Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau
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ökonomischen Situation; zweitens von einer klaren Herauslösung der Interessen der<br />
unterdrückten Klassen [...] aus dem allgemeinen Begriff der Volksinteressen<br />
schlechthin, der die Interessen der herrschenden Klasse bedeutet; drittens von einer<br />
ebenso klaren Unterscheidung zwischen unterdrückten, abhängigen, nicht<br />
gleichberechtigten und unterdrückenden, ausbeutenden, vollberechtigten Nationen,<br />
[...]." 203<br />
Wenn der KI dieses gelungen wäre, hätte dabei eine wirklich neue Strategie und Taktik<br />
das Ergebnis sein können, da die bisherigen Analysen (die die Vorausset<strong>zu</strong>ng für die<br />
Entwicklung einer Strategie sind) der zweiten Internationale ja genau im Abstrakten und<br />
Formalen stehen geblieben waren. Man wird sehen, ob Lenin die Prämisse, die er hier<br />
aufgestellt hat, in den Thesen erreicht hat.<br />
"5. Die weltpolitische Lage hat jetzt die Diktatur des Proletariats auf die Tagesordnung<br />
gesetzt, und alle Ereignisse der <strong>Welt</strong>politik ballen sich notwendigerweise um einen<br />
Mittelpunkt <strong>zu</strong>sammen, nämlich um den Kampf der <strong>Welt</strong>bourgeoisie gegen die<br />
Russische Sowjetrepublik. Diese gruppiert um sich unvermeidlich einerseits die<br />
Rätebewegungen der vorgeschrittenen Arbeiter aller Länder, anderseits alle nationalen<br />
Befreiungsbewegungen der Kolonien und der unterdrückten Völker, die sich durch<br />
bittere Erfahrung davon überzeugen, daß es für sie keine andere Rettung gibt als den<br />
Sieg der Sowjetmacht über den <strong>Welt</strong>imperialismus." 204<br />
Hier legte Lenin den Grundstein für eine Vorstellung, die bis <strong>zu</strong>r Auflösung der SU<br />
1991 den antiimperialistischen Kampf geprägt hat. Im Kampf der Systeme tritt<br />
Sowjetrußland mit seinen Verbündeten, deren Zahl stetig <strong>zu</strong>nimmt, gegen das<br />
imperialistische <strong>Welt</strong>system an, und sowohl die Werktätigen in den kapitalistischen<br />
Hauptländern, als auch die unterdrückten Völker haben nur die Wahl zwischen dem<br />
sozialistischen und dem imperialistischen Weg. Deswegen war für Lenin (siehe These<br />
6) klar, daß "man eine Politik [betreiben muß], durch die das engste Bündnis aller<br />
nationalen und kolonialen Befreiungsbewegungen mit Sowjetrußland verwirklicht<br />
wird." 205<br />
In Punkt sieben der Thesen stellte er das Föderale System der russischen Sowjetrepublik<br />
als Modell für ein Zusammenwachsen von Nationen dar, das auch für die Beziehungen<br />
verschiedener Sowjetrepubliken, die noch <strong>zu</strong> gründen seien, einen Modellcharakter trug.<br />
Aus heutiger Sicht mutet es utopisch an, wenn Lenin ausführte:<br />
8."Wenn man die Föderation als Übergangsform <strong>zu</strong>r völligen Einheit anerkennt, muß man<br />
ein immer engeres föderatives Bündnis anstreben und dabei berücksichtigen: erstens, daß<br />
es ohne ein ganz enges Bündnis der Sowjetrepubliken unmöglich ist, deren Existenz <strong>zu</strong><br />
behaupten [...]; zweitens, daß ein enges wirtschaftliches Bündnis der Sowjetrepubliken<br />
notwendig ist [...]; drittens, daß die Tendenz <strong>zu</strong>r Schaffung einer einheitlichen, nach einem<br />
203<br />
204<br />
205<br />
LW; Bd.31, S.133.<br />
ebd.; S.134. In der endgültigen Fassung lautet das Ende des zweiten Satzes wie folgt: "..., daß es<br />
für sie [die kolonialen Freiheitsbewegungen - KSS] keine Rettung gibt außer ihrer Verbindung mit<br />
dem revolutionären Proletariat und dem Sieg der Sowjetmacht über den <strong>Welt</strong>imperialismus" [Der<br />
zweite Kongreß 1921; S.227; Unterstreichung von mir <strong>zu</strong>r Kennzeichnung der Unterschiede].<br />
LW; Bd.31, S.134.<br />
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