihr genau zuhören, damit sie sich erschließt.<br />

(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.12.2001)<br />

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