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Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau

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jedes Kolonialland seine eigene revolutionäre Bewegung entfalten kann. Freilich<br />

brauchen wir Agitatoren hierfür, aber es handelt sich nicht darum, daß wir unsere<br />

Agitatoren [203/204] in die Kolonien schicken. Wenn man die Arbeit in den Kolonien<br />

als Barometer der revolutionären Bedeutung einer Partei anerkennt, dann hat gerade die<br />

holländische Partei alles getan, was in ihren Kräften stand. Sie hatte in den Kolonien<br />

Genossen, die die revolutionären Bewegungen der Eingeborenen unterstützten und<br />

entwickelten." 315<br />

Anschließend sprach als Vertreter der "jüdischen Sektionen der Kommunistischen Partei<br />

Rußlands" A.N. Mereshin 316 über die jüdische Frage, auf die ich hier jedoch nicht<br />

eingehen kann. 317<br />

Danach machte der Delegierte John T. Murphy 318 deutlich, daß nicht alle Vertreter der<br />

englischen Shop Stewards die Kolonialbefreiung als Nebenschauplatz ansahen und<br />

erklärte: "Die Kommunistische Internationale hat die Pflicht, diese Bewegungen [in<br />

Ägypten und Indien - KSS] <strong>zu</strong> unterstützen. Es handelt sich darum, sie <strong>zu</strong> gruppieren,<br />

damit sie alle <strong>zu</strong>sammen eine mächtige Internationale Bewegung ergeben, in der die<br />

nationalen Interessen den internationalen untergeordnet sind." 319<br />

Die sich anschließenden Auslassungen des Delegierten Michael Kohn 320 und die darauf<br />

einsetzende heftige Debatte über die jüdische Frage werde ich, wie schon oben gesagt,<br />

nicht untersuchen 321 - womit das Ende der Generaldebatte erreicht wäre und in die<br />

Darstellung der Diskussion über die Abstimmung eingetreten werden kann.<br />

Diese wurde eingeleitet durch die Ausführungen des Italieners Giacinto Menotti<br />

Serrati 322 : "Ich finde in den von den Genossen Lenin und Roy dem Kongreß vorgeschlagenen<br />

Leitsätzen <strong>zu</strong>r Nationalitäten- und Kolonialfrage nicht nur einige<br />

Widersprüche, sondern auch eine große Gefahr für die Stellung des kommunistischen<br />

Proletariats in den fortgeschrittenen Ländern, das besonders in der Zeit vor der<br />

Revolution jede Zusammenarbeit der Klassen ablehnen muß. [...] Die wahre Befreiung<br />

der geknechteten Völker kann nur durch die proletarische Revolution und die<br />

Sowjetordnung und [216/217] nicht durch einen zeitweiligen und <strong>zu</strong>fälligen Bund<br />

kommunistischer Parteien mit den revolutionär genannten bürgerlichen Parteien<br />

durchgeführt werden. Diese Bündnisse können im Gegenteil nur <strong>zu</strong> einer<br />

Abschwächung des proletarischen Klassenbewußtseins, besonders in den weniger an<br />

den Kampf gegen den Kapitalismus gewöhnten Ländern führen. Die ungenügende<br />

Klarheit der Leitsätze birgt die Gefahr in sich, dem pseudo-revolutionären<br />

Chauvinismus Westeuropas Waffen gegen die wahrhaft kommunistische internationale<br />

315<br />

316<br />

317<br />

318<br />

319<br />

320<br />

321<br />

322<br />

Der zweite Kongreß 1921; S.200-204; hier S.204.<br />

Zur Biographie vgl.: Riddell 1991; p.1077.<br />

Der zweite Kongreß 1921; S.204-208. Zu dem Thema Kommunismus und Judentum vgl.:<br />

Traverso, Enzo; Die Marxisten und die jüdische Frage - Geschichte einer Debatte -; Mainz 1993;<br />

und: Keßler, Mario; Antisemitismus, Zionismus und Sozialismus - Arbeiterbewegung und jüdische<br />

Frage im 20.Jahrhundert; Mainz 1992.<br />

Zur Biographie vgl.: Riddell 1991; p.1079.<br />

Der zweite Kongreß 1921; S.208-209, hier S.209.<br />

Zur Biographie vgl.: Riddell 1991; Sp1067.<br />

Der zweite Kongreß 1921; S.209-216.<br />

Zur Biographie vgl.: Riddell 1991; p.1093.

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