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Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau

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den Unterworfenen allmählich die Mittel und Wege <strong>zu</strong> ihrer Befreiung. Das Ziel, das<br />

einst das höchste der europäischen Nationen war, die Herstellung des nationalen<br />

Einheitsstaates als Mittel der ökonomischen und kulturellen Freiheit, wird auch <strong>zu</strong> dem<br />

ihren. Diese Unabhängigkeitsbewegung bedroht das europäische Kapital gerade in<br />

seinen wertvollsten und aussichtsreichsten Ausbeutungsgebieten und immer mehr kann<br />

es seine Herrschaft nur durch stete Vermehrung seiner Machtmittel erhalten." 48<br />

Mit seiner "mechanisch-deterministischen" Analyse prägte Hilferding die Diskussion<br />

über mögliche Strategien bis in unsere Tage. Er glaubte noch, daß die Krisen, die der<br />

Kapitalismus fast zwangsweise produziert, eines Tages einen Grad erreichen, wo der<br />

Systemübergang erfolgen muß. Heute weiß man, daß es der Kapitalismus, anders als der<br />

Real-Sozialismus, glänzend versteht, aus jeder Krise neue Kraft <strong>zu</strong> schöpfen, ja daß er<br />

allem Anschein nach die Krisen sogar braucht, um sich weiter <strong>zu</strong> entwickeln. Aber für<br />

die Zeit, die hier betrachtet wird, kann man sagen, daß alle Ökonomen und Politiker<br />

mehr oder weniger an seine Theorie "glaubten", so auch Luxemburg und Lenin.<br />

3.3.2. Die Imperialismustheorie von Rosa Luxemburg<br />

Rosa Luxemburgs zentrale Arbeit über den Imperialismus ist das 1913 erschienene<br />

Buch "Die Akkumulation des Kapitals" 49 . Hier analysierte sie die Genesis der<br />

kapitalistischen Produktion und die Ausdehnung des Kapitalismus auf die Kolonien.<br />

"Allgemeines Resultat des Kampfes zwischen Kapitalismus und einfacher<br />

Warenwirtschaft ist dies: Das Kapital tritt selbst an Stelle der einfachen<br />

Warenwirtschaft, nachdem es die Warenwirtschaft an Stelle der Naturalwirtschaft<br />

gesetzt hatte. Wenn der Kapitalismus also von nichtkapitalistischen Formationen lebt<br />

[dies versucht Rosa Luxemburg in ihrem Buch nach<strong>zu</strong>weisen - KSS], so lebt er, genauer<br />

gesprochen, von dem Ruin dieser Formationen, und wenn er des nichtkapitalistischen<br />

Milieus <strong>zu</strong>r Akkumulation unbedingt bedarf, so brauchte er es als Nährboden, auf dessen<br />

Kosten, durch dessen Aufsaugung die Akkumulation sich vollzieht.[363/264]<br />

Historisch aufgefaßt, ist die Kapitalakkumulation ein Prozeß des Stoffwechsels, der sich<br />

zwischen der kapitalistischen und der vorkapitalistischen Produktionsweise vollzieht.<br />

Ohne sie kann die Akkumulation des Kapitals nicht vor sich gehen, die Akkumulation<br />

besteht aber, von dieser Seite genommen, im Zernagen und im Assimilieren jener. Die<br />

Kapitalakkumulation kann demnach sowenig ohne die nichtkapitalistischen<br />

Formationen existieren, wie jene neben ihr <strong>zu</strong> existieren vermögen." 50<br />

Am Ende dieser Entwicklung war der Kapitalismus die ausschließliche<br />

Produktionsweise und akkumulierte nun so, wie es Karl Marx in seinen erweiterten<br />

Reproduktionsschemata analysiert hatte. 51<br />

48<br />

49<br />

50<br />

51<br />

ebd.; S.441.<br />

Luxemburg, Rosa; Die Akkumulation des Kapitals - Ein Beitrag <strong>zu</strong>r ökonomischen Erklärung des<br />

Imperialismus -; Berlin 1913. Ich verwende die Ausgabe: Luxemburg Werke; Bd.5, S.7-411.<br />

ebd.; S.363/364.<br />

Marx, Karl; Das Kapital Bd.2 in: MEW; Bd.24, S.485-518.<br />

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