Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau

Danach ergriff der Chinese Lao-Si-Tao das Wort und legte den Delegierten in einer
ausführlichen Schilderung die Probleme der antikolonialen Bewegung in seinem Land
dar. Er schilderte die Situation, ähnlich wie sie Sultan Sade für Persien analysiert hatte:
"Wir sehen hier [in China] den Beginn einer Organisation, die nicht nur das industrielle
Proletariat, sondern auch die Handwerker umfaßt. Die Krise der europäischen Industrie
fand auch in China einen Widerhall. China ist überschwemmt mit einer
außerordentlichen Menge ausländischer Waren. Die chinesische Industrie entwickelt
sich nicht, und das chinesische Proletariat befindet sich in einer bedauernswerten Lage.
Kurz gesagt: die Intellektuellen Chinas, die Studenten und die Arbeiter besitzen ein reiches
Material für revolutionäre Agitation." 297
Sehr prognostisch war auch seine Warnung vor dem japanischen Imperialismus: "Die
Unterstützung der chinesischen Revolution ist nicht nur für China, sondern für die
revolutionäre Bewegung der ganzen Welt von Bedeutung, denn augenblicklich gibt es
nur einen einzigen Faktor, der sich dem habgierigen japanischen Imperialismus, der in
Asien fest Wurzel gefaßt hat, entgegenstellen kann. Dieser einzige Faktor ist eine starke
und [176/177] mächtige revolutionäre Bewegung unter den Arbeitermassen Chinas." 298
Danach wiederholte der schon oben erwähnte Koreaner Pak-Din-Schun 299 seine im Heft
11 der Kommunistischen Internationale entwickelten Gedanken. Anschließend bestieg
Roderic Connolly, der Sohn eines der Führer der anti-englischen Befreiungsarmee in
Irland, das Podium 300 , um aus seinen Erfahrungen in Irland die Konsequenz zu ziehen,
dass "sie [die KI - KSS] vielmehr jede Bewegung unterstützen muß, die zur Förderung
der Weltrevolution betragen kann. Die Kommunistische Internationale muß jede
Bewegung anspornen und unterstützen, die bestrebt ist, die imperialistischen Mächte zu
schwächen und die anwachsende Weltrevolution zu fördern. Die Kommunistische
Internationale muß alle an solchen Kämpfen beteiligten kommunistischen Gruppen oder
Richtungen [181/182] verstärken und zusammenfassen." 301
Danach sprach ein weiterer Ire namens Mac Alpine, der jedoch nicht viel Neues
beitragen konnte, bis auf die Information, daß "die englischen [184/185] Kommunisten
Irland aktiv unterstützen, daß sie unter den englischen Truppen in Irland agitieren und
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ebd.; S.173-177, hier S.175. Zur Biographie vgl.: Riddell 1991; p.1073.
Der zweite Kongreß 1921; S.176/177.
ebd.; S.177-180. Er zog aus dem Verlauf des II.Weltkongresses die Schlußfolgerung: "Aber hier,
auf unserem Kongreß, hat schon die Arbeit in der Kommission gezeigt, daß alle Delegierten des
Ostens wie des westeuropäischen Proletariats sich dessen bewußt sind, daß nur dann der frohe Tag
-[...], der Tag der sozialen Revolution - anbrechen wird, wenn alle diese Kolonialvölker sich zum
Aufstand erheben, wenn das westeuropäische Proletariat seiner Bourgeoisie den Todesstoß
versetzt, wenn die Kolonialvölker die Bourgeoisie des Westens ins Herz treffen" [ebd.; S.177].
ebd.; S.180-183. "Genosse Connoly [sic] verliest darauf den Bericht" [ebd.; S.183] von Darragh,
Thomas [einer seiner Tarnnamen]; Das revolutionäre Irland und der Kommunismus; in: Die
Kommunistische Internationale Nr.12 1920; S.120-132. Vgl. auch: Connolly, Roderic; Der Kampf
um Irland; Hamburg 1922. Zur Biographie vgl.: Riddell 1991; p.1051.
Der zweite Kongreß 1921; S.181/182. Er griff damit einen Gedanken von Marx und Engels aus
dem Kommunistischen Manifest wieder auf, nach dem "die Kommunisten überall jede
revolutionäre Bewegung gegen die bestehenden gesellschaftlichen und politischen Zustände
[unterstützen]" [MEW; Bd.4, S.493] müssen.
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