Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau
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Das Hauptwirkungsgebiet des Bundes war Turkestan, das in den Wirren des<br />
Bürgerkieges 1918/19 monatelang von Moskau getrennt war. 111 Damit verlor die<br />
Leitung der KPR(B) vorübergehend ihre Verbindungen <strong>zu</strong> den asiatischen<br />
Revolutionären. Der Bund tauchte dann 1920 unter dem Namen "Rat für Internationale<br />
Propaganda im Osten" wieder auf und wurde Ende des Jahres in die Strukturen der KI<br />
eingegliedert. 112<br />
Die KPR(B) versuchte also bereits kurz nach der Oktoberrevolution nicht nur mit den<br />
revolutionären Sozialisten und Kommunisten in Europa Kontakte <strong>zu</strong> knüpfen, sondern<br />
auch mit den revolutionären Demokraten in Asien. Diese beiden Diskussionsstränge<br />
führte sie im März 1919 <strong>zu</strong>r ersten <strong>Welt</strong>konferenz der KI in Moskau <strong>zu</strong>sammen. Aber<br />
schon am 19. Dezember 1918 waren Vertreter verschiedener Parteien und Gruppen in<br />
Moskau <strong>zu</strong> einem internationalen Meeting <strong>zu</strong>sammengekommen, auf dem Maxim<br />
Gorki den Vorsitz führte.<br />
"Der Inder und der Koreaner, der Engländer, Perser, Franzose, Chinese, Türke und alle<br />
anderen sprachen eigentlich über ein und dasselbe Thema vom Imperialismus, der in<br />
seiner Habgier bis <strong>zu</strong>m wahnwitzigen und schimpflichen Kriege getrieben, im Blute der<br />
Völker ertrank, die er trunken gemacht, und sich selber das Grab gegraben, indem er vor<br />
der ganzen <strong>Welt</strong> der Arbeiter mit schrecklicher Deutlichkeit seine Unmenschlichkeit<br />
und seinen Zynismus enthüllte. [...] Aus allen Reden klang die Zuversicht, daß Rußland,<br />
seine geschichtliche Sendung erfüllend, Vorkämpferrolle im Heere des Sozialismus auf<br />
sich genommen und mit Ehre und Erfolg diese schwere und große Rolle <strong>zu</strong> Ende führen<br />
und alle Völker nach sich reißen wird, ein neues Leben <strong>zu</strong> schaffen." 113<br />
Lenin hatte sich bereits 1914 für die Gründung einer "neuen" dritten Internationale<br />
ausgesprochen, da er das Scheitern der Zweiten Internationale am Vorabend des Ersten<br />
<strong>Welt</strong>krieges als das Ende dieser Organisation analysierte. Im November, also gerade<br />
drei Monate, nachdem die SPD, die größte und bedeutendste Partei der Zweiten<br />
Internationale, ihren Frieden mit der deutschen Regierung und dem deutschen <strong>Kai</strong>ser gemacht<br />
hatte, sprach Lenin von der dritten Internationale, so als würde ihre Gründung<br />
kurz bevor stehen: "Der III. Internationale steht die Aufgabe bevor, die Kräfte des<br />
Proletariats <strong>zu</strong>m revolutionären Ansturm gegen die kapitalistischen Regierungen <strong>zu</strong><br />
organisieren, <strong>zu</strong>m Bürgerkrieg gegen die Bourgeoisie aller Länder für die politische<br />
Macht, für den Sieg des Sozialismus!" 114<br />
Als Vorausset<strong>zu</strong>ngen für diese Gründung gibt er an: "Es ist ganz klar, daß eine<br />
internationale marxistische Organisation nur dann <strong>zu</strong>stande kommen kann, wenn in<br />
111<br />
112<br />
113<br />
114<br />
Vgl.: Castagne, J.; Le Turkestan depuis la revolution Russe 1917-1921; Paris 1922; Shukman, A.;<br />
The Turkestan Commission 1919-1920; in: Central Asia Review; Nr.1 1964; S.5-15.<br />
Vgl.: Rüdiger 1986; ders. 1987; Boersner, D.; The Bolsheviks and the national and colonial<br />
Question 1917-1928; Genève 1957; Pipes, R.; The Formation of the Soviet Union - Communism<br />
and Nationalism 1917-1923 -; Cambridge 1964.<br />
Gorki, Maxim; Sowjet-Rußland und die Völker der <strong>Welt</strong>; in: Die Kommunistische Internationale;<br />
Nr.1 1919, S.XIV-XVI, hier S.XV. Vgl.: Sowjet-Rußland und die Völker der <strong>Welt</strong>, Reden auf der<br />
Internationalen Versammlung in Petrograd am 19.Dezember 1918; Petrograd 1920. Nach diesem<br />
Protokoll sprachen 20 Redner aus 16 Ländern.<br />
LW; Bd.21, S.28.<br />
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