Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau
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Trikonts bei der Gründungsversammlung <strong>zu</strong>gegen war. 172 Bei allen Artikeln in dieser<br />
Vorkongreßnummer der "Kommunistischen Internationale" fällt durchgängig der<br />
Optimismus und die Zuversicht auf einen baldigen Sieg der <strong>Welt</strong>revolution auf. 173<br />
Informationen über das Verhältnis zwischen der Sowjetregierung und den Völkern der<br />
ehemals russischen Kolonien finden sich in der Zeitschrift "Russische Korrespondenz",<br />
die ab Januar 1920 erschien. Gleich in der ersten Nummer wurde ein Interview des<br />
Manchester Guardian mit Karl "Radek über die bolschewistische Politik im Osten"<br />
dokumentiert. 174 Radek wollte einerseits die englische Regierung, die eine Ausweitung<br />
der Revolution auf ihre Kolonie Indien befürchtete, in Sicherheit wiegen, wenn er<br />
erklärte: "Die russische Regierung betreibt [in Indien - KSS] keine Propaganda. [...] Im<br />
Gegenteil, sie ist bereit, jedem beliebigen Lande, das Friedensbeziehungen <strong>zu</strong> ihr<br />
herstellt, alle nur denkbaren Garantien <strong>zu</strong> geben. Natürlich kann der Lauf der Ideen nicht<br />
aufgehalten werden, aber wir sind bereit, Garantien <strong>zu</strong> geben, daß wir weder Geld noch<br />
Agenten verwenden, die direkt oder indirekt in Indien oder einem anderen Teile<br />
Großbritanniens Propaganda <strong>zu</strong> treiben. Wir haben den Frieden mit England <strong>zu</strong> sehr<br />
nötig, um <strong>zu</strong> feilschen." 175<br />
Andererseits versuchte er der englischen Regierung <strong>zu</strong> verdeutlichen, daß auch England<br />
einen Frieden mit Rußland nötig hatte, und drohte: "Wenn wir gezwungen werden <strong>zu</strong><br />
kämpfen, dann suchen wir natürlich ein Kampffeld, wo der Erfolg am leichtesten <strong>zu</strong><br />
erringen ist. Es ist nicht wahr, daß wir nichts tun können; das Tor nach dem Osten ist<br />
offen und da eröffnen sich große Möglichkeiten. [...] Alles was wir <strong>zu</strong> tun brauchen, ist,<br />
unsere aufgeklärtesten Arbeiter hin<strong>zu</strong>schicken, um das Bewußtsein der Völker <strong>zu</strong><br />
wecken. [...] Zehn Agitatoren kommen einer Armee gleich. Was wir beschaffen können,<br />
ist die Führung, an der es im Osten so sehr fehlt." 176<br />
Diese Aussagen muten schon sehr "imperialistisch" an. Man bot der Kolonialmacht<br />
England an, auf eine Propaganda für die Selbständigkeit der Kolonien <strong>zu</strong> verzichten,<br />
wenn England <strong>zu</strong>m Frieden mit Sowjetrußland bereit war. Radek erweckte den<br />
Anschein, als ob die indische Volksbewegung eine Art fünfte Kolonne der Roten Armee<br />
wäre und er als Vertreter der Bolschewiki in der Lage gewesen wäre, über diese<br />
Bewegung <strong>zu</strong> bestimmen. Man kann, so denke ich, an diesen Äußerungen sehen, wie<br />
172<br />
173<br />
174<br />
175<br />
176<br />
Nach dem Kongreß; in: Die Kommunistische Internationale; Nr.12 1920, S.332-336. Vgl.: Der<br />
internationale Kongreß der Jugendorganisationen; in: Die Kommunistische Internationale; Nr.9<br />
1920, S.196-201; aber auch die Einschät<strong>zu</strong>ng des ersten Vorsitzenden der Jugendinternationale:<br />
Münzenberg, Willi; Die Jugend der Revolution; Berlin 1920; und als Darstellung: Gross, Babette;<br />
Willi Münzenberg - <strong>Eine</strong> politische Biographie; Leipzig 1991; S.149-159.<br />
Schlesinger meinte allerdings feststellen <strong>zu</strong> können, daß "einerseits in den Artikeln Pak Din-schuns<br />
und Roys die Hoffnungen der äußersten chinesischen Linken deutlich wurden [...] so klingt<br />
andererseits im Aufruf <strong>zu</strong>m Bakuer Kongreß schon die nationale Einheitsfronttaktik von 1937 und<br />
den folgenden Jahren an" [Schlesinger, Rudolf; Die Kolonialfrage in der Kommunistischen<br />
Internationale; Frankfurt/Main 1970; S.44]. Da Schlesinger diese These, wie auch fast alle anderen<br />
Aussagen, die er in diesem Buch traf, nicht belegte und häufig falsch zitierte, werde ich auf diese<br />
Arbeit im weiteren nicht eingehen.<br />
Russische Korrespondenz; Nr.1 1920, S.3-5.<br />
ebd.; S.4.<br />
ebd.; S.4.<br />
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