Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau
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Amerikas... [...] Das dritte sind die Kolonien. [...136/137...] Also der Kampf in den<br />
Kolonien ist das dritte wichtige Flußbett der revolutionären Bewegung. Diese sind<br />
einander nicht gegenüber <strong>zu</strong> stellen. Denn die Bewegung geht in diesen drei Flußbetten<br />
parallel, aufeinander einwirkend, und man weiß nicht, wo sie in dem einen oder dem<br />
anderen Moment akuter wird." 396<br />
Im großen und ganzen waren aber Roys Kritik und Befürchtungen gegenüber dem<br />
Kongreß unbegründet. Zwar beschäftigte sich der Kongreß vor allem mit der<br />
ausbleibenden Revolution in Europa, klammerte die Orientfrage aber keineswegs aus.<br />
Die Mehrzahl der Delegierten war wohl nur der Ansicht, daß die Orientpolitik nicht<br />
erneut diskutiert werden müsse, sondern daß es ausreiche, die Thesen des zweiten<br />
<strong>Welt</strong>kongresses <strong>zu</strong> bestätigen. Daß die Kolonialfrage weiter von der KI ernst genommen<br />
wurde, läßt sich auch daran ablesen, daß neben M.N.Roy noch Chan-<strong>Kai</strong> (China), Ham<br />
Man-chen (Korea), Sar (Palästina) und Avetis Sultan Sade (Persien) vom Kongreß <strong>zu</strong><br />
beratenden Mitgliedern des EKKI gewählt wurden. 397<br />
5.3. Entwicklung einer revolutionären Strategie am Beispiel Indiens <strong>zu</strong><br />
Beginn der 20er Jahre<br />
Roy blieb bis <strong>zu</strong>m Frühjahr 1922 in Moskau, wo er den Aufbau der Exil-KPIndien<br />
forcierte und als Lehrer an der Universität der Völker des Ostens arbeitete. 398 In dieser<br />
Zeit entstand sein erstes umfangreiches Buch, "India in Transition". 399 Hier versuchte<br />
Roy, seine bisher immer recht frei formulierten Thesen historisch und empirisch <strong>zu</strong><br />
belegen. 400 Er begann mit dieser Arbeit nach dem dritten <strong>Welt</strong>kongreß und beendete sie<br />
Ende des Jahres 1921.<br />
Bereits im Vorwort ermahnte er die Leser, den Ereignissen in Indien eine größere<br />
Bedeutung bei<strong>zu</strong>messen als in der Vergangenheit: "Angesichts der fieberhaften<br />
Anstrengungen des Kapitalismus, sich bis <strong>zu</strong> den entferntesten Gebieten des Erdballs<br />
396<br />
397<br />
398<br />
399<br />
400<br />
ebd.; S.136/137. Roy war von dieser Rede begeistert: "Trotzky's report on the world economic<br />
situation was the highlight of the Congress. [...] However, Trotzky's report was a landmark in the<br />
history of the Communist International. His unrivalled oratorical skill handled the mass of material<br />
collected by the Information Department of the Communist International to depict a vivid picture<br />
of the world economic situation [Roy 1964; p.510]. Trotzdem stand Roy Trotzki kritisch<br />
gegenüber, da dieser seiner Meinung, wie er uns sie im Nachhinein mitteilt, "an arrogant and vain<br />
man" [ebd.; p.511] war. [Vgl. auch: ebd.; p.511-516].<br />
Vgl. Schumacher 1989; S.266/267.<br />
"There was plenty of time at my disposal. In Moscow there was no active revolutionary work for<br />
me to do, as in Turkestan. The office work in the headquarters of the Communist International did<br />
not interest me much. The [552/553] teaching in the Communist University did not require more<br />
than a few hours a day. I was anxious to go to Western Europe as soon as possible. Meanwhile, it<br />
was an exciting occupation to write a book which might have a historical significance of Lenin's<br />
famous work" [Roy 1964; p.552/553].<br />
Roy; M.N.; India in Transition; Genève 1922; in: Roy 1987; p.183-375. Ich werde die deutsche<br />
Ausgabe, die ebenfalls 1922 unter dem nichtssagenden Titel "Indien" erschien, verwenden [Roy,<br />
M.N; unter Mitwirkung von Abani Mukherji; Indien; Hamburg 1922].<br />
Er nennt als das Motiv für seine Arbeit die Tatsache, daß "der hervorstechendste Charakter<strong>zu</strong>g der<br />
bisherigen indischen Bewegung, daß [Fehlen] jeder theoretischen Grundlage war. Aber eine<br />
moderne politische Bewegung, die Aktionen der Massen in sich schließen soll, braucht mehr als<br />
eine veraltete religiöse Ideologie" [ebd.; S.4].