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Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau

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Hauptaugenmerk auf den Prozessen in Asien lag. Es wird deutlich, daß sich die<br />

Kommunistische Internationale von Beginn an mit dem antikolonialen Kampf<br />

beschäftigt hat, jedoch hauptsächlich in Beschreibungen verharrte und nur am Rande<br />

eine Strategiediskussion führte. Da es aber noch keine entwickelte kommunistische<br />

Strategie für die Befreiung der Kolonien und über die Verbindung dieses Kampfes mit<br />

den Revolutionen in Europa gab, begannen im Frühjahr/Sommer 1920 Lenin und Roy,<br />

der als Inder direkt von der Strukturlosigkeit der revolutionären Bewegung in seinem<br />

Land betroffen war, mit der Erarbeitung einer solchen Konzeption, die ich im weiteren<br />

dokumentieren und analysieren werde.<br />

4.3.2. Die Erarbeitung des Hauptantrages <strong>zu</strong>r Orientfrage durch W.I.<br />

Lenin 185<br />

Nach dem ersten <strong>Welt</strong>kongreß der KI beschäftigte sich Lenin wieder vermehrt mit der<br />

Problematik des antikolonialen Kampfes. Auf der einen Seite gelang es der Roten<br />

Armee, nach und nach die asiatischen Regionen des russischen Reiches von den<br />

Weißgardisten <strong>zu</strong> befreien, und auf der anderen Seite gärte es in einigen Ländern<br />

Asiens. Der Zusammenschluß der "wirtschaftlich schwach entwickelten", asiatischen<br />

Völker Rußlands mit dem Proletariat in den europäischen Teilen und vor allem in den<br />

Städten Rußlands sollte dabei für die weltweite Versöhnung als Beispiel und Modell<br />

dienen. So heißt es in Lenins Entwurf für das Parteiprogramm der KPR(B):<br />

"In der nationalen Frage besteht die Politik des Proletariats, das die Staatsmacht erobert<br />

hat, [...] darin, unbeirrt die Annäherung und den Zusammenschluß der Arbeiter und<br />

Bauern aller Nationen in ihrem revolutionären Kampf für den Sturz der Bourgeoisie in<br />

der Praxis <strong>zu</strong> verwirklichen. Die Erreichung dieses Ziels erfordert die völlige Befreiung<br />

der kolonialen und der anderen bisher unterdrückten oder nicht gleichberechtigten<br />

Nationen [...] Die Arbeiter jener Nationen, die im Kapitalismus Unterdrücker waren,<br />

müssen besonders behutsam sein gegenüber dem Nationalgefühl der unterdrückten<br />

Völker [...]." 186<br />

Hier kann man schon einen deutlichen Unterschied <strong>zu</strong> den Aussagen der zweiten<br />

Internationale <strong>zu</strong> diesem Thema feststellen. Nicht die unterdrückten Völker haben sich<br />

der europäischen Kultur an<strong>zu</strong>passen, sondern die Europäer müssen "behutsam" den<br />

unterdrückten Völkern entgegenkommen.<br />

185<br />

186<br />

Zu diesem Komplex gibt es eine ganze Anzahl von Sekundärliteratur: Page, S. W.; Lenin and the<br />

World Revolution; New York 1959; Possony, S. T.; Jahrhundert des Aufruhrs - Die<br />

kommunistische Technik der <strong>Welt</strong>revolution -; München 1956; Seton-Watson, H.; Von Lenin bis<br />

Malenkov - Bolschewistische Strategie -; München 1955; Plastun, Viktor; W.I. Lenin über die<br />

Spezifik und die Aufgaben der kommunistischen Bewegung in den Ländern des Ostens; in: Die<br />

Arbeiterklasse in Asien und Afrika - Formierung und Kampf; Berlin 1974; S.275-296; Zelt, Jens;<br />

Lenin und die nationale koloniale Frage; in: Arbeiterklasse und nationaler Befreiungskampf;<br />

Leipzig 1963; S.54-66.<br />

LW; Bd.29, S.111.<br />

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