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Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau

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führen. 212 Dafür, und das wurde von vielen späteren "Revolutionären" vergessen, bedarf<br />

es natürlich schon einer gewissen Protesthaltung der Menschen, woraus sich dann erst<br />

langsam Bewegungen formieren, in denen die Kommunisten wirken können. Lenin<br />

kritisierte hier ja gerade die Vorstellung, daß die Kommunisten in den Ländern des<br />

Ostens eigene Bewegungen ins Leben rufen sollten. Sie sollten zwar eine proletarische<br />

Bewegung, oder deren "Keimform", aufbauen, auch wenn es erst wenige<br />

Industriearbeiter gab, aber sie sollten sich dabei in die national-bürgerliche Bewegung<br />

eingliedern. Also war das Vorhandensein dieser Bewegungen ein entscheidender Punkt<br />

für das Wirken der Kommunisten in den Kolonien.<br />

Ich denke, daß Lenin hier eine grandiose Strategie für die Ausdehnung der<br />

revolutionären Bewegung auch auf die Länder mit schwach oder noch nicht<br />

entwickeltem Kapitalismus erarbeitet hat. Allerdings ist sein Modell <strong>zu</strong> statisch. Man<br />

konnte damals wie heute nicht alle Länder des Trikonts über einen Kamm scheren. Es<br />

gab auf der einen Seite die relativ hoch "entwickelten Wirtschaftsnationen" wie Indien,<br />

und auf der anderen Seite die reinen Agrarstaaten in Afrika oder Südostasien. Auf<br />

diesen Schwachpunkt in Lenins Analyse und Strategieentwicklung ging Roy mit seiner<br />

Konzeption ein, die ich im weiteren untersuchen werde.<br />

4.3.3. Die Erarbeitung der Ergän<strong>zu</strong>ngsthesen <strong>zu</strong>r Orientfrage durch<br />

Manabendra Nath Roy<br />

Da sowohl die Person Roys, als auch seine Theorie hier<strong>zu</strong>lande weitgehend unbekannt<br />

sind, werde ich kurz seine Entwicklung <strong>zu</strong>m kommunistischen Theoretiker<br />

nachzeichnen. 213 Auch für die kommunistische Bewegung war Roy vor dem zweiten<br />

<strong>Welt</strong>kongreß ein völlig unbeschriebenes Blatt und es zeugt von der Diskussionskultur<br />

der damaligen Zeit, daß niemand daran Anstoß nahm.<br />

212<br />

213<br />

Diese Vorstellung entwickelten als erste und in Grundzügen Marx und Engels im<br />

Kommunistischen Manifest: "Die Kommunisten sind also praktisch der entschiedenste, immer<br />

weitertreibende Teil der Arbeiterparteien aller Länder; sie haben theoretisch vor der übrigen Masse<br />

des Proletariats die Einsicht in die Bedingungen, den Gang und die allgemeinen Resultate der<br />

proletarischen Bewegung voraus" [MEW; Bd.4, S.474]. "Mit einem Wort, die Kommunisten<br />

unterstützen überall jede revolutionäre Bewegung gegen die bestehenden gesellschaftlichen und<br />

politischen Zustände. In allen diesen Bewegungen heben sie die Eigentumsfrage, welche mehr oder<br />

minder entwickelte Form sie auch angenommen haben möge, als die Grundfrage der Bewegung<br />

hervor" [ebd.; S.493]. Lenin entwickelte seine Vorstellungen über die Arbeit der Kommunisten in<br />

proletarischen Bewegungen in seiner Schrift "Was tun?"; [vgl.: LW; Bd.5, S.355-551, vor allem<br />

S.455-500].<br />

In der Diskussion über Alternativen <strong>zu</strong>r stalinistischen Entwicklung wurde jedoch in letzter Zeit<br />

vermehrt auf die KPO bzw. auf die "rechte Opposition" in der KI eingegangen. Dabei fiel auch<br />

mehrfach der Name Roy. Der erste kurze Abriß über Roys Leben und Werk seit der Dissertation<br />

von Zink 1974 erschien Ende 1993: Piazza, Hans; Manabendrah Nath Roy >>Ein alter bewährter<br />

Soldat in Indiens Freiheitskampf

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