Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau

mit seinem Gewissen vereinbaren konnte, später mit genau diesen Nationalisten gegen
die Kommunistische Internationale zu kämpfen, kann nicht Gegenstand dieser
Untersuchung sein.
3.4. Antiimperialismus und Antikolonialismus bis zum Ende des ersten
Weltkrieges
Es wurde gezeigt, daß die Beschäftigung mit den Problemen des Kolonialismus und mit
den Auswirkungen des Imperialismus auf ihn bis Ende des Krieges noch in den
Kinderschuhen steckte. In der Regel beschränkte sich der Kampf der II. Internationale
gegen den Kolonialismus auf wortreiche Verurteilungen des Kolonialismus. Die KI
knüpfte, wie im weiteren zu sehen ist, an diese Tradition an, versuchte jedoch, dieser
prinzipiellen Verurteilung auch Taten folgen zu lassen. Theoretisch stützte sich die KI
auf die Aussagen von Marx, Engels und Lenin. Rosa Luxemburg wurde zwar als "Adler
der Revolution" 100 gefeiert, ihre Theorien wurden jedoch kaum oder nur negativ
behandelt.
Sombart, Kautsky und auch Hilferding, die zwar von Lenin in seiner Studie noch sehr
positiv behandelt wurden, aber nach der Spaltung in der II.Internationale verblieben,
wurden aufs Schärfste bekämpft. Im nächsten Kapitel wird man sehen, ob es der KI
besser als der II. Internationale gelungen ist, ihre Aufgabe als internationale
Organisation der Arbeiterklasse im Kampf gegen den Kolonialismus und Imperialismus
zu erfüllen.
100
Vgl. z.B. LW; Bd.33, S.195: "Rosa Luxemburg irrte in der Frage der Unabhängigkeit Polens; sie
irrte 1903 in der Beurteilung des Menschewismus; sie irrte in der Theorie der Akkumulation des
Kapitals; sie irrte, als sie im Juli 1914 neben Plechanow, Vandervelde, Kautsky u.a. für die
Vereinigung der Bolschewiki mit den Menschewiki eintrat; sie irrte in ihren Gefängnisschriften
von 1918 [Luxemburg Werke; Bd.4, S.332-365] (wobei sie selbst nach der Entlassung aus dem
Gefängnis Ende 1918 und Anfang 1919 ihre Fehler zum größten Teil korrigierte). Aber trotz aller
dieser Fehler war sie und bleibt sie ein Adler ..."
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