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II III IV V I - esf-epm.

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<strong>IV</strong><br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren<br />

und evaluieren<br />

<strong>IV</strong> Projektphasen – ein Überblick<br />

<strong>IV</strong>.1 Die Initialphase<br />

<strong>IV</strong>.2 Die Definitionsphase<br />

<strong>IV</strong>.3 Die Feinplanungsphase<br />

<strong>IV</strong>.4 Die Umsetzungsphase<br />

<strong>IV</strong>.5 Die Projektabschlussphase<br />

<strong>IV</strong>.6 Die Nachprojektphase


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

<strong>IV</strong> Projektphasen – ein Überblick<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren ist ein komplexes Geschehen. Daher ist der Umgang mit<br />

Projekten nicht leicht. Eine Möglichkeit die Komplexität überschaubarer zu machen, besteht in der Zerlegung<br />

des Ganzen in seine Teile. Dieses Prinzip wenden wir im Weiteren an, indem wir das Projekt als Prozess verstehen<br />

und dadurch das Projekt in Projektphasen einteilen können.<br />

Obwohl es kein verbindliches Phasenschema gibt, ist die folgende Unterteilung in der Projektwirtschaft geläufig.<br />

In Verbindung mit der Darstellung, der in diesen Phasen zu leistenden Aufgaben, eröffnet sich für<br />

Einsteigende, Kenner und Profis ein weites Feld zum Thema Projektmanagement*.<br />

* Schulze-Wimmer, Projektmanagementtrainer, Haufe Verlag, 2005, S. 22<br />

42 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Initialphase<br />

oder<br />

Anstoßphase<br />

Definitionsphase<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Projektstart<br />

Prüfung, ob aus einer Idee<br />

ein Projekt werden soll<br />

Idee weiter<br />

verfolgen?<br />

Vorplanung<br />

Idee<br />

zum Projekt<br />

entwickeln?<br />

1<br />

Relevanz<br />

Eignung<br />

Kosten-Nutzen<br />

Stakeholderanalyse<br />

Umfeldanalyse<br />

Zielentwicklung<br />

Grobkonzept<br />

Projektmarketing<br />

Abbruch<br />

Abbruch<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 43<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Planungsphase<br />

Umsetzungsphase<br />

Projektabschlussphase<br />

Nachprojektphase<br />

2<br />

Feinplanung<br />

Projekt<br />

realisieren?<br />

Strukturplan<br />

Ablaufplanung<br />

Aufwand /Kosten<br />

Risikoanalyse<br />

Projekt steuern und kontrollieren<br />

Berichtswesen<br />

Änderungsmanagement<br />

Projektdokumentation<br />

Abschlusssitzung<br />

Lesson learned<br />

Projektmarketing<br />

Projektende i.d. Projektwirtschaft<br />

Projektende ESF<br />

Verwendungsnachweis<br />

Vor-Ort-Prüfung<br />

Abb. 7: Projektphasenplan<br />

44 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Ausgehend von dem eben gewonnenen Überblick über die Projektphasen und den jeweils dazu gehörenden<br />

Aufgaben stellen wir Ihnen – allerdings ohne Anspruch auf Vollständigkeit – die Verfahren, Arbeitsmittel und<br />

Werkzeuge im Projektmanagement vor, die sich in der Projektwirtschaft etabliert haben. Inwieweit sie geeignet<br />

sind, das Management Ihrer ESF-Projekte unterstützen zu können, entscheiden Sie selbst.<br />

<strong>IV</strong>.1 Die Initialphase<br />

Projektideen entstehen aus vielfältigen Anlässen. Betriebsabläufe, die störend und unwirtschaftlich sind, werden<br />

einer grundlegenden Revision unterworfen. Ein Unternehmen will sich am Markt mit neuen Produkten besser<br />

positionieren. Ein ESF-Träger plant die Einführung eines QM-Systems und Veränderungen im Umfeld eröffnen<br />

einer Organisation neue Entwicklungsmöglichkeiten. Um eine Projektidee zu einem erfolgreichen Projekt zu<br />

machen, bedarf es im Vorfeld eingehender Prüfungen. Eine der ersten Prüfungen bezieht sich auf:<br />

• die Relevanz der Projektidee,<br />

• die Eignung des Projekts für den Träger,<br />

•das Verhältnis von Kosten und Nutzen.<br />

Damit sind die wesentlichen Aufgaben der Initialphase bestimmt. Bevor wir Ihnen die dazu passenden<br />

Werkzeuge präsentieren, erinnern wir Sie daran, dass wir Ihnen aus methodischen Gründen immer zuerst einfache<br />

und danach komplexere Werkzeuge vorstellen. Sie prüfen, was aus Ihrer Sicht für Ihre Projektarbeit geeignet<br />

ist.Vielleicht kommen für Sie auch manche der hier vorgestellten Instrumente erst zu einem späteren Zeitpunkt<br />

oder im Zusammenhang anderer Projekte zum Einsatz.<br />

<strong>IV</strong>.1.1 Die Prüfung der Relevanz der Projektidee<br />

<strong>IV</strong>.1.1.1 Die „Gretchenfrage“<br />

Die zur Prüfung der Relevanz einfachste Methodik ist die Gretchenfrage. Sie lautet hier:<br />

„Warum sollen wir die Idee realisieren“?<br />

Unser Tipp:<br />

Nutzen Sie den Vorteil eines Teams. Lassen Sie unterschiedliche MitarbeiterInnen aus unterschiedlichen<br />

Abteilungen die Idee bewerten. Achten Sie darauf, dass nicht nur die Sichtweise eines Funktionsträgers<br />

einfließt, der die Relevanzfrage alleine entscheidet.<br />

Kommen Sie nach einer Diskussion in der Gruppe zum Ergebnis, dass die Projektidee, aus den unterschiedlichen<br />

Blickwinkeln betrachtet, keine richtungsweisenden Perspektiven eröffnet, ist die Prüfung<br />

der Relevanz schnell abgeschlossen.<br />

<strong>IV</strong>.1.1.2 Die 3 „W“-Fragestellungen<br />

Wenn Sie im Rahmen der Erörterung der „Gretchenfrage“ zu unterschiedlichen Einschätzungen gekommen sind<br />

und Sie die Idee doch noch nicht verwerfen wollen, ihr aber auch nicht unreflektiert zustimmen, kann Ihnen das<br />

Verfahren der 3 „W“-Fragestellungen helfen, eine Entscheidung zu treffen. Diese Methode ist eine Erweiterung<br />

der „Gretchenfrage“. Sie ist nicht aufwändig und im Team gut zu lösen.<br />

Sie erörtern und bewerten, am besten wieder unter Beteiligung mehrerer MitarbeiterInnen, die 3 Fragen aus der<br />

Tabelle: Die Diskussionsergebnisse tragen Sie in den Spalten ein. Für die Schlussfolgerung nutzen Sie die darunter<br />

liegende Zeile.<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 45<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Beispiel<br />

Frage 1 Frage 2 Frage 3<br />

Muss das Projekt Welche Konsequenzen Entsteht uns durch den<br />

unbedingt gemacht ergeben sich, wenn wir Verzicht mehr Schaden<br />

werden? das Projekt nicht machen? als Nutzen?<br />

Ihre Antwort Ihre Antwort Ihre Antwort<br />

Ihre Schlussfolgerungen aus den Antworten:<br />

1)<br />

2)<br />

3)<br />

<strong>IV</strong>.1.1.3 Tabellarische Bewertung der Projektattraktivität<br />

Bsp. 9: Ideenprüfung<br />

Die Bewertung der Attraktivität bezieht sich auf die Wahrscheinlichkeit, die mit der Projektidee verbundenen<br />

Ziele tatsächlich zu erreichen. Gleichzeit wird das Risiko abgeschätzt. Die Methodik setzt allerdings voraus, dass<br />

Ihnen die Ziele die Sie verfolgen wirklich klar sind. Es geht nicht nur um das Gesamtziel, sondern um sämtliche<br />

Ziele, die im Projekt angestrebt werden.<br />

Beispiel<br />

Ziele<br />

Ein Träger verbindet mit der diskutierten Projektidee folgende Ziele:<br />

•Imagegewinn durch hohen Eingliederungserfolg<br />

•Kompetenzzuwachs durch Einführung des<br />

Projektmanagements<br />

•Umsetzung des Gender-Ansatzes im Projekt durch<br />

DozentInnentandems (w/m)<br />

•Erweiterung des Netzwerkes<br />

•Verbesserung der Kostenstruktur<br />

Bsp. 10: Projektgesamt und -teilziele<br />

46 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Wägen Sie mit Ihren MitarbeiterInnen die Chancen und Risiken der Zielerreichung ab. Erörtern Sie, welche Ziele<br />

wahrscheinlich (nicht) erreichbar sind und welche ein hohes Risiko in sich tragen. Das Ergebnis tragen Sie in eine<br />

Tabelle ein:<br />

Beispiel<br />

Wenn Sie als Ergebnis der Diskussion erkennen, dass die Ziele überwiegend erreichbar sind und dabei<br />

die Risiken überschaubar bleiben, hat die Idee „Charme“ und verdient es, weiter verfolgt zu werden. Für den<br />

umgekehrten Fall gilt: Sind die Risiken zu hoch und zu wenige Ziele erreichbar, nimmt die Attraktivität der<br />

Projektidee ab.<br />

<strong>IV</strong>.1.1.4 Das Projektportfolio<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Ziele Wahrscheinlichkeit Risikopotenzial<br />

das Ziel zu erreichen<br />

Imagegewinn mittel hoch<br />

Kompetenzgewinn hoch mittel<br />

Einsatz eines<br />

DozentInnentandemshoch hoch hoch<br />

Dieses Verfahren eignet sich sowohl für die Beurteilung einer Idee bei einem Einzelprojektvorhaben als<br />

auch dann, wenn mehrere Projekte parallel durchgeführt werden, also ein Multiprojektmanagement vorliegt.<br />

Da ein Bild „mehr als 1000 Worte“ sagen kann, verhilft das Portfolioverfahren wegen seiner bildhaften<br />

Darstellung komplexer Sachverhalte schnell zu einem Überblick.<br />

Beispiel<br />

Bsp. 11: Bewertung der Projektattraktivität<br />

Wir gehen im nachfolgenden Beispiel davon aus, dass ein Träger bereits 3 parallel laufende Projekte realisiert<br />

und eine neue Projektidee für ein viertes Projekt (P 4) prüft. Er hat in seinem Portfolio ein Projekt, das er als<br />

hoch riskant bei hohem Nutzen eingestuft hat (P 1), ein nutzbringendes Projekt mit geringem Risiko (P 2)<br />

und ein Projekt (P 3), das vor allem deswegen in das Portfolio aufgenommen wurde, weil der Träger einigen<br />

MitarbeiterInnen eine weitere befristete berufliche Perspektive anbieten wollte, aber keinen spezifischen<br />

Nutzen aufweist. Jetzt beschäftigt sich die Leitungsrunde mit einer neuen Idee und prüft deren Nutzen und<br />

Risiken.<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 47<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Nutzen<br />

P 2<br />

Nutzen<br />

P 2<br />

P 3<br />

P 3<br />

48 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger<br />

P 4<br />

P 1<br />

P 1<br />

Risiken<br />

Bsp. 12: bisheriges Projektportfolio<br />

Risiken<br />

Bsp. 12: neues Projektportfolio


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Schritt 1<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Lassen Sie die Zuordnung von Nutzen und Risiken des Projekts P4 im Projektportfolio durch jeden<br />

Beteiligten einzeln und voneinander unabhängig vornehmen. Vergleichen Sie die Einschätzungen,<br />

erörtern Sie die Abweichungen und einigen sich auf eine gemeinsame Position im<br />

Projektportfolio.<br />

Schritt 2<br />

Nach der Positionierung des Projekts im Portfolio wird deutlich, dass vor der Entscheidung, die Idee<br />

weiter zu verfolgen, u.a. folgende Fragen erörtert werden müssen:<br />

•Haben wir noch finanziellen Spielraum für ein weiteres riskantes Projekt?<br />

•Brauchen wir das Projekt – heute?<br />

•Was ist die Konsequenz, wenn das Projekt scheitert?<br />

•Lassen sich die Risiken des neuen Projekts minimieren?<br />

Schritt 3<br />

In Abhängigkeit von den Antworten gilt es nun, eine Entscheidung zu treffen.<br />

<strong>IV</strong>.1.2 Die Prüfung der Eignung der Projektidee<br />

Eine Idee kann für einen Träger nützlich, risikoarm und attraktiv sein und dennoch für ein Projekt nicht geeignet<br />

sein. Drei Konstellationen sind denkbar:<br />

•Die Idee lässt sich mit dem satzungsgemäßen Auftrag des Trägers nicht in Deckung bringen.<br />

•Die Idee stimmt nicht mit der definierten Projektpolitik überein.<br />

•Die Idee passt nicht zu den bestehenden Politiken, z.B. zu den Prioritäten, die der regionale<br />

ESF-Arbeitskreis verfolgt.<br />

Die passenden Werkzeuge zur Beurteilung der Eignung sind u.a.:<br />

<strong>IV</strong>.1.2.1 Prüfung entlang der Satzung – Satzungsänderung<br />

Lässt sich die Idee nicht mit dem satzungsgemäßen Auftrag in Deckung bringen, sollte überprüft werden, ob die<br />

Erweiterung der Satzung eine zweckmäßige Maßnahme ist, um dem Träger einen Zugang zu Projekten zu verschaffen,<br />

die ihm bislang satzungsgemäß verwehrt waren. Ein solches Vorgehen ist in der Sozialwirtschaft nicht<br />

unüblich.<br />

<strong>IV</strong>.1.2.2 Prüfung entlang der Projektpolitik<br />

Die Beurteilung der Eignung eines Projekts ist an die vom Träger beschriebene Projektpolitik gebunden.Wir verweisen<br />

in diesem Zusammenhang auf das Kapitel <strong>II</strong> und auf das dort hinterlegte Beispiel einer formulierten<br />

Projektpolitik.<br />

<strong>IV</strong>.1.2.3 Situationsanalyse<br />

Die Situationsanalyse thematisiert das externe Umfeld des Projektträgers, um im Vorfeld zu erkennen, ob eine<br />

Idee für ein Projekt geeignet ist. In ESF-Projekten gehört zur Situationsanalyse sowohl die Einbeziehung der Ziele<br />

des ESF als auch die Analyse der Politik des regionalen ESF-Arbeitskreises. Um die Frage der Eignung der Idee im<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 49<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Kontext der Situationsanalyse beantworten zu können, wird deshalb die Projektidee konsequent entlang des<br />

Operationellen Programms des ESF in Baden-Württemberg und an der Ausrichtung der Zielsetzung des regionalen<br />

ESF-Arbeitskreises geprüft (vgl. Kapitel <strong>II</strong>).<br />

<strong>IV</strong>.1.3 Kosten-Nutzen-Betrachtung<br />

Hat die Idee Relevanz und ist auch gleichzeitig geeignet, könnte ein Hinderungsgrund, die Idee weiter zu verfolgen,<br />

darin bestehen, dass der Aufwand in keinem Verhältnis zum Nutzen steht.<br />

Neben kaufmännischen Verfahren wie der Kostenvergleichsrechnung, der Gewinnvergleichsrechnung oder der<br />

Rentabilitätsvergleichsrechnung, die wir in diesem Handbuch nicht vorstellen, gibt es mit der Nutzwertanalyse<br />

ein Verfahren, das nicht nur auf betriebswirtschaftlich-rechnerischen Grundlagen beruht, sondern auf qualitativen<br />

und quantitativen Kriterien und uns deshalb für die Sozialwirtschaft geeignet zu sein scheint.<br />

<strong>IV</strong>.1.3.1 Die Nutzwertanalyse<br />

Die Nutzwertanalyse ist eine Methode, die sich für die Beurteilung einer einzelnen Projektidee eignet.<br />

Sie ist aber auch ein geeignetes Instrument im Multiprojektmanagement. Dort wird die<br />

Nutzwertanalyse zum Vergleich von Projekten oder Projektideen genutzt. Ausgewählt werden jene<br />

Ideen oder Projekte, die jeweils den besten Nutzwert liefern. Wie eine Nutzwertanalyse durchgeführt<br />

wird, erläutern wir im Folgenden Schritt für Schritt.<br />

Schritt 1<br />

Bestimmen Sie in einer Arbeitsgruppe die Kriterien, die hinsichtlich der Projektwürdigkeit einer Idee<br />

von Bedeutung sind. Das können z.B. folgende Kriterien sein:<br />

•Passt das Projekt zu unserem Auftrag?<br />

•Passt das Projekt zu unseren Ressourcen?<br />

•Erreichen wir mit dem Projekt unsere inhaltlichen Ziele?<br />

•Können wir Risiken die evtl. im Projekt stecken bewältigen?<br />

•Passt die Komplexität des Projekts zu uns?<br />

Schritt 2<br />

Gewichten Sie gemeinsam die Kriterien nach ihrer Bedeutung in %. Beispielsweise so:<br />

Beispiel<br />

Kriterium Gewichtung<br />

Auftrag 20 %<br />

Ressourcenpotential 25 %<br />

Ziele 20 %<br />

Risiken 20 %<br />

Komplexität 15 %<br />

Summe 100 %<br />

Bsp. 13: Gewichtung der Kriterien<br />

50 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Schritt 3<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Bestimmen Sie als Nächstes den Erfüllungsgrad. Legen Sie entlang der Skala von 0 – 5 fest, ob die Idee<br />

oder das Projekt geeignet ist, Ihre definierten und konkretisierten Kriterien zu erfüllen<br />

(Erfüllungsgrad).<br />

•0 – 1 bedeutet,dass die Idee / das Projekt Ihre Kriterien nicht zufriedenstellend erfüllt.<br />

•2 – 3 bedeutet,dass die Idee / das Projekt die Kriterien befriedigend erfüllt.<br />

•4 – 5 bedeutet,dass die Idee / das Projekt die Kriterien in hohem Maße erfüllt.<br />

Schritt 4<br />

Bevor Sie Ihre Kriterien bewerten können, müssen Sie den jeweiligen Erfüllungsgrad operationalisieren.<br />

Die Leitfrage lautet: In welchem Maße erfüllt die Idee/das Projekt das jeweils von uns definierte<br />

Kriterium?<br />

Beispiel<br />

Kriterium Ressourcen<br />

0 – 1 Punkt Das Projekt erfüllt das Kriterium<br />

„Ressource“ nicht zufriedenstellend, wenn:<br />

a) zusätzliche Investitionen > 10.000 € erforderlich werden,<br />

b) wenn der erforderliche Zeitbedarf 30% höher ist als das verfügbare<br />

Zeitkontingent.<br />

2 – 3 Punkte Das Projekt erfüllt das Kriterium „Ressource“ befriedigend, wenn:<br />

a) max. 4.000 € an zusätzlichen Investitionen erforderlich werden,<br />

b) wenn der erforderliche Zeitbedarf den verfügbaren Zeitbedarf um<br />

nicht mehr als 10% überschreitet.<br />

4 – 5 Punkte Das Projekt erfüllt das Kriterium „Ressource“ in hohem Maße, wenn<br />

Schritt 5<br />

a) keine zusätzlichen Investitionen erforderlich werden,<br />

b) wenn der erforderliche Zeitbedarf mit dem verfügbaren Zeitbedarf<br />

identisch ist.<br />

Bsp. 14: operationalisierte Kriterien in der Nutzwertanalyse<br />

Multiplizieren Sie die jeweiligen Gewichtungen mit dem jeweiligen Erfüllungsgrad, dann erhalten Sie<br />

den Nutzwert.<br />

Schritt 6<br />

Entscheiden Sie sich, ab welchem Nutzwert die Idee/das Projekt angegangen werden soll.<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 51<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Unser Tipp:<br />

In der Abbildung können Sie das Vorgehen zur Erstellung einer Nutzwertanalyse noch einmal in einer<br />

Gesamtdarstellung nachvollziehen.<br />

Kriterien Gewichtung in % Erfüllungsgrad Erfüllungsgrad Erfüllungsgrad Nutzwert<br />

Hoch Befriedigend nicht zufriedenstellend<br />

(4-5 Pukte) (2-3 Punkte) (0-1 Punkt)<br />

Auftrag 20 4 0,8<br />

Ressourcen 25 2 0,5<br />

potential<br />

Ziele 20 4 0,8<br />

Risiken 20 3 0,6<br />

Komplexität 15 2 0,3<br />

Summe<br />

Nutzwert 3,0<br />

Abb. 8: Nutzwertanalyse<br />

Je häufiger Sie eine Nutzwertanalyse durchführen, desto sicherer können Sie entscheiden,<br />

ab welchem Nutzwert es lohnend ist, eine Projektidee weiter zu verfolgen.<br />

Unser fiktiver Träger, die F+F gGmbH, nutzt diese Methode schon über längere Zeit und hat aus der<br />

Erfahrung heraus eine für sie geltende Entscheidungsregel erarbeitet:<br />

•Nutzwert 2,6 Idee / Projekt realisieren.<br />

52 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

<strong>IV</strong>.2 Die Definitionsphase<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Der Definitionsphase geht die Entscheidung voraus, ob die Projektidee verworfen oder ob sie weiter verfolgt<br />

werden soll. Eine „Go-Entscheidung“ bedeutet in dieser Phase zunächst, weitere Analysen durchzuführen und<br />

Ziele zu entwickeln. Darauf aufbauend soll ein erstes Konzept erstellt und präsentiert werden. Ein Basisbaustein<br />

in der weiteren Analyse der Projektidee ist die Stakeholderanalyse.<br />

<strong>IV</strong>.2.1 Die Stakeholderanalyse<br />

Die Stakeholderanalyse ist ein geeignetes Werkzeug, um im Vorfeld zu erkennen, wer aus dem<br />

Projektumfeld eine Idee unterstützt und wer Widerstände gegen die Projektidee entwickeln wird.<br />

Daraus können Sie Maßnahmen ableiten, die geeignet sind, sowohl das vorhanden<br />

Unterstützungspotenzial zu nutzen als auch Widerstände zu relativieren.<br />

Stakeholder sind Personen, Organisationen und Institutionen, deren Interessen durch die Umsetzung der<br />

Projektidee berührt werden. Sie verbinden mit dem Projekt Erwartungen und Befürchtungen, organisieren<br />

Widerstand oder Unterstützung und möchten auf die Konzeption und den Verlauf Einfluss nehmen können.<br />

Das Verfahren der Stakeholderanalyse ist einfach, sollte mit einem Team durchgeführt werden und braucht<br />

ca. 60 – 90 Minuten Bearbeitungszeit.<br />

Schritt 1 Entwickeln Sie Leitfragen<br />

Über einige Leitfragen lassen sich die im Kontext der Projektidee relevanten<br />

Stakeholder identifizieren:<br />

•Wem nutzt meine Idee; wer ist der Endbegünstigte?<br />

•Wer könnte Interesse an der Projektidee haben?<br />

•Wem wäre es lieb, wenn meine Idee nicht zum Tragen käme?<br />

•Wer könnte meine Idee ideell und / oder materiell fördern?<br />

•Wer beeinflusst die Entscheidung, wenn die Idee zum Antrag gereift ist?<br />

•Wer könnte den Projektantrag im regionalen ESF-Arbeitskreis unterstützen,<br />

wer ihn torpedieren?<br />

Schritt 2 Ordnen Sie die Stakeholder in Cluster<br />

Wenn Sie im Team zu den Leitfragen ein Brainstorming gemacht und die Ergebnisse aufgeschrieben<br />

haben, finden sich unter den Stakeholdern Personen, Gruppen, MitbewerberInnen, Konkurrenten,<br />

Gremien, Institutionen, Interessensgruppen und Organisationen. Um einen Überblick über die verschiedenen<br />

Gruppen zu bekommen, clustern Sie Ihre Ergebnisse.<br />

Schritt 3 Analysieren Sie die Stakeholder<br />

Erörtern Sie im nächsten Schritt die Erwartungen, Befürchtungen, Einstellungen der Stakeholder zu<br />

Ihrer Projektidee.Teilweise wird es sich um Mutmaßungen handeln, teilweise finden sich begründete<br />

Anhaltspunkte für Ihre Einschätzung.<br />

Schritt 4 Bringen Sie Ordnung in die Analyse<br />

Ordnen Sie die Ergebnisse. Dabei hilft Ihnen eine einfache Tabelle. Tragen Sie in die Spalten die<br />

Erwartungen und Befürchtungen ein.<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 53<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Stakeholder Erwartungen und Einstellung zur Relevanz für Maßnahmen/<br />

Befürchtungen Projektidee Projektträger Strategien<br />

1 - 2 - 3 - 4 - 5 1 - 2 - 3 - 4 - 5<br />

Schritt 5<br />

Bewerten Sie die Einstellung jedes einzelnen Stakeholders zu Ihrem Projekt und tragen das Ergebnis<br />

in die Spalte „Einstellungen“ ein.<br />

Schritt 6<br />

Überlegen Sie sich, welche Bedeutung die Einstellung des Stakeholders für Ihr Projekt haben könnte.<br />

Tragen Sie das Ergebnis in die Spalte 4 „Relevanz für Projektträger“ ein.<br />

Schritt 7<br />

0 1 2 3 4 5<br />

bedeutet negativ bedeutet absolut<br />

und ablehnende positive<br />

Einstellung Einstellung<br />

0 1 2 3 4 5<br />

keine außerordentliche<br />

Bedeutung Bedeutung<br />

Abb. 9: Stakeholderanalyse<br />

Entwickeln Sie aus den jeweiligen Einschätzungen Maßnahmen oder ggf. Strategien, die Ihnen helfen,<br />

identifizierte BedenkenträgerInnen für Ihre Projektidee zu gewinnen. Vernachlässigen Sie nicht Ihre<br />

Verbündeten und klären Sie, wie Sie diese an den Träger und an die Projektidee binden können. Die<br />

Kraftfeldanalyse unterstützt Sie dabei.<br />

54 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Unser Tipp:<br />

Führen Sie die Stakeholderanalyse mehrfach im Projektverlauf durch. Ein geeigneter Zeitpunkt ist<br />

immer dann, wenn Ihr Projekt in eine neue Projektphase tritt, da sich mit dem Projektfortschritt<br />

Widerstände auflösen können oder neue Akteure auf den Plan treten.<br />

<strong>IV</strong>.2.2 Die Kraftfeldanalyse<br />

Unser Tipp:<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Wir stellen Ihnen in Ergänzung zur Stakeholderanalyse die Kraftfeldanalyse vor. Mit dieser<br />

Technik gelingt es Ihnen, auf einfache Weise Maßnahmen zu erarbeiten, um Befürworter und<br />

Skeptiker für Ihre Projektidee zu gewinnen. Das Verfahren ist einfach und benötigt ca. 90 Minuten. Das<br />

Verfahren erklären wir Schritt für Schritt am Beispiel „Wie sich die Nachbarschaft zum Projekt verhalten<br />

und wie Sie dieses Verhalten beeinflussen kann“.<br />

Führen Sie die Kraftfeldanalyse ab Schritt 4 in zwei Gruppen durch. Gruppe 1 befasst sich mit der<br />

Frage nach den Maßnahmen, die geeignet sind Ihre Idee nachhaltig zu unterstützen und die<br />

Umsetzung beschleunigen. Die zweite Gruppe beschäftigt sich mit der Frage nach geeigneten<br />

Maßnahmen, die dazu beitragen können, Vorbehalte abzubauen, Widerstände aufzulösen, etc.<br />

Schritt 1<br />

Benennen Sie das Thema, das Problem, das Ziel<br />

Wie können wir die Nachbarschaft für unser Projekt gewinnen?<br />

Schritt 2<br />

Sammeln Sie im Rahmen eines Brainstormings Anlässe, die ausreichen, die Nachbarschaft gegen das<br />

Projekt einzunehmen, bzw. im Gegenteil sie für das Projekt zu gewinnen. Tragen Sie diese Ergebnisse<br />

in die Kästchen ein:<br />

Anlässe, die geeignet sind, die Nachbarschaft<br />

zu gewinnen:<br />

1)<br />

2)<br />

3)<br />

Anlässe, die geeignet sind, die Nachbarschaft<br />

gegen das Projekt einzunehmen:<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 55<br />

1)<br />

2)<br />

3)<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Schritt 3<br />

Legen Sie jeweils die drei Anlässe fest, die am wahrscheinlichsten dazu führen, dass die Nachbarschaft<br />

gewonnen wird, bzw. sich gegen das Projekt ausspricht. Tragen Sie die jeweiligen 3 Anlässe ein.<br />

Anlass 1<br />

Anlass 2<br />

Anlass 3<br />

Schritt 4<br />

Legen Sie in getrennten Gruppen zu den Anlässen jeweils 3 Maßnahmen fest, die geeignet sind, die<br />

gewünschten Anlässe zu generieren bzw. die Nachteiligen zu verhindern.<br />

Maßnahmen<br />

Schritt 5<br />

Bilden Sie eine Reihenfolge der Maßnahmen und erstellen Sie, wieder gemeinsam, einen Aktionsplan.<br />

Aktionplan<br />

<strong>IV</strong>.2.3 Die Umfeldanalyse<br />

Anlass 1<br />

Anlass 2<br />

Anlass 3<br />

Maßnahmen<br />

Bsp. 15: Muster Kraftfeldanalyse<br />

Neben der Stakeholderanalyse führt die Umfeldanalyse zu weiteren Einschätzungen über die<br />

Realisierung der Projektidee. Die Umfeldanalyse dient dazu, den Träger in die Lage zu versetzen,<br />

Signale aus seinen wichtigsten Umfeldern zu empfangen, sie auszuwerten und die Analyseergebnisse<br />

in Maßnahmen umzusetzen.<br />

Da die Umfeldanalyse ein dynamischer Prozess ist, legen gut aufgestellte Unternehmen darauf Wert, dass die<br />

für sie relevanten Felder und Bereiche exakt beschrieben sind und systematisch beobachtet werden.<br />

Am besten wird eine Umfeldanalyse moderierend erstellt. Aufgabe der Moderation ist es, relevante<br />

Projektumfelder zu benennen und deren Einflussmöglichkeiten zu beschreiben. Das Verfahren ist aufwendiger<br />

aber lohnend und dauert gut vorbereitet ca. 120 bis 180 Minuten.<br />

56 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Schritt 1<br />

Identifizieren Sie die relevanten Umfeldbereiche<br />

Für ESF-Projektträger können folgende Umfeldbereiche relevant sein:<br />

• die Arbeitsmarktpolitik bundesweit und regional,<br />

•Politikziele der EU, der nationalen Gesetzgebung, des regionalen Arbeitskreises<br />

•der lokale und regionale Arbeitsmarkt<br />

•Konkurrenten und Wettbewerber<br />

• die demografische Entwicklung<br />

• die Konjunktur generell und die spezieller Branchen<br />

• die regionale Wirtschaftsförderung<br />

Schritt 2<br />

Legen Sie die Signale fest, die sie empfangen wollen<br />

Sind die relevanten Umfelder definiert, besteht der nächste Schritt darin, für jedes Umfeld relevante<br />

Signale festzulegen.Wir machen dazu ein erklärendes Beispiel zum Projektumfeld „Wirtschaftsstruktur<br />

und Arbeitsmarkt“.<br />

Umfeld – Wirtschaftsstruktur und Arbeitsmarkt –<br />

Die „F+F gGmbH“ plant die Ausbildung von Fachkräften für den Einzelhandel in Verbindung mit der<br />

ortsansässigen Handelskammer und der Berufsschule.<br />

Die Wirtschaftsstruktur der Region ist industriell durch den Maschinenbau geprägt. Kleinere<br />

Geschäfte im Einzelhandel sind dem Druck zweier Discounter gewichen. Wegen ihrer zentralen Lage<br />

und ihres umfangreichen Sortiments ist die Region durch die Discounter gut versorgt.<br />

Einen wichtigen Beitrag liefert das Handwerk. Viele Kleinbetriebe sind Zulieferer für die Maschinenbauindustrie.<br />

Die Jugendarbeitslosigkeit ist hoch. Lehrstellen, insbesondere für Frauen, sind selten.<br />

Signale, die wir registrieren:<br />

•Lokale, politische Statements<br />

- SPD will Jugendarbeitslosigkeit in der Region durch Arbeitsförderungsmaßnahmen senken.<br />

•Stadtentwicklungs- und Wirtschaftsförderungsinformationen<br />

- Eine Großhandelskette hat einen Bauantrag eingereicht. Das Genehmigungsverfahren ist offen.<br />

•Regionale Wirtschaftsnachrichten<br />

- Wegen Absatzschwierigkeiten planen einige Maschinenbauunternehmen Entlassungen.<br />

•Bundespolitische Gesetzesvorhaben<br />

- Zum 1.4.2007 werden die Ladenöffnungszeiten liberalisiert.<br />

Bsp. 16 a: projektbezogene Umfeldanalyse<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 57<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Schritt 3<br />

Bewerten Sie die Ergebnisse<br />

Sind die Bereiche und die Umfeldkriterien, die beobachtet werden sollen, definiert, können die<br />

Signale hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf das geplante Projekt bewertet werden. Dabei geht es<br />

nicht nur um Risiken, sondern auch um Chancen, die mit neuen Entwicklungen im Umfeld der<br />

Arbeitsmarktpolitik verbunden sind.<br />

Umfeldanalyse: Bereich Arbeitsmarktpolitik<br />

Signale und<br />

Hinweise<br />

lokalpolitisches<br />

Statement<br />

Senkung der<br />

Jugendarbeitslosigkeit<br />

in der Region als politisches<br />

Ziel einer Partei.<br />

Liberalisierung des<br />

Ladenschlusses<br />

Großhandelskette<br />

an Ansiedlung<br />

interessiert<br />

Welche Chancen<br />

ergeben sich?<br />

lokale Projekte, die<br />

finanziell gefördert werden<br />

könnten.<br />

Handel braucht wegen<br />

längerer Öffnungszeiten<br />

mehr MitarbeiterInnen.<br />

Ggf. sind<br />

TeilzeitmitarbeiterInnen<br />

gefragt.<br />

Chance für Mütter<br />

Welche Risiken<br />

ergeben sich?<br />

Projekte sind bei den<br />

gegebenen politischen<br />

Mehrheiten und der<br />

konjunkturellen Lage<br />

kurzfristig nicht realistisch.<br />

Unsere Ressourcen verpuffen<br />

wirkungslos<br />

(Ressourcenverschwendung)<br />

Statt qualifiziertes<br />

Personal wird angelerntes<br />

Personal beschäftigt.<br />

Niedriglohnsegment<br />

Schritt 4<br />

Verfahren Sie mit jedem identifizierten Umfeld in gleicher Weise:<br />

Eigene Einschätzung<br />

der Signale<br />

Wohlwollende, eher<br />

ideelle Unterstützung<br />

der Projektidee<br />

Interessant !!!<br />

Bedarfsermittlung<br />

Zusatzpersonal in qualitativer<br />

und quantitativer<br />

Hinsicht<br />

Bsp. 16 b: Umfeldanalyse<br />

•Welche Signale gibt es?<br />

•Welchen Einfluss haben die Signale auf das Projekt (Chancen/Risiken)?<br />

•Wie bewerten Sie die Signale im Hinblick auf die weitere Verfolgung der Projektidee?<br />

58 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Schritt 5<br />

Ziehen Sie Konsequenzen<br />

Wenn Sie alle definierten Umfeldbereiche analysiert haben, besteht der letzte und abschließende<br />

Schritt darin, aus den gewonnenen Informationen, die erforderlichen Konsequenzen im Hinblick auf<br />

die weitere Realisierung der Projektidee zu ziehen.<br />

<strong>IV</strong>.2.4 Zielentwicklung in Projekten<br />

Ein Sprichwort sagt: „seit wir das Ziel aus den Augen verloren haben, haben wir unsere Anstrengungen verdoppelt.“<br />

Um Effizienzverluste dieser Art zu verhindern, kommt es im weiteren Verlauf entscheidend darauf an, Ziele<br />

zu definieren. Die DIN 69901 definiert das Projektziel als „ein nachzuweisendes Ergebnis und /oder eine vorgegebene<br />

Realisierungsbedingung der Gesamtaufgabe eines Projekts“.<br />

<strong>IV</strong>.2.4.1 Schlechte und gute Zielformulierungen<br />

Bei der Zielformulierung darf es nicht um „blumige“ Formulierungen gehen, sondern um nachweisbare<br />

Ergebnisse. Ungeeignet sind deshalb solche und ähnliche Zielformulierungen:<br />

Beispiel<br />

Beispiel einer „schlechten“ Zielformulierung<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

„Unser Projekt erhöht die Chance der Zielgruppe, nach Abschluss der Maßnahme ein Beschäftigungsverhältnis<br />

zu finden“.<br />

„Über Praktikumstellen in ausgewählten Betrieben werden die Grundlagen für eine berufliche Eingliederung<br />

schwer Vermittelbarer geschaffen.“<br />

Schlecht formulierte Ziele sind nicht überprüfbar. Ein gut formuliertes Ziel weist zwei wesentliche<br />

Merkmale auf:<br />

•Das angestrebte Ziel ist messbar.<br />

•Das angestrebte Ziel ist exakt formuliert und schließt Interpretationsspielräume<br />

weitgehend aus.<br />

Bsp. 17: Zielformulierung<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 59<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Die beiden „schlechten“ Formulierungen sind voller unbestimmter Begriffe, die sich der Messbarkeit entziehen<br />

und sich durch Interpretationsspielräume auszeichnen. Wir prüfen unsere Bewertung an der ersten<br />

Zielformulierung:<br />

Beispiel<br />

„Dass sich durch das Projekt die Chancen erhöhen nach Abschluss der Maßnahme ein Beschäftigungsverhältnis<br />

zu finden“.<br />

a) Es fehlen Bezugsgrößen bzw. Referenzwerte, die geeignet wären zu überprüfen:<br />

•ob das Projekt die Chancen erhöht hat, ein Beschäftigungsverhältnis zu finden.<br />

•in welchem Maße die Chancen gestiegen sind, durch das Projekt eine Beschäftigung zu finden.<br />

b) Es fehlen Begriffsdefinitionen, die Interpretationen verhindern:<br />

•„Nach Abschluss“ der Maßnahme kann bedeuten:<br />

- unmittelbar danach,<br />

- 4 Wochen danach,<br />

- 4 Monate danach.<br />

•Ein „Beschäftigungsverhältnis“ zu finden kann beinhalten:<br />

- einen Gelegenheitsjob,<br />

- einen Teilzeitjob.<br />

- ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis.<br />

Das gleiche Ziel entlang der beiden Merkmale der Messbarkeit und Exaktheit in der nachfolgenden<br />

Beschreibung formuliert, zeigt den Unterschied zwischen einer geeigneten und einer ungeeigneten<br />

Zielformulierung und erklärt, was es bedeutet, dass unter einem Ziel ein nachzuweisendes Ergebnis verstanden<br />

wird.<br />

Beispiel<br />

Beispiel einer „guten“ Zielformulierung<br />

Bsp. 18: Analyse einer Zielformulierung<br />

Mit dem Projekt ist die Chance für 20% der MaßnahmeteilnehmerInnen gestiegen, innerhalb von 8 Wochen<br />

nach Ende der Maßnahme unter Vorlage einer verbindlichen Arbeitgeberzusage in ein sozialversicherungspflichtiges<br />

Beschäftigungsverhältnis übernommen zu werden.<br />

Aufgrund dieser Formulierung gibt es objektive und messbare Kriterien, um die Zielsetzung zu überprüfen.<br />

60 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Beispiel<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

„acht Wochen nach Maßnahmenende...“<br />

• nachweisbar durch ein terminiertes Projektende,<br />

„Zwanzig Prozent der MaßnahmeteilnehmerInnen...“<br />

• nachgewiesen durch die Gesamtheit der MaßnahmeteilnehmerInnen im Projekt,<br />

„ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis...“<br />

• nachweisbar durch die Arbeitgeberzusage und den Arbeitsvertrag.<br />

<strong>IV</strong>.2.4.2 Beschreiben Sie Ziele und keine Maßnahmen<br />

Zur Zielformulierung gehört es darauf zu achten, dass Sie das Ziel nicht mit der Maßnahme, das Mittel zum<br />

Zweck nicht mit dem Zweck verwechseln. Maßnahmen sind keine Ziele; Maßnahmen sind Wege zu Zielen. Wir<br />

machen dazu ein erklärendes Beispiel:<br />

Beispiel<br />

Bsp. 19:„gute“ Zielformulierung und messbare Kriterien<br />

Eine Integrationsbarriere ist die Sprache. Deshalb ist es notwendig, ein Sprachförderprogramm aufzubauen.<br />

In dieser Formulierung wird der Weg, das Sprachförderprogramm, zum Ziel. Das eigentliche Ziel ist es aber in diesem<br />

Beispiel, über das Sprachförderprogramm Integrationsbarrieren abzubauen. Da Sie jetzt den Unterschied<br />

zwischen guten und schlechten Zielformulierungen kennen, können Sie den Versuch unternehmen, das Ziel<br />

„Sprachbarrieren abzubauen“, in einem gut formulierten Ziel zu operationalisieren.<br />

Beispiel<br />

Unser Lösungsvorschlag<br />

„50 % der MaßnahmeteilnehmerInnen mit Migrationshintergrund sind nach dem Sprachförderprogramm<br />

in der Lage, die im Schulungskonzept beschriebenen Arbeitsanweisungen der Anleiter zu verstehen und in<br />

richtiges Handeln umzusetzen“.<br />

Der Unterschied zur ersten Formulierung besteht darin, dass jetzt der Zielzustand nach Ende der Maßnahme<br />

überprüfbar ist.<br />

Prüfkriterium: Anzahl der TeilnehmerInnen, davon 50%<br />

Prüfkriterium: Sprachverständnis, Umsetzung der Anweisung in richtiges Handeln<br />

Prüfdokumente: Arbeitsanweisungen im Schulungskonzept<br />

Bsp. 20: operationalisierte Zielformulierung<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 61<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

<strong>IV</strong>.2.4.3 Entwickeln Sie Ziele aus der Zukunft<br />

Ziele messbar, d.h. operationalisierbar zu beschreiben ist eine Aufgabe der Projektplanungsarbeit. Sie<br />

ist die Voraussetzung dafür, Teilziele abzuleiten und Maßnahmen zu planen. Wir zeigen Ihnen am<br />

Beispiel des eingangs erwähnten fiktiven Projekts, wie Sie bei der Zielentwicklung vorgehen können:<br />

Schritt 1<br />

Zielzustand terminlich und inhaltlich festlegen<br />

Die F+F gGmbH hat im September 2006 den Zielzustand ihrer Projektidee terminlich und inhaltlich<br />

beschrieben:<br />

Geplanter Projektstart: 1. September 2007<br />

Schritt 2<br />

Teilziele und Inhalte bis zur Gegenwart festlegen<br />

Bei einem geplanten Projektstart zum 01.09.2007 werden die Teilziele von der Gegenwart ausgehend<br />

(Beginn 01.09.2006) definiert. Hierbei wird überlegt, welche Teilziele realisiert werden<br />

müssen, um das Zukunftsziel des Projektstarts am 01.09.2007 zu erreichen. Die „F+F gGmbH“<br />

hat bis zum Projektstart 6 Teilziele festgelegt (siehe Bsp. 21):<br />

62 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Beispiel<br />

Projekt<br />

Zukunft im<br />

Einzelhandel<br />

„ZiEl“<br />

Schritt 1<br />

Beschreiben Sie das<br />

Endziel des Projekts<br />

Schritt 2<br />

Beschreiben Sie die<br />

Teilziele, die erreicht<br />

sein müssen, wenn<br />

das Endziel erreicht<br />

werden soll.<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Zeitachse<br />

Zukunft<br />

Zukunft<br />

Gegenwart<br />

Die F+F gGmbH plant aufgrund der durchgeführten<br />

Arbeitsmarktanalyse in Verbindung mit den Zielsetzungen<br />

und Schwerpunkten im regionalen ESF-<br />

Arbeitskreis in seinem großen Gebrauchtwarenkaufhaus<br />

10 schwer vermittelbaren Jugendlichen mit<br />

besonderen Schwierigkeiten eine Ausbildung als<br />

Einzelhandelskauffrau, bzw. Einzelhandelskaufmann<br />

unter Aufsicht und Anleitung von geeignetem<br />

Ausbildungspersonal in Verbindung mit einer sozialpädagogischen<br />

Begleitung anzubieten.<br />

Mit Projektende zum 30.8.2010 haben:<br />

• 5 der 10 Teilnehmenden das Ausbildungsziel<br />

erreicht und mit der Kammerprüfung<br />

abgeschlossen.<br />

• 3 der 5 Teilnehmenden einen unbefristeten<br />

Arbeitsplatz im Einzelhandel gefunden.<br />

Teilziel 6 September 2007 Projektstart<br />

Teilziel 5 Juli – August 2007<br />

Geeigneten Ausbilder mit AdA<br />

einstellen.<br />

Teilziel 4 Juli 2007<br />

Förderzusage, Bewilligungsbescheid<br />

liegen vor.<br />

Teilziel 3 April, Mai, Juni 2007<br />

Projektskizze ist entwickelt und<br />

Projektantrag im regionalen Arbeitskreis<br />

eingereicht.<br />

Teilziel 2 Jan, Febr., März 2007<br />

Kooperation mit Berufsschule vereinbart.<br />

Teilziel 1 1.9.2006 bis 15.12.2006<br />

Kooperationsvertrag mit dem<br />

Einzelhandelsverband schließen.<br />

Bsp. 21: Zielentwicklungsmodell<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 63<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

<strong>IV</strong>.2.4.4 Die Balanced Scorecard als Zielentwicklungsinstrument<br />

Einen weiteren Zugang zur Zielentwicklung liefert die „Balanced Scorecard“ (BSC). Die Grundidee der<br />

Balanced Scorecard besteht darin, dass das Unternehmen ein Strategiekonzept entwickelt, das auf 4<br />

Pfeilern, den sogenannten Perspektiven gründet, die untereinander vernetzt sind. Die 4 Pfeiler sind:<br />

Perspektiven Um was geht es?<br />

Finanzen Woran merken wir, dass wir unsere finanziellen Ziele mit dem Projekt erreichen?<br />

Kunden Woran merken wir, dass wir bei unseren Kunden gut ankommen?<br />

Prozesse Woran merken wir, dass wir die richtigen Prozesse beherrschen (Effektivität)?<br />

Mitarbeiter/innen Woran merken wir, dass wir uns auf unser Personal verlassen können?<br />

Die Leitfragen zu den 4 Perspektiven können nur beantwortet werden, wenn zu den Leitfragen Zielgrößen entwickelt<br />

werden. Hierfür gelten die gleichen Prinzipien wie für gut formulierte Ziele; d.h. auch die Zielgrößen müssen<br />

eindeutig und operational, d.h. messbar sein.<br />

Durch die Art der Ziele, die wir definieren, verwandeln wir die BSC zu einer PSC = Projekt Scorecard. Diese könnte<br />

vereinfacht dargestellt so aussehen:<br />

Perspektiven<br />

Finanzen<br />

Kunden<br />

Prozesse<br />

Mitarbeiter/innen<br />

Um was geht es?<br />

Woran merken wir, dass unsere<br />

Finanzen in Ordnung sind?<br />

Woran merken wir, dass wir mit dem<br />

Projekt bei unseren Kunden gut<br />

ankommen?<br />

Woran merken wir, dass wir die richtigen<br />

Prozesse im Projekt beherrschen<br />

(Effektivität)?<br />

Woran merken wir, dass wir uns auf<br />

unser Personal im Projekt verlassen<br />

können?<br />

Abb. 10: Grundstruktur einer Balanced Scorecard<br />

Ziele (Beispiele)<br />

a) Gemeinkostenstruktur<br />

verbessert sich.<br />

b) Investitionen steigen<br />

gegenüber Vorjahr um 5 %.<br />

Mindestens 2 von 4 Projektanträgen<br />

werden vom regionalen ESF-<br />

Arbeitskreis ausgewählt.<br />

Unsere TeilnehmerInnen sind mit der<br />

Leistung zu 75% mehr als zufrieden.<br />

Jede/r MitarbeiterIn versteht sich<br />

als DienstleisterIn und verhält sich<br />

entsprechend kundenfreundlich.<br />

Kundenreklamationsquote < 2% p.a<br />

Abb. 11: Grundstruktur einer Projektscorecard<br />

64 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Im Projektreview (vgl. Review-Board) werden die Ergebnisse der Projekt Scorecard vorgestellt. Bei Bedarf wird die<br />

Projektleitung entsprechende Maßnahmen veranlassen.<br />

Eine vollständige Projekt Scorecard hat selbstverständlich zu jeder Perspektive mehr Ziele. Deshalb stellen wir<br />

Ihnen beispielhaft weitere Ziele und Kennziffern für die 4 Perspektiven vor.<br />

Beispiel<br />

Perspektiven<br />

Finanzen<br />

Kunden<br />

Prozesse<br />

Mitarbeiter/innen<br />

Unser Tipp:<br />

Ziele<br />

Umsatz erhöhen<br />

Kosten senken<br />

Liquidität verbessern<br />

Kundenbindung erhöhen<br />

Kundenerweiterung<br />

Verträge prüfen<br />

Freigabe aller erforderlicher<br />

Änderungen<br />

Qualifikation Honorarkräfte<br />

verbessern<br />

Potenziale entwickeln<br />

Kennziffern<br />

Umsatzrendite 5 %<br />

Kostensenkung 5 %<br />

Skontierfähigkeitsquote 100 %<br />

Mehrfachbeauftragung > 10 %<br />

Anteil Neukunden >15 %<br />

Zufriedenheitsquote<br />

keine nachteiligen finanziellen oder<br />

rechtlichen Folgen aus übersehenen<br />

Vorgaben im Bewilligungsbescheid<br />

Zustimmungsquote 100 %<br />

Nachweis Eignung für<br />

Erwachsenenbildung > 80 %<br />

Steigerung der Zusatz- und Mehrfachqualifikation<br />

um 10 % gegenüber<br />

Vorjahr<br />

Bsp. 22: Ziele einer Projektscorecard<br />

Die BSC füllt mindestens 1/2 Meter im Bücherschrank. Wer sich näher mit dem Thema befassen will,<br />

findet bei G. Josse, „Balanced Scorecard-Ziele und Strategien messbar umsetzen“ einen guten Einstieg<br />

zur Planung und Entwicklung einer eigenen BSC.<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 65<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

<strong>IV</strong>.2.4.5 Umgang mit Zielkonflikten<br />

Wenn man mehrere Ziele gleichzeitig verfolgt, kann die Erreichung des einen Ziels ein anderes Ziel<br />

torpedieren. In diesem Zusammenhang taucht der Begriff „Zielkonflikt“ auf. Da diese Zielkonflikte<br />

nicht immer offensichtlich sind, aber Einfluss auf die gesetzten Ziele haben, sollten Sie ein Verfahren<br />

kennen, um Zielkonflikte zu identifizieren. Ein Ziel kann ein anderes Ziel in dreifacher Weise beeinflussen:<br />

•Ziel 1 unterstützt die Ziele 2,3,4, ..., n<br />

•Ziel 1 verhält sich gegenüber den Zielen 2,3,4, ..., n neutral<br />

•Ziel 1 erschwert oder schließt das Erreichen der Ziele 2,3,4, ..., n aus.<br />

Mit einer Excel-Tabelle können Sie die Zielbeziehungen darstellen und die Zielkonflikte identifizieren.<br />

Schritt 1<br />

Weisen Sie den möglichen Zielzusammenhängen eine Zahl zu:<br />

•Ziele, die sich gegenseitig ausschließen 1<br />

•Ziele, die sich untereinander neutral verhalten 2<br />

•Ziele, die sich gegenseitig unterstützen 3<br />

Schritt 2<br />

Erstellen Sie eine Excel-Tabelle analog zur Abbildung und beschreiben die Ziele, die Sie erreichen<br />

wollen.<br />

Ziel 1 40 % Eingliederungsquote<br />

Ziel 2 Erweiterung des Netzwerkes<br />

Ziel 3 Entwicklung der Projektkompetenz<br />

Ziel 4 Genderziel: DozentInnentandems<br />

Ziel 5 90% Auslastungsquote<br />

Ziel 6<br />

Konflikt<br />

neutral<br />

unterstützend<br />

Skontierfähigkeit behalten<br />

66 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger<br />

40 % Eingliederungsquote<br />

Erweiterung des Netzwerkes<br />

Entwicklung der Projektkompetenz<br />

Genderziel: Dozentinnentandems<br />

90% Auslastungsquote<br />

Skontierfähigkeit behalten<br />

Konflikt<br />

neutral<br />

unterstützend<br />

Abb. 12: Analyse von Zielkonflikten


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Schritt 3<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Bewerten Sie in einem Team die Zielabhängigkeiten, tragen Sie die Ergebnisse ein und bilden<br />

horizontal und vertikal die Häufigkeiten*.<br />

Ziel 1 40 % Eingliederungsquote<br />

Ziel 2 Erweiterung des Netzwerkes<br />

Ziel 3 Entwicklung der Projektkompetenz<br />

Ziel 4 Genderziel: DozentInnentandems<br />

Ziel 5 90% Auslastungsquote<br />

Ziel 6<br />

Konflikt<br />

neutral<br />

unterstützend<br />

Skontierfähigkeit behalten<br />

Schritt 4<br />

Bewerten Sie das Ergebnis.<br />

Im Falle unseres Beispiels wird erkennbar, dass sich die geplanten Ziele überwiegend nicht behindern.<br />

Vielmehr unterstützen sich viele Ziele gegenseitig (21 Punkte) bzw. verhalten sich untereinander neutral<br />

(35 Punkte).<br />

Die Tabelle verweist aber auch auf einen Zielkonflikt zwischen dem geplanten Genderziel „DozentInnntandems“<br />

und dem Liquiditätsziel (uneingeschränkte Skontierfähigkeit). DozentInnntandems sind doppelt so teuer. Solche<br />

Tandems können bei engen finanziellen Möglichkeiten dazu führen, dass Liquiditätsprobleme auftauchen, die<br />

dann die Skontierfähigkeit beeinflussen. Die Lösung könnte darin liegen, sich ein anderes, erreichbareres<br />

Genderziel zu setzen, das nicht mit dem Liquiditätsziel oder anderen Zielen kollidiert.<br />

* nach Ignatz Schels, Projektmanagement mit Excel, S. 44<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 67<br />

40 % Eingliederungsquote<br />

2<br />

3<br />

3<br />

2<br />

2<br />

3<br />

2<br />

Erweiterung des Netzwerkes<br />

3<br />

3<br />

3<br />

2<br />

2<br />

2<br />

3<br />

Entwicklung der Projektkompetenz<br />

2<br />

2<br />

3<br />

2<br />

2<br />

4<br />

1<br />

Genderziel: Dozentinnentandems<br />

2<br />

2<br />

2<br />

3<br />

1<br />

1<br />

3<br />

1<br />

90% Auslastungsquote<br />

2<br />

3<br />

2<br />

2<br />

2<br />

3<br />

2<br />

Skontierfähigkeit behalten<br />

2<br />

2<br />

3<br />

1<br />

3<br />

1<br />

2<br />

2<br />

Konflikt<br />

1<br />

1<br />

4<br />

neutral<br />

4<br />

4<br />

2<br />

1<br />

3<br />

4<br />

35<br />

unterstützend<br />

1<br />

1<br />

3<br />

3<br />

2<br />

21<br />

Abb. 13: Matrix Zielbeziehungen<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

<strong>IV</strong>.2.5 Projektmarketing<br />

Das Projektmarketing ist ein nicht immer professionell gehandhabtes Element des Projektmanagements in der<br />

Sozialwirtschaft. Da sich Sozialarbeit in der Öffentlichkeit bislang wenig medienwirksam präsentiert, mag dies<br />

den Verzicht auf ein professionelles Projektmarketing erklären. Ein anderer Grund könnte darin liegen, dass<br />

wenig Erfahrung und Übung im Umgang mit Medien und Medienvertretern vorliegt. Schließlich ist das<br />

Marketing ein für die Sozialwirtschaft relativ neuer Begriff, mit dem sie sich auseinandersetzen muss.<br />

<strong>IV</strong>.2.5.1 Gutes tun und darüber reden<br />

Im Kapitel <strong>II</strong> ESF für EinsteigerInnen haben wir bereits auf das Element der Publizitätspflicht hingewiesen. Die EU<br />

ist daran interessiert, dass ihre Förderung öffentlichkeitswirksam dargestellt und vermarktet wird. Der Aushang<br />

der ESF-Plakate ist dabei nur ein Aspekt des Projektmarketings. Ein weiterer Bestandteil ist die Verpflichtung des<br />

Trägers, die TeilnehmerInnen an ESF-Projekten auf die ESF-Förderung hinzuweisen.<br />

Zum Marketingportfolio des ESF gehört es auch, ESF-Projekte öffentlichkeitswirksam in Form von Projektflyern,<br />

Publikationen etc. in Szene setzen zu können. Die Kostenübernahme für die Werbeträger durch den ESF ist allerdings<br />

daran gebunden, dass in den Projektveröffentlichungen auf die Förderung des Projekts durch den ESF hingewiesen<br />

und die entsprechenden Logos verwendet werden.<br />

Unser Tipp:<br />

Abb. 14: ESF-Plakat<br />

Nutzen Sie die vom ESF bereitgestellten Möglichkeiten ein aktives Projektmarketing zu betreiben.<br />

Präsentieren Sie Ihre Projektarbeit in geeigneter Weise auf Ihren Werbeträgern.<br />

Erstellen Sie ein eignes Marketingkonzept für Ihr Projekt. Sorgen Sie deshalb:<br />

•für ein werbewirksames Medienmaterial,<br />

•für den Zugang zu Presse und Medien,<br />

• für regelmäßige Presseinformationen,<br />

•für eine regelmäßig gute Presse durch gute Leistung.<br />

68 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

<strong>IV</strong>.2.5.2 Projektpräsentation<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Projektmarketing beginnt spätestens mit der Projektpräsentation beim regionalen ESF-Arbeitskreis. Bei<br />

Präsentationen kommt es auf folgende Elemente an:<br />

• die formelle schriftliche Präsentation,<br />

• die Präsentationsdokumente (Folien, Grafiken, u.a.),<br />

•das Präsentationsmedium (Flipchart, Pinnwand, Beamer u.a.),<br />

• die Präsentation selbst (Gliederung, Rhetorik, Körpersprache u.a.).<br />

Eine Faustregel* lautet:<br />

mittelmäßige Präsentation + guter Schluss = gute Präsentation<br />

gute Präsentation und schlechter Schluss = schlechte Präsentation<br />

Die Schlussfolgerung aus der Erfahrung lautet: Achten Sie auf einen guten Einstieg und auf einen überzeugenden<br />

Schluss!<br />

<strong>IV</strong>.2.5.3 Die Presse für das Projekt interessieren<br />

Es ist manchmal nicht einfach, die Presse für ein Projekt zu mobilisieren. Grundsätzlich gibt es zwei<br />

Möglichkeiten: entweder Sie bauen den Kontakt zur Presse systematisch auf und halten den Kontakt durch laufende<br />

Informationen oder Sie interessieren und informieren die Presse durch eigene Artikel, in denen Sie auf das<br />

Projekt aufmerksam machen. Um die Chancen zu erhöhen, dass ein eigener Pressebericht auch angenommen<br />

wird, möchten wir Ihnen einige Grundregeln zur Abfassung eines Presseberichts geben:<br />

* B.C.Schreckeneder, Projektcontrolling, Haufe Mediengruppe, 2005<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 69<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Beispiel<br />

Grundregeln<br />

Der Aufbau des Textes muss so angelegt sein, dass die Journalisten den Text von hinten nach vorne kürzen<br />

können, ohne dass dabei die Kernaussage verloren geht. Journalisten gehen davon aus, dass die Wichtigkeit<br />

der Aussagen von oben nach unten abnimmt.<br />

Formal muss ein Pressebericht beinhalten:<br />

•„Presseinformation“<br />

•Ortsangabe/Datum<br />

•Anschrift,Ansprechpartner mit Durchwahl/Fax/Email<br />

•Hauptüberschrift mit Untertitel<br />

•Vorspann mit Kernbotschaft und Informationskern (fett gedruckt)<br />

Der Vorspann muss die Kernaussage der Pressemitteilung enthalten. Er muss Antworten auf die 6 W-<br />

Fragen geben:„Was – Wer – Wann – Wo – Warum – Mit welchem Ziel“?<br />

Zwischenüberschriften machen die Mitteilung übersichtlicher.<br />

Layout Flattersatz<br />

Blatt einseitig beschreiben<br />

In der Regel eine DIN A 4 Seite, max. 2 Seiten. Geschäftspapier verwenden<br />

Versand der Pressemitteilung<br />

Kein Anschreiben<br />

Versand per: • Brief,<br />

• Fax,<br />

• Email.<br />

Bsp. 23: Grundregeln für einen Pressebericht<br />

<strong>IV</strong>.2.5.4 Das Projekt intern vermarkten<br />

In unseren Anmerkungen zum Projektmarketing sind wir bislang auf die Außendarstellung eingegangen. Von<br />

gleicher Bedeutung ist es, das Vorhaben intern zu vermarkten. Auch hier gilt die Faustregel der Präsentation.<br />

Neben dem Projektteam, das immer wieder motiviert und eingebunden werden will, sind zentrale<br />

Ansprechpartner für das Vorhaben die Stakeholder und die Funktionsträger in der Organisation des Trägers, die<br />

darüber entscheiden, ob das Vorhaben weiter verfolgt wird oder nicht. Hier muss in gleicher Weise Überzeugungsarbeit<br />

geleistet werden wie bei einer Projektpräsentation der Idee beim Auftraggeber oder im regionalen<br />

ESF-Arbeitskreis. Wir haben Ihnen für die Präsentation im Innenverhältnis eine kleine Check-Liste erstellt:<br />

70 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Beispiel<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

•Erläutern Sie anhand von Fakten, warum Sie ein Projekt planen.<br />

•Beginnen Sie mit einer kurzen Problemanalyse.<br />

•Zeigen Sie die Konsequenzen und Folgen auf, wenn auf das Projekt verzichtet wird.<br />

•Beschreiben Sie das Projekt als die effektivste Lösung für das Problem.<br />

•Zeigen Sie die Risiken auf und wie Sie den Träger vor Verlusten schützen.<br />

•Relativieren Sie die Risiken durch die Darstellung, welche Analysen und Prüfungen durchgeführt<br />

wurden, um ein seriöses Projekt zu präsentieren.<br />

•Zeigen Sie den Nutzen des Projekts auf; u.a. für:<br />

- den Träger,<br />

- die Zielgruppe,<br />

- die betriebliche Stabilität.<br />

•Tragen Sie abschließend vor, was jetzt geschehen muss.<br />

•Erarbeiten Sie für die EntscheiderInnen ggf. einen Statusbericht als Tischvorlage zur Präsentation.<br />

<strong>IV</strong>.3 Die Feinplanungsphase<br />

Bsp. 24: Checkliste Projektpräsentation<br />

Wir sind mit der Projektfeinplanung zunächst an einer Kreuzung angekommen. ESF-Projekte und die<br />

Projektentwicklung in der Projektwirtschaft gehen kurzfristig getrennte Wege.<br />

•ESF-Projektträger, deren Projekte vom regionalen Arbeitskreis zur Förderung empfohlen und von der<br />

L-Bank geprüft wurden, erhalten einen Bewilligungsbescheid. Dieser Bescheid ist das Startsignal zur<br />

Projektumsetzung und gleichzeitig Ausgangspunkt für die Projektfeinplanung.<br />

•Projekte in der Projektwirtschaft nehmen einen anderen Weg. Die Ergebnisse der Vorprüfungen aus der<br />

Initial- und der Definitionsphase sind noch nicht hinreichend für einen abschließenden Projektauftrag. Das<br />

ist verständlich, denn trotz der bisherigen Analysen sind noch keine Aussagen getroffen worden:<br />

- zur Ablaufplanung,<br />

- zur Detailplanung des Aufwandes,<br />

- zur Kosten- und Finanzplanung,<br />

- zur Beurteilung von Risiken im Projekt.<br />

Damit sind die Aufgaben der Phase der Feinplanung im Rahmen der Projektentwicklung bestimmt. Erst wenn<br />

die Aufgaben erledigt sind und die Ergebnisse vorliegen, sind die Bedingungen einer umfassenden<br />

Projektprüfung in der Projektwirtschaft erfüllt. Die Freigabe des Projekts mündet in einen Projektauftrag. Ab diesem<br />

Zeitpunkt laufen die beiden kurzfristig getrennten Wege wieder zusammen.<br />

Wir gehen davon aus, dass die im folgenden vorgestellten Verfahren bei ESF-Projekten noch selten<br />

zum Einsatz kommen, überwiegend deshalb, weil die Werkzeuge und Verfahren noch unbekannt<br />

sind. Gerade deswegen möchten wir die Interessierten ermuntern zu prüfen, ob und welche<br />

Arbeitsmittel sich für die Projekte des Trägers zusätzlich eignen könnten und ob sie es wert sind, bei<br />

Bedarf übernommen zu werden.<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 71<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

<strong>IV</strong>.3.1 Feinplanung der Ablauforganisation<br />

Die Ablauforganisation muss so organisiert sein, dass die Arbeitsprozesse reibungslos ablaufen und zu möglichst<br />

effizienten Prozessergebnissen führen. Ein effizientes Projekt ist immer auch ein in der Abwicklung reibungslos<br />

verlaufendes Projekt. Eine reibungslose Abwicklung darf erwartet werden, wenn<br />

•die Zuständigkeiten geklärt sind,<br />

• die Prozesse beherrscht werden,<br />

• die Schnittstellen besetzt sind,<br />

• die strukturellen Voraussetzungen gegeben sind.<br />

Dafür gibt es eine Reihe von Werkzeugen.Von grundlegender Bedeutung ist die Verankerung des Projekts in der<br />

betrieblichen Organisation. Wir stellen Ihnen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, 3 Modelle vor. Vielleicht erkennen<br />

Sie sich und ihre Projektorganisation ansatzweise in einem Modell wieder; vielleicht steuern Sie Ihre Projekte<br />

bereits in einer der vorgestellten Varianten.<br />

Keines der vorgestellten Modelle ist per se besser oder schlechter. Die Integration der Projektorganisation in die<br />

Unternehmensorganisation sollte sich alleine daran orientieren, ob das gewählte oder eigens entwickelte<br />

Modell geeignet ist, die Projektaufgabe effektiv und effizient zu bewältigen.<br />

<strong>IV</strong>.3.1.1 Projektorganisationsmodelle<br />

Eine Möglichkeit stellt die Matrix-Projektorganisation dar. Die Verantwortung liegt bei der Geschäftsführung,<br />

die gleichzeitig Projektleitung ist. Die MitarbeiterInnen unterstehen sowohl der/dem projektleitenden<br />

GeschäftsführerIn, wie den Linienvorgesetzten.<br />

Projekt A<br />

Projektleitung<br />

Projekt B<br />

Projektleitung<br />

Geschäftsführung<br />

Verwaltung Arbeitsbereiche Sozialdienste<br />

Abb. 15: Matrixorganisation<br />

Konflikte zeichnen sich in diesem Integrationsmodell dann ab, wenn MitarbeiterInnen von der Geschäftsführung<br />

mit Projektaufgaben beauftragt sind, die zulasten der Erledigung der Sachaufgaben in der Linie, d.h. in der<br />

Abteilung oder im Fachbereich gehen. Deshalb bedarf es der Abstimmung zwischen der Projektleitung, den<br />

Abteilungen und ggf. Fachbereichen, welche MitarbeiterInnen aus den Linien in welchem Umfang in das Projekt<br />

eingebunden werden und Projektaufgaben übernehmen. Einvernehmen muss dann auch darüber hergestellt<br />

werden, welche Linienaufgaben zugunsten des Projekts zurückgestellt oder umverteilt werden können.<br />

Das Projektorganisationsmodell ist eine Alternative zur Matrixorganisation dann, wenn für das Projekt, ggf.<br />

befristet für die Dauer des Vorhabens, eine eigene Abteilung gebildet wird. Dann liegt die Zuständigkeit und<br />

Verantwortlichkeit nur bei der Projektleitung.<br />

72 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Dennoch kann auch in diesem Modell die Effektivität und Effizienz bei der Projektabwicklung gestört sein, denn<br />

Projektabteilungen können „ausgehungert“ werden. Sie erhalten dann von den Linienvorgesetzten keine zeitnahen<br />

oder nur gefilterte Informationen, sie treffen auf Misstrauen in der Linie oder es wird die fachlich erforderliche<br />

Zuarbeit aus den Abteilungen verzögert. Um dies zu vermeiden, müssen auch hier die Schnittstellen<br />

und die Befugnisse vor Projektbeginn von der Geschäftsleitung geklärt werden.<br />

Projektleitung<br />

Projektteam<br />

Geschäftsführung<br />

Leitung Verwaltung Leitung Sozialdienst Leitung Arbeit<br />

Rechnungswesen Qualifizierung Integrationsfirma<br />

Personalstelle Arbeitsgelegenheit Baudienstleistungen<br />

Abb. 16: Projektorganisation<br />

Das Projekt in der Linie ist zwar für das Projektmanagement in der Projektwirtschaft untypisch, aber bei ESF-<br />

Trägern deswegen anzutreffen, weil vor allem kleinere ESF-Träger kaum über die erforderlichen Ressourcen verfügen,<br />

um<br />

•eine eigene Projektsteuerung zu implementieren.<br />

•projektspezifische Stellen einzurichten.<br />

•ein Projekt von den Routineaufgaben abzukoppeln.<br />

In Abhängigkeit von der Größe des Trägers gibt es das Modell in 2 Varianten:<br />

•Variante 1<br />

Die Projektverantwortung übernimmt eine Fachabteilung des Trägers. Nicht selten ist der Sozialdienst für<br />

die Projektsteuerung zuständig. Die MitarbeiterInnen der Abteilung sind gleichzeitig die MitarbeiterInnen<br />

des Projekts.<br />

Geschäftsführung<br />

Verwaltungsleitung Leitung Sozialdienst<br />

& Projektleitung<br />

Leitung Arbeit<br />

Rechnungswesen Qualifizierung Integrationsfirma<br />

Personalstelle Arbeitsgelegenheit Baudienstleistungen<br />

Abb. 17a: Linienorganisation Variante 1<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 73<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Probleme ergeben sich in diesem Modell dann, wenn für das Projekt Kompetenzen erforderlich sind, die weder<br />

in der eigenen noch in anderen Abteilungen verfügbar sind. Wir können eine solche Problemlage unter<br />

Bezugnahme auf Prüffeststellungen der Fondsverwaltung als Beispiel konkretisieren:<br />

Eine häufige Prüffeststellung ist, dass dem ESF-Träger die Kompetenz zur Ermittlung und Verbuchung<br />

von förderfähigen Kosten fehlt.<br />

Häufig ist dies dadurch bedingt, dass die Projektleitung, an Routinen gewöhnt, die spezifischen<br />

Anforderungen an die Rechnungslegung bei ESF-Projekten nicht kennt oder nicht umsetzen kann.<br />

•Variante 2<br />

Die Projektleitung wird nicht an eine Abteilung delegiert. Sie wird direkt von der Geschäftsführung in<br />

Personalunion wahrgenommen.<br />

Rechnungswesen Qualifizierung Integrationsfirma<br />

Personalstelle Arbeitsgelegenheiten Baudienstleistungen<br />

Verwaltung<br />

Sozialdienst Arbeit<br />

Geschäftsführung<br />

und Projektleitung<br />

Abb. 17b: ESF-Projektorganisation<br />

Während bei den bisherigen Modellen die Geschäftsführung nach „unten“ oder seitwärts delegieren kann, ist die<br />

Variante 2 dadurch gekennzeichnet, dass die Geschäftsführung gleichzeitig die Projektleitung innehat. Sie ist ein<br />

operatives Organ das in Personalunion sich selbst und das System kontrolliert.<br />

Dass unter diesen Umständen die Grundlagen der Kontrolle – das 4 Augenprinzip – nicht zu realisieren ist, darf<br />

ebenso wenig verwundern, wie erwartet werden darf, dass das Modell der Variante 2 zu Überlastungs- und<br />

Überforderungserscheinungen bei der Geschäftsleitung führen wird.<br />

Wir möchten Ihnen an dieser Stelle raten, von dem Modell nur dann Gebrauch zu machen, wenn Sie gewährleisten<br />

können, dass durch betriebliche Regelungen das „4 Augenprinzip“ gewahrt bleibt und die Projektsteuerung<br />

als gemeinsame Aufgabe, als Teamaufgabe, verstanden wird.<br />

Vor- und Nachteile der Organisationsformen<br />

In einer Zusammenfassung haben wir Ihnen die Vor- und Nachteile der Modelle zur Integration des Projekts in<br />

die Unternehmensorganisation noch einmal gegenübergestellt. Sie werden bestätigt finden, dass es das Best-<br />

Practice-Modell nicht gibt.<br />

Sie müssen prüfen, in welcher Weise Sie die Abwicklung Ihres ESF-Projekts in den Kontext der<br />

Gesamtorganisation integrieren können. Treffen Sie darüber eine Entscheidung, kommunizieren Sie Ihre<br />

Entscheidung nach innen und initiieren Sie entsprechende Maßnahmen.<br />

74 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Modelle<br />

Matrixorganisation<br />

Projektorganisation<br />

Linienorganisation<br />

Variante 1<br />

Linienorganisation<br />

Variante 2<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Vorteile<br />

Während des Projekts können die<br />

MitarbeiterInnen ihre üblichen<br />

Aufgaben erfüllen.<br />

Nach dem Ende des Projekts verbleiben<br />

die fest angestellten<br />

MitarbeiterInnen in ihren<br />

Funktionsstellen.<br />

Es gibt eine/n eindeutige/n<br />

Verantwortliche/n für das Projekt.<br />

Abweichungen und Projektprobleme<br />

sind alleine von der Projektleitung zu<br />

vertreten.<br />

Die Zuständigkeit ist klar einer Linie<br />

zugeordnet.<br />

Das Projekt wird im Wesentlichen in<br />

der Linie mit den dazu gehörenden<br />

MitarbeiterInnen gesteuert und verantwortet.<br />

Die Zuständigkeit liegt bei der<br />

Geschäftsführung.<br />

Zur Erledigung von Projektaufgaben<br />

kann die Geschäftsführung alle<br />

MitarbeiterInnen über das<br />

Weisungsrecht beauftragen.<br />

Nachteile<br />

Doppelbelastung der MitarbeiterInnen<br />

Konflikte zwischen Projektleitung und<br />

Linienverantwortlichen<br />

Bei fehlender Kommunikation der<br />

Projektleitung mit den<br />

Bereichsverantwortlichen kann die<br />

Akzeptanz des Projekts bei den<br />

Linienvorgesetzten leiden.<br />

Die Gefahr der Torpedierung des<br />

Projekts ist im Einzelfalle nicht auszuschließen.<br />

Fehlen die Kompetenzen in der Linie,<br />

kann dies das Projekt in große<br />

Schwierigkeiten bringen.<br />

Fehlt die Kompetenz im Projektmanagement<br />

und zu ESF-Spezifika,<br />

kann das Projekt in große<br />

Schwierigkeiten kommen.<br />

Es besteht die Gefahr der Überlastung,<br />

da die Geschäftsführung das<br />

Tagesgeschäft parallel zum Projekt<br />

bewältigen muss.<br />

Es kann zu Differenzen mit den<br />

Bereichs- oder Abteilungsleitungen<br />

kommen, wenn diese wegen<br />

der Projektaufgaben die<br />

Alltagsaufgaben vernachlässigen (müssen).<br />

Das System kontrolliert sich selbst<br />

und unterliegt deshalb keiner Kontrolle.<br />

Abb. 18: Vor- und Nachteile der Projektorganisationsformen<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 75<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

<strong>IV</strong>.3.1.2 Das Projektsteuerungsorganigramm<br />

In den Projektorganisationsmodellen wird zwar die für das Projekt zuständige Stelle innerhalb des<br />

Unternehmens aufgezeigt, sie sagt aber nichts aus über die Zuständigkeiten und<br />

Verantwortlichkeiten zwischen den Projektakteuren.<br />

Solange die Organisation des Trägers überschaubar ist und die Projektbeteiligten das Projekt innerhalb<br />

bekannter Hierarchien abwickeln, braucht es kein zusätzliches Organigramm. In<br />

Kooperationsprojekten hingegen ist das Projektorganigramm ein „Muss“. Es bildet die<br />

Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten für das Projekt grafisch ab.<br />

Die Erstellung eines Projektorganigramms ist handwerklich leicht zu bewerkstelligen. Die<br />

Schwierigkeiten liegen in der Klärung und Festlegung der für das Projekt erforderlichen Gremien,<br />

Instanzen, Ausschüsse und in der Besetzung der Positionen.<br />

Unser Tipp:<br />

Einigen Sie sich bei Kooperationsprojekten frühzeitig auf ein Projektsteuerungsorganigramm.<br />

Sie werden erstaunt feststellen, dass dies keine einfache Aufgabe ist, denn letztlich geht es um<br />

Macht und Einfluss im Projekt und hier ist sich jeder Projektbeteiligte selbst der Nächste.<br />

Unser fiktiver Träger, die F+F gGmbH, hat für das Projekt ZiEl folgendes Projektorganigramm erstellt:<br />

Projektleitung<br />

Geschäftsführung<br />

Projektteam<br />

TeilnehmerInnen<br />

• AusbildungsleiterIn<br />

• AusbilderIn SHK<br />

• Sozialpäd.<br />

• Verwaltung<br />

Aufgabe<br />

Projektplanung und Realisierung<br />

Organisation<br />

Mtl. Projektteambesprechung<br />

Controlling mtl. über Statusbericht<br />

Honorarkräfte (2)<br />

Stützunterricht<br />

Hausaufgabenbetreuung<br />

Fachausschuss<br />

TeilnehmerInnen<br />

• Geschäftsführung<br />

• VertreterIn Einzelhandelsverband<br />

• KammervertreterIn<br />

• SchulleiterIn Berufsfachschule<br />

• GF Kaufmarkt<br />

• GF A&C<br />

Aufgabe<br />

Projektbegleitung und Mitwirkung an<br />

Problemlösungen während des<br />

Ausbildungsprojekts<br />

Organisation<br />

Vierteljährliche Arbeitsbesprechung<br />

Einzelfallbesprechung bei Bedarf<br />

Bsp. 25: Muster Projektsteuerungsorganigramm<br />

76 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

<strong>IV</strong>.3.1.3 Das Funktionendiagramm<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten für Aufgaben können auch in anderer Weise – im Rahmen<br />

eines Funktionendiagramms – dargestellt werden. Es liefert über eine Matrix eine Übersicht über<br />

alle wesentlichen Aufgaben im Projekt und zeigt an, wer für die Aufgabenerfüllung zuständig ist. Wie<br />

das Projektorganigramm eignet sich das Funktionendiagramm vorwiegend für Träger mit einer<br />

komplexen Aufgabenstellung und für Organisationen, die im Multiprojektmanagement zu Hause<br />

sind.<br />

Wir haben das nachstehende Funktionendiagramm wieder an unserem Modellträger dargestellt. Es zeigt<br />

einen Ausschnitt für die Umsetzungsphase.<br />

Wesentliche<br />

Aufgaben in der<br />

Umsetzungsphase<br />

des Projekts<br />

Projektcontrolling V D M M M M<br />

Ausbildung I D I V<br />

Sozialpädagogische Begleitung I V I D<br />

Organisation der Kinderbetreuung V I D<br />

Öffentlichkeitsarbeit gewährleisten V D M M M<br />

Verbuchung der Kosten V M D M M<br />

EDV Beauftragte/r für ifha@ I V D<br />

Datenbank<br />

Funktionsstellen im<br />

Projekt<br />

GeschäftsführerIn F+F<br />

Projektleitung<br />

Legende: V = Verantwortlich D = Durchführen M = Mitwirken I = Information<br />

Bei der Erstellung eines Funktionendiagramms sollten Sie folgende Schritte beachten:<br />

Schritt 1<br />

Definieren Sie die wesentlichen Arbeitspakete für die jeweiligen Phasen im Projekt.<br />

Schritt 2<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 77<br />

AusbilderIn<br />

In den Spalten tragen Sie die in Ihrer Organisation mit der Projektabwicklung beauftragten<br />

Funktionsstellen ein.<br />

Schritt 3<br />

SozpädagogIn<br />

Buchhaltung<br />

Personalabteilung<br />

Ausbildungsleitung<br />

Abb. 19: Funktionendiagramm<br />

Legen Sie fest, welche Aufgaben die FunktionsträgerInnen zu erbringen haben.<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Schritt 4<br />

Kennzeichnen Sie in der Matrix den für die Aufgabe Verantwortlichen mit (V).<br />

Kennzeichnen Sie in der Matrix den mit der Durchführung der Leistung Beauftragten mit (D).<br />

Kennzeichnen Sie in der Matrix den / die Mitwirkenden an der Aufgabe mit (M).<br />

Kennzeichnen Sie mit (I) die FunktionsträgerIn, die vom jeweiligen Status der Aufgabe informiert<br />

sein müssen.<br />

<strong>IV</strong>.3.1.4 Die Kommunikationsmatrix<br />

Der Störung der Kommunikation in Projekten vorzubeugen dient eine Kommunikationsmatrix.<br />

Störungen in der Kommunikation sind nicht nur personenbedingt, sondern zunehmend auch technologisch<br />

bedingt. Die Auswirkungen einer gestörten Kommunikation sind für das Projekt und für die<br />

Projektbeteiligten problematisch. Die Kommunikationsmatrix ist einerseits Orientierungshilfe wie<br />

Arbeitsanweisung, die von den Projektbeteiligten eingehalten werden muss. Wohl aus Erfahrung<br />

sprechend, kommen deutsche Führungskräfte zu dem Ergebnis, dass die mangelnde Kommunikation<br />

Hauptursache von Produktivitätsverlusten in Projekten sei.*<br />

Bei Trägern, deren Kommunikation noch durch Zuruf erfolgen kann, ist die Erstellung einer Kommunikationsmatrix<br />

nicht zwingend. Mit zunehmender Komplexität des Projekts oder der Organisation des Trägers wird<br />

eine Kommunikationsmatrix zur Pflicht, vor allem um unterschiedliche Informationsstände unter den<br />

Projektbeteiligten zu verhindern, um Gleiches nach innen und außen zu kommunizieren, um dem Einen nicht<br />

zu viel und dem Anderen nicht das Falsche zu sagen und auch, um wichtige Stakeholder nicht zu vergessen.<br />

Die Erstellung ist einfach und erfolgt über eine Tabelle, die Sie selbst erstellen.<br />

Projektakteure<br />

Interne Projektakteure<br />

Geschäftsführung<br />

Buchhaltung<br />

EDV Verantwortliche/r<br />

ProjektmitarbeiterIn<br />

Externe Projektakteure<br />

Presse<br />

Landrat/ Landrätin<br />

* B.C Schreckeneder, a.a.O. S. 16<br />

kommuniziert mit<br />

ARGE<br />

Regionale AK<br />

Stakeholder<br />

L-Bank<br />

Persönliche/r<br />

AnsprechpartnerIn<br />

Geschäftsleitung<br />

Geschäftsführung<br />

Wer informiert wen?<br />

GF informiert Projektteam<br />

Buchhaltung informiert<br />

Geschäftsführug<br />

EDV Verantwortliche/r<br />

informiert GF<br />

ProjektmitarbeiterIn informiert<br />

Linienvorgesetzten<br />

beidseitig<br />

beidseitig<br />

Über welches Medium?<br />

Teamsitzung<br />

14 - tägig<br />

Aktenvermerk<br />

anlassbezogen<br />

E-Mail<br />

anlassbezogen<br />

anlassbezogen<br />

Tagesbesprechung<br />

oder E-Mail<br />

E-Mail, anlassbezogen<br />

E-Mail, anlassbezogen<br />

Abb. 20: Kommunikationsmatrix<br />

78 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Unser Tipp<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Wenn Sie Informationen über E-Mail oder Intranet versenden, legen Sie eindeutig fest, welches<br />

Verfahren (Holschuld- oder Bringschuldverfahren) in Ihrer Organisation gilt und lassen Sie sich die<br />

Kenntnisnahme der Regel bestätigen.<br />

Üblich ist das Holschuldverfahren. Hier gilt: Es ist Aufgabe der Projektbeteiligten, gesendete Informationen zum<br />

Projekt über E-Mail und Intranet täglich selbst abzurufen. Eine Kontrolle kann dadurch eingebaut werden, dass<br />

der Sender vom Empfänger eine Empfangsbestätigung anfordert.<br />

Im Bringschuldverfahren muss der Sender ggf. nachweisen, dass die/der ProjektmitarbeiterIn relevante<br />

Projektinformationen laufend erhalten, aber beständig ignoriert hat. Gelingt dieser Nachweis nicht, können dem<br />

Sender leicht die Desinformationen im Projekt zugeschoben werden. Deshalb ist das Verfahren der Bringschuld<br />

unüblich geworden.<br />

Ergänzend zur Kommunikationsmatrix hat sich der Aufbau einer Adressliste bewährt.<br />

Beispiel<br />

Name Organisation Adresse Tel.: Tel.: Fax E-Mail<br />

Festnetz Handy<br />

A<br />

B<br />

C<br />

....<br />

....<br />

....<br />

X<br />

y<br />

Z<br />

Bsp. 26: Muster Adressliste<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 79<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Unser Tipp:<br />

Die Pflege dieser Adressliste sowie der Änderungsdienst und die Verfügbarkeit der jeweils aktuellen<br />

Fassung sollte bei den Aufgabenverteilungen im Projekt fest vereinbart werden.<br />

<strong>IV</strong>.3.1.5 Prozesse analysieren<br />

So wie es Störungen in der Kommunikation gibt, sind auch Abläufe störanfällig. Häufig sind diese<br />

Reibungsverluste das Ergebnis nicht geklärter Schnittstellen. Eine Schnittstellenanalyse kann helfen,<br />

Schwachstellen zu identifizieren.Daran können sich Maßnahmen anschließen, die gewährleisten, dass<br />

die Abläufe frei von Störungen sind.<br />

<strong>IV</strong>.3.1.5.1 Prozessanalyse über Prozessketten<br />

Die Erstellung einer Prozessanalyse setzt voraus, dass die Kompetenz zur Analyse von Prozessen vorliegt. Träger<br />

mit einem QM-System finden sich mit dem Verfahren gut zu recht. Für Interessierte erklären wir die<br />

Prozessanalyse Schritt für Schritt.<br />

Schritt 1<br />

Klären Sie, welche Prozesse im Projekt störungsfrei verlaufen müssen und benennen Sie diese<br />

Prozesse.<br />

Unsere F+F gGmbH war der Auffassung, dass der Stellenbesetzung des Ausbilders bzw. der<br />

Ausbilderin im Projekt eine Schlüsselfunktion zu kommt. Von dieser Stelle hängt wesentlich der<br />

Projekterfolg ab. Deshalb war es dem Träger ein Anliegen, den Prozess der Stellenbesetzung zu<br />

untersuchen.<br />

Ein Projekt lässt sich in Phasen einteilen. Analog kann auch ein Prozess in Prozessabschnitte eingeteilt<br />

werden. Im Prozessmanagement nutzt man für einen Prozessabschnitt das Symbol:<br />

Die Prozessabschnitte aneinandergereiht ergeben eine Prozesskette, die den gesamten Prozess abbildet.<br />

Abb. 21: Prozesskette<br />

Zur Erstellung einer Prozesskette ist es unabdingbar, den Beginn und das Ende eines Prozesses festzulegen.<br />

Diese Anforderung ergibt sich aus der Notwendigkeit, den Prozess der Stellenbesetzung von<br />

anderen Prozessen abzugrenzen, denn die Stellenbesetzung kann bereits mit der Entwicklung der<br />

Anzeige in der Zeitung beginnen oder erst später mit der Bewerberauswahl.<br />

80 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Schritt 2<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

F+F gGmbH hat eine Prozesskette mit Prozessabschnitten für den Prozess der Stellenbesetzung<br />

gebildet. Er beginnt mit der Stellenausschreibung und endet mit der Bewerberauswahl.<br />

Stelle ausschreiben<br />

Schritt 3<br />

Die für die Teilaufgaben im Prozess lt. Aufgabenbeschreibung Zuständigen werden identifiziert.<br />

Stelle ausschreiben<br />

Schritt 4<br />

Sichten der<br />

Bewerbung<br />

Sichten der<br />

Bewerbung<br />

Bewerber-<br />

Innenkreis<br />

festlegen<br />

Bewerber-<br />

Innenkreis<br />

festlegen<br />

Bewerbungsgespräche<br />

führen<br />

Bewerbungsgespräche<br />

führen<br />

Bewerber-<br />

Innen über<br />

Stellenprofil<br />

vergleichen<br />

Bewerber-<br />

Innen über<br />

Stellenprofil<br />

vergleichen<br />

Personalstelle Personalstelle AusbilderIn ProjektleiterIn Personalstelle GF<br />

Bewerber-<br />

Innen<br />

auswählen<br />

F+F gGmbH überprüft ihre Praxis der Stellenbesetzung und verwendet hierfür zur besseren<br />

Übersicht eine Matrixdarstellung<br />

Zuständig<br />

Stelle ausschreiben<br />

GF<br />

P-<br />

Stelle<br />

PL<br />

Ausbilder<br />

Sichten der<br />

Bewerbung<br />

Bewerber-<br />

Innenkreis<br />

festlegen<br />

Bewerbungsgespräche<br />

führen<br />

Bewerber-<br />

Innen über<br />

Stellenprofil<br />

vergleichen<br />

Bewerber-<br />

Innen<br />

auswählen<br />

Bewerber-<br />

Innen<br />

auswählen<br />

Abb. 22: Prozessanalyse<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 81<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Schritt 5<br />

Das Ergebnis wird analysiert.<br />

Die graphische Darstellung zeigt in Verbindung mit den festgelegten Zuständigkeiten für die<br />

jeweiligen Teilaufgaben, dass sich bei der F+F gGmbH u.a. ungeklärte und nicht autorisierte<br />

Mehrfachzuständigkeiten etabliert haben. Für einen Prozessschritt (Sichten) gab es keine<br />

Zuordnung.<br />

Insgesamt zeigt die Analyse Schwachstellen in der Prozessgestaltung, die beseitigt werden sollten.<br />

Geschieht nichts, können folgende Störungen im Prozess entstehen:<br />

Beispiel<br />

Prozessschritt<br />

Bewerbungen<br />

sichten<br />

BewerberInnenkreis<br />

festlegen<br />

Bewerbungsgespräche<br />

führen<br />

Schritt 6<br />

Veranlassen Sie Maßnahmen.<br />

Unser Tipp:<br />

Problem<br />

Zuständigkeit nicht geklärt<br />

Doppelte Zuständigkeit<br />

Dreifache Zuständigkeit<br />

Potentielle Gefahr<br />

Terminverzug<br />

Konflikt, wer entscheidet<br />

Ressourcenverschwendung<br />

Bsp. 27: Prozessanalyse F+F gGmbH<br />

Mit der Systematik lassen sich auch die Prozesse analysieren, die im Rahmen der Vor-Ort-<br />

Prüfungen immer wieder beanstandet werden. Darunter fallen: Belegführung,<br />

Nachweisführung von Personal- und Sachkosten, Verteilerschlüssel, etc.<br />

<strong>IV</strong>.3.1.5.2 Die R-A-C-I-Analyse<br />

Die R-A-C-I-Analyse ist eine Variante der Prozessanalyse. Das Verfahren ist zeitaufwändig.<br />

Die Eignung des Verfahrens liegt darin, dass damit bekannte Prüffeststellungen analysiert und abgestellt<br />

werden können. Da die R-A-C-I-Analyse noch weitgehend unbekannt sein dürfte, erläutern wir<br />

das Verfahren für die interessierten Leser Schritt für Schritt.<br />

82 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Schritt 1<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Identifizieren Sie einen Prozess, von dem Sie wissen, dass er bereits zu Prüffeststellungen geführt hat<br />

und zerlegen den Prozess wie in der oben beschriebenen Prozessanalyse in Prozessschritte. Die<br />

Beschreibung mittels des Symbols<br />

ist nicht erforderlich. Statt dessen werden die Prozessschritte der Prozesskette in eine Tabelle eingetragen<br />

(vgl. Bsp. 27).<br />

Schritt 2<br />

Legen Sie für jeden Prozessschritt folgendes fest:<br />

Wer für die Aufgabe zuständig ist, d.h. wer den Prozessschritt<br />

durchführt.<br />

Wer bei der Durchführung des Aufgabenschritts ein<br />

Einspruchsrecht hat, bzw. wer über die Art und Weise, wie der<br />

Prozessschritt durchgeführt wird, entscheiden kann.<br />

Wer vor einer Entscheidung hinzuzuziehen ist.<br />

Wer nach einer Entscheidung informiert werden muss.<br />

Schritt 3<br />

Erstellen Sie eine R-A-C-I-Analysematrix.<br />

Folgende Regel gilt es zu beachten:<br />

•Für jeden Prozessschritt muss eine eindeutige R-A-C-I Zuordnung möglich sein.<br />

•Ist für den Prozessschritt weder eine R-A-C-I Festlegung getroffen oder sind einem<br />

Funktionsträger mehrerer Aufgaben übertragen, sind dies i.d.R. eindeutige Indikatoren für<br />

Fehlerquellen.<br />

Prozessschritt<br />

1 R A A C I<br />

2 R A R C I<br />

3 R A C I<br />

4 A I R C<br />

5 I I<br />

6 R I C<br />

R – Responsibility<br />

Zuständigkeit<br />

A – Accountability<br />

Verantwortlichkeit<br />

C – Consulting<br />

I – Information<br />

MitarbeiterIn Frau H Herr B Frau F Frau L Herr N<br />

Abb. 23: RACI-Analysemodell<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 83<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Aus der Analyse dieser Matrix lassen sich folgende Fehlerquellen identifizieren:<br />

Doppelte Verantwortlichkeit Prozessschritt 1 (A bei Herr B und Frau L)<br />

Doppelte Zuständigkeit Prozessschritt 2 (R bei Frau H und Frau F)<br />

Fehlende Zuständigkeit Prozessschritt 5 (R fehlt)<br />

Fehlende Konsultation Prozessschritt 5 (C fehlt)<br />

Fehlende Verantwortlichkeit Prozessschritt 6 (A fehlt)<br />

Lediglich die Prozessschritte 3 und 4 sind im Sinne der Analyse in Ordnung.<br />

Schritt 5<br />

Erstellen Sie eine fehlerfreie R-A-C-I-Matrix für den zu betrachtenden Prozess.<br />

Schritt 6<br />

Überprüfen Sie im Rahmen eines internen Audits das Verfahren und sorgen Sie bei Abweichungen für<br />

die entsprechenden Korrekturen.<br />

<strong>IV</strong>.3.2 Aufwands- und Kostenplanung<br />

<strong>IV</strong>.3.2.1 Den Zeitbedarf planen<br />

Bei Projekten in der Projektwirtschaft hat die Ermittlung des zeitlichen Aufwandes für das Projekt einen hohen<br />

Stellenwert. Der zeitliche Aufwand ist ein Kostenfaktor, der sich in den Personalkosten des Projekts niederschlägt.<br />

Anders als – manchmal noch – in der Sozialwirtschaft wird bei der Planung des Aufwandes in der<br />

Projektwirtschaft nicht der Fehler gemacht, damit zu rechnen, dass sich ein zeitlicher Mehrbedarf kostenneutral<br />

darstellt, der wegen des hohen Engagements und unbezahlter Überstunden dem Auftraggeber nicht in<br />

Rechnung gestellt wird.<br />

Ein qualifiziert kalkulierter zeitlicher Aufwand zeigt in der Phase der Feinplanung, ob das Projekt unter den<br />

ermittelten zeitlichen und den daraus resultierenden finanziellen Perspektiven realisiert werden kann. Die<br />

Entscheidung, ob ein Projekt gemacht wird oder nicht, sollte nur dann getroffen werden, wenn vorher ein<br />

Abgleich zwischen dem geschätzten, für das Projekt erforderlichen Zeitaufwand und der verfügbaren Zeit der<br />

MitarbeiterInnen vorgenommen wurde. Dafür bedarf es zunächst einer Planungsgrundlage zur Berechnung der<br />

verfügbaren Nettoarbeitszeit.<br />

84 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Schritt 1<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Berechnung der verfügbaren Netto-Jahresarbeitszeit / Vollzeitstelle<br />

Beispiel<br />

Tage des Kalenderjahrs 365 Tage<br />

Samstage und Sonntage 104 Tage<br />

Feiertage 10 Tage<br />

Zwischensumme 251 Tage<br />

Urlaub 30 Tage<br />

Fortbildung 6 Tage<br />

Krankheitstage im Durchschnitt 5 Tage<br />

Normale Jahresarbeitszeit in Tagen 210 Tage<br />

x 7,8 täglich = 1 638 Stunden / p.a.<br />

Nettoarbeitszeit (NAZ)<br />

Bsp. 28: Berechnung Nettoarbeitszeit<br />

Aus dem ermittelten Zeitaufwand und unter Beachtung der Regelungen des TVöD ergeben sich<br />

dann die Planpersonalkosten. Da die Beurteilung insbesondere der Personal- und Sachkosten in ESF-<br />

Projekten hoch differenziert ist, verweisen wir auf die ausführlicheren Darlegungen im Internet, unter<br />

www.<strong>esf</strong>-<strong>epm</strong>.de, Arbeitshilfen von A – Z, die jeder ESF-Projektträger kennen muss.<br />

Schritt 2<br />

Ermitteln Sie die reguläre Monatsnettoarbeitszeit unter Berücksichtigung von Urlaub, Überstundenabbau<br />

etc. für jede/n am Projekt beteiligten MitarbeiterIn. Unser Beispiel bezieht sich auf das 1.<br />

Quartal.<br />

Mitarbeiter/in Jan. Febr. März Summe<br />

Franz Hehl 172 156 179 507<br />

Anna Fleck 172 156 179 507<br />

Walter Knauf 100 92 106 298<br />

NN<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 85<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Unser Tipp:<br />

Schritt 3<br />

Ermitteln Sie mit jede/n MitarbeiterIn den zusätzlichen Zeitbedarf für das Projekt und stellen Sie die<br />

verfügbare Zeit der für die Projektrealisierung erforderlichen Zeit gegenüber.<br />

Mitarbeiter/in Jan. Febr. März Std. Summe<br />

PAZ NAZ<br />

Franz Hehl Ist 172 156 179 507<br />

Zusatzaufwand Projekt 15 25 20 60<br />

Anna Fleck Ist 172 156 179 507<br />

Zusatzaufwand Projekt 12 10 10 32<br />

W. Knauf Ist 100 92 106 298<br />

Zusatzaufwand Projekt 8 8 8 24<br />

Summe Mehrarbeit 1.Quartal 116 1.312<br />

Schritt 4<br />

Bewerten Sie das Ergebnis.<br />

Im ersten Quartal entsteht ein zusätzlicher Zeitbedarf von 116 Stunden. Linear auf 1 Jahr hochgerechnet<br />

sind dies 464 Stunden. Bei einer Jahresarbeitszeit von 1.638 Std. ist dies bereits ca. 1/ 3 Stelle.<br />

Schritt 5<br />

Treffen Sie Maßnahmen.<br />

Es gehört zur Pflicht der ProjektentscheiderInnen zu prüfen, ob der für das Projekt erforderliche<br />

zusätzliche Zeitaufwand eine Projektteilnahme erlaubt, bzw. wie dennoch eine Projektbeteiligung<br />

möglich wird, z.B. durch:<br />

•Einstellung einer zusätzlichen Person für das Projekt.<br />

•Gewährung von Überstunden und deren Bezahlung.<br />

•Vernachlässigung von Arbeitsinhalten zugunsten des Projekts.<br />

•Reduzierung des Zeitbedarfs durch Abstriche an Projektqualitäten.<br />

Bsp. 29: Ermittlung von Zeitressourcen<br />

Eine grobe Schätzung kann deutlich neben dem realen Aufwand liegen. Zu hoch geschätzt, verteuert<br />

sich das Projekt und der Träger ist ggf. nicht mehr konkurrenzfähig. Beim Verschätzen nach unten geht<br />

dies zulasten der Qualität im Projekt sowie zulasten der Motivation. Ermitteln Sie den Aufwand akribisch.<br />

86 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

<strong>IV</strong>.3.2.2 Die 3-Punkte-Schätzung (vereinfachtes Verfahren) der Aufwand- und<br />

Kostenbestimmung<br />

Im vereinfachten, aber ungenauen Bereich liegt die 3-Punkte-Schätzung, die Sie sowohl für den<br />

Personalkostenbereich wie auf den Sachkostenbereich verwenden können. Je mehr Erfahrungswerte<br />

aus früheren Projekten vorliegen, desto besser ist der Näherungswert an die tatsächlichen Kosten.<br />

Schritt 1<br />

Sie machen eine optimistische Schätzung. (... brauche nicht mehr als z.B.: 28.000 €).<br />

Schritt 2<br />

Sie machen eine pessimistische Schätzung und rechnen ein, was alles schief laufen könnte. (... im<br />

schlimmsten Falle kostet uns das Projekt 40.000 €).<br />

Schritt 3<br />

Sie machen eine Aufwandschätzung, die wahrscheinlich richtig ist. (... realistisch betrachtet und unter<br />

Einbeziehung der Erfahrungswerte aus anderen Projekten rechne ich mit 35.000 €).<br />

Schritt 4<br />

Der Schätzaufwand ergibt sich dann nach der Formel: A = 1/3 (Ao + Ap + Aw)<br />

Für unser Beispiel läge dann der Schätzaufwand bei: 1/3 (28.000 + 40.000 + 35.000) = 34.333 €.<br />

<strong>IV</strong>.3.2.3 Die 3-Punkte-Schätzung in Anlehnung an die Delphi-Methode<br />

Wenn Sie mehrere, z.B. 3 sachkundige Personen hinzuziehen, die jeder für sich eine Schätzung nach dem einfachen<br />

Verfahren abgeben sollen, haben Sie drei Werte die Sie miteinander vergleichen können. Sind die<br />

Schätzungen ähnlich, wird der Durchschnittswert gebildet. Liegen die Schätzungen weit auseinander, müssen<br />

begründet drei neue Schätzungen abgegeben werden, um erneut den Mittelwert zu berechnen.<br />

<strong>IV</strong>.3.2.4 Die Aufwands- und Kostenschätzung über den Projektstrukturplan<br />

Im Kapitel <strong>II</strong> und <strong>II</strong>I sind wir ansatzweise auf die Strukturelemente des Projekts, den „Projektzeitplan“<br />

und die „Meilensteine“ eingegangen. Der Projektstrukturplan verknüpft nicht nur die beiden<br />

bislang besprochenen Grundelemente. Der Projektstrukturplan ergänzt die Termin- und<br />

Meilensteinplanung um „Arbeitspakete“ und erweitert so den Anwendungsbereich auf die<br />

Kostenplanung. Er ist das zentrale Projektdokument in der Feinplanungsphase. Von ihm leiten sich in<br />

der Projektwirtschaft alle weiteren Planungs- und Kontrollaktivitäten ab, insbesondere die Ermittlung<br />

des Aufwandes als dem fundamentalen Pfeiler eines Projekts.<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 87<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Der Projektstrukturplan besteht aus 4 Ebenen.<br />

Ebene 1<br />

Ebene 2<br />

Ebene 3<br />

Ebene 4<br />

Ebene der Bezeichnung des Projekts<br />

Ebene der<br />

Meilensteine<br />

(M 1) (M 2) (M 3)<br />

Ebene der<br />

Arbeitspakete (AP)<br />

AP 1<br />

AP 2<br />

Ebene der<br />

Einzelaktivitäten, bzw.<br />

Arbeitsschritte<br />

A 1<br />

A 1<br />

A 2<br />

Abb. 24: Projektstrukturplan<br />

88 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Was abstrakt aussieht, lässt sich beispielhaft am Projekt der F+F gGmbH erläutern:<br />

Ebene 1<br />

Ebene 2<br />

Ebene 3<br />

Ebene 4<br />

„ZiEl“ = Zukunft im Einzelhandel<br />

Meilenstein 1<br />

Kooperation mit<br />

dem Einzelhandelsverband<br />

schließen<br />

Arbeitspaket 1<br />

Vertragsinhalte<br />

abstimmen<br />

Arbeitspaket 2<br />

Kooperationsvertrag<br />

entwerfen<br />

Arbeitspaket 3<br />

Kooperationsvertragunterzeichnen<br />

Aktivitäten zu<br />

Arbeitspaket 1<br />

A 1 – 1<br />

Ziele der Kooperation<br />

abklären<br />

A 1 – 2<br />

Vorgehen<br />

abstimmen<br />

A 1 – 3 .... n<br />

Meilenstein 2<br />

Vereinbarung mit der<br />

Berufsschule schließen<br />

Arbeitspaket 1<br />

Unterrichtsmethodik<br />

und Didaktik abstimmen<br />

Arbeitspaket 2<br />

Ausbildungszulassung<br />

beantragen<br />

Arbeitspaket 3<br />

Arbeitspaket ... n<br />

Meilenstein 3<br />

Bsp. 30: Projektsturkturplan F+F gGmbH<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 89<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Über dieses strukturierte Verfahren wird es möglich, die Projektplanung bis in die Arbeitsschritte zu detaillieren.<br />

Doch Sie sollten bei der Erstellung das Augenmaß wahren: einerseits besteht die Gefahr, sich so in Details zu verlieren,<br />

dass das Ganze aus dem Blickfeld gerät; andererseits ist eine zu grobe Rasterung ungeeignet für eine<br />

Feinplanung.<br />

Wir zeigen Ihnen ansatzweise eine Anwendung des Projektstrukturplanes am Beispiel der Ermittlung des<br />

Aufwandes auf der Ebene der Meilensteine und des Gesamtprojekts und benutzen dabei den<br />

Projektstrukturplan der „F+F gGmbH“.<br />

Ebene 1<br />

Ebene 2<br />

Schritt 1<br />

Grundlage ist der erstellte Projektstrukturplan, der in der Tiefe mindestens von Ebene 1 bis Ebene 3<br />

reichen muss.<br />

Zeitschiene<br />

Ebene 3<br />

Zukunft im Einzelhandel<br />

Meilenstein 1<br />

Kooperation mit dem EH-<br />

Verband schließen<br />

1.9.06 bis max. 15.12.06<br />

Arbeitspaket 1<br />

Vertragsinhalte<br />

abstimmen<br />

Meilenstein 2<br />

Arbeitspaket 2<br />

Vertragsentwurf erarbeiten<br />

Zeitaufwand 12 Stunden für GF 14 Stunden für<br />

Anwalt 4 Std. für GF<br />

Kosten 960 EUR für GF 1.200 EUR Anwalt<br />

320 EUR GF<br />

Arbeitspaket 3<br />

Kooperationsvertrag<br />

unterzeichnen<br />

2 Std. GF<br />

160 EUR GF<br />

400 EUR Partyservice<br />

Bsp. 31: Aufwands- und Kostenermittlung über den Projektstrukturplan<br />

90 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Schritt 2<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Ermittlung des Ressourcenverbrauchs.<br />

In der Detailbetrachtung der Arbeitspakete, die zu erledigen sind, um den Meilenstein zu erreichen,<br />

wird zuerst der Zeit- und der weitere Ressourcenbedarf festgelegt und das Ergebnis anschließend in<br />

Geldeinheiten bewertet.<br />

Schritt 3<br />

Ermittlung der Gesamtkosten je Meilenstein (Kosten aller AP).<br />

Der nächste Schritt besteht darin, die Arbeitspakete mit dem ermittelten Ressourcenbedarf und die<br />

Kosten der Arbeitspakete zu addieren. Konkretisiert auf unser Beispiel bedeutet dies:<br />

Beispiel<br />

Kosten Meilenstein 1<br />

AP 1 Zeitaufwand für GF 12 Stunden<br />

AP 1 Kosten 960 EUR<br />

AP 2 Zeitaufwand Anwalt 14 Stunden<br />

Zeitaufwand GF 4 Stunden<br />

AP 2 Kosten 1.520 EUR<br />

AP 3 Zeitaufwand GF 2 Stunden<br />

Partyservice<br />

AP 3 Kosten Gesamt 560 EUR<br />

Kosten Meilenstein 1 3.040 EUR<br />

Schritt 4<br />

Projektgesamtkosten<br />

Beispiel<br />

Bsp. 32: Berechnung Kosten Meilenstein 1<br />

Zeitaufwand Kosten<br />

Meilenstein 1 3.040 EUR<br />

Meilenstein 2 ........ EUR<br />

Meilenstein 3 ......... EUR<br />

Meilenstein 4 ......... EUR<br />

Summe ......... EUR<br />

Bsp. 33: Berechnung Projektgesamtkosten<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 91<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Meilen<br />

steine<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

Summe<br />

Schritt 5<br />

Ableitung der Projektkosten auf ESF-Kostenstellen.<br />

Aus dem Projektstrukturplan lassen sich ESF-relevante Vorgaben bezüglich der Kosten weiter konkretisieren.<br />

Kosten<br />

Gesamt<br />

3.040 EUR<br />

3.040 EUR<br />

Ausgaben<br />

Ausbildung<br />

0 EUR<br />

<strong>IV</strong>.3.3 Die Finanzsteuerung<br />

Teilnehmer<br />

kosten<br />

0 EUR<br />

Die Finanzierung von ESF-Projekten ist durch die EU-Verordnungen und das Operationelle Programm in Baden-<br />

Württemberg vorgegeben. Die Kofinanzierung eines Projekts kommt aus Mitteln der öffentlichen Hand und aus<br />

privaten Mitteln. Der ESF trägt nach dem Grundsatz der Fehlbedarfsfinanzierung die restlichen Kosten des<br />

Projekts, ca. 45% (Förderperiode bis 2006), 50% (ab Förderperiode 2007 – 2013).<br />

Da die Finanzierung des Projekts bis zu 100% ohne Eigenmittel möglich ist, kann dies ggf. zu einer falschen<br />

Einschätzung hinsichtlich der Finanzplanung führen. Wir möchten deshalb vor der Einschätzung warnen:<br />

100% Finanzierung = Null Risiko<br />

Sachausgaben<br />

0 EUR<br />

indirekte<br />

Ausgaben<br />

anteilig<br />

10%<br />

1.440 EUR<br />

1.440 EUR<br />

sonstige<br />

Ausgaben<br />

400 EUR<br />

1.200 EUR<br />

1.600 EUR<br />

davon<br />

förderfähig<br />

304 EUR<br />

1.200 EUR<br />

1.504 EUR<br />

nicht<br />

förderfähig<br />

936 EUR<br />

400 EUR<br />

1.536 EUR<br />

Abb. 25: Ableitung Projektkosten auf ESF-Kostenstellen<br />

Da die Mittelzuweisungen im ESF zu bestimmten, festgelegten Zeitpunkten und nur auf Antrag erfolgen, gibt es<br />

3 für die Finanzplanung kritische Punkte:<br />

Risiko 1 Es wird vergessen, den Antrag auf Mittelabruf fristgerecht zu stellen.<br />

Risiko 2 Bis zur Mittelzuweisung sind Projektkosten angefallen, die mit den vorhandenen<br />

Finanzmitteln (Barbestand, Bankguthaben) nicht bedient werden können.<br />

Risiko 3 Die Nachweisführung der verbrauchten Kosten enthält Mängel und wird in der beantragten<br />

Höhe nicht anerkannt. Die Zuschusssumme ist geringer als die beantragte Förderung.<br />

Die Kofinanzierung aus Mitteln der öffentlichen Hand kann gleichermaßen für die Finanzplanung kritische<br />

Elemente beinhalten:<br />

Risiko 4 Die Anzahl der tatsächlich an der Maßnahme Teilnehmenden wird gegenüber dem<br />

Planansatz (dauerhaft) nicht erreicht. Daraus ergeben sich Minderzahlungen gegenüber der<br />

Planfinanzierung. Die Kosten, sofern nicht variabel gestaltet, bleiben aber konstant. Sinkt die<br />

Zuweisung der öffentlichen Hand, sinkt im Gefolge auch die Zuweisung des ESF anteilig.<br />

92 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Schließlich ein letztes Argument. Der ESF geht davon aus, dass bei allen Rechnungen das gewährte Skonto<br />

abgezogen wird. Dies ist aber nur möglich, wenn die Rechnung innerhalb des Zahlungsziels bezahlt wird. Fehlt<br />

das Geld zum Rechnungsausgleich (Liquiditätsengpass), müssen Sie die Skonti aus eigenen Mitteln finanzieren.<br />

Wir haben Ihnen einige Gründe genannt, die es rechtfertigen, die Finanzplanung zum Bestandteil der<br />

Feinplanung in Ihrem Projekt zu machen. Das elementare Risiko, das der Projektträger eingeht, ist eine mögliche<br />

Zahlungsunfähigkeit. So weit kommt es nicht, wenn Sie im Vorfeld der Projektantragstellung Folgendes geklärt<br />

haben:<br />

Checkliste Finanzierungsplanung<br />

Wir haben den zusätzlichen<br />

projektbedingten Liquiditätsbedarf ermittelt.<br />

Wir haben die Kennziffer für<br />

die Liquidität 1.Grades* ermittelt.<br />

Wir haben mit der Bank einen<br />

Überziehungsrahmen (Kontokorrent) vereinbart.<br />

Im Bedarfsfall können wir einen Kredit aufnehmen,<br />

da unsere Bonität nicht bezweifelt wird.<br />

Wir steuern den Liquiditätsbedarf über einen<br />

Liquiditätsplan.<br />

Unsere Mittel erlauben es, das Projekt ohne<br />

Finanzierungsprobleme abzuwickeln.<br />

ja naja nein<br />

Wenn Sie beim Ausfüllen der Checkliste Lücken in Ihrer Organisation entdeckt haben, sollten Sie die<br />

Projektfinanzierung rechtzeitig absichern. Die Höhe des Finanzbedarfs können Sie im Rahmen einer<br />

Liquiditätsplanung ermitteln. Der Liquiditätsplan ist gleichzeitig ein geeignetes Steuerungsinstrument zur<br />

Kontrolle der Mittelzu- und Mittelabflüsse.<br />

Wir erklären das Vorgehen Schritt für Schritt anhand eines Excelsheet des Haufe Verlages*. Ein weiteres<br />

Musterdokument für einen Liquiditätsplan finden Sie im Internet www.existenzgruender.de unter der Rubrik<br />

„Businessplan“ Checkliste Nr. 2.<br />

* www.projektmagazin.de<br />

* Liquidität 1. Grades<br />

Summe der Barbestände x 100<br />

------------------------------------------<br />

Summe der kurzfristigen Verbindlichkeiten<br />

Das Ergebnis sollte mindestens 1 oder > 1 sein<br />

Bsp. 34: Entwurf einer Checkliste Finanzierungsplanung<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 93<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Muster Liquiditätsplan<br />

Bestand an flüssigen Mitteln<br />

(Zu Beginn des Monats vorhanden)<br />

Kasse<br />

+ Bank, Postscheck<br />

+ freie Kredite<br />

= Summe flüssige Mittel<br />

Zahlungseingänge/Einnahmen<br />

(Einnahmen während des Monats)<br />

aus Forderungen<br />

+ Barverkäufe<br />

+ Kundenanzahlungen<br />

+ sonstige Einnahmen<br />

= Summe Einnahmen<br />

Ausgaben<br />

(Ausgaben während des Monats)<br />

Lohn, Gehalt, soziale Aufwendungen<br />

+ Zahlung an Lieferanten<br />

+ Bareinkäufe<br />

+ Einlösung Wechsel<br />

+ Tilgung von Krediten<br />

+ Zinsen<br />

+ Miete, Nebenkosten<br />

+ Versicherungen<br />

+ Leasing<br />

+ Steuern<br />

+ sonstige Ausgaben<br />

+ Privatentnahmen<br />

= Summe Ausgaben<br />

Ergebnis<br />

(Überschuss/Fehlbetrag<br />

am Ende des Monats)<br />

Flüssige Mittel<br />

+ Einnahmen<br />

- Ausgaben<br />

= Überschuss (+)<br />

= Fehlbetrag (./.)<br />

Januar<br />

Soll Ist<br />

1.00,00 EUR<br />

0,00 EUR<br />

5.000,00 EUR<br />

6.000,00 EUR<br />

25.500,00 EUR<br />

1.700,00 EUR<br />

4.000,00 EUR<br />

1.000,00 EUR<br />

32.200,00 EUR<br />

6.000,00 EUR<br />

11.900,00 EUR<br />

6.000,00 EUR<br />

1.000,00 EUR<br />

1.700,00 EUR<br />

1.000,00 EUR<br />

750,00 EUR<br />

250,00 EUR<br />

250,00 EUR<br />

300,00 EUR<br />

200,00 EUR<br />

3.300,00 EUR<br />

35.650,00 EUR<br />

6.000,00 EUR<br />

32.200,00 EUR<br />

35.650,00 EUR<br />

2.550,00 EUR<br />

Februar<br />

Soll Ist<br />

500,00 EUR<br />

2.050,00 EUR<br />

0,00 EUR<br />

2.550,00 EUR<br />

20.000,00 EUR<br />

1.000,00 EUR<br />

2.000,00 EUR<br />

1.000,00 EUR<br />

24.000,00 EUR<br />

9.000,00 EUR<br />

10.000,00 EUR<br />

3.000,00 EUR<br />

500,00 EUR<br />

0,00 EUR<br />

0,00 EUR<br />

750,00 EUR<br />

900,00 EUR<br />

250,00 EUR<br />

500,00 EUR<br />

100,00 EUR<br />

3.300,00 EUR<br />

34.300,00 EUR<br />

2.550,00 EUR<br />

24.000,00 EUR<br />

34.300,00 EUR<br />

-7.750,00 EUR<br />

März<br />

Soll Ist<br />

500,00 EUR<br />

-8.250,00 EUR<br />

0,00 EUR<br />

-7.750,00 EUR<br />

40.000,00 EUR<br />

2.000,00 EUR<br />

5.000,00 EUR<br />

500,00 EUR<br />

47.500,00 EUR<br />

6.000,00 EUR<br />

12.000,00 EUR<br />

2.000,00 EUR<br />

2.000,00 EUR<br />

0,00 EUR<br />

0,00 EUR<br />

750,00 EUR<br />

400,00 EUR<br />

250,00 EUR<br />

50,00 EUR<br />

100,00 EUR<br />

5.000,00 EUR<br />

32.550,00 EUR<br />

-7.750,00 EUR<br />

47.500,00 EUR<br />

32.550,00 EUR<br />

7.200,00 EUR<br />

Abb. 26: Liquiditätsplan<br />

94 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Schritt 1<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Erstellen Sie mit Excel eine Tabelle wie in Abb. 26 gezeigt. Die Elemente der Liquiditätsplanung sind:<br />

•flüssige Mittel,<br />

•Einnahmen,<br />

•Ausgaben,<br />

•Ergebnis.<br />

Tragen Sie in die Zeilen die Bausteine ein, aus denen sich:<br />

•Ihre flüssigen Mittel zu einem definierten Zeitpunkt, am besten zum Monatsersten ergeben,<br />

•Ihre Einnahmen zusammensetzen,<br />

•Ihre Ausgaben zusammensetzen.<br />

Schritt 2<br />

Konkretisieren Sie die Positionen, bei denen Sie annehmen, dass flüssige Mittel vorhanden sind unter<br />

Angabe, von wem und in welcher Höhe sie kommen. Welche Einnahmen und Ausgaben werden<br />

erwartet? Aus allen Angaben berechnen Sie den Überschuss/ Fehlbetrag.<br />

Schritt 3<br />

Übertragen Sie das Ergebnis auf den nächsten Monatsersten.<br />

Schritt 4<br />

Geben Sie die für den Folgemonat entstehenden Einnahmen und Ausgaben, die Sie erwarten, ein<br />

und ermitteln wieder den Überschuss/ Fehlbetrag.<br />

Schritt 5<br />

Dieses Verfahren wiederholt sich für jeden Folgemonat. Durch die gezeigte Planrechnung können Sie<br />

Liquiditätsprobleme vorausschauend erkennen und rechtzeitig handeln.<br />

Schritt 6<br />

Ergreifen Sie bei einem erkennbaren Fehlbetrag liquiditätssteuernde Maßnahmen.<br />

Unser Tipp:<br />

Lernen Sie Ihre Einnahmen- und Ausgabenstruktur genau kennen. Je besser Sie Ihre<br />

Einnahmen- und Ausgabenstruktur der Höhe nach und im zeitlichen Rahmen kennen, desto<br />

stabiler ist die Liquiditätsplanung.<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 95<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

<strong>IV</strong>.3.4 Die Analyse von Risiken in Projekten<br />

Häufig wissen ESF-Projektverantwortliche wenig über Anforderungen an die Rechnungslegungspflichten. Da<br />

die Rechnungslegung delegiert und Angelegenheit des Steuerberaters oder des Wirtschaftsprüfers ist, scheint<br />

das Thema für die Geschäftsführung meist erledigt. Das aber ist ein Irrtum. Im KonTraG (Gesetz zur Kontrolle und<br />

Transparenz im Unternehmensbereich) sind Rechnungslegungsvorschriften verankert, die sich auf das<br />

Risikomanagement beziehen und von der Geschäftsführung auch dann zu beachten sind, wenn das<br />

Unternehmen nicht in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft geführt wird.<br />

Danach hat das Management ein Überwachungssystem einzurichten, damit den Fortbestand der<br />

Gesellschaft gefährdende Entwicklungen früh erkannt werden (vgl. § 91,2 Akt.G).<br />

Daraus wird abgeleitet, dass es Sache der Unternehmen ist, geeignete Risikosysteme aufzubauen und zu<br />

pflegen.<br />

Da ESF-Projekte strukturell nicht risikofrei sind, sollten die Sorgfaltspflichten gerade bei Projekten unter<br />

Unsicherheitsbedingungen beachtet und die risikominimierenden Maßnahmen dokumentiert werden.<br />

Sorgfaltspflichten sind bereits dann verletzt, wenn der Projektträger Defizite bei der<br />

Informationsbeschaffung und Verarbeitung oder eine lückenbehaftete Projektüberwachung zulässt, bzw.<br />

nicht vorbeugend im Sinne der Anwendung der vorgestellten methodischen Hilfen handelt.<br />

Da das KonTraG nichts über Anforderungen an ein Risikosystem aussagt, sondern lediglich feststellt, dass es im<br />

Sinne des § 91,2 AktG geeignet sein muss, ist es Aufgabe des ESF-Trägers zu prüfen, welches System für seine<br />

Organisation geeignet ist, um frühzeitig den Fortbestand der Gesellschaft gefährdende Entwicklungen zu erkennen.<br />

<strong>IV</strong>.3.4.1 Einführung eines betrieblichen Risikomanagements<br />

Wir stellen Ihnen den Aufbau eines Risikomanagementsystems Schritt für Schritt vor und zeigen Ihnen unterschiedliche<br />

Verfahren zur Risikobewertung. Wir beginnen aus methodischen Gründen mit einfachen Verfahren,<br />

die wir durch aufwändigere Arbeitsmittel ergänzen.Prüfen Sie, welche Methoden Ihnen liegen, und erproben Sie<br />

die Werkzeuge, die Ihnen geeignet scheinen.<br />

96 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Systematik eines betrieblichen Risikomanagements<br />

Schritt 1<br />

Risiken identifizieren<br />

Schritt 2<br />

Risiken bewerten<br />

Schritt 3<br />

Risiken minimieren<br />

Schritt 4<br />

Risiken kontrollieren<br />

<strong>IV</strong>.3.4.1.1 Projektrisiken identifizieren<br />

Umfeldrisiken analysieren<br />

Terminrisiken analysieren<br />

Kostenrisiken analysieren<br />

Vertragliche Risiken analysieren<br />

Kapazitätsengpässe analysieren<br />

Technische Risiken analysieren<br />

ESF-Risiken analysieren<br />

Eintrittswahrscheinlichkeit abschätzen<br />

Schadensausmaß einschätzen<br />

Risiken durch Vorbeugung begegnen<br />

Risiken durch Versicherungen begrenzen<br />

Risiken auf Dritte abwälzen<br />

Ständiger Soll – Ist Vergleich<br />

Abb. 27: Systematik der Einführung eines betrieblichen Risikomanagements<br />

Wir beschränken uns bei der Identifikation von Projektrisiken und Risikofeldern thematisch auf Risiken in ESF-<br />

Projekten. In der o.a. graphischen Darstellung haben wir, beginnend mit Umfeldrisiken bis zu technischen<br />

Risiken, noch andere Risikofelder definiert, die Sie ggf. auch in Betracht ziehen sollten.<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 97<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Als Ergebnis von Interviews mit ESF-Trägern, ESF-Prüfern und der Fondsverwaltung ergibt sich eine Liste immer<br />

wiederkehrender Problemfelder in der Umsetzung von ESF-Projekten. Aus der Analyse der Ursachen haben wir<br />

10 Risikobereiche identifiziert, deren Geltung Sie für Ihren Träger prüfen sollten.<br />

Risiko Nr. 1 Die Projektleitung /Geschäftsführung ist mit dem Management von Projekten nicht vertraut.<br />

Es fehlt das betriebswirtschaftliche Fachwissen, es fehlen Werkzeuge zur Projektplanung und<br />

Projektsteuerung (Aufbau und Ablauforganisation, Schnittstellenprobleme, ...) und die<br />

Fähigkeit, bei Bedarf zeitnah personelle oder strukturelle Entscheidungen zu treffen.<br />

Risiko Nr. 2 Die gesetzlichen Grundlagen, die im Kontext von ESF-Projekten zu beachten sind, sind nicht<br />

bekannt oder werden nicht berücksichtigt. (SGB, HGB, AktG, VOL, BGB, Steuergesetze, LHO<br />

etc.)<br />

Risiko Nr. 3 Die ESF-spezifischen Modi bei der Erstellung des Kosten- und Finanzierungsplanes, bei der<br />

Verbuchung und im Nachweis der Ist-Kosten werden auf der operativen Ebene, insbesondere<br />

im Rechnungswesen nicht beachtet.<br />

Risiko Nr. 4 Die technischen Voraussetzungen für eine ESF-konforme Projektabrechnung über eine differenzierte<br />

Kostenstellenrechnung liegen nicht vor.<br />

Risiko Nr. 5 Die hinter den Prüf- und Entscheidungskriterien liegenden Prüfkonzepte schließen sich in<br />

Teilbereichen gegenseitig aus. In Abhängigkeit vom Fokus des Prüfers/der Prüferin werden<br />

die Kostennachweise entweder nach der Doppik (doppelte Buchführung) oder nach der bei<br />

kommunalen Trägern üblichen Kameralistik bewertet.<br />

Risiko Nr. 6 Die Projektdokumentation ist unzureichend; Entscheidungen sind nicht nachvollziehbar<br />

begründet.<br />

Risiko Nr. 7 Projektrelevantes Know-how ist auf eine oder auf einige wenige Personen konzentriert.<br />

Kündigt ein/e MitarbeiterIn mit Schlüsselkompetenzen im laufenden Projekt oder kommt es<br />

zu einem länger dauernden Ausfall von MitarbeiterInnen kann aus einem Problem ein ernsthafter<br />

Krisenfall werden.<br />

Risiko Nr. 8 Es besteht eine existentielle Abhängigkeit des Trägers von ESF-Projekten. Dann muss Projekt<br />

an Projekt gereiht werden, die alleine dem Zweck des wirtschaftlichen Überlebens des<br />

Trägers dienen.<br />

Risiko Nr. 9 Die Umfeldbedingungen führen unverschuldet zu Projektverzögerungen. Dazu zählen im<br />

Wesentlichen:<br />

• die Verlässlichkeit der Projektpartner,<br />

•ein wenig verlässliches sozialpolitisches Umfeld (Arbeitsmarktpolitik),<br />

•Gesetzes- und Verfahrensänderungen während des Projekts.<br />

Risiko Nr. 10 Aus politischen Entscheidungen heraus können Co-Finanzierungsrisiken entstehen. Grund ist<br />

das Prinzip der „Additionalität“. An dieser Stelle verweisen wir auf Kapitel <strong>II</strong> und auf die<br />

Ausführungen zu diesem Thema im Internet unter www.<strong>esf</strong>-<strong>epm</strong>.de, Arbeitshilfen von A – Z.<br />

98 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

<strong>IV</strong>.3.4.1.2 Projektrisiken bewerten<br />

Die Bewertung eines Ereignisses als Risiko ist an zwei Faktoren geknüpft:<br />

•Die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Ereignisses<br />

Sie ist abhängig von den jeweils spezifischen Umfeldbedingungen und von den Randbedingungen in der<br />

Organisation des Trägers.<br />

•Schadensausmaß bei Eintritt des Schadensfalles<br />

Insbesondere das Schadensausmaß ist abhängig von den jeweiligen wirtschaftlichen und organisatorischen<br />

Ausgangsbedingungen des Trägers.<br />

Über diese beiden Faktoren lassen sich alle Ereignisse bewerten. Je höher die Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

und/oder je höher das Schadensausmaß, desto höher das Risiko.<br />

<strong>IV</strong>.3.4.1.3 Projektrisiken minimieren<br />

Schritt 1<br />

Ereignisse nach Risikoklassen ordnen.<br />

Wenn Sie nach der Bewertung die hoch riskanten Ereignisse der Kategorie A zuordnen, die noch<br />

riskanten Ereignisse der Kategorie B, und die Ereignisse, die kaum Risikopotentiale beinhalten, der<br />

Kategorie C, erhalten Sie wahrscheinlich folgendes Schema der Häufigkeitsverteilung.<br />

A-Ereignisse<br />

hohe Risiken<br />

B-Ereignisse<br />

risikobehaftete Ereignisse<br />

C-Ereignisse<br />

Restrisiken<br />

Schritt 2<br />

Risikostrategie realisieren:<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

wenige A-Ereignisse<br />

einige B-Ereignisse<br />

mehrere C-Ereignisse<br />

Abb. 28: Häufigkeitsverteilung der Risikoklassen<br />

• A-Ereignisse mit hohem Risiko durch geeignete Risikomaßnahmen auf den Level B bringen.<br />

•B-Ereignisse durch geeignete Risikomaßnahmen auf den Level C bringen.<br />

•C-Ereignisse durch Maßnahmen soweit möglich völlig eliminieren.<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 99<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Schritt 3<br />

Maßnahmen prüfen.<br />

Wir stellen Ihnen die wesentlichen der Maßnahmekategorien vor, um Risiken zu senken. Welche im<br />

Einzelfall möglich sind, muss der Projektträger selbst entscheiden.<br />

<strong>IV</strong>.3.4.1.4 Projektrisiken kontrollieren<br />

Die von Ihnen identifizierten Risiken sollten in einem kontinuierlichen Soll-Ist-Vergleich immer wieder im<br />

Projektverlauf neu bewertet werden. Dies ist deswegen nützlich, weil sich Risiken im Projektverlauf ändern und<br />

neue unvorhersehbare Ereignisse auftreten, die neue Risiken nach sich ziehen können.<br />

Die Kontrolle ist einfach: Sie setzen das Thema Projektrisiken unmittelbar nach Projektbeginn auf die<br />

Tagesordnung Ihrer Projektbesprechung und legen die weiteren Intervalle für die erneute Bewertung in den<br />

Folgebesprechungen protokollarisch fest.<br />

Unser Tipp<br />

Die Risiken werden eingegangen. Das Scheitern wird vom Auftraggeber gedeckt oder übernommen.<br />

Die Risiken werden an Dritte weitergegeben. Dritte wären z.B. Lieferanten, Unterauftragnehmer<br />

oder Versicherungen.<br />

Risiken werden mit eigenen Maßnahmen reduziert.<br />

Das Projekt wird wegen der Risiken nicht realisiert.<br />

Wir halten ein Intervall von 3 Monaten für geboten.<br />

<strong>IV</strong>.3.4.2 Werkzeuge zur Analyse von Risiken<br />

<strong>IV</strong>.3.4.2.1 Das Risikoportfolio<br />

Die bewerteten Risiken lassen sich graphisch in einem Risikoportfolio darstellen. Diese<br />

Darstellungsform eignet sich sowohl für Träger, die ein Einzelprojekt bearbeiten, aber auch für Träger,<br />

die im Multiprojektmanagement zu Hause sind.<br />

Zur Veranschaulichung des Verfahrens bemühen wir unseren fiktiven Projektträger: Die F+F gGmbH hatte<br />

für ihre Organisation die 10 oben definierten Risikofelder zum Ausgangpunkt ihrer Risikoanalyse genommen.<br />

Im Team wurden die 10 Ereignisse besprochen, um zu einer Einschätzung der Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

des jeweiligen Ereignisses zu kommen und um für jedes Ereignis, sollte es denn eintreten, das voraussichtliche<br />

Schadensausmaß zu beurteilen. Zum Zweck der besseren Übersicht und Darstellung der Risiken<br />

gegenüber dem Fachausschuss hat der Träger die Risiken in einem Risikoportfolio visualisiert.<br />

100 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

gering mittel hoch<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Die visualisierten Risiken bei der F+F gGmbH – insbesondere R1, R9 und R3 –werden über das Portfolio<br />

deutlich.<br />

Die Systematik lässt sich auch auf das Multiprojektmanagement übertragen. Hier werden die Projekte, nicht die<br />

Risikofelder einer Risikoanalyse unterworfen.<br />

gering mittel hoch<br />

C<br />

Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

B<br />

R 2<br />

R 4<br />

A<br />

R 10<br />

R 5<br />

R 6<br />

R 1<br />

R 8<br />

R 7<br />

R 9<br />

R 3<br />

gering mittel hoch<br />

Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

P 2<br />

P 1<br />

Schadensausmaß<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 101<br />

P 3<br />

gering mittel hoch<br />

Abb. 29: Risikoportfolio<br />

Tragweite / Schadensausmaß<br />

Abb. 29: Risikoportfolio<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

In diesem Beispiel hat der Träger 3 Projekte in seinem Portfolio. Wie bei der Betrachtung der einzelnen<br />

Risikofelder muss auch in diesem Falle geprüft werden, ob und wie die Projekte mit der Risikoklasse „A“ auf einen<br />

niedrigeren Level gebracht werden können.<br />

<strong>IV</strong>.3.4.2.2 Die SWOT-Analyse<br />

Die SWOT-Analyse (Strength, Weakness, Opportunities, Threats) ist ein Instrument der qualitativen<br />

Unternehmensbewertung. Sie reflektiert sowohl die Stärken und Schwächen, als auch die Chancen<br />

und Risiken eines Trägers. Während das KonTraG auf das Erfordernis der Risikovorbeugung verweist,<br />

fallen bei der SWOT-Analyse die Chancen eines Unternehmens nicht unter den Tisch. Die SWOT-<br />

Analyse lässt sich in Teams gut bearbeiten und kann 90 bis 180 Minuten dauern. Wir erklären das<br />

Verfahren Schritt für Schritt.<br />

Schritt 1<br />

Arbeiten Sie heraus, welche Stärken den Träger kennzeichnen. Im zweiten Schritt benennen Sie die<br />

Schwächen, dann klären Sie welche Chancen und welche Risiken sich für den Träger abhängig von<br />

seinem Umfeld ergeben.<br />

Schritt 2<br />

Tragen Sie die Ergebnisse in die Tabelle ein.<br />

die Projektidee umzusetzen ist einfach,<br />

weil wir uns auf folgende<br />

Stärken verlassen können<br />

• A<br />

• B<br />

• C<br />

die Projektidee umzusetzen enthält<br />

für uns folgende Chancen<br />

• A<br />

• B<br />

• C<br />

die Projektidee umzusetzen könnte<br />

bei uns durch die folgenden<br />

Schwachstellen gefährdet sein<br />

102 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger<br />

• A<br />

• B<br />

• C<br />

die Projektidee umzusetzen birgt folgende<br />

Risiken<br />

• A<br />

• B<br />

• C<br />

Abb. 30: SWOT-Analyse


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Schritt 3<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Stärken Sie Ihre Stärken durch geeignete Maßnahmen ebenso, wie Sie identifizierte Risiken minimieren.<br />

<strong>IV</strong>.3.4.2.3 Die 3-D-Risikobewertung<br />

Das Verfahren ist einfach. Am besten ist es, Sie bearbeiten das Verfahren in der Gruppe. Sie müssen zur<br />

sachgerechten Identifikation und Bewertung von max. 5 – 7 Risiken mit ca. 60 – 90 Minuten rechnen.<br />

Wir erklären das Verfahren, das etwas Ähnlichkeit mit dem Risikoportfolio hat.<br />

Schritt 1<br />

Sie identifizieren die Risiken und tragen diese in eine Tabelle ein.<br />

Schritt 2<br />

Sie bewerten die Risiken entweder in zwei oder in drei Dimensionen. Die dritte Dimension, das<br />

Schadenspotenzial, ist eine zusätzliche Option der Bewertung und Darstellung.<br />

Für die Eintrittswahrscheinlichkeit, die Schadenshöhe und für das Schadenspotential vergeben Sie<br />

jeweils von 0 bis zu 5 Punkte.<br />

Beispiel<br />

Risiko Auswirkungen auf<br />

das Projekt Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

1 Projekterfahrung fehlt<br />

2 Zuweisung nicht geeigneter<br />

TeilnehmerInnen<br />

3 ESF-Spezialwissen fehlt<br />

4 Ausstattung nicht wie gefordert<br />

5 Know-how ist auf 1 Person konzentriert<br />

Reibungsverluste<br />

Ziele nicht erreichbar<br />

Nachforderungen<br />

Nachfinanzierung<br />

Verlust Projektsteuerung<br />

Bsp. 35: 3-D-Risikobewertung<br />

Das Schadenspotential bezieht sich auf die Tragweite eines Risikobereiches bezüglich des<br />

gesamten Projekts, während sich das Schadensausmaß immer auf das konkrete Ereignis bezieht.<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 103<br />

Schadensausmaß<br />

Schadenspotential<br />

2 2 3<br />

3 3 3<br />

3 3 2<br />

2 2 2<br />

2 5 5<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Schritt 3<br />

Sie erstellen eine Matrix. Auf der Y-Achse tragen Sie das Schadensausmaß in Punkten ab; auf der<br />

X-Achse wird die Eintrittswahrscheinlichkeit des Ereignisses ebenfalls in Punkten abgetragen.<br />

5<br />

Schadensausmaß<br />

R 1<br />

R 5<br />

R 3<br />

0 Eintrittswahrscheinlichkeit 5<br />

Abb. 31: 3-D-Risikobewertung<br />

Schritt 4<br />

Sie bestimmen die Lagen und Größen der „Blasen“ und bilden damit neben der Einschätzung der<br />

Eintrittswahrscheinlichkeit und des Schadensausmaßes auch die dritte Dimension, das<br />

Schadenspotential ab (vgl. Bsp. 35).<br />

Schritt 5<br />

Prüfen Sie Maßnahmen, die geeignet sind, die Wahrscheinlichkeit des Eintretens des Ereignisses, die<br />

Schadenhöhe oder das Schadenspotential zu verringern.<br />

<strong>IV</strong>.3.4.2.4 Risikobewertung mit Risikoprioritätszahlen – RPZ*<br />

Durch die Multiplikation von Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadensausmaß lässt sich eine<br />

Risikoprioritätszahl errechnen. Für das Verfahren müssen Sie Folgendes beachten:<br />

•Für die Eintrittswahrscheinlichkeit eines definierten Risikos wird ein Wert zwischen 0 und 1<br />

gebildet.<br />

•Für die Tragweite oder das Schadensausmaß beim Eintritt des Ereignisses wird ebenso ein Wert<br />

zwischen 0 und 1 gebildet.<br />

•Eintrittwahrscheinlichkeit und Tragweite werden miteinander multipliziert und ergeben die<br />

Risikoprioritätszahl.<br />

•Ob ein Ereignis risikoarm oder riskant ist, ergibt sich aus den Tabellenwerten.<br />

* nach U. Rohrschneider, Risikomanagement in Projekten, Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement, Haufe Verlag 2006<br />

104 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Ereignis<br />

A<br />

B<br />

C<br />

Status<br />

V.3.4.2.5 Risikobewertung nach Nohl<br />

Schritt 1<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Klären und bewerten Sie zunächst die Risiken, die mit dem Projekt verbunden sind nach den<br />

Kategorien:<br />

Eintrittswahrscheinlichkeit Schadenswirkung<br />

• sehr gering gering<br />

• gering noch tragbar<br />

• mittel schwerwiegend<br />

• hoch existenzbedrohend<br />

Schritt 2<br />

Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

0,4<br />

0,6<br />

0,8<br />

bis 0,25<br />

risikoarm<br />

Schadensausmaß<br />

0,1<br />

0,5<br />

0,7<br />

0,26 bis 0,40<br />

risikobehaftet<br />

Risikoprioritätszahl<br />

RPZ<br />

Status<br />

Positionierung des Ereignisses in der Risikotabelle. Tragen Sie das bewertete Ereignis in dem Feld der<br />

Tabelle ein, in dem sich Ihre Antworten zur Eintrittswahrscheinlichkeit und zur Tragweite treffen.<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 105<br />

0,04<br />

0,30<br />

0,56<br />

ab 0,41<br />

riskant<br />

Abb. 32: Risikobewertung mit Risikoprioritätszahl<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Eintrittwahrscheinlichkeit<br />

sehr gering<br />

gering<br />

mittel<br />

hoch<br />

sehr gering<br />

gering<br />

mittel<br />

hoch<br />

Schritt 3<br />

Tragweite Gering Tragbar Schwer- Existenzwiegend<br />

bedrohend<br />

Ereignis 1<br />

Bestimmen Sie die Risikomaßzahl. Die Risikomaßzahl erhalten Sie aus dem Feld der darunter stehenden<br />

Tabelle (vgl. Abb. 33).<br />

Eintrittwahrscheinlichkeit<br />

Abb. 33: Risikomatrix nach Nohl<br />

Tragweite Gering Tragbar Schwer- Existenzwiegend<br />

bedrohend<br />

Ereignis 1<br />

5<br />

1 2 3 4<br />

2 3 4 5<br />

3 4 5 6<br />

4 5 6 7<br />

106 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Schritt 4<br />

Prüfen Sie den Handlungsbedarf.<br />

Maßzahl Risiko Beschreibung<br />

<strong>IV</strong>.3.4.2.6 Integrierte Risikobewertung<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

1 – 2 gering Der Eintritt des Ereignisses ist nur wenig wahrscheinlich.<br />

Handlungsbedarf zur Risikoreduzierung besteht nicht.<br />

3 – 4 signifikant Der Eintritt des Ereignisses ist wahrscheinlich. Handlungsbedarf<br />

zur Risikoreduzierung ist angezeigt.<br />

5 – 7 hoch Der Eintritt des Ereignisses ist sehr wahrscheinlich. Handlungsbedarf<br />

zur Risikoreduzierung ist dringend erforderlich.<br />

In unseren bisherigen Erörterungen haben wir folgende Begriffe kennen gelernt, die wir in einer<br />

Darstellung verwenden:<br />

•Risiko,<br />

•Eintrittswahrscheinlichkeit,<br />

•Schadensausmaß,<br />

•Maßnahmen zur Risikominimierung.<br />

Die nachfolgende Tabelle vereinigt alle bisher besprochenen Bausteine im Risikomanagement und ist für Profis<br />

und für sensible Projekte zu empfehlen.<br />

Wir zeigen Ihnen das Verfahren verkürzt am Beispiel unseres Trägers F+F gGmbH und dessen<br />

Risikobeurteilungen (vgl. Risikoportfolio).<br />

lfd.<br />

Nr<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Risiko Ereignis<br />

fehlende Projekterfahrung<br />

führt zu<br />

Problemen in der<br />

betriebswirtschaftlichen<br />

Steuerung<br />

Know-how ist bei<br />

Kündigung nicht mehr<br />

verfügbar<br />

Umfeldbedingungen<br />

ändern sich<br />

Eintrittswahrscheinichkeit<br />

EW<br />

0,5<br />

0,45<br />

0,3<br />

Tragweite<br />

TW<br />

0,6<br />

1<br />

0,8<br />

Abb. 34: Risikoeinschätzung nach Nohl<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 107<br />

RPZ<br />

0,30<br />

0,45<br />

0,24<br />

Status Maßnahmen<br />

Seminar<br />

EPM<br />

Regelung der<br />

Vertretung<br />

Frühwarnsystem<br />

aufbauen<br />

* Die „RPZ neu“ ergibt sich aus der neuen Bewertung unter der Annahme, dass die ergriffenen Maßnahmen umgesetzt worden sind.<br />

EW<br />

0,2<br />

0,45<br />

0,3<br />

TW<br />

0,2<br />

0,7<br />

0,7<br />

RPZ<br />

neu*<br />

0,04<br />

0,32<br />

0,21<br />

Status<br />

Abb. 35: Integrierte Risikobewertung<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

<strong>IV</strong>.4 Die Umsetzungsphase<br />

Halten wir an dieser Stelle kurz inne. Die Feinplanung ist abgeschlossen und hat den Projektverantwortlichen<br />

zusätzliche Informationen an die Hand gegeben, um zu einer abgesicherten Entscheidung bezüglich der<br />

Umsetzung des Vorhabens zu kommen.<br />

In der Projektwirtschaft werden die erhobenen Informationen in einem Projektkonzept zusammengefasst. Bei<br />

Vorliegen der Voraussetzungen erfolgt die Projektfreigabe. Jetzt beginnt für die Projektwirtschaft wie für ESF-<br />

Projektträger mit der Projektumsetzung die nächste Projektphase.<br />

<strong>IV</strong>.4.1 Projekte steuern und kontrollieren<br />

Die Steuerung und das Controlling des Projekts bilden in der Umsetzungsphase die Arbeitsschwerpunkte. Im<br />

Ratgeber für die Abrechnung ESF geförderter Projekte heißt es:<br />

„Um zu gewährleisten, dass das Projekt ordnungsgemäß durchgeführt wird, hat der Träger geeignete<br />

Verfahren zu installieren, die den Projektfortschritt überwachen und bei etwaigen Abweichungen regulierend<br />

eingreifen. […] Die Überwachung ist zu dokumentieren“.*<br />

Die Fondsverwaltung schlägt hierfür Verfahren vor, die geeignet sind, dieses Ziel zu erreichen. Im Einzelnen<br />

benennt sie, alternativ und nicht additiv, folgende Verfahren:<br />

•Projektcontrolling, oder<br />

•Regelmäßige Besprechungen, Projektsitzungen, oder<br />

•Externe Analysen.<br />

Wir gehen in unseren weiteren Ausführungen zunächst auf den Themenbereich Besprechungen ein, den wir um<br />

das Thema Berichtswesen und Dokumentation ergänzen und widmen uns dann den Werkzeugen und<br />

Verfahren zum Controlling von Termin-, Kosten- und Qualitätszielen.<br />

<strong>IV</strong>.4.1.1 Berichtswesen, Dokumentation<br />

<strong>IV</strong>.4.1.1.1 Das Berichterstattungstableau<br />

Um zu gewährleisten, dass alle Projektbeteiligte über die Entwicklung des Projekts stets auf dem<br />

Laufenden sind, erstellen Sie am besten ein Verfahren zur Steuerung der Berichterstattung. Das geht<br />

einfach über eine Tabelle. Wir empfehlen Ihnen dieses Dokument zu lenken (vgl. Kap. V) und die<br />

Lenkungsmatrix zum Bestandteil der Projektakte oder des Projektmanagementhandbuchs zu<br />

machen.<br />

* L-Bank, Ratgeber für die Abrechnung ESF geförderter Projekte, Karlsruhe 2004<br />

108 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Schritt 1<br />

Beispiel<br />

Berichtsart<br />

Statusbericht<br />

Änderungsmitteilung<br />

Kostenverteilerschlüssel<br />

ESF-AKKU<br />

Rundbrief<br />

Sachbericht<br />

für VN<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Erfassen Sie die externen Anforderungen. Wer erwartet von Ihnen außerhalb der eigenen<br />

Organisation zum Projekt zu welchen Zeitpunkten und in welcher Form einen Bericht?<br />

Schritt 2<br />

Erfassen Sie Ihre internen Anforderungen zur Berichterstattung. Wer erwartet innerhalb der<br />

Organisation zum Projekt zu welchen Zeitpunkten und in welcher Form einen Bericht?<br />

Schritt 3<br />

Tragen Sie die geforderten Berichtsarten in die Tabelle ein und vervollständigen die weiteren Spalten<br />

durch innerbetriebliche Festlegungen.<br />

Häufigkeit<br />

14 tägig<br />

aktuell<br />

4 x jährlich<br />

1x mtl.<br />

1 x jährlich<br />

und bei<br />

Bedarf<br />

Gegenstand<br />

Soll-Ist-Vergleich<br />

Unterrichtung<br />

L-Bank<br />

Überprüfung ggf.<br />

Anpassung<br />

Neue ESF<br />

Informationen<br />

Bericht über den<br />

Projektfortschritt<br />

Verantwortlich<br />

Geschäftsführung<br />

Geschäftsführung<br />

Geschäftsführung<br />

Projektleitung<br />

Geschäftsführung<br />

Verteiler<br />

Projektteam<br />

Projektteam<br />

Geschäftsführung<br />

Geschäftsführung<br />

Verwaltungsleitung<br />

L-Bank<br />

Hinweise<br />

zur Ablage<br />

Projektakte<br />

Projektakte<br />

Projektakte<br />

interner<br />

Dateipfad<br />

Projektakte<br />

Bsp. 36: Berichterstattungstableau<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 109<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

<strong>IV</strong>.4.1.1.2 Der Statusbericht<br />

Statusberichte sind in der Projektwirtschaft elementarer Bestandteil des Berichtswesens und der<br />

Dokumentation. In der Sozialwirtschaft werden Statusberichte oft mündlich in Konferenzen<br />

abgegeben und sollten dann Eingang in das Protokoll der Projektbesprechung finden, was nicht<br />

immer der Fall ist.<br />

Statusberichte haben den Zweck, die Projektbeteiligten umfassend, schnell und übersichtlich über den<br />

jeweiligen Stand im Projekt zu informieren. Statusberichte beziehen dabei immer die 3 Projektdimensionen<br />

ein:<br />

•Termine,<br />

•Kosten,<br />

•Qualitäts- / Projektziele.<br />

Wenn Sie als Hilfsmittel im Statusbericht das Instrument der Ampel verwenden, wird der Status von Terminen,<br />

Kosten und Zielen schnell sichtbar. Sie müssen mit den ProjektmitarbeiterInnen eine Konvention vereinbaren,<br />

was die Ampelfarben signalisieren sollen.<br />

Es gibt ein Problem mit Terminen, Kosten, Zielen, das wir nicht alleine lösen können.<br />

Es gibt ein Problem bei Terminen, Kosten, Zielen, über das wir gemeinsam sprechen müssen.<br />

Es gibt aus heutiger Sicht kein Problem, über das zu reden wäre.<br />

110 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Nach dieser Vorarbeit erstellen Sie Ihren Statusbericht, mit den für Ihr Projekt relevanten Angaben.<br />

A Projekt / Vorhaben<br />

B Projektphasen Datum<br />

Initialphase<br />

Definitions- oder<br />

Projektbeantragungsphase<br />

Feinplanungsphase<br />

Umsetzungsphase X<br />

Nachprojektphase<br />

C Verantwortungsbereich<br />

BerichterstatterIn<br />

D Status<br />

Termine<br />

Kosten<br />

Qualität<br />

E Maßnahmen<br />

bei Terminabweichung<br />

bei Kostenabweichung<br />

bei Qualitätsabweichung<br />

F Änderungsmitteilung erforderlich ja nein prüfen<br />

Beim Status „rot“ müssen die Projektverantwortlichen auf 3 Fragen eine Antwort geben:<br />

•Gibt es Alternativen, um das Problem zu lösen oder seine Wirkung abzuschwächen?<br />

•Müssen Termine, Kosten und Qualität überprüft werden?<br />

•ESF-spezifisch: Muss eine Änderungsmitteilung erfolgen?<br />

X<br />

X<br />

X<br />

Abb. 36: Muster Projektstatusbericht<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 111<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

<strong>IV</strong>.4.1.1.3 Projektbesprechungen einführen<br />

Unser Tipp:<br />

Projektbesprechungen werden eher als Zeitfresser wahrgenommen, denn als Instrument einer qualifizierten<br />

Projektsteuerung. Die Ursache für diese Wahrnehmung liegt oft in einer unzureichenden<br />

Vorbereitung der Projektbesprechung, an fehlenden Unterlagen und an einer nicht zufriedenstellenden<br />

Ergebnissicherung. Gerade wegen der knappen Zeitressourcen hat die Formalisierung der<br />

Projektbesprechungen im Kontext der Projektsteuerung einen hohen Stellenwert. Wenn Sie die<br />

Qualität Ihrer Projektbesprechungen selbst bewerten wollen, geben Ihnen die nachfolgenden<br />

Kriterien erste Hinweise:<br />

Selbstbewertung<br />

Projektsitzungen finden regelmäßig statt.<br />

Die Intervalle sind festgelegt und die Sitzungen<br />

sind als Jour fix in der Terminplanung berücksichtigt.<br />

Die Verbindlichkeit der Teilnahme ist ebenso<br />

vereinbart wie das Erfordernis, die Erlaubnis<br />

zum Fernbleiben bei der GF einzuholen.<br />

Für die Projektsitzung gibt es eine den TeilnehmerInnen<br />

im Vorfeld zugegangene Tagesordnung.<br />

Die Tagesordnung hat einen formalisierten Aufbau:<br />

Protokollkontrolle der letzten Besprechung<br />

Status im Projekt ggf. Bewertung u.<br />

Ursachenanalyse incl. Maßnahmeplanung<br />

Zur Bearbeitung von Tagesordnungspunkten gibt<br />

es Sitzungsunterlagen, die rechtzeitig an die Teilnehmer-<br />

Innen der Projektbesprechung versandt werden.<br />

ja na ja nein<br />

Wenn Sie im Ergebnis der Selbstbewertung häufiger Lücken feststellen, ist dies ein Hinweis auf eine<br />

verbesserungsfähige Besprechungskultur. Prüfen Sie, ob Sie nicht zu jener Gruppe gehören, die situativ<br />

die Tagesordnung zusammenstellt,Verständnis dafür hat, dass keine Unterlagen zur Verfügung stehen<br />

und toleriert, dass die MitarbeiterInnen unvorbereitet sind und ggf. verspätet zu einer<br />

Projektbesprechung kommen können.<br />

Verändern Sie Ihre bisherige Besprechungskultur.<br />

112 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

•Schwören Sie in der nächsten Projektbesprechung die ProjektmitarbeiterInnen auf ein effektives Verfahren<br />

ein. Dazu gehört, dass<br />

- Sie die Projektbesprechungstermine im Voraus für 3 Monate mit den Projektbeteiligten abstimmen,<br />

- Sie danach die Terminplanung monatlich fortschreiben,<br />

- Sie im Vorfeld die Tagesordnung erstellen,<br />

- die zu den Tagesordnungspunkten erforderlichen Unterlagen auch tatsächlich vorliegen,<br />

- Ihnen Ihre MitarbeiterInnen vor der Projektsitzung rechtzeitig aktuelle schriftliche Statusberichte<br />

einreichen.<br />

•Erlauben Sie es kein<strong>esf</strong>alls, dass die TeilnehmerInnen unvorbereitet und verspätet an der Sitzung<br />

teilnehmen.<br />

•Erstellen Sie ein Protokoll – am besten machen Sie das selbst. Das erspart Protokollkorrekturen und<br />

Abstimmungsbedarf.<br />

<strong>IV</strong>.4.1.1.4 Das Protokoll<br />

Als Grundsatz sollte gelten: Keine Projektsitzung ohne<br />

Qualitätsanforderungen stellen:<br />

Protokoll. Darüber hinaus sollten Sie an ein Protokoll<br />

•Welche Tagesordnungspunkte wurden besprochen?<br />

•Welche Ergebnisse hatte die Besprechung?<br />

•Welche Maßnahmen zur Erledigung wurden vereinbart?<br />

•Zu welchen Terminen sind die Maßnahmen erledigt?<br />

•Wer ist für die Erledigung der Maßnahme zuständig?<br />

Entsprechend sollte das Protokollformular aufgebaut sein. Dadurch übernimmt es eine automatische<br />

Steuerungsfunktion.<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 113<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Beispiel<br />

Ort<br />

Termin/Datum<br />

TeilnehmerInnen<br />

TOP<br />

Nr.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Gegenstand<br />

Thema<br />

Protokollkontrolle<br />

Projektsitzung<br />

vom…………<br />

Genehmigung der<br />

Tagesordnung<br />

Statusberichte<br />

Protokoll erstellt von:<br />

Datum ..........................................<br />

Verteiler:<br />

Ergebnis<br />

Maßnahmen<br />

Zuständig<br />

Termin Fortgang<br />

Bsp. 37: Muster Protokoll<br />

114 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

<strong>IV</strong>.4.1.1.5 Prozessbeschreibungen<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Eine Form der Dokumentation ist die Prozessbeschreibung. Sie regelt an Stelle einer Dienst- /<br />

Organisations-/ oder Arbeitsanweisung das von den Projektbeteiligten einzuhaltende Verfahren.<br />

Unser Beispiel zeigt eine übliche Prozessbeschreibung.<br />

1. Prozessname: Änderungsmanagement Prozesskürzel:<br />

2. Zweck / Ziel<br />

Entscheidungshilfe zur Identifikation von Ereignissen, die eine Änderungsmitteilung oder eine<br />

betriebliche Reaktion seitens der Geschäftsführung auslösen.<br />

3. Anwendungs- und Geltungsbereich<br />

Name der ESF-Trägerorganisation, ggf. Standort, an dem das Projekt durchgeführt wird.<br />

4. Kunde/n des Prozesses<br />

AuftraggeberIn, Stakeholder, ProjektmitarbeiterInnen<br />

5. Prozessverantwortlicher (-eigner)<br />

Geschäftsführung, ggf. Projektleitung<br />

6. Prozess / Verfahren<br />

siehe Flussdiagramm<br />

7. Prozesskennziffer / Steuerungsgröße<br />

- Projektkennziffer<br />

- Erhebungszeitraum<br />

- Erhebungsverfahren<br />

8. Schnittstellen zu anderen Prozessen<br />

9. Mitgeltende Unterlagen<br />

9.1 Vorgabedokumente<br />

9.2 Nachweisdokumente<br />

10. Begriffe, Abkürzungen, Symbole<br />

11. Hinweise Bemerkungen<br />

soweit erforderlich<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 115<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Verantwortlichkeiten<br />

E D M I<br />

Input<br />

(Vorgabedokument<br />

sonstige Eingaben)<br />

Statusbericht<br />

mgU 1<br />

Tabelle<br />

Frühwarnindikatoren<br />

mgU 2<br />

Maßnahmenliste<br />

Personal<br />

abbauen<br />

zusätzliches<br />

Personal<br />

einstellen<br />

Ziele<br />

reduzieren<br />

Rücklagen<br />

einsetzen<br />

Risikomanagement<br />

Änderungsmanagement Output<br />

(Nachweisdokumente,<br />

sonst. Ausgaben)<br />

Projektbesprechung<br />

Änderungsmitteilung<br />

auslösen?<br />

Projekt<br />

abbrechen?<br />

116 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger<br />

Start<br />

Beurteilung des Status<br />

ja<br />

ja<br />

kritische<br />

Abweichung?<br />

Mitteilung verfassen<br />

Maßnahmen planen<br />

Änderumgsantrag<br />

bewilligt?<br />

Risiko analysieren<br />

ja<br />

nein<br />

Risiko analysieren<br />

Trägerentscheidung<br />

herbeiführen<br />

Ende<br />

ja<br />

nein<br />

nein<br />

nein<br />

Risiko minimieren<br />

Fondsverwaltung<br />

informieren<br />

Ende<br />

Dokumentation<br />

Dokumentation<br />

Abb. 37: Prozessbeschreibung


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

<strong>IV</strong>.4.1.2 Projektcontrolling<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Bei der Kontrolle der Projekte nehmen wir Bezug auf das magische Dreieck in der Projektwirtschaft und zu seinen<br />

drei Bezugspunkten:<br />

Alle Eckpunkte unterliegen im Projektverlauf der systematischen Überprüfung. Für die Zielkontrolle hat die<br />

Projektwirtschaft Verfahren zur Termin-, Kosten- und Qualitätskontrolle entwickelt, mit denen wir Sie bekannt<br />

machen wollen. Zu jedem dieser 3 Eckpunkte stellen wir Ihnen ein oder mehrere Werkzeuge vor.<br />

<strong>IV</strong>.4.1.2.1 Terminziele verfolgen<br />

Die Terminüberwachungsliste<br />

Eine einfache und effektive Möglichkeit zur Leistungsdokumentation in Projekten ist die<br />

Terminüberwachungsliste. Sie wird am Ende einer Projektsitzung erstellt oder kann auch dem<br />

Projektsitzungsprotokoll angehängt werden. Durch die Form der Vorlage wird die Arbeitsaufgabe im<br />

Sinne eines Regelkreises erledigt:<br />

Beispiel<br />

Nr.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Qualität<br />

Projekt<br />

Termine Kosten<br />

Abb. 38: Projekt-Dreieck<br />

•Jeder Aktivität wird eine Zuständigkeit und ein Erledigungszeitraum zugeordnet.<br />

•Die Bearbeitung der zugeordneten Aufgaben wird im Rahmen der vorgegebenen Termine<br />

geprüft.<br />

•Die Liste wird nach jeder Besprechung regelmäßig aktualisiert.<br />

Datum<br />

25.9<br />

25.9<br />

11.10<br />

12.01<br />

Auftrag<br />

Anmeldeverfahren überlegen<br />

Vorlage Evaluationsbogen für<br />

Schulungen<br />

Auswahl der Arbeitshilfen, die<br />

als Erste erstellt werden.<br />

Anmeldeverfahren festlegen<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 117<br />

Wer<br />

Hrs<br />

Kul<br />

Hrs<br />

Dbi<br />

Termin<br />

12.01.07<br />

01.02.07<br />

15.02.07<br />

KW 3<br />

Fortgang<br />

Bsp. 38: Terminüberwachungsliste<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Der Projektzeitplan mit Vorgangsfolgen<br />

Die Grundlage für dieses Instrument bildet ein einfaches Balkendiagramm, wie Sie es bereits aus<br />

Kapitel <strong>II</strong> kennen.<br />

Mit wenigen Ergänzungen im Balkendiagramm können Sie Ihr Projekt zeitlich besser steuern und vor allem<br />

Abweichungen frühzeitiger erkennen. So gehen Sie vor:<br />

Abb. 39a: Einfacher Projektzeitplan<br />

Schritt 1<br />

Sie erweitern die bisherige Tabelle um die Spalten „Nr“,„Dauer“, ...„Vorgänger“ und „Nachfolger“ und<br />

tragen die fortlaufenden Arbeitsschritte mit ihren jeweiligen Nummern ein. Die Zeitdauer, die benötigt<br />

wird, um den Arbeitsschritt zu erledigen, wird in der Spalte „Dauer“ eingetragen.<br />

Nr. Projektzeitplan Dauer Vor- Nachgänger<br />

folger<br />

1 Projektidee prüfen 14 Tg<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Nr.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Projektzeitplan 1.Q 2.Q 3.Q 4.Q 1.Q 2.Q 3.Q 4.Q 1.Q<br />

Projektidee prüfen<br />

Konzept entwickeln<br />

Konzept im reg. AK<br />

einreichen<br />

Bewilligung<br />

Umsetzung<br />

Verwendungsnachweis<br />

Konzept entwickeln 20 Tg<br />

Konzept im reg. AK<br />

einreichen<br />

1 Tag<br />

Bewilligung 30 Tg<br />

Umsetzung 3 J.<br />

Verwendungsnachweis 21 Tg<br />

1.Q 2.Q 3.Q 4.Q 1.Q 2.Q 3.Q<br />

118 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Schritt 2<br />

Jetzt werden die Abhängigkeiten festgelegt. Es geht um die Frage, welcher Arbeitsschritt erledigt sein<br />

muss, bevor der nächste Arbeitsschritt begonnen werden kann. Die Abhängigkeiten werden in die<br />

Matrix eingetragen.<br />

Nr. Projektzeitplan Dauer Vor- Nachgänger<br />

folger<br />

1 Projektidee prüfen 14 Tg nein 2<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Konzept entwickeln 20 Tg 1 3<br />

Konzept im reg. AK<br />

einreichen<br />

1 Tag 2 4<br />

Bewilligung 30 Tg 3 5<br />

Umsetzung 3 J. 4 6<br />

Verwendungsnachweis 21 Tg 5 nein<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

1.Q 2.Q 3.Q 4.Q 1.Q 2.Q 3.Q<br />

Abb. 39b: Projektzeitplan mit Vorgangsfolgen<br />

In unserer Abbildung hängt jeder Arbeitsschritt von der vollständigen Erledigung des vorhergehenden<br />

Arbeitsschrittes ab. Dies kann sich in einem anderen Projektelement anders darstellen.<br />

Schritt 3<br />

Verzögert sich nur ein Arbeitsschritt – etwa wenn die Freigabe der Projektidee statt 14 Tage jetzt 4<br />

Wochen benötigt – hat dies Auswirkungen auf den gesamten Planungsprozess. Im Beispiel hätte eine<br />

Verzögerung der Freigabe der Projektidee ggf. weitreichende Konsequenzen:<br />

•Entweder wird die Konzeptentwicklungsphase um 14 Tage verkürzt, dann hat dies<br />

Auswirkungen auf die Qualität<br />

oder<br />

• die Konzeptentwicklung braucht 4 Wochen; dann kann der Abgabetermin des Konzeptes beim<br />

regionalen Arbeitskreis nicht mehr eingehalten werden.<br />

Die Stärke dieses Verfahrens der Prüfung der Abhängigkeiten von Arbeitsschritten in Verbindung mit<br />

dem Projektzeitplan besteht darin, schnell die Konsequenzen einer Terminverzögerung erkennen, um<br />

noch rechtzeitig zeitnahe Maßnahmen zur Problembewältigung ergreifen zu können. Denkbare<br />

Optionen wären hier:<br />

•Die verkürzte Konzeptentwicklungszeit wird durch eine erhöhte Freistellung kompensiert.<br />

•Der Antrag wird unzureichend geplant abgegeben.<br />

•Das Projekt wird aufgegeben.<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 119<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Das Meilenstein-Trend-Diagramm<br />

Mit der Meilenstein-Trend-Darstellung lässt sich die zeitliche Kontrolle sowohl für die Arbeitspakete<br />

als auch für die Meilensteine in einer Grafik abbilden:<br />

Meilenstein-Trend-Diagramm<br />

Legende<br />

M = Meilenstein<br />

KW = Erledigungstermin<br />

für<br />

Meilenstein<br />

gleichzeitig<br />

Termin für<br />

Statusbericht<br />

Erläuterung<br />

Linie fallend:<br />

Termin wurde vorzeitig erreicht.<br />

Linie waagerecht:<br />

Termin wurde exakt eingehalten.<br />

Linie steigend:<br />

Terminziel wurde nicht erreicht<br />

Beim Meilenstein-Trend-Diagramm wird davon ausgegangen, dass der Berichtszeitpunkt in einem engen zeitlichen<br />

Zusammenhang mit dem Erledigungstermin des Arbeitspakets oder des Meilensteins steht.Dadurch lässt<br />

sich ein Soll-Ist-Vergleich in Form einer Trenddarstellung erstellen. Das Verfahren erläutern wir Schritt für Schritt.<br />

Schritt 1<br />

Tragen Sie auf der y-Achse die Termine ein, zu denen ein Meilenstein oder ein Arbeitspaket abgeschlossen<br />

sein sollte.<br />

Schritt 2<br />

Auf der x-Achse werden die Berichtszeitpunkte eingetragen, zu denen über die Arbeitspakete bzw.<br />

Meilensteine berichtet werden soll.<br />

Schritt 3<br />

Erledigungstermin für Meilenstein oder Arbeitspaket<br />

M 6 KW 22<br />

M 5 KW 20<br />

M 4 KW 18<br />

M 3 KW 16<br />

M 2 KW 14<br />

M1 KW 12 KW 14 KW 16 KW 18 KW 20 KW 22<br />

Termin für Statusbericht<br />

Zu den terminierten Projektsitzungen wird dann der Status erhoben. Die Ergebnisse werden im<br />

Diagramm eingetragen.<br />

* C. Schreckenender, a.a. O, S. 164<br />

Abb. 40: Meilenstein-Trend-Diagramm*<br />

120 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Ermittlungsverfahren zum Fertigstellungsgrad<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Der Fertigstellungsgrad ist ein errechneter Indikator zur Bewertung von Abweichungen von der zeitlichen<br />

Sollplanung. Der Fertigstellungsgrad wird wie folgt ermittelt:<br />

Schritt 1<br />

Die grafische Darstellung des Fertigstellungsgrades<br />

Sie legen den Zeitraum, in dem das Arbeitspaket oder der zu erledigende Meilenstein beginnt und<br />

abgeschlossen sein soll, in Kalenderwochen fest.<br />

Beginn AP Projektsitzung geplantes Ende AP<br />

KW 36 KW 45 KW 52<br />

Gesamtzeitbedarf lt. Plan<br />

In unserem Beispiel sind dies 16 Wochen = 100%<br />

In der laufenden Projektbesprechung in der KW 45 wird der Status der Erledigung des Arbeitspaketes<br />

abgefragt. Der/die für das Arbeitspaket verantwortliche MitarbeiterIn erklärt, dass er/sie mit dem<br />

Projekt ca. 14 Tage in Verzug ist und sich die Erledigung des Arbeitspakets zeitlich um ca. 2 Wochen<br />

verschiebt.<br />

Schritt 2<br />

Sie ermitteln die neue Gesamtdauer des Arbeitspakets und verschieben das Ende entsprechend. Im<br />

Beispiel verschiebt sich das Ende auf die KW 02 des Folgejahres, die Gesamtdauer beträgt nun 7 + 2<br />

Wochen = 9 Wochen.<br />

Schritt 3<br />

Die rechnerische Ermittlung des Fertigstellungsgrades.<br />

Sie errechnen das Ergebnis nach der Formel:<br />

Ist-Dauer neu, abweichend v. Plan 9<br />

Fertigstellungsgrad = ------------------------------------------------------ -------- = 50 %<br />

Voraussichtliche Gesamtdauer neu 18<br />

Zeitachse<br />

Nach der Ursprungsplanung läge der Fertigstellungsgrad des Arbeitspaketes zum Zeitpunkt der<br />

Projektsitzung in der KW 45 bei 67%; tatsächlich liegt der Fortschrittsgrad bei 50%. Die Abweichung<br />

beträgt 17%.<br />

Ob dadurch das Projekt gefährdet ist und eine Änderungsmitteilung erforderlich wird, muss im<br />

Einzelfalle vom Träger geprüft werden. Wichtig ist, nicht nur die zeitliche Verzögerung zu erfassen,<br />

sondern auch Abhängigkeiten zu den anderen Arbeitspaketen und deren Terminsetzung.<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 121<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

<strong>IV</strong>.4.1.2.2 Qualitäts- / Projektziele verfolgen<br />

Die Evaluation von Zielen ist nur möglich, wenn bei der Zielplanung und im Projektkonzept Ziele so operationalisiert<br />

wurden, dass sie überprüfbar sind: unabhängige Dritte müssen in einem Vergleich von Ausgangsstatus<br />

und Zielerreichungsgrad am Ende des Projekts zu den gleichen Ergebnissen kommen wie der Träger selbst. Im<br />

Kapitel <strong>II</strong>I haben wir das Thema Ziele, Überprüfbarkeit und gute Zielformulierung ausführlich behandelt. Wir<br />

gehen an dieser Stelle deshalb nur noch auf verschiedene Verfahren der Zielkontrolle ein.<br />

Zielkontrolle via Statusbericht<br />

Neben der Kontrolle der Kostenziele, auf die wir später eingehen, gewinnt die Sachzielkontrolle bei<br />

ESF-Projekten zunehmend an Bedeutung. Wir empfehlen Ihnen daher, die Sachzielbeurteilung<br />

zukünftig zum Gegenstand Ihres Projektcontrollings zu machen. Ein einfacher Weg zur Überwachung<br />

der Qualitätsziele führt über den Statusbericht.<br />

Da Sie nur das überwachen können, was Sie im Vorfeld als Qualitätsziel definiert haben, besteht der<br />

erste Schritt darin, in den Statusbericht die Qualitätsziele Ihres Projekts unter „C“ einzutragen und<br />

diese Ziele unter „D“ als Fragen umzuformulieren.<br />

122 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Beispiel<br />

A Projekt / Vorhaben<br />

B Projektphase<br />

Projektentwicklungsphase<br />

Projektbeantragungsphase<br />

Planungsphase<br />

Umsetzungsphase<br />

Nachprojektphase<br />

C Projektziele<br />

D Statusbericht Projektziele<br />

Ist das Projekt termingerecht<br />

begonnen worden?<br />

Entspricht die Anzahl der<br />

TeilnehmerInnen der Planung?<br />

Sind die erforderlichen<br />

Praktikumplätze akquiriert?<br />

Sind die MaßnahmeteilehmerInnen<br />

geeignet?<br />

Entspricht die Abbrecherquote<br />

der Planung?<br />

Maßnahmen<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

X<br />

X<br />

X<br />

X<br />

Datum<br />

Ziel 1: termingenauer Beginn, - KW 36 - 2006<br />

Ziel 2: Auslastung 98 %<br />

Ziel 3: Praktikumplätze für alle TeilnehmerInnen<br />

Ziel 4: Maßnahmeteilnehmer sind zu 80% geeignet<br />

Ziel 5: Abbrecherquote < 3 TeilnehmerInnen<br />

Ist-Größe Status Auswirkungen auf das Projektziel<br />

KW 36<br />

80 % Finanzierungsschwierigkeiten<br />

80 % Abweichung vom Konzept<br />

50 % Projektziel ist gefährdet<br />

Hohe Abbrecherquote wahrscheinlich<br />

4TN Finanzierungsprobleme<br />

3 w / 1m<br />

Gespräch mit Job-Center<br />

Änderungsmitteilung, Korrektur Projektziele 2, 4<br />

Gespräch mit Bank wegen Kreditaufnahme<br />

Kontakt Handwerkskammer wg. Praktikaplätze<br />

Bericht an Vorstand<br />

Bsp. 39: Statusbericht Projektziele<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 123<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Zielkontrolle über Kennziffern und Eingriffsgrenzen<br />

Im Projektmanagement können unterschiedliche Kennzifferarten zum Einsatz kommen, um Ziele und<br />

Zielerreichungsgrad im und für das Projekt zu bestimmen:<br />

•Betriebswirtschaftliche Kennziffern, dazu gehören:<br />

- Liquiditätsgrad,<br />

- Deckungsbeitrag,<br />

- Verschuldungsgrad.<br />

•Prozesskennziffern zu Beurteilung der Steuerungsqualität, wie z.B.:<br />

- Abweichquote vereinbarter Erledigungen,<br />

- Anzahl Änderungsmitteilungen,<br />

- Auditergebnisse zu Prozessbeschreibungen.<br />

•Ergebniskennziffern zur Beurteilung der Ergebnisqualität, z.B.:<br />

- Integrationsquote,<br />

- Anzahl Gendermaßnahmen,<br />

- Abbruchquoten,<br />

- Imagegewinn.<br />

•Steuerungskennziffern zur Risikobeurteilung:<br />

- zugelassene Risikoprioritätszahl,<br />

- Risikokapitalquote,<br />

- Abweichquoten von Terminen, Kosten und Auslastung.<br />

Grundlage jeglicher Steuerung über Kennziffern ist die Definition der Kennziffer und das Verfahren der<br />

Ermittlung. Dazu eignet sich folgendes System:<br />

Beispiel<br />

Bezeichnung der Kennzahl<br />

z.B. TeilnehmerInnenquote<br />

Ziel der Kennzahl<br />

Was soll die Kennzahl aussagen / messen?<br />

Verantwortlich für Erfassung<br />

Hier legen Sie fest, wer für die Erfassung<br />

und Verfolgung der Kennziffer verantwortlich<br />

ist.<br />

Datenquelle<br />

Hier geben Sie an, aus welchen Quellen<br />

die Daten zu erheben sind z.B. tägl.<br />

Teilnahmenachweis.<br />

Definition der Angaben im Zähler<br />

und Nenner<br />

Anwesend / TeilnehmerInnen<br />

GesamtteilnehmerInnen<br />

Häufigkeit / Intervall<br />

Hier legen Sie Häufigkeit und Zeitraum fest<br />

z.B. laufende wöchentliche Auswertung der<br />

TeilnehmerInnenzahl.<br />

Information<br />

Hier geben Sie den Verteiler an, wer von<br />

dem Ergebnis umgehend (binnen eines<br />

Tages) erfahren muss.<br />

Formel<br />

Anzahl anwesende TeilnehmerInnen x 100<br />

GesamtteilnehmerInnen<br />

Bsp. 40: Muster Kennziffernerstellung<br />

124 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Unser Tipp:<br />

Erstellen und dokumentieren Sie jede Kennziffer über ein solches Formular!<br />

Wie Sie Kennziffern zur Steuerung nutzen können, erläutern wir am Beispiel der Kennziffer<br />

„Projektauslastung“.<br />

Beispiel<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Schritt 1<br />

Legen Sie eine notwendige Auslastungsquote oder einen Auslastungskorridor mit Ober- und<br />

Untergrenze für die Projektauslastung fest.<br />

In unserem Beispiel hat der Träger einen Korridor definiert. Die untere Zahl des Korridors zwingt zum<br />

Handeln, während das Überschreiten der oberen Zahl des Korridors eine Ursachenanalyse nach sich<br />

ziehen sollte.<br />

Schritt 2<br />

Bestimmen Sie die Eingriffgrenze, also den Wert, der nicht unter- oder überschritten werden sollte. Im<br />

Beispiel hat der Träger die untere Eingriffsgrenze so definiert:<br />

Kritische Faktoren<br />

Anzahl<br />

MaßnahmeteilnehmerInnen<br />

Eingriffsgrenze<br />

4 Wochen nach<br />

Beginn der<br />

Maßnahme<br />

liegt die Zahl<br />

bei 36<br />

Teilnehmenden<br />

oder darunter.<br />

Kontrollintervall<br />

lfd. wöchentlich<br />

Zuständig<br />

Leiter der<br />

Maßnahme<br />

Handlungsvorgabe<br />

Teilnehmerstatistik<br />

wöchentlich an GF<br />

(E-Mail)<br />

Bsp. 41: Eingriffsgrenzen<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 125<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Schritt 3<br />

Ermitteln Sie innerhalb der festgelegten Kontrollintervalle die jeweilige Zahl der<br />

ProjektteilnehmerInnen und dokumentieren Sie die Ergebnisse, am besten grafisch aufbereitet.<br />

Die Entwicklung der TeilnehmerInnenzahlen zwischen KW 34 und KW 38 ergibt sich aus der<br />

Abbildung 41:<br />

40 Obere Eingriffsgrenze 40 Teilnehmer<br />

36 Untere Eingriffsgrenze<br />

34 Ist Entwicklung<br />

KW 34 KW 35 KW 36 KW 37 KW 38<br />

Projektbeginn<br />

Schritt 4<br />

Bewerten Sie die Entwicklung und veranlassen Sie Maßnahmen.<br />

Abb. 41: Kennziffernverfolgung<br />

Das Review-Board<br />

Das Review-Borad ist ein Instrument u.a. zur Steuerung der Projektziele. Um dieses Verfahren zur<br />

Zielkontrolle einsetzen zu können, muss der Träger folgende Vorgaben erfüllt haben:<br />

•Für die Projekte gibt es eine Übersicht über die Projektziele.<br />

•Die Zielerreichung ist über Kennziffern oder Korridore messbar.<br />

•Die regelmäßige Evaluation der Projektziele und die Verfahren sind in der Projektakte festgelegt.<br />

Im Rahmen der festgelegten Verfahren und der im Projekthandbuch hinterlegten Evaluationsintervalle wird<br />

dann der Erreichungsgrad jedes festgelegten Projektziels ermittelt. Aus den Erhebungen wird ein Bericht gefertigt,<br />

der in festgelegten Abständen der Geschäftsführung vorgelegt und mit ihr erörtert wird.<br />

Das Review-Board im Projektmanagement hat vom Ablauf und der Zielsetzung aus betrachtet seine<br />

Entsprechung in der Managementbewertung nach DIN EN ISO 9001. Der Bericht der Projektleitung wird erörtert<br />

und bei Bedarf werden von der Geschäftsleitung Entscheidungen getroffen, um das Projekt zum Erfolg zu führen.<br />

<strong>IV</strong>.4.1.2.3 Kostenziele verfolgen<br />

Die Betriebswirtschaftliche Analyse (BWA)<br />

Grundlage einer aussagekräftigen BWA ist die Gliederung nach Kostenarten und Kostenstellen, die Verbuchung<br />

der Ist-Kosten unter Beachtung des Verteilerschlüssels und die zeitnahe Verbuchung selbst. Liegen zwischen<br />

Rechnungs- bzw. Zahlungseingang und Verbuchung Wochen, ist die BWA nicht „à jour“, also nicht auf dem<br />

Laufenden. Dadurch sinkt die Aussagekraft der BWA erheblich. Die üblicherweise monatlich erstellte<br />

Betriebswirtschaftliche Analyse ist dann als Kostenverfolgungs- und Steuerungsinstrument nicht mehr<br />

geeignet.<br />

126 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Das Prinzip der BWA besteht, wie Sie in der Abbildung erkennen können, in der monatlichen Darstellung der<br />

Ist-Kosten, die mit den Plankosten und mit dem Gesamtergebnis des Vorjahrs verglichen werden.<br />

Ergebnis Plan Ist Abweichung<br />

2006 2007 2007<br />

1.Q 2.Q 3.Q 4.Q 1. Q<br />

Umsatzerlöse 538 690 134 673 134 673 134 673 134 673 99 742 - 26 %<br />

s. betriebliche Erträge 12 134 3 034 3 034 3 034 3 034 3 400 + 12 %<br />

PK Zuschuss Zielgruppe 31 214 7 803 7 803 7 803 7 803 6 900 - 12 %<br />

PK Zuschüsse Stammpersonal 0<br />

Gesamtleistung 582 038<br />

Materialaufwand 14 124 3 200 4 000 4 500 2 424 3 180 - 01 %<br />

Personalaufwand Zielgruppe 248 354 62 089 62 089 60 412 - 03 %<br />

Personalaufw.. Stammpersonal 172 000 43 000 47 892 + 11 %<br />

Rohergebnis 147 560<br />

Abschreibung 10 267<br />

Gebäudekosten 28 710<br />

s. betriebl. Aufwand 93 231<br />

Betriebliches Ergebnis 15 352<br />

Projektzuschüsse 7 000<br />

Spenden 2 300<br />

Ergebnis der gewöhnlichen<br />

Geschäftstätigkeit 24 652<br />

Ao. Aufwand / Ertrag 19 850<br />

Steuern 321<br />

Jahresergebnis 4 481<br />

Die grafische Kostenverfolgung<br />

Zur grafischen Kostenverfolgung mit Excel sind drei Datenreihen notwendig:<br />

•Die Plankosten,das sind die Werte der Planung am Beginn des Projekts,<br />

•Die Ist-Kosten des Projekts, das sind die tatsächlich angefallenen Kosten,<br />

•Die Zeitachse (Wochen, Monats, Jahresangaben).<br />

Bsp. 42: Muster Betriebswirtschaftliche Analyse (BWA)<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 127<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Wir haben für unser Beispiel der grafischen Kostenverfolgung noch einmal auf unser fiktives Projekt und dort auf<br />

die Kosten des Meilensteines 1, der in drei Arbeitspakete untergliedert war, zurückgegriffen:<br />

• Arbeitspaket 1 Vertragsinhalte abstimmen, Kosten geplant 960 €<br />

• Arbeitspaket 2 Kooperationsvertrag entwerfen, Kosten geplant 1.520 €<br />

• Arbeitspaket 3 Kooperationsvertrag unterzeichnen Kosten geplant 560 €<br />

Schritt 1<br />

Sie erstellen eine Exceltabelle wie unten dargestellt.<br />

Schritt 2<br />

Sie tragen die Plan- und Ist-Werte in die Tabelle ein.<br />

Schritt 3<br />

Kostenverfolgung<br />

Mithilfe des Diagrammassistenten erstellen Sie die Grafik.<br />

Meilenstein 1 Ziel<br />

Beginn Ende Kosten Kosten IST- IST-Kosten<br />

geplant geplant geplant kumuliert Kosten kumuliert<br />

Arbeitspaket 1<br />

Vertragsinhalte abstimmen 01.09.06 15.10.06 960 € 960 € 1.200 € 1.200 €<br />

Arbeitspaket 2<br />

Kooperationsvertrag<br />

entwerfen 16.10.06 16.11.06 1.520 € 1.520 € 1.400 € 1.400 €<br />

Arbeitspaket 3<br />

Kooperationsvertrag<br />

unterzeichnen 01.12.06 15.12.06 560 € 560 € 800 € 800 €<br />

3.040 € 3.400 €<br />

128 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


in EUR<br />

in EUR<br />

KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Plankostenentwicklung<br />

Sep Sep Sep Okt<br />

Zeitraum<br />

Okt Nov Nov<br />

Tatsächliche Kostenentwicklung<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 129<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

Okt Okt Okt Nov<br />

Zeitraum<br />

Nov Nov Nov Dez Dez<br />

Aus den Verläufen werden dann Abweichungen von Plan- und Ist-Werten anschaulich.<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

Abb. 42: Projektkostenverlaufsdarstellung<br />

0<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Die Leistungsüberwachung<br />

Beispiel<br />

Bausteine der Leistungsüberwachung sind die Plankosten, die zu einem Stichttag verdienten Erträge<br />

und der zum Stichtag realisierte Fortschrittsgrad. Der Fortschrittsgrad gibt die zum Stichtag tatsächliche<br />

Zielerreichung in % an. Aus der Leistungsüberwachung und den kontinuierlich aufgezeichneten<br />

Parametern lassen sich Kostenentwicklungen nicht erst am Ende des geplanten Arbeitspakets oder<br />

Meilensteins machen, sondern zu beliebig definierten Stichtagen. Wir machen dazu ein Beispiel:<br />

Ein Projektmitarbeiter hat für die Erstellung eines Arbeitspaketes mit 50 Stunden gerechnet. Der<br />

Stundensatz wird mit 40 € angesetzt. Der Wert des gesamten Teilpaketes beträgt 2.000 €.<br />

Nach 30 Stunden hat der Mitarbeiter aber erst 20 % des Auftrags erledigt. Welche Konsequenzen diese<br />

Entwicklung auf die Entwicklung der Projektkosten hat, lässt sich berechnen:<br />

1. Schritt Berechnen Sie den tatsächlichen Werteverzehr (Earned Value) zum Zeitpunkt t = 30<br />

EV = 1/5 x 2000 = 400<br />

2. Schritt Berechnen Sie den geplanten Werteverzehrt zum Zeitpunkt t = 30 (Linearität unterstellt)<br />

PK = 3/5 x 2000 = 1.200<br />

3. Schritt Berechnen Sie die Zeiteffizienz mit der Formel<br />

ZE = EV / PK = 0,33<br />

Ein Wert bei 1 besagt, dass die Leistung zu jedem Zeitpunkt im Plan liegt – Linearität vorausgesetzt. Der Wert<br />

< 1 besagt, dass zum Zeitpunkt t = 30 der Mitarbeiter mit seiner Leistung hinterher hinkt. In diesem Beispiel<br />

sind nur 1/5 der Leistung statt der geplanten 3/5 erbracht.<br />

4. Schritt Berechnen Sie die Auswirkungen auf die Kosten des AP<br />

1/3 der Leistungen haben bereits gekostet = 1.200 €<br />

3/3 der Leistung kosten 3 x 1200 € = 3.600 €<br />

Plankosten = 2.000 €<br />

Ist-Kosten = 3.600 €<br />

Kostenüberziehung = 1.600 €<br />

Die zeitliche Abweichung könnte zu einem ernsthaften Problem für den Projektzeitplan und für die<br />

Kostenentwicklung werden. Die Geschäftsführung muss die Situation neu bewerten.<br />

Bsp. 43: Leistungsüberwachung<br />

130 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Die Earned-Value-Analyse (EVA)<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Zentrale Voraussetzung für die Nutzung der Earned-Value-Analyse*, ** ist, dass folgende Parameter bis<br />

auf die Ebene der Arbeitspakete, mindestens aber auf die Ebene der Meilensteine heruntergebrochen<br />

wurden und kontinuierlich aufgezeichnet werden.<br />

Plankosten<br />

Es handelt sich um die Kosten, die zum Zeitpunkt der Betrachtung, zum Beispiel nach aufwändigen<br />

Arbeitspaketen oder fertiggestellten Meilensteinen nach Plan hätten anfallen dürfen.<br />

Ist-Kosten<br />

Das sind die Kosten, die tatsächlich zum Betrachtungszeitpunkt angefallen sind oder gesichert anfallen werden.<br />

Fertigstellungswert<br />

Ist der Wert, der zum Betrachtungszeitpunkt erwirtschaftet (verdient) wurde. Wird zum Stichtag eine neue<br />

Leistung begonnen und erst später abgerechnet, fließt dieser Wert nicht in den Fertigstellungswert, wohl aber<br />

in die Berechnung der Plankosten ein und zusätzlich bei den Ist-Kosten, sofern der Wert zum<br />

Betrachtungszeitpunkt bekannt ist.<br />

Aus diesen drei Werten lassen sich aussagekräftige Kennziffern und Szenarien zur Kostenentwicklung ableiten.<br />

Kostenabweichung (Cost-Variance)<br />

Aus der Gegenüberstellung von Ist-Kosten und geplanten Kosten ergibt sich die Kostenabweichung. Ein negativer<br />

Wert verweist zum Zeitpunkt der EVA auf eine Kostensteigerung.<br />

Zeitlicher Verzug (Schedule-Variance)<br />

Werden vom stichtagsbezogenen Fertigstellungswert (EV) die Plankosten des Betrachtungszeitraumes abgezogen,<br />

ergibt sich die Kennziffer „zeitlicher Verzug“. Ein positiver Wert lässt darauf schließen, dass das Projekt besser<br />

läuft als geplant. Hält diese Entwicklung an, ist das Projekt früher als geplant fertig gestellt. Ein negativer Wert<br />

verweist, wie in unserem Beispiel, auf einen zeitlichen Verzug.<br />

Fertigstellungs-Index (Schedule Performance Index)<br />

Der SPI beantwortet die Frage nach der Fertigstellung. Er errechnet sich aus den Größen „Fertigstellungswert<br />

(EV)“ und „Plankosten des Betrachtungszeitraums“. Ist der durch die Verhältnisbildung entstehende Wert > 100,<br />

lässt dies erwarten, dass das Arbeitspaket, der Meilenstein oder das Projekt zügig ohne Zeitverzug vorankommt.<br />

Der Cost-Performance-Index bringt die Qualität der Kostenplanung zum Ausdruck. Er errechnet sich über die<br />

Formel:<br />

Fertigstellungswert (EV)<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------------- x 100<br />

Ist-Kosten des Betrachtungszeitraums<br />

* I. Schels, a.a. O S.318 ff<br />

** R. Fiedler, Controlling v. Projekten, vieweg, Braunschweig 2001, S113 ff<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 131<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Ein Wert < 100 zeigt Schwächen in der Kostenplanung an. Ein Wert > 100 spricht für eine qualifizierte<br />

Kostenplanung.<br />

Will man die Effizienz des Projekts darstellen, bedient man sich dem Wirtschaftlichkeits- oder Effizienzfaktor.<br />

Er ergibt sich durch die Gegenüberstellung von Ist-Kosten und Soll-Kosten zum Stichtag. Liegt der Wert bei >1,<br />

spricht dies für ein effizient gesteuertes Projekt. Liegt der Wert < 1 signalisiert dies Effizienzprobleme.<br />

Im anschließenden Beispiel haben wir uns noch einmal der Kostenplanung der F+F gGmbH bedient und<br />

die aufgezeichneten Kostenentwicklungen der 3 Arbeitspakete in die EVA des 1. Meilensteines einfließen<br />

lassen.<br />

• Stichtag ist der 8.12.2006<br />

• Zeitraum der Betrachtung 1.9.06 bis 15.12.06<br />

• Fertigstellungswert (EV) = 2.480 € zum Betrachtungszeitpunkt<br />

• Plankosten = 3.040 € für den Betrachtungszeitraum<br />

• bekannte Ist-Kosten = 3.400 € für den Betrachtungszeitraum<br />

Beispiel<br />

Earned Value Analyse Stichtag: 08.12.2006<br />

Fertigstellungswert : 2.480,00 €<br />

Kostenplan: 3.040,00 €<br />

Ist-Kosten: 3.400,00 €<br />

Kostenabweichung : -920<br />

SPI Bewertung zur vorzeitigen<br />

Fertigstellung: 82%<br />

CPI Bewertung der Qualität<br />

der Kostenplanung: 73%<br />

SV Bewertung des zeitlichen<br />

Verzugs: - 560<br />

Meilenstein 1 Ziel<br />

Plan Ist EVA<br />

Kosten Earned Planned Actual<br />

Nr. Name Start Ende geplant Start Ende IST-Kosten Value Value Cost<br />

1 AP 1 *1.9.06 *15.10.06 960,00 € *01.10.06 10.10.2006 1.200,00 € 960,00 € 960,00 € 1.200,00 €<br />

2 AP 2 *16.10.06 *15.11.06 1.520,00 € *25.11.06 1.12.2006 1.400,00 € 1.520,00 € 1.520,00 € 1.400,00 €<br />

3 AP 3 *1.12.06 *15.12.06 560,00 € *10.12.06 10.12.2006 560,00 € 800,00 €<br />

2. 480,00 € 3. 040,00 € 3.400,00 €<br />

Bsp. 44: Earned Value Analyse ZiEl<br />

Alle Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Geschäftsführung der F+F gGmbH die Kostenplanung noch<br />

einmal überdenken muß und ggf. einen Änderungsantrag stellen muss.<br />

132 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Unser Tipp:<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Eine einmalige EVA ist innerhalb des Projektzeitraums ebenso wenig aussagekräftig wie eine<br />

Btriebswirtschaftliche Auswertung, wenn in der BWA nur etwa 50% der Geschäftsvorgänge verbucht<br />

wurden. Die Stabilität in Richtung einer Prognose ergibt sich nur, wenn die EVA kontinuierlich zu fixierten<br />

Zeitpunkten im Projekt durchgeführt wird.<br />

<strong>IV</strong>.5 Die Projektabschlussphase<br />

Das Projekt ist abgeschlossen. Das ist eine Zäsur für die TeilnehmerInnen der Maßnahme und für die<br />

Projektbeteiligten. Das Projekt hat Kraft und Nerven gekostet. Der spannende Projektalltag wird wieder zum<br />

Alltag mit seinen üblichen Routinen. Projektabhängige neu erworbene Rollen und Befugnisse müssen ggf. wieder<br />

zurückgegeben werden und die TeilnehmerInnen verlassen die im Projekt erworbenen sozialen<br />

Beziehungen und sind mit ihren Hoffnungen und Ängsten wieder auf sich alleine gestellt. Aus diesen Gründen<br />

ist es für alle Projektbeteiligten wichtig, dass das Projekt gezielt abgeschlossen wird, statt es unkommentiert auslaufen<br />

zu lassen.<br />

Zu den Schwerpunkten der Projektabschlussphase gehören nachfolgende Aufgaben.<br />

<strong>IV</strong>.5.1 Der Rollenwechsel<br />

Gegebenenfalls ist die „Rollenabgabe“ Bestandteil der Projektabschlussphase und immer dann wünschenswert,<br />

wenn die ProjektmitarbeiterInnen für das Projekt aus den üblichen betrieblichen Strukturen ausgegliedert und<br />

zur Projektrealisierung neu zusammengestellt wurden. Mit dem Projektende werden alle Projektstrukturen aufgelöst<br />

und die MitarbeiterInnen werden wieder ihre angestammten Plätze, Rollen und Befugnisse in der Linie<br />

einnehmen.<br />

<strong>IV</strong>.5.2 Die Projektabschlusssitzung<br />

Projekte werden oft mit einer Kick-off-Veranstaltung begonnen. Die Abschlusssitzung ist das Pendant der Kickoff.<br />

So wie es bei der Kick-off-Veranstaltung um das Einschwören auf das Projekt und seine Ziele ging, stehen auf<br />

der Tagesordnung einer Abschlusssitzung Themen wie:<br />

•Ergebnisse des Projekts und der Kunden/TeilnehmerInnenzufriedenheit<br />

•Reflexion der Stärken und Schwächen während des Projekts<br />

•Würdigung der Leistung aller Projektbeteiligter<br />

•Verweis auf noch ausstehende Erledigungen<br />

•Verabschiedung von ProjektmitarbeiterInnen<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 133<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

<strong>IV</strong>.5.3 Die Lernerfahrungen (Lesson learned)<br />

Beispiel<br />

Phasen<br />

Einstieg<br />

Sammeln<br />

Auswahl<br />

Bearbeitung<br />

Vorschläge zur<br />

Lösung<br />

Abschluss<br />

Die Projektabschlusssitzung enthält bereits den Tagesordnungspunkt „Projektreflexion“. Inhaltlich<br />

geht es dabei um eine erste Einschätzung und Würdigung des Projektverlaufes.<br />

Lesson learned hat hingegen die Aufgabe, kritische Punkte in der Projektabwicklung gezielt zu<br />

reflektieren, um die Ursachen zu identifizieren und aus den Fehlern für Folgeprojekte zu lernen. Eine<br />

solche Sitzung sollte gut vorbereitet und moderiert werden. Eine moderierte Lesson learned folgt<br />

der in der Tabelle hinterlegten Systematik:<br />

Ziele<br />

“Warming up”der<br />

TeilnehmerInnen<br />

Thematischer Einstieg<br />

Übersicht über die Themen,<br />

die von den Projektmitarbeiter-<br />

Innen als problematisch erlebt<br />

wurden.<br />

Priorisierung der Themenbereiche<br />

Analyse der Ursachen<br />

Hinweise zur Vermeidung von<br />

Problemen durch Planung und<br />

Maßnahmen<br />

Dokumentation der Ergebnisse<br />

Methodik<br />

Beispiele<br />

Ziel klären<br />

Regeln klären<br />

Zeit klären<br />

Brainstorming<br />

Kartenabfrage<br />

Cluster<br />

Punktabfrage<br />

Matrix<br />

„Dringlich-Wichtig“<br />

für das nächste Projekt<br />

Ishikawa Diagramm<br />

Problemanalyse<br />

Morphologische<br />

Analyse<br />

Kraftfeldanalyse<br />

Fotodokumentation<br />

Protokoll<br />

Medien<br />

Pinwand<br />

Flipchart<br />

Pinwand<br />

Flipchart<br />

Pinwand<br />

Flipchart<br />

Pinwand<br />

Flipchart<br />

Präsentation<br />

im Plenum<br />

Projektakte<br />

Bsp. 45: Ablaufsystematik lesson learned<br />

Die nachfolgende Abbildung zeigt einen Ausschnitt aus einer Projektreflexion im Rahmen von „Lesson learned“.<br />

134 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Beispiel<br />

Nr.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Datum<br />

7.9.04<br />

16.9.04<br />

12.10.04<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Problem<br />

Geplante<br />

Ergebnisqualität ist<br />

nicht evaluierbar.<br />

Vertretung<br />

Projektleitung nicht<br />

geregelt<br />

Irritationen bei<br />

Projektpartnern<br />

über ihre Rollen in<br />

den Projektgremien<br />

Ursache<br />

Voraussetzung für<br />

Datenvergleich<br />

(Soll-Ist) war nicht<br />

reflektiert.<br />

Externe Zuarbeit<br />

war nicht möglich.<br />

vergessen<br />

Einem abgestimmtenProjektorganigramm<br />

wurde zu<br />

Projektbeginn nicht<br />

die hinreichende<br />

Aufmerksamkeit<br />

geschenkt.<br />

lesson learned<br />

<strong>IV</strong>.5.4 Das Produktmarketing – die Pressekonferenz<br />

In der Planungsphase prüfen,<br />

ob die Projektziele eigenständig<br />

evaluiert werden können.<br />

Methodik geeignet/zielführend?<br />

Externe Zuarbeit erforderlich?<br />

Kriterien messbar?<br />

Projektorganisationsdokument<br />

hilft Lücken zu identifizieren<br />

und zu schließen, die später<br />

zum Problem werden können.<br />

Ein rechtzeitig abgestimmtes<br />

Projektorganigramm gibt den<br />

Projektpartnern ihren Status,<br />

ihr Gewicht und Identität und<br />

verhindert Machtkämpfe.<br />

Bsp. 46: lesson learned, Ausschnitt Ergebnistableau<br />

Mit dem Projekt haben Sie Neuland betreten. Jetzt ist das Projekt abgeschlossen. Ihre Konzeption, mit der Sie<br />

erfolgreich waren, ist nicht nur eine erbrachte Dienstleistung gewesen. Es ist ein mit Ihren MitarbeiterInnen entwickeltes<br />

Produkt, das nicht verkäuflich, aber trotzdem für Ihre Organisation sehr wertvoll ist. Sie können darüber<br />

berichten und sich als kompetenter Projektträger im öffentlichen Bewusstsein verankern.<br />

Eine Pressekonferenz zum Abschluss des Projekts bietet Ihnen die geeignete Plattform, sich selbst und die<br />

Fördergeber in geeigneter Weise in Szene zu setzen. Wir finden, dass Sie das verdient haben. Zur Planung<br />

Ihrer Pressekonferenz geben wir Ihnen einen kleinen Leitfaden an die Hand, dem Sie Schritt für Schritt folgen<br />

können.<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 135<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Schritt 1<br />

Voraussetzungen<br />

Anlässe, die sich für eine Pressekonferenz eignen, sind:<br />

• die Präsentation einer neuen Initiative, Aktion oder Kampagne,<br />

• die Präsentation der Ergebnisse von Projekten oder Kampagnen,<br />

• die Einweihung neuer Gebäude, neuer Räume,<br />

• die Ankündigung großer öffentlicher Veranstaltungen,<br />

•im Rahmen eines Jubiläums, Tags der offenen Tür, u.a.,<br />

•bei Stellungnahmen mit entscheidender politischer Bedeutung.<br />

Schritt 2<br />

Terminplanung<br />

Günstige Termine:<br />

•Optimal ist der späte Vormittag von Dienstag bis Freitag, ausgenommen Termine in Ferienzeiten<br />

und langen Wochenenden.<br />

•Die Pressekonferenz sollte nicht länger als eine Stunde dauern.<br />

•Legen Sie die Pressekonferenz so, dass Ihnen keine konkurrierende Veranstaltung dazwischen<br />

kommt.<br />

Schritt 3<br />

Rahmenbedingungen<br />

Sie sollten folgende Fragen im Vorfeld der Einladung zu einer Pressekonferenz klären:<br />

•Wer richtet die Pressekonferenz aus?<br />

•Wie lautet das Thema der Pressekonferenz?<br />

•Wo findet die Pressekonferenz statt?<br />

•Welchem Ziel dient die Pressekonferenz?<br />

•Wer nimmt an der Pressekonferenz teil? (max. 5 Personen)?<br />

•Wer übernimmt welchen inhaltlichen Part (übergreifende<br />

Darstellung/Detaildarstellung/Praxisbeispiel)?<br />

•Wer sagt was, wer moderiert?<br />

Schritt 4<br />

Die Einladung<br />

Sie erstellen eine regionale Medienliste mit allen Redaktionen und freien JournalistInnen.<br />

Recherchieren Sie die AnsprechpartnerInnen der betreffenden Redaktionen und nehmen Sie die<br />

MedienvertreterInnen in den Verteiler auf.<br />

Das Einladungsschreiben halten Sie kurz (max. 1 DIN A 4 Seite). Der Einladungstext beinhaltet das<br />

Thema, Termin- und die Ortsangabe. Sie skizzieren kurz Inhalt und Bedeutung. Legen Sie ein<br />

Rückantwortfax bei um die Teilnahme zu bestätigen, abzusagen bzw. die Pressemappe anzufordern.<br />

Schicken Sie die Einladung frühestens 14 Tage und spätestens 8 Tage vor dem Ereignis an die<br />

Redaktionen. Empfehlenswert ist ein Telefonrundruf ein oder zwei Tage vor der Pressekonferenz,<br />

um nochmals auf den Termin hinzuweisen bzw. zu erinnern.<br />

136 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


KAPITEL <strong>IV</strong><br />

Schritt 5<br />

Die Vorbereitung<br />

Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren<br />

Das sind die wesentlichen Aufgaben im Hinblick auf die Vorbereitung der Pressekonferenz:<br />

•Zuständigkeiten festlegen,<br />

•Räumlichkeiten für die erwartete Personenzahl wählen,<br />

•Bestuhlung mit Tischen in U-Form,<br />

•Technische Ausstattung festlegen,<br />

•Für Bewirtung sorgen,<br />

•Ausschilderung vom Eingang zum Raum der Pressekonferenz,<br />

•Papier und Bleistift auslegen.<br />

Schritt 6<br />

Die Pressemappe<br />

Erstellen Sie eine Pressemappe mit ausführlichen Informationen zum Anlass:<br />

•ReferentInnenliste mit Vor- und Familienname, ggf. akademischer und beamtenrechtlicher Titel<br />

sowie Funktionsbezeichnung,<br />

•Statements der RednerInnen (max. 1 DIN A-4 Seite),<br />

•Hintergrundmaterial (Zahlen, Fakten), wenn vorhanden,<br />

•Presseinformation als ausformulierter Text zum Thema mit Zitaten aus den Statements der<br />

Redner<br />

(max. 2 Seiten),<br />

•Imageprospekt,<br />

•Pressefoto, wenn vorhanden.<br />

Schritt 7<br />

Die Moderation der Pressekonferenz<br />

Der Moderator/die Moderatorin begrüßt und stellt sich und die ReferentInnen kurz vor, erläutert den<br />

Inhalt der Pressemappe und bittet um Eintrag in die Anwesenheitsliste. Er kann auch kurz in das<br />

Thema einführen.<br />

Die ReferentInnen geben ein kurzes Statement (ca. 5 Minuten) mit ihrer Position zum Thema ab.<br />

Das Pressegespräch muss möglichst nach 20 Minuten eingeleitet werden. Sobald die Fragen der<br />

JournalistInnen weniger werden, sollte die Pressekonferenz offiziell beendet werden. Sie sollten<br />

aber darauf verweisen, dass anschließend die Möglichkeit besteht, Einzelgespräche und Interviews zu<br />

führen.<br />

Nutzen Sie die Gelegenheit zu persönlichen Gesprächen mit einzelnen Journalisten für weiterführende<br />

Kontakte.<br />

Schritt 8<br />

Nachbereitung der Pressekonferenz<br />

•Erstellen Sie einen Pressespiegel vom Presseecho (Artikel, Agenturberichte, Radio- oder<br />

Fernsehsendungen).<br />

•Pflegen Sie die bei der Pressekonferenz geknüpften Kontakte zu Journalisten.<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger 137<br />

I<br />

<strong>II</strong><br />

<strong>II</strong>I<br />

<strong>IV</strong><br />

V


Projekte planen, steuern, kontrollieren und evaluieren KAPITEL <strong>IV</strong><br />

<strong>IV</strong>.6 Die Nachprojektphase<br />

<strong>IV</strong>.6.1 Der Verwendungsnachweis und Sachbericht<br />

Bestandteil der ESF-Projektabnahme ist der Verwendungsnachweis. Er besteht aus einem rechnerischen Teil<br />

und dem Sachbericht. Der Sachbericht dient, vergleichbar dem Projektabschlussbericht, der schriftlichen<br />

Projekterläuterung und der Beurteilung des Projektergebnisses. Er enthält u.a. spezifische Feststellungen, ob das<br />

Projekt die im Konzept hinterlegten Ziele tatsächlich erreicht hat.<br />

Die Mindeststandards für den Sachbericht können Sie im Internet unter https://<strong>esf</strong>.l-ifha.de im<br />

Dokumentenbereich einsehen und abrufen. Dazu gehören:<br />

•eine kurze Zusammenfassung des Projektverlaufs,<br />

•Angaben zu den TeilnehmerInnen,<br />

•Beschreibung konkreter Einzelnmaßnahmen und Module, Abweichungen vom beantragten Kosten- und<br />

Finanzierungsplan.<br />

Unterstützung bei der Erstellung des rechnerischen Teils des Verwendungsnachweises finden sie im Internet<br />

unter www.<strong>esf</strong>-<strong>epm</strong>.de, Arbeitshilfen von A – Z.<br />

<strong>IV</strong>.6.2 Vor-Ort-Kontrollen und Follow-up-Prüfungen<br />

Gemäß Artikel 10 der ESF-Verordnung sind mindestens 5% der gesamten zuschussfähigen Ausgaben im<br />

Rahmen einer repräsentativen Stichprobe aus der insgesamt genehmigten Summe für die bewilligten<br />

Operationen zu kontrollieren. Diese „Vor-Ort-Prüfungen“ unterliegen dem Zufallsprinzip und sind für den Träger<br />

nicht vorhersehbar. Alleine deswegen muss die gesamte Projektabwicklung von Anfang an auf Fehlerfreiheit hin<br />

angelegt werden.<br />

Fällt der Träger in die Stichprobe und zeigen sich bei der Prüfung vor Ort auffallende Mängel und Lücken in der<br />

Projektdokumentation, der Projektabrechnung oder bei der Finanzierung, muss so lange mit weiteren Followup-Prüfungen<br />

gerechnet werden, bis die Fondsverwaltung die Prüfungen beendet und eine abschließende<br />

Feststellung getroffen hat. Eventuelle Prüffeststellungen werden mit dem Träger erörtert, die Konsequenzen<br />

werden erläutert.<br />

Wirklich abgeschlossen ist das Projekt erst mit dem endgültigen Abschluss der Förderperiode, da der Träger<br />

nicht sicher sein kann, ob und wann sein bereits abgeschlossenes und im Verwendungsnachweis abgerechnetes<br />

Projekt über die Zufallsstichprobe im Rahmen einer „Vor-Ort-Kontrolle“ oder einer Kontrolle der<br />

EU-Kommission doch noch überprüft wird. (vgl. Sie hierzu die Arbeitshilfen zum Thema Aufbewahrungsfristen.)<br />

Ausblick<br />

Wir sind fast am Ende unseres Handbuchs angekommen. Wir haben allgemein gültige und ESF-spezifische<br />

Aspekte des Projektmanagement erörtert. Mit dem bislang zur Verfügung gestellten Know-how dürfte es Ihnen<br />

einfacher fallen, ein ESF-Projekt zu strukturieren, zu planen, zu kontrollieren und erfolgreich zu beenden.<br />

Das letzte Kapitel V wendet sich speziell an Träger, die planen, ein Qualitätsmanagementsystem einzuführen und<br />

die das Projektmanagement in das QM-System integrieren wollen.Träger die bereits ein QM-System implementiert<br />

haben und es pflegen, können im Nachgang das Projektmanagement in die vorhandene Systematik einarbeiten.<br />

Kapitel V thematisiert im Wesentlichen die Schnittstellen, die zwischen Qualitätsmanagement und<br />

Projektmanagement bestehen.<br />

138 Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger


IMPRESSUM<br />

Der Autor:<br />

Bernhard Bosch, Dipl. Päd., Dipl. Oek. und Auditor berät, unterstützt und begleitet in der Gesellschaft zur Vertretung und Beratung (GVB)<br />

Träger sozialer Einrichtungen und Dienste bei Projekten, z.B. bei der Einführung von QM-Systemen, bei Bau-, Umbau- und<br />

Sanierungsmaßnahmen, bei Change Management Prozessen und bei der Bewältigung von Krisensituationen.<br />

Das Handbuch, selbst ein Projekt, ist durch konstruktive Hinweise und Mitwirkung insbesondere von Frau Haas, Frau Beate Müller-Gemmeke,<br />

Frau Steinhoff und vielen am EPM-Projekt beteiligten Akteuren (Ministerium für Arbeit und Soziales,L-Bank, ESF-Träger und ESF-Berater) zu<br />

einem echten Arbeits- und Ideenhandbuch für Träger geworden, die ESF-Projekte planen und durchführen. Dafür habe ich ausdrücklich<br />

allen zu danken.<br />

Bosch, Bernhard:<br />

Handbuch Projektmanagement für ESF-Projektträger<br />

Stuttgart, 2007<br />

Copyright 2007 © by Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband, Landesverband Baden-Württemberg e.V.<br />

Die Erstellung des Handbuchs wurde im Rahmen des zentralen ESF-Landesprojekts EPM vom Ministerium für Arbeit und Soziales Baden-<br />

Württemberg aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert. EPM wird getragen durch eine Kooperation von:<br />

Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband, Landesverband Baden-Württemberg e.V. (durchführende Organisation), Arbeitsgemeinschaft<br />

Arbeit in Baden-Württemberg e.V., Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Württemberg e.V., Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart<br />

e.V.,Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg e.V., Deutsches Rotes Kreuz, Landesverband Baden-Württemberg e.V., Diakonisches Werk der<br />

Evangelischen Landeskirche in Baden e.V., Diakonisches Werk der evangelischen Kirche in Württemberg e.V., Landkreistag Baden-<br />

Württemberg und Städtetag Baden-Württemberg.<br />

Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband erteilt den Partnern und dem Land Baden-Württemberg vertreten durch das Ministerium für<br />

Arbeit und Soziales ein einfaches unwiderrufliches, ohne die Zustimmung des Urhebers übertragbares, unbeschränktes Nutzungsrecht an<br />

dem vorliegenden Handbuch.<br />

Bezugsadresse und Herausgeber:<br />

Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband, Landesverband Baden-Württemberg e.V., Haussmannstr. 6, 70188 Stuttgart<br />

www.<strong>esf</strong>-<strong>epm</strong>.de<br />

Paritätischer Wohlfahrtsverband<br />

LV Baden-Württemberg e.V.<br />

ag arbeit in Baden-Württemberg e.V.<br />

Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg e.V.<br />

Caritasverband der Diözese<br />

Rottenburg-Stuttgart e.V.<br />

Diakonisches Werk Württemberg e.V.<br />

Diakonisches Werk Baden e.V.<br />

Landkreistag Baden-Württemberg Städtetag Baden-Württemberg<br />

ESF-Projekte managen<br />

Erfolg sichern<br />

Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband<br />

Württemberg e.V.<br />

Deutsches Rotes Kreuz Landesverband<br />

Baden-Württemberg e.V.

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