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Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau

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Allerdings kamen auch Vertreter der asiatischen Völker <strong>zu</strong>m Kongreß. So waren von<br />

den ehemaligen russischen Kolonien "Turkestan, Georgien und Aserbaidshan" vertreten<br />

und daneben "Persien, China (Chinesische Sozialistische Arbeiterpartei) und Korea<br />

(Koreanischer Arbeiterverband)" 123 , wobei mit den Chinesen und Koreanern<br />

"Emigrantengruppen der chinesischen und koreanischen Arbeiter, die in Rußland<br />

wohnen" 124 , gemeint waren. Aber keine dieser Gruppen hatte eine beschließende<br />

Stimme erhalten, und so konnten sie nur beratend wirken. Mit Stimmrecht waren die<br />

"Vereinigte Gruppe der Ostvölker Rußlands" 125 , Armenien und das<br />

"Kolonistengebiet" 126 vertreten.<br />

Keiner der Delegierten der Völker des Trikonts, oder der Peripherie des ehemaligen<br />

russischen Reiches, ergriff jedoch auf dem Kongreß das Wort oder mischte sich auch<br />

nur in die Debatte ein. In den überlieferten Materialien erfährt man über ihre Existenz<br />

nur durch den Rechenschaftsbericht der Mandatsprüfungskommission.<br />

Im Verlauf der Debatte kam die Frage des Kampfes gegen die Unterdrückung in den<br />

Kolonien nur am Rande <strong>zu</strong> ihrem Recht, auch wenn der Holländer Rutgers 127 forderte:<br />

"Es wäre wünschenswert, [95/96] über die Kolonialpolitik etwas mehr <strong>zu</strong> sagen, um<br />

diesen Paragraph [des Manifests der Kommunistischen Internationale - KSS] in eine<br />

solche Form <strong>zu</strong> fassen, daß es auch für die Kolonialvölker ganz deutlich wird, daß wir<br />

ein aktives Zusammenwirken wünschen, auch unabhängig davon, ob diese Völker ihre<br />

123<br />

124<br />

125<br />

126<br />

127<br />

Protokoll 1921; S.145. Für die Namen der Organisationen vgl. S.170.<br />

ebd.; S.55. Die erste Sekretärin der KI, Angelica Balabanoff kam sogar <strong>zu</strong> dem Schluß, daß nur<br />

fünf der 54 Delegierten auf dem Kongreß aus dem Ausland angereist waren (Deutschland,<br />

Österreich, Schweden, Norwegen und Holland) und die anderen "meistens gewesene<br />

Kriegsgefangene und einige Revolutionäre, die in Rußland anwesend waren" [Balabanoff,<br />

Angelica; Erinnerungen und Erlebnisse; Berlin 1927; S.255]. In der englischen Ausgabe ihrer<br />

Erinnerungen schrieb sie sogar: "In fact, the only duly elected delegate from Western Europe was a<br />

young German named Eberlein, who represented the Spartacus Union" [Balabanoff, Angelica; My<br />

life as a Rebel; New York 1938; p.214].<br />

Protokoll 1921; S.145; " ... die Ostvölker Rußlands - die Tataren, Baschkiren, Kirgisen und die<br />

kaukasischen Bergvölker, welche miteinander eine gewisse kulturelle Aehnlichkeit haben,<br />

geschlossene Gebiete bewohnen und auch kommunistische Bewegungen in ihren Heimatländern<br />

haben; sie werden als ein Land betrachtet mit einer Stimme"; [ebd.; S.55].<br />

"Das deutsche Kolonistengebiet, das ein geschlossenes Gebiet darstellt" [ebd.; S.55]. Der<br />

Delegierte vertrat die "Kommunistische Partei der Deutschen Kolonien" [ebd.; S.114]. Ob damit<br />

Deutsch-Ostafrika (das heutige Tansania), Deutsch-Südwestafrika (Namibia), Kamerun, Togo oder<br />

die deutschen Inseln im Pazifik gemeint waren, ließ sich nicht ermitteln. Nur war es erstens kein<br />

"geschlossenes" Gebiet und zweitens durch die Alliierten zwischen 1914 und 1918 besetzt. Das<br />

wäre egal, wenn der Vertreter bei der KI ein Afrikaner gewesen wäre. Ruth Stoljarowa kam <strong>zu</strong> dem<br />

Schluß, daß es sich um die "Kommunistische Partei der deutschen Kolonistengebiete in<br />

Sowjetrußland" handelte, also um die Vertretung der Wolgadeutschen [Stoljarowa 1968; S.230,<br />

Fußnote 68]. Vgl. <strong>zu</strong>r Rolle der Deutschen in Rußland: Dix, Rudolf; Deutsche Internationalisten<br />

bei der Errichtung und Verteidigung der Sowjetmacht 1917-1921; in: Beiträge <strong>zu</strong>r Geschichte der<br />

deutschen Arbeiterbewegung; Nr.3 1966; S.491-506; und: Voßke, Heinz; Dokumente über die<br />

Tätigkeit der deutschen Sektion in der Kommunistischen Partei Rußlands (Bolschewiki) in den<br />

Jahren 1918-1920; in: Beiträge <strong>zu</strong>r Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung; Sonderheft 1967;<br />

S.121-138.<br />

Rutgers scheint eine sehr interessante Person gewesen <strong>zu</strong> sein. "Holland, the Socialist Propaganda<br />

League of America (made up mostly of Slavic immigrants) and the Japanese Communists, were<br />

represented by a Dutch-American engineer named Rutgers who had once spent a few months in<br />

Japan;" [Balabanoff 1938; p.213].

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