Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau
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Diese revolutionäre Stimmung der unterdrückten Massen müsse die kommunistische<br />
Partei aufnehmen, um in Indien schon bald eine Revolution <strong>zu</strong> organisieren. Danach<br />
wiederholte Roy noch einmal seine These von der Dialektik der Revolution im Osten<br />
und im Westen: "Without the triumph of revolution in the Eastern countries the<br />
Communist movement in the West could be reduced to nothing. World capitalism draws<br />
most of its raw materials and profits from the colonies, especially those in Asia. As a<br />
last resort European capitalism can give back to workers all the surplus value and thus<br />
win them over, killing their revolutionary aspirations. But these very capitalists will<br />
continue their exploitation of Asia with the help of the proletariat. Such a result would<br />
be very advantageous for the capitalists. It is therefore necessary to channel energy<br />
toward developing the revolutionary movement in the East, toward its ascent, and to<br />
adopt as our basic thesis that the fate of world communism depends on the triumph of<br />
communism in the East." 275<br />
Womit er, meiner Meinung nach, genauso über das Ziel hinaus schoß, wie die<br />
europäischen Kommunisten, die die <strong>Welt</strong>revolution auf die Revolution in den<br />
kapitalistischen Hauptländern reduzieren wollten. Roys These ist in dieser Absolutheit<br />
nicht haltbar, da der Imperialismus bei einer einseitigen Revolution in den Kolonien der<br />
Unterstüt<strong>zu</strong>ng großer Teile der europäischen Arbeiterklasse gewiß sein kann, wenn es<br />
um die Niederschlagung dieser Revolutionen geht, wie Roy es ja richtig analysiert hat.<br />
Deswegen muß parallel <strong>zu</strong> der Vorbereitung der Revolution in den Kolonien, auch in<br />
den kapitalistischen Zentren eine revolutionäre Situation herbeigeführt werden, um so<br />
den Imperialismus von beiden Seiten entscheidend <strong>zu</strong> schwächen. Nur dann kann eine<br />
Revolution, sei sie nun in einem Land der Peripherie oder des Zentrums, erfolgreich<br />
sein.<br />
Ähnlich sah wohl auch Lenin die Ausführungen von Roy, denn er führte aus: "Comrade<br />
Roy goes too far when he claims that the fate of the West depends solely on the degree<br />
to which the revolutionary movement in the Eastern countries has developed and gained<br />
strength." 276<br />
Die anderen von Riddell dokumentierten Beiträge der Kommissionsdebatte deckten sich<br />
im großen und ganzen mit den Ausführungen, die ich in der Plenumsdiskussion<br />
analysieren werde. 277<br />
Die Kolonialdiskussion im Plenum begann in der vierten Sit<strong>zu</strong>ng der Konferenz am<br />
26.Juli 1920. Zu Beginn stellte Lenin als Leiter der Kolonialkommission seine Leitsätze<br />
vor. 278 Lenin entwickelte in seinen sehr kurzen Ausführungen einen Gedanken, der bei<br />
ihm neu war und darauf schließen läßt, daß nicht nur Roy durch die Diskussionen mit<br />
Lenin neue Anregungen bekommen hatte. 279 So ging er nun davon aus, daß: "die<br />
275<br />
276<br />
277<br />
278<br />
279<br />
Riddell 1991; p.866.<br />
ebd.; p.867.<br />
ebd.; p.867-869.<br />
Der zweite Kongreß 1921; S.137-143. Vgl. auch LW; Bd.31, S.228-233.<br />
Zur gleichen Auffassung kommen auch: Carr 1966; p.257; und: Whiting, Allen S.; Soviet Policies<br />
in China 1917-1924; Stanford 1968; p.44-48. Roy erklärte in seinen Memoiren stolz: "Lenin<br />
created a sensation by declaring that prolonged discussion with me had made him doubtful about<br />
his own theses" [Roy 1964; p.381].<br />
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