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Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau

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4.3.3.1. Die politische Entwicklung von M.N. Roy bis 1920 214<br />

Manabendra Nath Roy wurde ca. 1890 unter dem Namen Narendra Nath Bhattacharay<br />

als Sohn eines Priesters und Sanskritlehrers aus der Kaste der Brahmin im bengalischen<br />

Dorf Arbalia in der Nähe von Kalkutta geboren. 215<br />

Sein Vater soll trotz seines Berufes und seiner Kasten<strong>zu</strong>gehörigkeit für politische<br />

Reformen eingetreten sein und so Bhattacharay schon früh politisiert haben. 216 Schon in<br />

jungen Jahren schloß sich Bhattacharay der terroristischen Nationalistengruppe Juguntar<br />

[Neue Ära - KSS] an 217 , die vom religiösen Standpunkt eine revolutionäre Veränderung<br />

Indiens herbeiführen wollte. Als Sannyasin [besitzloser Wanderprediger -KSS] bereiste<br />

er weite Teile Nord- und Ostindiens, wobei er auf der einen Seite einen Einblick in das<br />

Leben der Menschen auf dem Lande bekam und auf der anderen Seite die negativen<br />

Einflüsse des religiösen Glaubens, vor allem die darauf begründete Kastentrennung,<br />

erkannte und sich so schon bald wieder von der Religion abwandte. 218 Mit dem Beginn<br />

des ersten <strong>Welt</strong>krieges wuchs innerhalb der national-revolutionären Bewegung in Indien<br />

die Hoffnung auf ein Bündnis mit Deutschland gegen die Kolonialmacht England. In<br />

Berlin wurde ein "Indisches Revolutionäres Komitee" gegründet und auch in Indien<br />

selbst schlossen sich die versprengten kleinen terroristischen Gruppen <strong>zu</strong> einem<br />

"Generalstab der Revolution" <strong>zu</strong>sammen, in dem Bhattacharya, als enger Mitarbeiter des<br />

"Oberkommandanten" Jatindra Nath Mukherji, eine nicht unwichtige Rolle spielte. 219 Er<br />

erhielt den Auftrag, mit deutschen Agenten in Süd-Ostasien Kontakt auf<strong>zu</strong>nehmen und<br />

so der indischen Nationalbewegung Waffen <strong>zu</strong> beschaffen. Jedoch konnte er auf seiner<br />

rund ein Jahr dauernden Irrfahrt außer etwas Geld und wohlmeinender Worte nichts<br />

erreichen, und so beschloß er über Japan und die USA nach Deutschland <strong>zu</strong> reisen. 220<br />

Am 15.Juni 1916 erreichte er San Francisco, kontaktierte die indische revolutionäre<br />

Bewegung in den Staaten, nahm das Pseudonym M.N.Roy an und lernte seine Frau<br />

Evelyn Trent, eine Sympathisantin der sozialistischen Bewegung in den USA,<br />

kennen. 221 Im Herbst 1916 setzte er nun in Begleitung seiner Frau seine Reise nach New<br />

York fort und begann, nach heftigen Diskussionen mit anderen national-revolutionären,<br />

sich mit den Schriften von Karl Marx <strong>zu</strong> beschäftigen, da er <strong>zu</strong> der Auffassung gelangt<br />

war, daß seine Bewegung auch die ökonomischen Fragen der Entkolonialisierung nicht<br />

214<br />

215<br />

216<br />

217<br />

218<br />

219<br />

220<br />

221<br />

Vgl.: Roy, M.N.; Memoirs; Bombay 1964; Haithcox, John Patrick; Communism and Nationalism<br />

in India - M.N. Roy and Comintern Policy 1920-1939; Princeton 1971; Overstreet, Gene;<br />

Windmiller, Marshall; Communism in India; Berkeley/Los Angeles 1959; Zink 1974.<br />

Roys Geburtsdatum ist nicht genau bekannt und wird in der Literaur zwischen 1886 und 1893<br />

angesiedelt. Vgl.: Zink 1974; S.50, Fußnote 2.<br />

Vgl.: Hindi, A.K.; M.N. Roy - The Man who looked ahead; Ahmedabad 1938; p.8.<br />

Vgl.: Haithcox 1971; p.5.<br />

Vgl.: Karnik, V.B.; Epilogue; in: Roy 1964; p.565-604, hier: p.568/569.<br />

Vgl.: Roy 1964; p.35/36; Haithcox 1971; p.5-7.<br />

Vgl.: Roy 1964; p.5/6; Hindi 1938; p.24-36. Bei dieser Reise begegnete er auch dem Führer der<br />

Chinesischen Nationalbewegung Sun Yatsen: "Sun Yat-sen believed in the liberating mission of<br />

Japan. He argued that it was in Japan`s own interest to help other Asiatic peoples to free<br />

themselves from the domination of European Powers. Next to Japan, he trusted America. But the<br />

anchor of his faith was Christianity. He actually said that the people of Asia should embrace<br />

Christianity as the condition for their political liberation and social progress" [Roy 1964; p.6].<br />

Vgl.: ebd.; p.22; Overstreet and Windmiller 1959; p.8-9.

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