Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau
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Holländers R.Horner über die "<strong>Welt</strong>krise" 142 , in dem er <strong>zu</strong> der später oft aufgegriffenen<br />
These kam: "Zwei Prinzipien kämpfen von zwei Zentren aus miteinander um die <strong>Welt</strong>.<br />
Rußland ist dabei das strahlende Lichtzentrum der Zukunft, das [39/40] Herz des<br />
emporsteigenden Kommunismus, der von diesem Brennpunkt aus die<br />
Arbeiterrevolution über ganz Europa weckt. Aber dieses Zentrum ist eine belagerte<br />
Stadt, an allen Seiten von feindlichen Banden angegriffen." 143<br />
Hier sieht man wieder die recht eingeschränkte Sichtweise der damaligen Zeit. Der<br />
Autor konzentrierte sich fast ausschließlich auf Europa und sah auch nur dort einen<br />
Verbündeten Sowjetrußlands. Diese Auffasung dominierte auch die in dem gleichen<br />
Heft dokumentierten "Aufrufe des EKKI". 144<br />
Bucharin, einer der bedeutendsten Theoretiker der KPR(B), entwickelte in seinem<br />
Beitrag im nächsten Heft nichts Neues, sondern wiederholte nur die oben dargestellten<br />
Thesen Lenins 145 . Wichtiger erscheinen mir die Untersuchungen über den<br />
aufkommenden japanischen Imperialismus 146 , da auch in Asien der Erarbeitung einer<br />
Strategie und Taktik eine Analyse der Situation vorausgehen mußte und diese <strong>zu</strong> diesem<br />
Zeitpunkt noch in den Kinderschuhen steckte.<br />
In der sechsten Nummer der Kommunistischen Internationale ist nur ein Artikel für<br />
meine Untersuchung von Interesse, nämlich die Ausführungen von Georg Tschitscherin,<br />
dem Volkskommissar für äußere Angelegenheiten, über "die internationale Politik<br />
zweier Internationalen". 147 Der Autor entwickelte die Vorstellung, daß die KI an die<br />
revolutionäre Tradition der II. Internationale anknüpfen sollte, dabei aber die Tatsache<br />
berücksichtigen müßte, daß: "der revolutionäre Flügel der sozialistischen Bewegung in<br />
der Phase der II.Internationale auf dem Gebiet der internationalen Politik in allen Fragen<br />
[...] nur rein negative Aufgaben im be<strong>zu</strong>g auf die imperialistische Raubsucht haben<br />
[konnte], so stellt die III.Internationale gegenwärtig dieser Raubsucht überall, wo sie<br />
<strong>zu</strong>tage tritt, die realen Aufgaben des Sowjetaufbaues und die Perspektiven einer<br />
unverzüglichen Befreiung vom imperialistischen Joch entgegen. [...] Die Befreiung der<br />
unterdrückten Länder ist nur deshalb möglich, weil die Macht der Oligarchie in den<br />
herrschenden Ländern schon so schwankt, daß ihre Kraft des <strong>Welt</strong>bezwingers die<br />
frühere Unüberwindlichkeit verliert. Anderseits beschleunigt die Zerrüttung der<br />
kolonialen <strong>Welt</strong>herrschaft der Oligarchien der vorgeschrittenen Länder den [64/65]<br />
Sturz ihrer Macht im eigenen Lande. Die III.Internationale stellt sich die Aufgabe der<br />
142<br />
143<br />
144<br />
145<br />
146<br />
147<br />
ebd.; S.37-41.<br />
ebd.; S.39/40.<br />
Vgl.: An die Werktätigen aller Länder; in: ebd.; S.53-54; und: An die Proletarier der ganzen <strong>Welt</strong>;<br />
in: ebd.; S.69-70.<br />
Bucharin, Nikolai; Die Diktatur des Proletariats in Rußland und die <strong>Welt</strong>revolution; in: Die<br />
Kommunistische Internationale; Nr.4/5 1919, S.74-85: "Es ist selbstverständlich, daß bei Bestehen<br />
der <strong>Welt</strong>wirtschaft und den zwischen ihren Teilen vorhandenen Zusammenhängen, bei den<br />
gegenseitigen Beziehungen zwischen den verschiedenen staatlich organisierten bürgerlichen<br />
Gruppen, der Kampf in einem Lande nicht ohne entscheidenden Sieg dieser oder jener Gruppe in<br />
m e h r e r e n zivilisierten Ländern ausgehen kann" [ebd.; S.79].<br />
Sibirjakow, W.I.; Der Knoten des fernen Osten; in: Die Kommunistische Internationale; Nr.4/5<br />
1919, S.98-105; und: Katajama, S.; Japan und Sowjetrußland; in: Die Kommunistische<br />
Internationale; Nr.9 1920, S.49-51.<br />
Die Kommunistische Internationale; Nr.6 1919, S.54-65.