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Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau

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4.3.3.2. Die Ergän<strong>zu</strong>ngsthesen von M.N. Roy und deren Veränderung durch die<br />

Kolonialkommission<br />

Der ursprüngliche Entwurf der Ergän<strong>zu</strong>ngsthesen 239 [im weiteren als Version 1<br />

bezeichnet] , den Roy im Juni/Juli 1920 erarbeitete und Lenin und den anderen<br />

Mitgliedern der Kolonial-Kommission vorlegte, wurde dort stark überarbeitet [Version<br />

2]. 240 Da es von dem ursprünglischen Entwurf keine autorisierte deutsche Fassung gibt,<br />

werde ich die englische Version 1 mit der autorisierten englischen Version 2<br />

vergleichen, um keiner Sinnverschiebung durch die Überset<strong>zu</strong>ng auf<strong>zu</strong>sitzen. 241<br />

Roy ging in seinen Thesen <strong>zu</strong>m größten Teil von der gleichen theoretischen<br />

Grundkonzeption aus wie Lenin in seinen Leitsätzen. Es waren vor allem die<br />

verschiedenen Erfahrungshintergründe und Zielset<strong>zu</strong>ngen, die sie <strong>zu</strong> einer<br />

unterschiedlichen Auswertung und Auslegung veranlaßte. Dies wird schon deutlich,<br />

wenn Roy in These eins davon aus ging, daß: "eine der wichtigsten Fragen, die dem<br />

II.Kongreß der Kommunistischen Internationale vorlagen, die genaue Feststellung der<br />

Wechselbeziehungen zwischen der Kommunistischen Internationale und der<br />

revolutionären Bewegung in den politisch unterdrückten, vom eigenen kapitalistischen<br />

System beherrschten Ländern, wie etwa China und Indien [ist]". 242<br />

Womit schon der wohl wichtigste Unterschied seiner Thesen <strong>zu</strong> denen von Lenin<br />

deutlich wird. Roy orientierte sich vor allem an den Schwellenländern, die sich gerade<br />

im Übergang aus der feudalen Ordnung in einen asiatischen Weg des Kapitalismus<br />

befanden. Er ging wohl davon aus, daß dort eher ein revolutionäres Bewußtsein, vor<br />

allem unter den Arbeitern in den neuen Industrien entstehen kann als unter den bäuerlichen<br />

Massen anderer rein feudal geprägter Länder.<br />

"2. The fountainhead from wich European capitalism draws its main strength is no<br />

longer to be found in the industrial countries of Europe but in the colonial possessions<br />

and dependencies. Without the control of the extensive markets and vast fields of<br />

239<br />

240<br />

241<br />

242<br />

"Original <strong>Dr</strong>aft of Supplementary Theses on the National and Colonial Question" in: Roy 1987;<br />

Vol.1 p.165-168; und: Adhikari, G. (Hrg.); Documents of the History of the Communist Party of<br />

India; Delhi 1971; Vol.1 p.173-189.<br />

Diese Version wurde publiziert in: Der zweite Kongreß der Kommunistischen Internationale -<br />

Protokoll der Verhandlungen vom 19.Juli in Petrograd und vom 23.Juli bis 7.August 1920 in<br />

Moskau; Hamburg 1921; S.145-150. Auch in den zeitgenössischen Veröffentlichungen wurde<br />

diese Version dokumentiert; vgl. z.B.: Statuten und Leitsätze der III. Kommunistischen<br />

Internationale - Beschlossen auf dem II. Kongreß vom 17.Juli bis 7. August <strong>zu</strong> Moskau; Zürich<br />

1920; S.51-54. In späteren Dokumentationen, die in den sozialistischen Ländern erschienen,<br />

werden sie <strong>zu</strong>meist nicht erwähnt [vgl. z.B.: Die Kommunistische Internationale (Auswahl von<br />

Dokumenten der Kommunistischen Internationale von der Gründung bis <strong>zu</strong>m VI. <strong>Welt</strong>kongreß<br />

1919-1927) Berlin/DDR 1955]. Zink [Zink 1974; S.353-357] geht fälschlicherweise davon aus, in<br />

den von Roy auf dem Kongreß vorgelegten Thesen den "ursprünglichen Entwurf" <strong>zu</strong> dokumentieren<br />

und vergleicht diesen dann recht aufwendig mit der englischen Überset<strong>zu</strong>ng dieser<br />

gleichen Fassung, was zwar recht löblich, aber unsinnig ist.<br />

Dabei beziehe ich mich auf die Gegenüberstellung der Texte in: Riddell 1991; Vol.2 p.846-855.<br />

Der zweite Kongreß 1921; S.145. In der Version 1 fehlt der konkrete Be<strong>zu</strong>g auf Indien und China,<br />

sonst gibt es keine Differenzen, und dsswegen kann hier die deutsche Fassung verwendet werden<br />

[vgl. Riddell 1991 p.846].<br />

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