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Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau

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1. Vorwort<br />

Diese Studie wendet sich einem wenig beleuchteten Gebiet der Geschichte der<br />

Kommunistischen Internationale <strong>zu</strong>. Wenig beleuchtet, da sich die nicht-marxistische<br />

Geschichtswissenschaft vor allem auf die Darstellung der politischen Praxis beschränkt<br />

und die marxistische Geschichtswissenschaft bisher meist aus der Perspektive der "Sieger"<br />

geschrieben wurde. Wie wird die Zukunft nun sein, wo die "Sieger" keine mehr sind?<br />

Gilt nun immer noch das Dogma, daß die Praxis das Kriterium der Wahrheit ist? Dann<br />

müßte auch die weitverbreitete These richtig sein, nach der der Triumph des<br />

Imperialismus über die real-sozialistischen Staaten das Ende des Marxismus ist. Diese<br />

Studie versteht sich in der Tradition des dialektischen und historischen Materialismus<br />

und in Gegnerschaft <strong>zu</strong>r rein-materialistischen Geschichtsbetrachtung der<br />

"stalinistischen" 1 und "post-stalinistischen" 1 Ära. Wobei hier Tradition nicht das<br />

Festhalten an Altem und Überkommenem schlechthin bedeutet, sondern die<br />

Übertragung der elementaren und zentralen Inhalte und Methoden des Marxismus auf<br />

die konkrete Situation in den neunziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts. 2<br />

Diese Studie handelt von vergessenen und verdrängten Denkern und Gedanken,<br />

vermeidet aber den Umkehrschluß der "Sieger-Logik". Denn die These, nach der nun<br />

alle Unterlegenen in vergangenen Meinungsstreitigkeiten und politischen<br />

Auseinanderset<strong>zu</strong>ngen quasi automatisch im Recht sind, ist genauso falsch. Man muß<br />

sich schon die Mühe machen, historisch-konkret an Konflikte auf theoretischem Gebiet<br />

heran<strong>zu</strong>gehen, wenn man an Diskussionen der Vergangenheit heute neu anknüpfen will.<br />

1<br />

2<br />

Der Begriff "Stalinismus" hat sich in der wissenschaftlichen Diskussion über die Sowjetunion<br />

zwischen 1924 und 1953 durchgesetzt. Dennoch halte ich ihn für problematisch bis falsch, weil er den<br />

Personenkult um Stalin nur umkehrt: nicht mehr der "geniale geliebte Führer des <strong>Welt</strong>proletariats",<br />

sondern der "alleinschuldige blutrünstige Verbrecher". Bei der Verwendung des Begriffs<br />

"Stalinismus" assoziiert man die gesamte Epoche in der Geschichte der Sowjetunion mit all ihren<br />

Leistungen, wie etwa dem Sieg über den Faschismus und natürlich auch all ihren Verbrechen, mit der<br />

Person Stalins. Aber nicht einzelne "große" Menschen machen Geschichte, sondern "die Geschichte<br />

aller bisherigen Gesellschaften ist die Geschichte von Klassenkämpfen" [MEW; Bd.4, S.462]. Und<br />

somit muß man die gesellschaftliche Totalität analysieren, um hinter die Ursachen der Verbrechen und<br />

Verfehlungen <strong>zu</strong> kommen, und nicht alles nur auf eine einzige Person schieben. Ich werde den Begriff<br />

trotz meiner Bedenken verwenden, weil jede Alternative das Verständnis des Textes an vielen Stellen<br />

erschwert hätte. Aus der großen Zahl der "Stalinismus"-Analysen möchte ich auf zwei besonders<br />

hinweisen: Hoffmann, Werner; Was ist Stalinismus?; Heilbronn 1984; und: Medwedew, Roy; Das<br />

Urteil der Geschichte 3 Bde.; Berlin 1992.<br />

Quellen werden bei ihrer ersten Verwendung in vollem Umfang zitiert und bei weiterer<br />

Verwendung mit Verfasser und Erscheinungsjahr abgekürzt. In zwei Fällen wird von dieser<br />

Methode abgewichen, und zwar bei Werksausgaben, hier werden nur Abkür<strong>zu</strong>ng, Band- und<br />

Seitenzahl zitiert, und bei Zeitschriften- und Zeitungsartikeln, hier wird das genaue Datum<br />

verwendet, um so die Übersichtlichkeit <strong>zu</strong> erhöhen. Die in Zitaten vorkommenden<br />

Hervorhebungen, Unterstreichungen, etc. werden übernommen. Bei Anführungszeichen in Zitaten<br />

wird die französische Form (guillements >>,

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