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Das Buea der Bakweri - Dr. Kai Schmidt-Soltau

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<strong>Buea</strong><br />

13. Dezember 2003<br />

Tagesausflug<br />

<strong>der</strong> Teilnehmer<br />

<strong>der</strong> Delegation des deutschen<br />

Bundestages nach Kamerun<br />

Informationen zu<br />

Land und Leuten<br />

1 <strong>Das</strong> <strong>Buea</strong> <strong>der</strong> <strong>Bakweri</strong><br />

2<br />

3<br />

4<br />

Deutsches <strong>Buea</strong><br />

Puttkamers Schloß<br />

<strong>Das</strong> Sekretariat<br />

<strong>Das</strong> Baubüro<br />

Der Bismarckbrunnen<br />

Die alte Post<br />

Der deutsche Friedhof<br />

Die Sennerei<br />

Die Tee-Strasse<br />

Limbe<br />

Kameruner Schnadahüpfeln<br />

Einmal Fako und nie wie<strong>der</strong>!<br />

Die Geschichte <strong>der</strong> Mt.<br />

Kamerun-Besteigungen<br />

von <strong>Dr</strong>. <strong>Kai</strong> <strong>Schmidt</strong>-<strong>Soltau</strong><br />

Für das EZ - Programm<br />

Nachhaltiges Ressourcenmanagement<br />

in Kamerun<br />

Komponente „För<strong>der</strong>ung des<br />

Ökotourismus“<br />

<strong>Das</strong> <strong>Buea</strong> <strong>der</strong> <strong>Bakweri</strong><br />

<strong>Buea</strong> ist eine Stadt mit vielen<br />

Gesichtern. Deutsche Kolonialbauten,<br />

britische Umgangsformen, angesehene<br />

Bildungszentren und eine eigene<br />

Universität verschaffen <strong>der</strong> Kleinstadt<br />

am Mt. Kamerun ein mo<strong>der</strong>nes<br />

Erscheinungsbild. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite markieren Elefantentanz,<br />

traditionelles Ringen und eine Unzahl<br />

von Geheimgesellschaften den<br />

traditionellen Kern <strong>der</strong> autochthonen<br />

<strong>Bakweri</strong>.<br />

<strong>Das</strong> heutige <strong>Buea</strong> entwickelte sich aus<br />

verschiedenen Dörfern, die man bei <strong>der</strong><br />

Fahrt von <strong>der</strong> auf 500 m gelegenen<br />

Universität zum deutschen Stadtkern<br />

auf 1000m ansatzweise noch erkennen<br />

kann. Die <strong>Bakweri</strong>, ein Bantuvolk mit<br />

eigener Sprache und Kultur,<br />

besiedelten von Norden, aus <strong>der</strong><br />

Crossriver-<br />

R e g i o n<br />

kommend, die<br />

Gegend. Der<br />

erste schriftliche<br />

Bericht über<br />

<strong>Buea</strong> weist die<br />

Bewohner als<br />

kriegerische<br />

Jäger und Subsistenzfarmer<br />

aus.<br />

Jedes <strong>der</strong> Dörfer,<br />

das zumeist nur<br />

eine einzige<br />

Großfamilie beherbergte, war politisch<br />

und sozial von den an<strong>der</strong>en völlig<br />

unabhängig. Ein Umstand, <strong>der</strong> bis<br />

heute zu Konflikten führt, da die<br />

traditionellen Gemeinschaften jede<br />

Form <strong>der</strong> Repräsentation ablehnen. Der<br />

Paramountchief, <strong>der</strong> offiziell alle<br />

<strong>Bakweri</strong> in <strong>der</strong> Mt. Kamerun Region<br />

vertritt, wurde erstmals von <strong>der</strong><br />

deutschen Kolonialverwaltung<br />

eingesetzt. Als Funktionäre einer<br />

indirekten Herrschaft haben seine<br />

Nachfolger nicht nur die britische<br />

Mandatszeit (1915-1960) überstanden,<br />

son<strong>der</strong>n er fungiert noch heute als<br />

direkter Mittelsmann <strong>der</strong> in Kamerun<br />

regierenden CPDM. Vor diesem<br />

Hintergrund ist es dann auch nicht<br />

verwun<strong>der</strong>lich, daß die Nachfolge eines<br />

verstorbenen Chiefs eher politischen<br />

als kulturellen Prämissen folgt.<br />

Deutsches <strong>Buea</strong><br />

1884/85 wurde auf <strong>der</strong> Berliner<br />

Kongokonferenz dem deutschen Reich<br />

Kamerun als Kolonie zugesprochen.<br />

Unmittelbar nach <strong>der</strong> Inbesitznahme<br />

begann die Suche nach einem<br />

geeigneten Standort für die deutsche<br />

Kolonialverwaltung. Jesko von<br />

Puttkamer, von 1885-1895 Kanzler und<br />

von 1895-1906 Gouverneur, favorisierte<br />

schon damals eine Ansiedlung am Mt.<br />

Kamerun, da er bei zahlreichen<br />

Besuchen auf <strong>der</strong> Plantage Monte Cafe<br />

auf Sao Tomé die gesundheitlichen<br />

Vorteile eines höhergelegenen<br />

Standortes erkannt hatte. Jedoch<br />

beschänkte sich <strong>der</strong> Machtbereich <strong>der</strong><br />

Deutschen faktisch auf die unmittelbare<br />

Küstenlinie.<br />

Zwar gab es seit 1880 eine Basler<br />

Missionsstation in <strong>Buea</strong> und offiziell<br />

kaufte 1887<br />

das deutsche<br />

Reich das<br />

Land um<br />

<strong>Buea</strong> für<br />

stolze 800<br />

Mark, jedoch<br />

hieß dies<br />

nicht, daß die<br />

Deutschen<br />

auch gern<br />

gesehen<br />

waren. Am 5.<br />

Dezember<br />

1891 überfielen die <strong>Bakweri</strong> einen<br />

Erkundungstrupp und töteten dessen<br />

Anführer, Freiherrn von Gravenreuth, an<br />

einer Brücke über <strong>der</strong> Schlucht, die<br />

unmittelbar vor dem heutigen<br />

Mountainhotel gelegen ist. Aus Angst<br />

vor wei-teren Übergriffen floh die<br />

Schutztruppe über den Berg nach<br />

Viktoria (Limbe). Zuvor begruben sie<br />

jedoch ihren Anführer und nahmen nur<br />

dessen Kopf und dessen Herz mit.<br />

Dieses Vorgehen führt bis heute zu<br />

Irritationen. Während die Deutschen ihr<br />

Handeln damit begründeten, den<br />

<strong>Bakweri</strong> keine Trophäe hinterlassen zu<br />

wollen, vermuten diese in dem<br />

Vorgehen <strong>der</strong> Schutztruppe bis heute<br />

kannibalistische Riten: Herz und Kopf<br />

seien als Reiseproviant mitgenommen<br />

worden. Wie dem auch sei - 1894 wurde<br />

<strong>Buea</strong> endgültig 'befriedet' und schon im<br />

folgenden Jahr wurden die ersten -


lei<strong>der</strong> nicht mehr erhaltenen - Gebäude<br />

errichtet, um die deutsche<br />

Kolonialverwaltung aufzunehmen.<br />

Während die ersten Gebäude komplett<br />

in Fertigteilen aus Europa angeliefert<br />

wurden, erlebte <strong>Buea</strong> in <strong>der</strong><br />

Gouverneurszeit von Jesko von<br />

Puttkamer einen wahren Bauboom.<br />

Puttkamer Schloß<br />

<strong>Das</strong> Sekretariat<br />

Der Bismarckbrunnen<br />

<strong>Das</strong> Schloß, wie es noch heute in <strong>Buea</strong><br />

genannt wird, wurde 1900 von Puttkamer<br />

als Sitz des Gouverneurs in<br />

A u f t r a g g e g e b e n .<br />

Regierungsbaumeister Schütz<br />

orientierte sich dabei an<br />

wilhelminischen Jagdschlössern in<br />

Brandenburg. Der Bau verzögerte sich,<br />

da nur in <strong>der</strong> kurzen Trockenzeit<br />

gearbeitet werden konnte. Am 1. Juni<br />

1902 wurde es feierlich eingeweiht.<br />

Auch wenn die meisten<br />

Einrichtungsgegenstände nach und<br />

nach verschwunden sind, gibt es noch<br />

einige Gläser und Teller aus <strong>der</strong><br />

deutschen Zeit, und ein Bild von Graf<br />

Moltke ziert einen <strong>der</strong> vielen offenen<br />

Kamine. Die deutsche Botschaft in<br />

Yaoundé versucht, das Schloß in ein<br />

Museum umzuwandeln. Der das<br />

Schloß umgebende Botanische Garten<br />

wurde von <strong>Dr</strong>. Max Esser, dem<br />

Grün<strong>der</strong> des Botanischen Gartens in<br />

Limbe, gestaltet. Auch wenn er seit<br />

1965 nicht mehr unterhalten wird, sind<br />

die Terrassenanlagen von<br />

architektonischem Interesse. Puttkamer<br />

behauptete, daß bis zu 50 verschiedene<br />

Rosenarten im Garten geblüht haben<br />

sollen.<br />

Dieses Gebäude, das ebenfalls 1902<br />

fertig gestellt wurde, beherbergte die<br />

gesamte Hauptverwaltung Deutsch-<br />

Kameruns. Vo n beson<strong>der</strong>em Interesse<br />

sind die Turmuhr und eine Tür, auf <strong>der</strong><br />

"Adjutant und Melde" steht. Bei <strong>der</strong><br />

Übernahme <strong>der</strong> deutschen Kolonie<br />

durch die Briten wurden sämtliche<br />

Archivalien einfach auf den Dachboden<br />

geworfen, wo sie 1961 von Edwin<br />

Ardener, dem bedeutendsten Historiker<br />

für Südwest Kamerun, gefunden<br />

wurden. Sie befinden sich heute zum<br />

Teil im Nationalarchiv zwei Häuser<br />

weiter bzw. im Zentralarchiv in<br />

Yaoundé.<br />

<strong>Das</strong> Baubüro<br />

<strong>Das</strong> Baubüro ist das älteste Gebäude<br />

aus Stein, in dem die Ausbildung<br />

lokaler Handwerke r, die für die<br />

Errichtung <strong>der</strong> Verwaltungsgebäude<br />

benötigt wurden, stattfand. Dabei sind<br />

die Mauern offenbar etwas zu massiv<br />

ausgefallen: Als 1970 die<br />

kamerunische Regierung das Gebäude<br />

sprengen wollte, um ein sichereres<br />

Gebäude für die Polizei zu bauen,<br />

mußten sie bald einsehen, daß dieses<br />

Gebäude aus 30 cm dicken massiv<br />

gegossenen Betonwänden besteht. Die<br />

Regierung war einsichtig und baute<br />

links neben dem Baubüro ein mo<strong>der</strong>nes<br />

Verwaltungsgebäude das schon heute<br />

zusammenzufallen droht.<br />

Der Brunnen wurde unmittelbar nach<br />

dem Tod Bismarcks 1898 geplant und<br />

gebaut. Da in Atakpame in Togo ein<br />

ähnlicher Brunnen steht, scheint es sich<br />

dabei um eine Auftragsarbeit zu<br />

handeln. Die deutsche Botschaft in<br />

Yaoundé prüft zur Zeit einen Antrag,<br />

den Brunnen zu restaurieren und<br />

wie<strong>der</strong> in Betrieb zu nehmen.<br />

Die Alte Post<br />

Links neben dem Brunnen befindet<br />

sich die alte deutsche Post, die noch<br />

aus <strong>der</strong> ersten Bauphase von 1895<br />

stammt. Der gesamte Bau besteht aus<br />

Fertigbauteilen, die nur zusammen<br />

montiert werden mußten. So verbergen<br />

sich unter den Wellblechwänden<br />

Eichenbohlen. Der rote Briefkasten aus<br />

britischer Zeit markiert die Kontinuität<br />

<strong>der</strong> kolonialen Herrschaft in Kamerun<br />

bis zur Unabhängigkeit 1961.<br />

Der deutsche Friedhof<br />

Der deutsche Hauptfriedhof, auf dem<br />

vor allem die Opfer von Malaria und<br />

Typhus begraben wurden, die sich noch<br />

ins Militärlazarett schleppen konnten,<br />

ist nicht erhalten. Auf dem Friedhof<br />

hinter dem Büro des Mt. Cameroon<br />

Projekts sind Verwaltungsangestellte<br />

und Kin<strong>der</strong> von Plantagenbesitzern<br />

bestattet.<br />

Die ältesten Grabstätten stammen von<br />

zwei Maurern, Elbershausen und<br />

Jankowski, die bei <strong>der</strong> Errichtung <strong>der</strong><br />

ersten Gebäude in <strong>Buea</strong> gestorben sind.<br />

<strong>Das</strong> jüngste deutsche Grab stammt von


Hans Bettermann, dem Sohn eines Teepflanzers,<br />

<strong>der</strong> 1938 starb. 1957 wurde<br />

das Kind <strong>der</strong> britischen Pflanzer<br />

Funnell hier beerdigt - das einzige nicht<br />

deutsche Grab.<br />

Kurios bis tragisch ist die Tatsache,<br />

dass Joseph Kerner 1911 gleich mit<br />

zwei Grabsteinen geehrt wurde. Er<br />

hatte im Vollrausch zuerst den<br />

Bezirksleiter Biernatzky und den<br />

Sekretaer Gniss erschossen, die<br />

Sekretaere Nagel und Schnaebele<br />

verletzt, bevor er sich selbst eine Kugel<br />

in den Kopf jagte. Seine Verwandten<br />

gaben den traumatischen Tropen die<br />

Schuld an diesem tödlichen <strong>Dr</strong>ama und<br />

sendeten einen prunkvollen Grabstein<br />

nach <strong>Buea</strong>. Wo er wirklich begraben<br />

wurde, weiß heute niemand mehr -<br />

auch wenn zwei Grabsteine an ihn<br />

erinnern.<br />

Die Sennerei<br />

Oberhalb von <strong>Buea</strong> ließ Puttkamer<br />

1899 eine Sennerei errichten. In <strong>der</strong><br />

Höhenlage oberhalb <strong>Buea</strong> gediehen<br />

selbst Allgäuer Kühe. Noch in den<br />

frühen 60er Jahren ließen sich die UN-<br />

Verwalter, die den<br />

Unabhängigkeitsprozeß überwachten,<br />

ihre Milch zum Early Morning Tea von<br />

dort holen. Heute befindet sich hier ein<br />

Gefängnis mit angeschlossener Farm,<br />

aber auch eine kleine Kneipe.<br />

Die Tee-Straße<br />

Kameruner Schnadahüpfeln<br />

In Wadlstrümpf, kurzer Wichs, a schneidiger<br />

Bua,<br />

So hüat i mei Alm und mei Algäua Kuah.<br />

I schiass zwar koan Gamsbock im Urwald<br />

mit da Büchs,<br />

Dafür aber andre Böck, do deit si nix.<br />

Holdrio, Holdrio, Holdriohoh.<br />

Und grüasst a vom Götterberg koa<br />

Gletschereis,<br />

Und scheint auf die Lavablöck die<br />

Tropnsunna heiss,<br />

Und siach i am Abend koa Alpenglühn,<br />

So gibt’s do, wo koa Schnee hinkimmt, a<br />

koane Lawin.<br />

Holdrio, Holdrio, Holdriohoh.<br />

Und grüasst a koa Alpsee nit'rauf zu mei'm<br />

Haus,<br />

So siach i weit drunten af die Salzlachn<br />

naus.<br />

Abei uns gibt’s manche grosse Tier und<br />

Affn dazua,<br />

Und gibt’s a koa Zentrum, gibt’s do<br />

Schwarze groad gnua.<br />

Holdrio, Holdrio, Holdriohoh.<br />

Am Sunnta wird diamoln af'n Fako<br />

afigrennt,<br />

den selm in <strong>Buea</strong> da wenigste kennt,<br />

Und komma z'viel damische Kulturpionier<br />

raus,<br />

dann schüttelt er sein Stoakopf und speit<br />

tüchti aus.<br />

Holdrio, Holdrio, Holdriohoh.<br />

In <strong>Buea</strong> beim Whisky do dreschns' ihrn<br />

Skat,<br />

Weil koana zum Bergsteign die Schneid in si<br />

hat.<br />

Da Talsimpl sieht j di Berg aa a so<br />

Bald koana nit afisteigt, falls koana nit ro!<br />

Holdrio, Holdrio, Holdriohoh.<br />

Hol da Teifi den Whisky und den Soda<br />

dazua!<br />

Da Whisky is für'n Kota, dös Wassa für die<br />

Kuah.<br />

A Fufzgerl für a Preissn-Bia is a teuara<br />

'spass,<br />

I g'freu mi af a richtige Hofbräuhausmass!<br />

Holdrio, Holdrio, Holdriohoh.<br />

restauriertem Zustand neuen Aufgaben.<br />

In Small Soppo beginnen die Teefel<strong>der</strong>,<br />

und auf <strong>der</strong> rechten Seite erkennt man den<br />

Wachturm <strong>der</strong> Schutztruppen-Kaserne,<br />

<strong>der</strong>, zur Kirche umgebaut, heute dem<br />

Bischof von <strong>Buea</strong> unterstellt ist. Die<br />

untere <strong>der</strong> beiden Teeplantagen heißt<br />

noch heute Saxenhof. Neben edlem Tee<br />

gibt es hier eines <strong>der</strong> schönsten<br />

Plantagenhäuser weit und breit.<br />

Auf einem <strong>der</strong> Hügel oberhalb von Limbe<br />

erkennt man die 1894 erbaute<br />

Engelskirche von Bonjongo.<br />

Limbe<br />

In Limbe, das bis 1984 Victoria hieß,<br />

finden sich ebenfalls viele<br />

Kulturdenkmäler aus <strong>der</strong> Kolonialzeit.<br />

Der 1892 von <strong>Dr</strong>. Max Esser als<br />

landwirtschaftliche Versuchsanstalt<br />

gegründete Botanische Garten überbrückt<br />

dabei kultiviert den naturzerstörenden<br />

Aspekt von Kultur.<br />

Im März 1999 brach <strong>der</strong> Vulkan des Kamerunberges<br />

aus und ergoss seine Lava<br />

aus verschiedenen Kratern bis fast ins<br />

Meer. Die Landstrasse von Limbe nach<br />

Idenau wurde zugeschüttet und musste<br />

umgeleitet werden. Heute kann man diese<br />

Lavawand erklettern und gewinnt einen<br />

Eindruck von <strong>der</strong> gewaltigen Kraft, mit<br />

<strong>der</strong> sich die heiße Lava damals durch die<br />

Ölplantagen schob und Baum um Baum<br />

unter sich begrub.<br />

Die Tee-Straße, die <strong>Buea</strong> und Limbe<br />

verbindet, folgt <strong>der</strong> Bahntrasse, die zu<br />

deutscher Zeit die Hauptverbindung<br />

nach <strong>Buea</strong> darstellte. An einigen<br />

Stellen kann man noch die Gleise<br />

erkennen. Eine Dampflok harrt in<br />

Ob in Algäu o<strong>der</strong> Kamerun, i bin allwei<br />

fidöll,<br />

Mach an Kas un an Butta, bin a grüabiger<br />

G'söll.<br />

Und hätt i a Sennrin, di ma bauat a Nest,<br />

Dann war's wia dahoam, dann war's a Fest!<br />

Holdrio, Holdrio, Holdriohoh.<br />

(Kolonie und Heimat- Nr. 1/1911-12)


"Einmal Fako und nie wie<strong>der</strong>!"<br />

Zur Geschichte <strong>der</strong> deutschen<br />

Mt. Kamerun-Besteigungen<br />

Der Ausruf "Einmal Fako und nie wie<strong>der</strong>" findet<br />

sich recht oft im einhun<strong>der</strong>t Jahre alten Gästebuch<br />

<strong>der</strong> auf 3950m gelegenen Herzogin Elisabeth-Hütte.<br />

Wer sich jedoch die Mühe macht, die Daten <strong>der</strong><br />

frustrierten Bergfreunde zu vergleichen, wird feststellen,<br />

daß am Kamerunberg das Timing <strong>der</strong> Besteigung<br />

von größter Wichtigkeit ist. Zwar ist <strong>der</strong> mit<br />

4070m höchste Berg Westafrikas ganzjährig begehbar,<br />

da seine Lage kaum 200 km nördlich des Äquators<br />

Schnee und Eis fernhält, jedoch kann man den<br />

unbeschreiblichen Fernblick auf den Regenwald<br />

einerseits und auf den Golf von Guinea mit seinen<br />

Inseln Bioko, Sao Tome und Principe an<strong>der</strong>erseits<br />

nur dann genießen, wenn man jene kurze Spanne<br />

zwischen Regenzeit und<br />

Harmattan (ein aus <strong>der</strong><br />

Sahara stammen<strong>der</strong><br />

Sandsturm) zur Besteigung<br />

nutzt. Den Rest<br />

des Jahres verhüllen<br />

undurchdringliche Nebelmassen<br />

den Berg<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> staubige Nordwind<br />

treibt mit seinem<br />

diffusen Licht Beruf s-<br />

photographen in den<br />

Selbstmord - so zumindest<br />

ein Reiseführer.<br />

Die Geschichte <strong>der</strong><br />

touristischen Besteigung<br />

des Kamerunbergs<br />

begann während<br />

<strong>der</strong> deutschen Kolonialherrschaft<br />

(1884-<br />

1916). Dies spiegelt<br />

sich nicht zuletzt in<br />

den Namen <strong>der</strong> vom kameruner Ableger des<br />

deutschen Alpenvereins 1897 gebauten Schutzhütten<br />

wie<strong>der</strong>. Die drei Hütten - Musake-Hütte<br />

(1870m), Johann-Albrechts-Hütte (2780m) und<br />

Herzogin-Elisabeth-Hütte (3950m) - sind bis<br />

heute Wegmarken <strong>der</strong> direkten Route von <strong>Buea</strong><br />

(1000m) auf den höchsten Vulkankegel des Kamerunbergmassives.<br />

Der Fako-Gipfel ist dabei<br />

mit seinen 4070m aber nur einer von über einhun<strong>der</strong>t<br />

Kratern, wobei beson<strong>der</strong>s die Krater <strong>der</strong><br />

letzten Ausbrüche des Berges (1959, 1982, 1999<br />

und 2000) von Interesse sind, weil sie einen tieferen<br />

Einblick in die Funktionsweise von Vulkanen<br />

erlauben als <strong>der</strong> recht verwitterte Krater des Fako-Gipfels.<br />

Als erster verwendeten diese direkte<br />

Route im Februar 1895 <strong>der</strong> deutsche Marinestabsarzt<br />

Ziemann und <strong>der</strong> Leutnant zur See Witschel.<br />

Noch im gleichen Jahr erreichte die Englän<strong>der</strong>in<br />

Mary Kingsley über diese Route als<br />

erste Frau den Gipfel. Vor allem die Einrichtung<br />

<strong>der</strong> Schutzhütten führte in <strong>der</strong> Folge zu einem<br />

wahren Tourismusboom in Kamerun. Bis zum<br />

Ende <strong>der</strong> Kolonialzeit im Jahre 1961 verließ<br />

kaum ein Kolonialbeamter das Land, ohne nicht<br />

zumindest einmal auf dem Gipfel gestanden zu<br />

haben. Die direkte Route von <strong>Buea</strong> auf den Fako,<br />

die die meisten Besucher in drei Tagen - mit zwei<br />

Übernachtungen in <strong>der</strong> mittleren Hütte - zurücklegen,<br />

ist auch Teil <strong>der</strong> Wegstrecke des im Januar<br />

jeden Jahres stattfindenden Mountain -Race. 2003<br />

war Ngoag Pongha Charles <strong>der</strong> schnellste und<br />

kehrte nach 4 Stunden und 31 Minuten in das auf<br />

500m gelegene Fußballstadion in <strong>Buea</strong> zurück,<br />

das jedes Jahr Ausgang und Endpunkt des Rennens<br />

auf den Gipfel des Fako ist. Heimlicher<br />

Sieger war jedoch Ngeve Zache Etutu, <strong>der</strong> als<br />

erster Einbeiniger am Rennen teilnahm und - da<br />

einen Tag früher gestartet - mit dem Hauptfeld<br />

das Ziel erreichte. Aber auch unabhängig von<br />

solchen sportlichen Höchstleistungen dient diese<br />

Route seit Anfang des Jahrhun<strong>der</strong>ts Bergsteigern<br />

und Bergwan<strong>der</strong>ern aus aller Herren Län<strong>der</strong> als<br />

Weg auf den höchsten Berg Westafrikas. Während<br />

zurzeit die Hütten kaum mehr als ein Dach<br />

über dem Kopf offerieren und auch sonst keinerlei<br />

Infrastruktur das Besteigen erleichtert, will<br />

das kamerunische Tourismusministerium<br />

(MINTOUR) und die Gesellschaft für technische<br />

Zusammenarbeit (GTZ) noch dieses Jahr beginnen<br />

die Routen zu richtigen Bergwan<strong>der</strong>wegen<br />

auszubauen und die Hütten zu renovieren. Es ist<br />

sogar geplant die erste Hütte, die für normal<br />

Sterbliche in 2 Stunden erreicht werden kann,<br />

wie<strong>der</strong> zu bewirtschaften.<br />

Die Geschichte <strong>der</strong> europäischen Besteigung des<br />

Berges, <strong>der</strong> schon im Mythos um Hanno den Ka r-<br />

thager erwähnt wird, begann 1858 mit <strong>der</strong> Grü n-<br />

dung <strong>der</strong> am Fuße des Kamerunberges gelegenen<br />

Hafenstadt Viktoria (heute Limbe) durch Bapti s-<br />

ten - Missionare unter <strong>der</strong> Leitung von Alfred S a-<br />

ker. Bei ersten Erkundungen des Hinterlandes<br />

erreichten sie das <strong>Bakweri</strong>dorf <strong>Buea</strong>, welches auf<br />

genau 1000m die Obergrenze <strong>der</strong> Bes iedlung bis<br />

heute markiert, auch wenn die Ernennung <strong>Buea</strong>s<br />

zum Sitz <strong>der</strong> deutschen Kolonialverwaltung 1901<br />

das Erscheinungsbild nachhaltig verän<strong>der</strong>te. Im<br />

Dezember 1861 drang die erste Expedition mit<br />

bergsteigerischen Ambitionen unter <strong>der</strong> Leitung<br />

des englisch en „Entdeckers“ Richard Burton - <strong>der</strong><br />

zuvor schon nach dem Quellen des Nils geforscht<br />

hatte - und des deutschen Botanikers Gustav<br />

Mann von Victoria in die Hochregion des Mt.<br />

Kamerun vor. Dabei "entdeckte" Mann eine auf<br />

2260m gelegene Quelle, die bis heute seinen N a-<br />

men trägt, auch wenn unbestritten ist, daß sie den<br />

<strong>Bakweri</strong>s, die seit Jahrtausenden die oberhalb von<br />

2000m beginnende Savanne zu r Jagd nutzen,<br />

bekannt war. Wie dem auch sei, die Mannsquelle,<br />

die heute wie<strong>der</strong> als Lagerplatz für Bergwan<strong>der</strong>er<br />

erschlossen ist, war Ausgangspunkt des ersten<br />

Vorstoßes auf den Gipfel. Um 13.30h des 27.<br />

Dezembers 1861 erreichte Richard Burton allein<br />

den Gipf el des Mt. Fako, nachdem alle an<strong>der</strong>en<br />

Teilnehmer <strong>der</strong> Gipfelexpedition, einschließlich<br />

<strong>der</strong> Träger, aus Mangel an warmer Kleidung und<br />

aus Erschöpfung zurückgeblieben waren - so<br />

jedenfalls Richard Burton. Daß auch er alles a n-<br />

d ere als gut ausgerüstet war, läßt sich daran abl e-<br />

sen, daß er eingesteht, daß seine Füße bei <strong>der</strong><br />

Rückkehr zur Mannsquelle auf dem scharfen<br />

Vulkangestein so wund gelaufen waren, d aß er<br />

nach Viktoria in <strong>der</strong> "Missionarsschaukel" z u-<br />

rück getragen werden mußte. Am 3.Januar 1862<br />

erreichte Gustav Mann zusammen mit dem auf<br />

Fernando Po (heute Bioko) lebenden spanischen<br />

Richter Calvo als erster Deutscher den höchsten<br />

Berg Westafrikas. Nach einer längeren Erh o-<br />

lungs pause in Limbe rückten Burton und Mann<br />

Ende Januar 1962 dem Gipfel erneut zu Leibe,<br />

diesmal jedoch nicht als Bergsteiger, son<strong>der</strong> n als<br />

Kolonialisten. Richard Burton pflanzte als Leiter<br />

<strong>der</strong> Expedition die britische Fahne in das brüchige<br />

Gestein und erklärte zum Unverständnis seiner<br />

Träger den Berg zum Eigentum <strong>der</strong> englischen<br />

Krone. Dieses merkwürdige Gebahren <strong>der</strong> Fre m-<br />

den und die Tatsache, daß ihre Träger zum Teil<br />

nicht den versprochenen Lohn erhielten, führte in<br />

<strong>der</strong> Folge dazu, daß<br />

sich die <strong>Bakweri</strong>s we i-<br />

gerten an<strong>der</strong>en Europ ä-<br />

ern als Träger zu di e-<br />

nen o<strong>der</strong> ihre Jägerw e-<br />

ge benutzen zu lassen.<br />

Erst 1877 gelangen<br />

dem Baptisten -<br />

Missionar Comber und<br />

1879 dem Ethnologen<br />

Flegel weitere Gipfe l-<br />

b estei gungen, wobei<br />

Flegel das Verdienst<br />

zu kommt nicht nur die<br />

bis heute fast unverä n-<br />

<strong>der</strong>ten Jägerhüttendö r-<br />

fer in <strong>der</strong> Savanne,<br />

son<strong>der</strong>n auch die<br />

Schönheit <strong>der</strong> Lan d-<br />

schaft b eschrieben zu<br />

haben, während bei<br />

allen früheren B e-<br />

schrei bun gen <strong>der</strong> sportliche und politische Aspekt<br />

<strong>der</strong> Besteigung im Mittelpunkt stand. 1884 e r-<br />

reichte <strong>der</strong> erste Tourist, <strong>der</strong> für die Kölnische<br />

Zeitung tätige Journalist Hugo Zöllner, den Gi p-<br />

fel. Mit seiner spannenden, bis heute lesenswerten<br />

Reisebeschreibung (Reise im Kamerungebiet)<br />

trug er nicht unwesentlich zum deutschen A n-<br />

sturm auf den Fako bei. Ein Ansturm, <strong>der</strong> durch<br />

die deutsche Besitznahme Kameruns im Zuge <strong>der</strong><br />

Kongo- Konferenz in Berlin insoweit organisat o-<br />

risch erleichtert wurde, als deutsche Truppen den<br />

Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> <strong>Bakweri</strong>s gegen die europäischen<br />

Eindringlinge in Blut ertränkte n. Heute hat <strong>der</strong><br />

Reisende die Qual <strong>der</strong> Wahl zwischen einer Vie l-<br />

zahl von Routen, die die von <strong>der</strong> Gesellschaft für<br />

technische Zusammenarbeit (GTZ) und des deu t-<br />

schen Entwicklungsdienstes (DED) geför<strong>der</strong>te<br />

Mt. Cameroon Ecotourism Organisation (Mt.<br />

CEO) wie<strong>der</strong> erschlossen hat.<br />

Wenn man termi nlich flexibel ist, sollte man die<br />

kurze Spanne zwischen Regenzeit und Harmattan<br />

(Nov- Dez; März - Mai) nutzten. Denn dann kann<br />

man sich zwar nicht nur den Ruhm einer harten<br />

und auszehrenden Bergbegehung ins Poesiealbum<br />

heften, son<strong>der</strong>n hat die Chance für einen unve r-<br />

gesslichen Aufstieg vom tropischen Regenwald in<br />

die kahle Steppe des Hochgebirges mit einen<br />

umwerfenden Ausblick auf die nahe un d ferne<br />

Umgebung und die Möglichkeit Waldelefanten in<br />

ihrem natürlichen Lebensraum zu sehen. Wenn<br />

man diese Regeln betrachtet wi rd Ihre Besteigung<br />

kein Reinfall, son<strong>der</strong>n ein Erlebnis, dass Sie and e-<br />

ren empfehlen und gerne wie<strong>der</strong>holen wollen.

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