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Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau

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4.3.1. Beiträge <strong>zu</strong>r Kolonialdiskussion in den Publikationen der KI zwischen<br />

den ersten beiden <strong>Welt</strong>kongressen<br />

Zwischen den <strong>Welt</strong>kongressen scheint die KI eine wichtige Entwicklungsstufe durchlebt<br />

<strong>zu</strong> haben, wenn man Sinowjew Glauben schenken kann, der kurz vor dem zweiten<br />

Kongreß rückblickend erklärte: "Die Kommunistische Internationale war im Jahre 1919<br />

vornehmlich eine Gesellschaft für kommunistische Propaganda. Im Jahre 1920 wird die<br />

Kommunistische Internationale eine kampfbereite Arbeiterassoziation, die den<br />

unmittelbaren Sturm auf die Festungen des Kapitalismus organisiert. Der Bürgerkrieg<br />

flaut nicht ab, er entbrennt mit noch nie dagewesener Kraft. Der Krieg Sowjetrußlands<br />

mit dem Polen der Pans besitzt gewaltige internationale Bedeutung und eröffnet der<br />

internationalen Revolution unerhört günstige Aussichten. 136 Die Ereignisse im Osten<br />

haben eine kolossale Bedeutung. Was wir gegenwärtig im nahen und fernen Osten<br />

sehen, ist vorerst nur ein schwacher Anfang. Im Osten lodern die ersten Flammen<strong>zu</strong>ngen<br />

des Revolutionsbrandes empor. Die Zeit ist nicht fern, da der ganze Osten in<br />

revolutionärer Lohe entbrennen wird." 137<br />

1919 erschienen relativ wenige Artikel über die Revolte im Osten; so findet man im<br />

ersten Jahrgang der Zeitschift der KI nur fünf Artikel, wobei der erste dieses Problem<br />

lediglich am Rande anreißt. 138 In der Nummer 3 ging Arnold Struthan auf "die äußere<br />

und die innere Lage Sowjetrußlands" 139 ein, nachdem das Westeuropäische Sekretariat<br />

der KI mit pathetischen Worten die Leser <strong>zu</strong>r baldigen Revolution angetrieben hatte:<br />

"Wir haben der Befreiung des Proleatriats alles geopfert, Ihr nichts. Wir sterben als<br />

Freie, Ihr werdet verdammt sein, als Sklaven <strong>zu</strong> leben." 140<br />

Man merkt deutlich, daß die Revolution nach der Intervention von dreizehn Staaten in<br />

Gefahr <strong>zu</strong> sein schien, wenn es nicht gelingen sollte, die Revolution auf andere Länder<br />

"aus<strong>zu</strong>dehnen", und so stellte die KI dieses Heft unter das Motto "Schutz<br />

Sowjetrußlands". Auch Struthan folgt dieser Linie. 141 Interessant ist der Artikel des<br />

136<br />

137<br />

138<br />

139<br />

140<br />

141<br />

Im April 1920 waren 500.000 polnische Soldaten in Rußland einmarschiert und hatten Anfang Mai<br />

Kiew erobert. Aber schon Ende des Monats hatte die Rote Armee unter General Tuchatschewski<br />

Kiew <strong>zu</strong>rückerobert, die polnische Armee aus der Ukraine vertrieben und war dann auf Befehl von<br />

Lenin, gegen den Willen des Oberkommandeurs der Roten Armee Trotzki [Trotzki, Leo; Die neue<br />

Etappe -Die <strong>Welt</strong>lage und unsere Aufgabe; Hamburg 1921; vor allem S.50-59], nach Polen<br />

vorgestoßen, um dort die Revolution <strong>zu</strong> entfachen und einen Korridor <strong>zu</strong> den deutschen<br />

Kommunisten <strong>zu</strong> erkämpfen. Die KPR hatte die polnischen Arbeiter aufgerufen, diese "Revolution<br />

von außen" <strong>zu</strong> unterstützen, doch diese kämpften mit der bürgerlichen Armee gegen die Rote<br />

Armee und fügten dieser eine empfindliche Niederlage <strong>zu</strong> [vgl.: Dziewanowski, M.K.; The<br />

Communist Party of Poland; Cambridge 1959]. Lenin sah seinen Fehler ein und zog daraus die<br />

Lehre, daß in Zukunft kein Volk mehr von außen mit der Revolution "beglückt" werden kann,<br />

wenn nicht eine revolutionäre Situation im Lande selber herrscht [vgl.: LW; Ergän<strong>zu</strong>ngsband Nr.2,<br />

S.208-211].<br />

Sinowjew, Grigori; Was die Kommunistische Internationale bisher war und was sie werden muß;<br />

in: Die Kommunistische Internationale; Nr.12 1920, S.64-78, hier S.77.<br />

Pannekoek, Anton; Die neue <strong>Welt</strong>; in: Die Kommunistische Internationale; Nr.2 1919, S.81-85. Er<br />

wiederholte nur alte Argumente und kam lediglich <strong>zu</strong> dem Schluß, daß "der <strong>Welt</strong>krieg die <strong>Welt</strong><br />

international gemacht hat" [ebd.; S.81] und daß die Arbeiterbewegung darauf reagieren mußte.<br />

Die Kommunistische Internationale; Nr.3 1919, S.9-26.<br />

ebd.; S.8.<br />

Da seine Thesen sonst nicht viel Neues bieten, gehe ich hier nicht auf sie ein [vgl.: ebd.; S.9-26].<br />

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