Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau
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Ende 1919 begann dann die konkrete Ausarbeitung einer neuen Strategie durch Lenin.<br />
Als erstes Dokument kann sein "Referat auf dem II. Gesamtrussischen Kongress der<br />
Kommunistischen Organisationen der Völker des Ostens" 187 genannt werden.<br />
"Ich glaube, daß das, was die Rote Armee geleistet hat, ihr Kampf und die Geschichte<br />
ihres Sieges, für alle Völker des Ostens von gigantischer weltweiter Bedeutung sein<br />
wird. Er wird den Völkern des Ostens zeigen, daß ein von den unterdrückten Völkern<br />
geführter revolutionärer Krieg - wie schwach diese Völker auch sein mögen, wie<br />
unüberwindlich die Macht der europäischen Unterdrücker, die im Kampfe alle Wunder<br />
der Technik und der Kriegskunst anwenden, auch scheinen möge -, daß ein solcher<br />
Krieg, wenn er tatsächlich Millionen Werktätige und Ausgebeutete auf<strong>zu</strong>rütteln vermag,<br />
solche Möglichkeiten, solche Wunder in sich birgt, daß die Befreiung der Völker des<br />
Ostens heute vollauf praktisch verwirklicht werden kann, und zwar nicht nur vom<br />
Standpunkt der Perspektiven der internationalen Revolution, sondern auch vom<br />
Standpunkt der unmittel[138/139]baren militärischen Erfahrung, die die Sowjetrepublik<br />
in Asien, in Sibirien, bei der militärischen Invasion aller imperialistischen Großmächte<br />
gewonnen hat." 188<br />
Hier wurde die Selbständigkeit nicht mehr als "Geschenk" der reichen Nationen, nach<br />
der dortigen Revolution verstanden, wie in der Theorie der zweiten Internationale,<br />
sondern das Proletariat in den kapitalistischen Metropolen kann "ohne die Hilfe der<br />
werktätigen Massen aller unterdrückten Kolonialvölker, und in erster Reihe der Völker<br />
des Ostens, nicht siegen." 189<br />
"Somit wird die sozialistische Revolution nicht nur und nicht hauptsächlich ein Kampf<br />
der revolutionären Proletarier eines jeden Landes gegen die eigene Bourgeoisie sein,<br />
nein, sie wird ein Kampf aller vom Imperialismus unterdrückten Kolonien und Länder,<br />
aller abhängigen Länder gegen den internationalen Imperialismus sein." 190<br />
Die Völker Asiens hatten, nach Lenin, die Möglichkeit und die Pflicht, selbständig die<br />
Revolution an<strong>zu</strong>streben. 191 Damit dieses Streben erfolgreich sein konnte, mußten sie<br />
jedoch "gestützt auf die allgemeine kommunistische Theorie und Praxis, unter<br />
Anpassung an die spezifischen Bedingungen, die es in den europäischen Ländern nicht<br />
gibt, diese Theorie und Praxis auf Verhältnisse an<strong>zu</strong>wenden verstehen, wo die<br />
Hauptmasse der Bevölkerung Bauern sind und wo es den Kampf nicht gegen das<br />
Kapital, sondern gegen die Überreste des Mittelalters <strong>zu</strong> führen gilt." 192<br />
187<br />
188<br />
189<br />
190<br />
191<br />
192<br />
LW; Bd.30, S.136-137. An dem Kongreß, der vom 22.November bis <strong>zu</strong>m 3.Dezember 1919 in<br />
Moskau tagte, nahmen 82 Delegierte aus "Turkestan, Aserbaidshan, Chiwa, Buchara, Kirgisien,<br />
Tatarien, Tschuwaschien, Baschkirien, Kaukasien u.a." teil [ebd.; S.533; vgl. auch: Lenin<br />
Ergän<strong>zu</strong>ngsband 1917-1923, S.135 u. S.560/561].<br />
LW; Bd.30, S.138/139.<br />
ebd.; S.147.<br />
ebd.; S.144.<br />
ebd.; S.145: "Auf die Periode des Erwachens des Ostens folgt in der gegenwärtigen Revolution die<br />
Periode, in der alle Völker des Ostens die Geschicke der ganzen <strong>Welt</strong> mitentscheiden, in der sie<br />
aufhören, nur ein Objekt der Bereicherung <strong>zu</strong> sein. Die Völker des Ostens erwachen, um praktisch<br />
<strong>zu</strong> handeln und damit jedes Volk das Schicksal der ganzen Menschheit mitbestimmt."<br />
ebd.; S.146.