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Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau

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Es ist aber bis heute <strong>zu</strong> keiner Auferstehung der Internationale gekommen, weil Stalins<br />

Theorie vom Sozialismus in einem Land und damit auch der Revolution in einem Land<br />

keine Internationale brauchte. Es gab seit der Auflösung der KI zwei <strong>Welt</strong>konferenzen,<br />

eine 1960 und eine 1969, auf denen die Theorie von der Revolution in einem Land<br />

festgeschrieben wurde. Diese Theorie war, solange die Sowjetunion existierte, vielleicht<br />

noch sinnvoll, heute ist sie es auf keinen Fall mehr. Es wird heute, fünfzig Jahre nach<br />

der Liquidierung der Kommunistischen Internationale durch den Stalinismus, Zeit für<br />

die "Auferstehung" einer neuen "besseren" Internationale aller antikapitalistischen und<br />

antiimperialistischen Kräfte.<br />

6.2. Vom Ausschluß M.N.Roys aus der KI bis <strong>zu</strong> seinem Tod 1954<br />

Roy war nach seiner China-Mission 1927 in ein völlig verändertes Moskau<br />

<strong>zu</strong>rückgekommen, in ein Moskau, das gerade unter Stalins erster Säuberungswelle<br />

erzitterte. Zwar hatte Roy sich nie als einen Anhänger Trotzkis oder der "linken"<br />

Opposition verstanden und wäre wahrscheinlich auch nicht als solcher verfolgt worden,<br />

aber für sein selbständiges und häufig auch kritisches Denken war in der<br />

"bolschewisierten" KI kein Platz mehr. Die Säuberungen gegen die "linke" Opposition<br />

waren auch nur der Auftakt einer Politik, die mit der massenhaften Ermordung von<br />

mehreren Millionen Menschen, vor allem Kommunisten und anderer Revolutionäre,<br />

enden sollte. Unmittelbar nach dem Ausschluß Trotzkis, Sinowjews und Kamenew aus<br />

der KPdSU im Dezember 1927 begannen erste Angriffe auf die sogenannte "rechte"<br />

Opposition um Bucharin. 644 1928 trat dieser Konflikt kurzfristig in den Hintergrund.<br />

Bucharin sollte den VI.<strong>Welt</strong>kongreß als Vorsitzender der KI leiten. Jedoch schon auf<br />

dem Kongreß selbst kam es <strong>zu</strong> erneuten indirekten Angriffen gegen Bucharin und die<br />

"rechte" Opposition, <strong>zu</strong> der auch Roy gezählt wurde. Am 18. September 1928 erschien<br />

in der Prawda, deren Chefredakteur Bucharin nominell immer noch war, ein Leitartikel<br />

mit dem Titel "Die Kommunistische Internationale im Kampf gegen die rechte<br />

Abweichung". 645 Damit begann die Ausgren<strong>zu</strong>ng der letzten noch in<br />

Führungspositionen verbliebenen Stalin-Gegner. Die KPdSU-Führungsspitze brach auf<br />

dem April-Plenum endgültig den Stab über die "Rechten". 646 Als auf der X.Tagung des<br />

EKKI [3.-19.7.29] Bucharin, Gitlow, Humbert-<strong>Dr</strong>oz, Jilek, Lovestone, Tasca und<br />

Spektor als vermeintliche "Rechte" aus dem EKKI ausgeschlossen wurden 647 , kam es<br />

auch <strong>zu</strong> einer offiziellen Verurteilung der Ideen von M.N.Roy 648 , der schon auf dem<br />

sechsten <strong>Welt</strong>kongreß nicht mehr in dieses Gremium gewählt worden war. So fragte<br />

Kuusinen, der das Hauptreferat hielt, rhetorisch, ob man Roy "noch Genosse nennen<br />

kann?" 649 und erhielt <strong>zu</strong>r Antwort: Roy sei ein "opportunistischer Renegate" 650 , ein<br />

644<br />

645<br />

646<br />

647<br />

648<br />

649<br />

Vgl. z.B. dessen China Buch und die darin vertretenen Thesen: Bucharin, Nikolai; Die Probleme<br />

der chinesischen Revolution; Hamburg 1927; vor allem S.58-63.<br />

Vgl.: InPreKorr Nr.107 25.9.1928, S.2053/2054.<br />

Vgl.: Bucharin, Nikolai; 1929 - Das Jahr des grossen Umschwungs; Berlin 1991; S.10-109.<br />

Vgl.: Schumacher 1989; S.289.<br />

Vgl.: Haithcox 1971; p.129.<br />

Protokoll 10.Plenum des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale - Moskau 3.-<br />

19.Juli 1929; Hamburg 1929; S.34.<br />

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