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Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau

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verhindern, Truppen und Munition nach Irland <strong>zu</strong> befördern", kurz, daß sie sich gemäß<br />

der These 12 der Leitsätze verhalten hatten. 302<br />

Die nachfolgenden Ausführungen des türkischen Vertreters Ismael Hakki-Pascha<br />

beschäftigten sich mit dem Islam: "Der Panislamismus war nicht imstande, die<br />

verschiedenen Völkerschaften mit ihren verschiedenen Sprachen <strong>zu</strong> vereinigen. Die Idee<br />

des Alltürkentums, der sich im weiteren Verlauf die Jungtürken bemächtigten, diese<br />

Idee strebt dahin, alle türkischen Völker, von Kasan bis Turkestan und bis <strong>zu</strong>m<br />

Kaukasus mit der ganzen Türkei und einem Teil von Persien <strong>zu</strong> verschmelzen. Dieses<br />

ungeheure Territorium <strong>zu</strong> vereinigen war das Bestreben der Alltürken. Aber alle diese<br />

Träume waren verurteilt, nur auf dem Papier <strong>zu</strong> bleiben." 303<br />

Spannend <strong>zu</strong> beobachten ist, wie heute nach dem Ende der SU diese Ideen des<br />

Panislamismus wieder aufleben und wie in den ehemaligen asiatischen<br />

Sowjetrepubliken ein Wettstreit mit der schiitischen Islamauslegung durch den Iran<br />

ausgetragen wird. Allgemein kann man sagen, daß dem Problem der Religiosität breiter<br />

Volksschichten in den sozialistischen Ländern viel <strong>zu</strong> wenig Aufmerksamkeit geschenkt<br />

wurde. So verlagerte sich bei vielen Menschen, gerade auf dem Lande, der Glaube an<br />

Allah oder an Gott in einen höchst unkommunistischen "Glauben" an den Marxismus<br />

und an die Partei, was z.B. in die Erset<strong>zu</strong>ng des Jesusbildes durch ein Leninportrait<br />

mündete. Leider kann ich hier nicht weiter auf diese Fragen eingehen.<br />

Nach einer kurzen Auseinanderset<strong>zu</strong>ng über den Schluß der Debatte ergriff der Vertreter<br />

von Holländisch-Indien, Maring (mit richtigem Namen Hendrik Sneevliet) 304 , das Wort<br />

und ging auf die sich seiner Meinung nach sehr schnell vollziehende Kapitalisierung<br />

Asiens ein. 305 Leider differenzierte er, wie fast alle anderen Redner, nicht zwischen den<br />

national verschiedenen Wegen <strong>zu</strong>m Kapitalismus und den unterschiedlichen<br />

Geschwindigkeiten, die die einzelnen nationalen Ökonomien für diesen Weg wählen<br />

mußten. Im zweiten Teil seiner Ausführung ging er auf Diskussionen in der<br />

Kolonialkommission ein: "Ich habe gestern in der Kommission von einem Engländer<br />

gehört, daß die Massenaktion in Indien nur Unglück und Gemetzel geben kann, weil die<br />

Massen nicht reif sind." 306<br />

302<br />

303<br />

304<br />

305<br />

306<br />

Der zweite Kongreß 1921; S.183-186. Zur Biographie von Mac Alpine vgl.: Riddell 1991; p.1074.<br />

Der zweite Kongreß 1921; S.187-188; hier S.187. Vgl. <strong>zu</strong> diesem Thema auch: Bennigsen, A.;<br />

Islam in the Soviet Union; London 1967; ders.; Muslim National Communism in the Soviet Union<br />

- A Revolutionary Strategy for the Colonial World; London 1979; Bräker, Hans; Kommunismus<br />

und <strong>Welt</strong>religionen Asiens - Zur Religions- und Asienpolitik der Sowjetunion; Tübingen 1969.<br />

vgl.: Schumacher, Horst; Die Kommunistische Internationale (1919-1943); Berlin/DDR 1989;<br />

S.263. Zur Biographie vgl.: Riddell 1991; p.1095. Sneevliet trat 1927 als Mitglied der linken<br />

Opposition um Trotzki aus der KP der Niederlande aus und wurde 1942 von den Faschisten<br />

ermordet.<br />

Der zweite Kongreß 1921; S.189-196. "Seit 1905 ist die kapitalistische Entwicklung in diesen<br />

asiatischen Ländern eine sehr rasche" [ebd.; S.190]. Dies belegte er mit Beispielen aus Ländern des<br />

Holländischen Kolonialbesitzes; so haben "die Bauern [zwar - KSS] ihren Bodenbesitz, doch<br />

werden sie in Wirklichkeit ganz und gar proletarisiert, weil sie einen Teil ihres Bodens dem<br />

europäischen Kapital verpachten müssen und von der privilegierten Klasse Javas vollständig<br />

ausgebeutet werden, so daß sie nicht als Bauern leben können und in die Zuckerfabriken gehen<br />

müssen" [ebd.; S.191].<br />

ebd.; S.193.

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