Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau
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Roy ging hier von der klassischen Vorstellung der Kommunistischen Partei als dem<br />
weitertreibenden Teil der revolutionären Bewegung aus. Die Kommunisten müssen <strong>zu</strong><br />
Beginn das Geschäft der Bourgeoisie übernehmen, um so vom Beginn der Revolte an<br />
die Führung und das Vertrauen der Massen <strong>zu</strong> haben. Um diesen Einfluß <strong>zu</strong> erkämpfen<br />
wäre es falsch "nach rein kommunistischen Grundsätzen entscheiden <strong>zu</strong> wollen".<br />
Stattdessen muß man <strong>zu</strong> Beginn auch "rein kleinbürgerliche reformistische<br />
Forderungen, wie [die] Aufteilung des Landes, usw." in das Programm der<br />
kommunistischen Partei aufnehmen 254 und in der sich dann auf dieser Grundlage<br />
entwickelnden Revolte immer mehr die kleinbürgerlichen Forderungen durch<br />
kommunistische Losungen <strong>zu</strong> ersetzen versuchen, um so aus einer bürgerlichen Revolte<br />
eine sozialistische Revolution <strong>zu</strong> machen.<br />
In der zehnten These, die in Version 2 ganz gestrichen wurde, wiederholte er noch<br />
einmal seine Vorstellung der völligen Trennung einer bourgeoisen nationalen Bewegung<br />
und der gegen das System gerichteten Strömung der Massen. 255<br />
Seine hier abstrakt dargelegten Ansichten versuchte er am Beispiel Indiens konkret <strong>zu</strong><br />
belegen und so schrieb er fast parallel <strong>zu</strong> den Ergän<strong>zu</strong>ngsthesen den Artikel über "die<br />
revolutionäre Bewegung in Indien". 256 Mit einem weiten Rückblick in die Geschichte<br />
versuchte er seine These <strong>zu</strong> belegen, daß "obgleich Indien bis in die letzten Jahre des<br />
XIX. Jahrhunderts nur eine sehr schwache Großindustrie besaß, es doch ein großer<br />
Fehler wäre, <strong>zu</strong> behaupten, daß Indien ein reines Agrarland war." 257 Die Engländer<br />
hatten die alte, in Jahrtausenden gewachsene soziale und wirtschaftliche Ordnung<br />
zerstört mit dem Ergebnis, "daß fast die ganze Bevölkerung <strong>zu</strong>m Ackerbau <strong>zu</strong>rückkehrte<br />
und Indien ein Land der landlosen Bauernschaft wurde." 258 Der Widerstand gegen den<br />
Kolonialismus führte auf der einen Seite <strong>zu</strong>r Gründung des "indischen<br />
Nationalkongresses" [ca. 1880], der sich vor allem an langfristigen Reformen und nach<br />
Roys Meinung auf eine Verlängerung der britischen Herrschaft orientierte, und auf der<br />
anderen Seite <strong>zu</strong>r Bildung von kleinen Gruppen <strong>zu</strong>meist junger Intellektueller, die<br />
versuchten, mit Terror ihr "Vaterland" <strong>zu</strong> befreien. 259 Obgleich eine wirklich<br />
revolutionäre Organisation in Indien fehlte, "wandten sich diese Massen [die landlosen<br />
254<br />
255<br />
256<br />
257<br />
258<br />
259<br />
Der zweite Kongreß 1921; S.149. Vgl.: Riddell 1991; p.854.<br />
"10. The bourgeois national democrats in the colonies strive for the establishment of a free national<br />
state, whereas the masses of workers and poor peasants are revolting, even though in many cases<br />
unconsciously, against the system which permits such brutal exploitation. Consequently, in the<br />
colonies, we have two contradictory forces; they cannot develop together. [...854/855] ..., to encourage<br />
and support the revolutionary mass action through the medium of a Communist party of<br />
the proletarians will bring the real revolutionary forces to action which will not only overthrow the<br />
foreign imperialism, but lead progressively to the development of soviet power, thus preventing the<br />
rise of a native capitalism in place of the vanquished foreign capitalism, to further oppress and exploit<br />
the people." [ebd.; p.854/855]. Die These 10, genauso wie die These 11, sind in der Version 2<br />
gestrichen worden.<br />
Roy, Manabendrah Nath; Die revolutionäre Bewegung in Indien; in: Die Kommunistische<br />
Internationale; Nr.12, S.239-248.<br />
ebd.; S.239.<br />
ebd.; S.241.<br />
Vgl.: ebd.; S.242-244.<br />
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