Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau
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Diese Äußerung erklärt auch, warum sich Radek in seinem oben analysierten Beitrag so<br />
auf diesen Punkt konzentrierte. Maring (Sneevliet) stimmte dessen Äußerungen voll <strong>zu</strong><br />
und kam <strong>zu</strong> dem Schluß, daß "solange die englischen Arbeiter nicht verstehen können,<br />
[daß sie nur Helfer der Kapitalisten sind, wenn sie den revolutionären Kampf in den<br />
Kolonien nicht unterstützen -KSS], können sie vielleicht viele Stimmen bei den Wahlen<br />
bekommen, aber sie leisten keine Arbeit, die wirklich revolutionäre Bedeutung hat." 307<br />
Als nächster sprach die Delegierte Mariya [Ester] Frumkina 308 über die Bedeutung der<br />
Integration von nationalen Minderheiten in die Parteien der einzelnen Länder. Ihr<br />
besonderes Augenmerk galt dabei den jüdischen Minderheiten in den Ländern<br />
Osteuropas.<br />
Danach versuchte der Engländer William Mac Lain 309 die gegen seine Partei erhobenen<br />
Vorwürfe <strong>zu</strong> entkräften. Er meinte, weil die "britische revolutionäre Bewegung keine<br />
starke Bewegung ist" 310 , habe sie sich vor allem "an dem revolutionären Kampf daheim<br />
<strong>zu</strong> beteiligen". 311 Er teilte jedoch die Analyse von Radek: "Die Einfuhr ist jetzt weit<br />
größer als die Ausfuhr - ein Beweis dafür, daß England ein Parasit ist. In der Zukunft<br />
wird der britische Kapitalismus versuchen, den Arbeitern ihren Lohn nach dem vollen<br />
Wert ihrer Arbeit <strong>zu</strong> bemessen, unter der Bedingung, daß sie ihre Stimmen für die<br />
Ausbeutung der unterdrückten Völker abgeben." 312<br />
Jedoch zog er völlig andere Schlußfolgerungen daraus als Radek. <strong>Eine</strong> solche<br />
Diskrepanz zweier verschiedener Herangehensweisen an ein derartiges Problem trat und<br />
tritt in der kommunistischen Bewegung häufig auf. So kam Rosa Luxemburg schon<br />
1904 <strong>zu</strong> dem Ergebnis: "Die Vereinigung der großen Volksmasse mit einem über die<br />
ganze bestehende Ordnung hinausgehenden Ziele, des alltäglichen Kampfes und der<br />
revolutionären Umwäl<strong>zu</strong>ng, das ist der dialektische Widerspruch der sozialdemokratischen<br />
Bewegung, die sich auch folgerichtig auf dem ganzen<br />
Entwicklungsgang zwischen den beiden Klippen: zwischen dem Rückfall in die Sekte<br />
und dem Umfall in die bürgerliche Reformbewegung, vorwärtsarbeiten muß." 313<br />
Bei der Kolonialdebatte auf dem zweiten <strong>Welt</strong>kongreß der KI ging anschließend der<br />
Holländer David Wijnkoop 314 auf die konkrete Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Antikolonial-<br />
Bewegung durch die Parteien in Europa ein: "Wir können nicht alle unsere Agitatoren in<br />
die Kolonialländer schicken. Wir müssen die nötigen Vorbedingungen schaffen, damit<br />
307<br />
308<br />
309<br />
310<br />
311<br />
312<br />
313<br />
314<br />
ebd.; S.195. Vgl. für die komplizierte Frühphase der englischen Kommunistischen Bewegung:<br />
Klugmann, James; History of the Communist Party of Great Britain - Formation and early years -<br />
Vol.1 1919-1924; London 1968; vor allem p.13-236.<br />
Der zweite Kongreß 1921; S.196-198. Sie war Repräsentantin des jüdischen Bundes, aber ihr<br />
Name fehlt in der "Liste der Delegierten <strong>zu</strong>m II.Kongreß der Kommunistischen Internationale"<br />
[ebd.; S.780-788]. Zur Biographie vgl.: Riddell 1991; p.1056/1057. Sie wurde 1938 auf Befehl<br />
Stalins hingerichtet.<br />
Zur Biographie vgl.: ebd.; p.1074.<br />
Der zweite Kongreß 1921; S.199-200; hier S.199.<br />
ebd.; S.200.<br />
ebd.; S.200.<br />
Luxemburg Werke; Bd.1.2, S.442.<br />
Zur Biographie vgl.: Riddell 1991; p.1107/1108.<br />
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