Musiktheater seit 1990 - Schott Music
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Inhalt<br />
1. Akt: Jakob von Gunten, ein junger Mann unbekannter Herkunft, findet sich im Dienerinstitut<br />
Benjamenta ein. Parallel zum Handlungsablauf stellen sich die einzelnen Zöglinge vor. Jakob beansprucht<br />
von Beginn an eine Sonderrolle. Unbefriedigend endende Momente der Ausschweifung<br />
treten ins Bild: eine Hure etwa, die nur einen kurzen Blick gewährt. Soll das die Welt sein?<br />
Und die Person im Hintergrund, die mit der Handlung niemals in Berührung kommt, sich aber<br />
urteilend über sie erhebt, ist sie etwa das spätere geläuterte Alter Ego des Tagebuchschreibers<br />
Jakob?<br />
2. Akt: In der Stadt lebt ein Bruder, Johann von Gunten. Als Künstler könnte er Jakob den<br />
erhofften Zugang zur Welt weisen. Doch die Begegnung verläuft ergebnislos. Fortan wären die<br />
Schultage erst recht von unerträglicher Öde, würde nicht der Vorsteher Benjamenta selbst überraschend<br />
Jakob seine freundschaftliche Zuneigung kundgeben. Aber ist dem zu trauen? Lisa, die<br />
sich auffallend um ihn bemüht, sagt Entscheidendes: Du bist frei.<br />
3. Akt: Lisa besingt eine Freiheit und meint eine Freiheit der Entscheidung – für ihre Person<br />
etwa, die Jakob wählen könnte. Zunehmend bilden sich Fronten: Benjamenta und Lisa suchen<br />
Jakob abwechselnd in ihren Bann zu ziehen. Unterdessen verlassen die Zöglinge nach und nach<br />
das Institut. Lisa, innerlich verausgabt und enttäuscht, stirbt, und mit ihr als Lehrerin ist die<br />
gesamte Anstalt am Ende. Benjamenta drängt Jakob zu einer Entscheidung über sein weiteres<br />
Leben.<br />
Jakob von Gunten<br />
09.10.2000 Theater Meißen<br />
Es ist keine geschmeidige Musik, [...] sondern sprödes, mit Streicher und Bläsern artifiziell auskomponiertes<br />
Schlagwerk, das die kafkaeske Leere mit minimalistischem Kalkül kommentiert [...].<br />
In ihrer unterschwelligen Aggression erinnert die Atmosphäre an Beckett. Oder an Bergs Wozzeck.<br />
[...] Ein engagierter, moderner (aber nicht experimenteller) Abend, der durch seine aufmüpfige<br />
Differenziertheit auch ein junges Publikum anspricht. (Der Bund, 16.09.2002)<br />
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