Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau

Aufgaben und Zwängen des Arbeiter- und Bauernstaates und dessen weltrevolutionärer
Ausrichtung deutlich. Während für den Staat Ruhe und Frieden an seinen Grenzen
wichtig waren, benötigten dieselben Politiker für ihr langfristiges Ziel ebendort
Unordnung und revolutionäre Stimmung.
Im "India House" wurden die Schüler vor allem in militärischen Belangen ausgebildet,
aber auch an politischem Unterricht mußten sie teilnehmen, obwohl die meisten daran
wohl kaum Interesse hatten. 382 So ging das Jahr 1920 zu Ende.
Im Januar 1921 wurde Roy nach Moskau zurück beordert, um an den Gesprächen
zwischen der Sowjetregierung und der indischen Exilregierung in Berlin teilzunehmen.
Auf diese Reise nahm er 20 seiner Taschkenter Schüler mit, um so seinen Moskauer
Gönnern, aber auch seinen politischen Gegnern aus Berlin zu demonstrieren, daß seine
Arbeit von Erfolg gekrönt war. 383 Mit dieser Reise war auch das Schicksal der indischen
Militärschule besiegelt. Nach Abschluß des sowjetisch-britischen Handelsabkommens
im März 1921 wurde sie aufgelöst und die noch verbliebenen Schüler aufgefordert,
entweder nach Indien zurück zu reisen oder in der türkischen Befreiungsarmee zu
kämpfen. 384 Zusammen mit der Schule wurde auch das zentralasiatische Büro aufgelöst
und in die Ostkommission des EKKI eingegliedert.
Da dieser direkte Weg zur Revolution in Indien und in Zentralasien vor allem an den
Sicherheits- und Handelsinteressen Sowjetrußlands, aber auch am fehlenden Interesse
der indischen Bevölkerung gescheitert war, versuchte die KI nun eine neue Strategie zu
entwickeln und wollte dazu auch mit den national-revolutionären Kräften, die sich um
die Exilregierung in Berlin gruppiert hatten, diskutieren. Diese Debatte war durch die
Feindschaften zwischen Roy und seinen früheren Weggefährten überschattet 385 und
führte letzlich zum Abbruch der Beziehungen zwischen der indischen Exilregierung und
Sowjetrußland und zur endgültigen Berufung Roys zum Leiter der Revolution in Indien.
Damit hatte Roy seine siebte These für Indien durchgesetzt.
Im Vorfeld des dritten Weltkongresses der KI, der im Juli 1921 stattfand, suchte Roy,
der zum Leiter der Orientkommission vorgeschlagen worden war, verstärkt die
Diskussion mit Lenin: "Our differences about the revolutionary potentialities of colonial
Nationalism had considerably narrowed down since the Second World Congress. But
even now we could not agree about the role of Gandhi, whose name was just coming to
be known in Russia. Lenin regarded the new leader of Indian Nationalism as objectively
revolutionary like the great heretics of mediaeval Europe. I held that such an estimation
of the role of Gandhi was precluded by his religious amd social ideas, which were
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Vgl. Roy 1964; p.459-477.
Vgl. ebd.; S.528. Die Schüler setzten ihre Ausbildung nun an der neu gegründeten
"Kommunistischen Universität der Werktätigen des Ostens" fort [Haithcox 1971; p.23].
Roy selbst kommentierte die Schließung der Schule: "The closing down of the Military School was
not a misfortune because before long the danger of dealing with ignorant and non-political
emigrants became palpable" [Roy 1964; p.471].
Während Roy die Schuld für diese Disharmonie, die dazu führte, daß man sich gegenseitig als
Spion der Briten denunzierte und jegliche Gespräche abbrach [ebd.; p.484], alleine bei den
"Berlinern" sah und in deren politischer Unreife [vgl. ebd.; p.478-490], wird in der Literatur oft auf
den Geltungsdrang von Roy verwiesen [vgl. z.B. Overstreet and Windmiller 1959; p.31-37].
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