Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau
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2. Einleitung<br />
Welchen Sinn macht es, sich heute mit Strategien <strong>zu</strong> beschäftigen, die die Abschaffung<br />
des Kolonialismus <strong>zu</strong>m Ziel hatten? Die Staaten Afrikas, Asiens und Lateinamerikas 4<br />
sind doch fast alle selbständig. Heute sind 52% der Deutschen unter 30 der Auffassung,<br />
daß sich die UN in afrikanische Staaten einmischen sollten, um dort wieder "Ordnung"<br />
her<strong>zu</strong>stellen, und eine seriöse Zeitung stellt die These <strong>zu</strong>r Diskussion: "Soll Afrika wieder<br />
kolonialisiert werden?" 5<br />
Der Titel dieser Studie, "... eine <strong>Welt</strong> <strong>zu</strong> <strong>gewinnen</strong>", stammt, wie leicht fest<strong>zu</strong>stellen ist,<br />
aus dem "Kommunistischen Manifest". 6 Es ist der Schlußsatz, nur noch gefolgt von dem<br />
Aufruf: "Proletarier aller Länder, vereinigt euch!", den die Kommunistische<br />
Internationale später in einer leicht umgeformten Version <strong>zu</strong> ihrem Motto erklärte:<br />
"Proletarier aller Länder und unterdrückte Völker der Erde vereinigt euch!" Ich werde in<br />
dieser Studie versuchen <strong>zu</strong> verdeutlichen, daß die Unabhängigkeit der Staaten des<br />
Trikonts heute nötiger ist, als je <strong>zu</strong>vor, und daß somit der Satz, den Marx und Engels<br />
vor über einhundertfünfzig Jahren als Ziel und Motivation ihrer Arbeit und ihres<br />
Wirkens verstanden, heute keinesfalls überholt und überkommen ist, sondern daß er erst<br />
in einer Gesellschaft, die allen Menschen den gleichen Zugang <strong>zu</strong> den Reichtümern des<br />
Planetens ermöglicht, seine Bedeutung dadurch verliert, daß er verwirklicht wird.<br />
4<br />
5<br />
6<br />
Ich werde als Synonym für "Staaten in Afrika, Asien und Lateinamerika" den Begriff "Trikont"<br />
verwenden. Trikont ersetzt den früher schon, und heute erst recht, falschen Begriff der "<strong>Dr</strong>itten<br />
<strong>Welt</strong>" im Gegensatz <strong>zu</strong>r Ersten <strong>Welt</strong> Europa, USA und Japan, und der Zweiten <strong>Welt</strong>, den<br />
sozialistischen Staaten. Diese Aufzählung war und ist <strong>zu</strong> denunziatorischen Zwecken eingeführt<br />
worden; warum aber soll es noch eine <strong>Dr</strong>itte <strong>Welt</strong> geben, wo die Zweite von der Bühne der<br />
<strong>Welt</strong>politik abgetreten ist? Vgl. den ausgezeichneten Artikel von Eva Schoeck-Quinteros und Luis<br />
Quinteros-Yanez <strong>zu</strong>m Stichwort "<strong>Dr</strong>itte <strong>Welt</strong>" in: Europäische Enzyklopädie 1990; Bd.1, S.595-<br />
616.<br />
in: Die Woche; 29.4.93; S.2. Dort auch die Umfrage von Forsa. Vgl. als Darstellung dieser<br />
Tendenz in der "modernen" bürgerlichen Gesellschaft: Monal, Isabel; Auf dem Wege <strong>zu</strong> einer<br />
<strong>Welt</strong>gesellschaft? in: Dialektik; Nr.2/1993, S.9-16.<br />
"Die Kommunisten arbeiten endlich überall an der Verbindung und Verständigung der<br />
demokratischen Parteien aller Länder. Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und<br />
Absichten <strong>zu</strong> verheimlichen. Sie erklären offen, daß ihre Zwecke nur erreicht werden können durch<br />
den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung. Mögen die herrschenden Klassen<br />
vor einer kommunistischen Revolution zittern. Die Proletarier haben nichts in ihr <strong>zu</strong> verlieren als<br />
ihre Ketten. Sie haben eine <strong>Welt</strong> <strong>zu</strong> <strong>gewinnen</strong>" [MEW; Bd.4, S.493].<br />
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