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Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau

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Feuer, gräbt ihr eigenes Grab. [...190/191...] Es fehlt bereits nicht an Anzeichen, daß die<br />

Arbeiter und Bauern, die aus der ersten Verwirrung der großen sozialen Erhebung <strong>zu</strong><br />

allmählicher Klarheit gelangen, erkennen, daß das Kongreß-Kalifat-Programm ihre<br />

Interessen nicht vertritt. Die unvermeidliche Folge dieser Tendenzen ist die schließliche<br />

Loslösung der Bewegung von der bürgerlichen Führerschaft. Ist es aber soweit, so wird<br />

der bürgerliche Nationalismus enden in einem Kompromiß mit der imperialistischen<br />

Vorherrschaft, und die Befreiung Indiens wird die Aufgabe der bewußt auf dem Boden<br />

des Klassenkampfes organisierten und kämpfenden Arbeiter und Bauern sein." 414<br />

Um diese hochgesteckten Ziele <strong>zu</strong> erreichen, war es vor allem notwendig, wieder<br />

Kontakt mit Indien und der fortschrittlichen Bewegung dort auf<strong>zu</strong>nehmen. Da der<br />

direkte Weg von Rußland nach Indien aus den oben geschilderten Gründen für die<br />

Revolutionäre der KI versperrt war, begab sich Roy mit seinem Anhang <strong>zu</strong> Beginn des<br />

Jahres 1922 nach Berlin, um von dort aus die Verbreitung kommunistischer Gedanken<br />

in Indien <strong>zu</strong> koordinieren. Ein erster Schritt war die illegale Einfuhr seiner Bücher<br />

["India in Transition" und "What do we want?"] nach Indien 415 , sowie die Abfassung<br />

eines Programmentwurfs für den indischen Nationalkongreß auf marxistischer<br />

Grundlage und dessen Übersendung an Vertrauensleute in diesem Gremium der<br />

national-revolutionären Kräfte. 416 In dieser Zeit entstand auch die erste kommunistische<br />

Zeitung Indiens, die ab Mai zweimal im Monat unter dem Titel "The Vanguard of<br />

Indian Independence" in Berlin erschien. 417 Auch dieses Material mußte auf illegalem<br />

Weg nach Indien geschafft werden. Dabei bediente sich Roy der internen Konflikte der<br />

Kolonialherren und versandte die Zeitung völlig legal an einen Mittelsmann in der<br />

französischen Enklave Pondichéry, wo sie außerhalb der Reichweite der britischen<br />

Polizei war, aber gleichzeitig schon auf indischem Territorium, von wo aus sie dann<br />

leicht weiter verteilt werden konnte. 418 Diese Arbeit war trotz des rigiden Vorgehens der<br />

englischen Geheimdienste nicht ganz ohne Erfolg. So hatten sich bis Ende 1922 in<br />

Bombay, Kalkutta, Kanpur, Madras und Lahore kleine kommunistische Gruppen<br />

gebildet, die untereinander und über den Mittelsmann Roy Kontakt <strong>zu</strong>r KI hatten. 419 Die<br />

Strategie, mit der Roy die Gewinnung von immer mehr Menschen für den<br />

Kommunismus betreiben wollte, war eine Mischung zwischen seinen, in den<br />

414<br />

415<br />

416<br />

417<br />

418<br />

419<br />

ebd.; S.190/191. Vgl. für die politischen Schlußfolgerungen auch: Roy, M.N.; What Do we want?;<br />

Genève 1922; in: Roy 1987; p.497-531; und: ders.; India's Problem and Its Solution; o.O., o.J.<br />

[1922 vgl. Roy 1987; p.533/534]; in: Roy 1987; p.535-555.<br />

"As soon as it [India in Transition -KSS] was printed a fairly large number of copies were posted<br />

singly to selected persons in India. Practically all of them reached their destination. But<br />

immediately the entry of the book into India was prohibited under the Sea [554/555] Customs Act.<br />

However, already quite a large number of copies had reached India, and a good many found their<br />

way to important libraries, where some of them can still be found" [Roy 1964; p.554/555].<br />

Vgl.: "Appeal to the Ahmedabad Congress" in: ebd.; p.540-548 und: "Manifesto to the 36th Indian<br />

National Congress Ahmedabad 1921"; in: Roy , M.N. Selected Works 1923-1927 (Hrg. Ray,<br />

Sibnarayan); Delhi 1988; Vol.2, p.42-52.<br />

Vgl. einige wichtige Artikel des Jahres 1922 in: Roy 1987; p.377-411. Im Oktober 1922 wurde<br />

dann der Titel der Zeitung in "The Advance-Guard" geändert, um so die britische politische Polizei<br />

<strong>zu</strong> täuschen [vgl. einige Artikel aus dieser Zeit in: Roy 1987; p.417-493]. Ab Mitte 1923 erschien<br />

die Zeitung dann wieder unter dem Namen "The Vanguard of Indian Independence", um dann ab<br />

1925 bis <strong>zu</strong> ihrer Einstellung 1928 "the Masses of India" <strong>zu</strong> heißen [vgl. Roy 1988; p.VI-X].<br />

Vgl. Overstreet and Windmiller 1959; p.66.<br />

Vgl. Haithcox 1971; p.31-32.

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