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Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau

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des Persers Avetis Sultan Sade eröffnet. 291 Dieser begann mit einer allgemeinen Analyse<br />

über die Auswirkungen des Imperialismus auf die Kolonien: "Die Kolonialpolitik der<br />

Großmächte hat, indem sie die Entwicklung der nationalen Industrie hinderte, diese<br />

Länder [den Trikont - KSS] in Märkte und Rohstoffquellen für die großen europäischen<br />

Zentren verwandelt. Die Einfuhr von europäischen Kleinwaren in die Kolonien hat der<br />

einheimischen Industrie den Gnadenstoß versetzt." 292<br />

Die Hauptlasten dieser Zerset<strong>zu</strong>ng der gewachsenen Sozialordnung haben vor allem die<br />

Bauern <strong>zu</strong> tragen, "da die Bauern fast die einzigen sind, die Lebensmittel erzeugen [und<br />

so] müssen sie die Legionen der Kaufleute und der Ausbeuter, der Unternehmer und<br />

Tyrannen ernähren". 293 Anschließend kam er auf die Auswirkungen des Imperialismus<br />

auf die Hauptländer des Kapitals <strong>zu</strong> sprechen: "Es ist wahr, daß das kapitalistische<br />

Treiben in den Kolonien den revolutionären Geist weckt. Es ist aber gleichfalls wahr,<br />

daß durch die kapitalistische Ausbeutung im Zentrum unter der Arbeiteraristokratie ein<br />

gegenrevolutionärer Geist geschaffen wird. Der Kapitalismus sucht bewußt die<br />

Revolution dadurch <strong>zu</strong> hemmen, daß er kleine bevor<strong>zu</strong>gte Arbeiterschichten durch<br />

kapitalistische Brosamen für sich <strong>zu</strong> <strong>gewinnen</strong> trachtet." 294<br />

Als nächster sprach Antonio "Grazidei (Italien)" 295 der nicht, wie die große Mehrheit der<br />

Redner, für eine Partei oder Gruppe sprach, sondern seine "persönlichen Ansichten"<br />

vertrat. Er berührte das Problem des Kolonialismus nur am Rande und verblieb in<br />

seinen Ausführungen im allgemeinen, wenn er auch einige Änderungsanträge <strong>zu</strong> den<br />

Leitsätzen stellte, die jedoch nur semantischer Natur waren. 296<br />

291<br />

292<br />

293<br />

294<br />

295<br />

296<br />

Riddell bietet eine schriftliche Version der Thesen von Sultan Sade, die dieser der<br />

Kolonialkommission vorgelegt hatte [Riddell 1991; p.856-858]. Roy war kein großer Freund von<br />

Sultan Sade, so schrieb er: "he was more Russian than Persian except in complexion. Having come<br />

to Russia as a student before the revolution, he had joined the underground Bolshevik Party and<br />

settled in Baku to carry on revolutionary agitation among the Persian workers in the oil fields. Very<br />

talkative and pedantic, he was proud of his distinction as the first Marxist of Asia" [Roy 1964;<br />

p.382]. Zur Biographie vgl.: Riddell 1991; p.1101. Ich will hier nur darauf hinweisen, daß Sultan<br />

Sade 1932 aus der KI ausgeschlossen wurde und bis <strong>zu</strong> seinem Tod 1938 im stalinistischen Gulag<br />

eingesperrt worden war.<br />

Der zweite Kongreß 1921; S.167-170; hier S.168.<br />

ebd.; S.168.<br />

ebd.; S.169. Lenin war von dieser Rede so angetan, daß er sich Randnotizen machte:<br />

"1. Zerfall der wohlhabenden Ausbeuterklassen;<br />

2. großer Teil der Bevölkerung - Bauern in mittelalterlichen Ausbeutungsverhältnissen;<br />

3. kleine Handwerker - in der Industrie;<br />

4. Schlußfolgerung: sowohl die Räteinstutionen als auch die kommunistische Partei (ihre<br />

Zusammenset<strong>zu</strong>ng, ihre speziellen Aufgaben) sind dem Niveau der Agrarländer des kolonialen<br />

Ostens an<strong>zu</strong>passen. Das ist das Wesentliche. Hierüber muß man sich Gedanken machen und<br />

konkrete Antworten suchen" [LW; Ergän<strong>zu</strong>ngsband 1917-1923, S.195].<br />

Zur Biographie vgl.: Riddell 1991; p.1058/1059.<br />

Der zweite Kongreß 1921; S.170-173. So führte er etwa aus: "Genosse Lenin dagegen hat versucht,<br />

dieses Problem marxistisch und realistisch <strong>zu</strong> beleuchten. Ich sage >>marxistisch

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