Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau
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- den Hitlerfaschismus - erleichtert. [... 318/319 ...] Ich bin der Auffassung, daß die<br />
Auflösung der Kommunistischen Internationale durchaus zeitentsprechend ist, da gerade<br />
jetzt, wo die faschistische Bestie ihre letzte Kraft anspannt, der gemeinsame Angriff der<br />
freiheitsliebenden Länder organisiert werden muß, um dieser Bestie den Garaus <strong>zu</strong><br />
machen und die Völker vom faschistischen Joch <strong>zu</strong> erlösen." 637<br />
Stalin sprach hier, zwei Wochen vor der entscheidenden Sit<strong>zu</strong>ng der KI, als wäre ihre<br />
Auflösung schon eine beschlossene Sache.<br />
Auch die Abstimmung an sich war in keinster Weise demokratisch. Auf dem siebten<br />
<strong>Welt</strong>kongreß gehörten der KI 65 Sektionen an 638 , aber über die Auflösung stimmten nur<br />
28 Parteien ab. 639 37 Parteien "konnten ihre Ansicht nicht äußern", darunter fast alle<br />
Parteien Asiens, Afrikas und Lateinamerikas. 640 In einem Kommuniqué vom 9.6.43, das<br />
die Auflösung der KI auf den 10.6.43 festsetzte, hieß es, daß "die bedeutenderen<br />
Sektionen ihre Meinung abgegeben hatten" 641 , also waren fast alle Sektionen in<br />
kolonialen und abhängigen Ländern inclusive China! nicht wichtig für die Leitung der<br />
KI. Von den 28 Parteien, die abstimmten, waren vierzehn in der Illegalität und hatten so<br />
wohl kaum die Möglichkeit, das Votum der Parteiarbeiter in den Ländern selbst <strong>zu</strong><br />
hören. 642 Man kann sagen, daß das Verfahren, das <strong>zu</strong>r Auflösung der KI führte, für die<br />
Phase des Stalinismus symptomatisch war und ist. Einige hohe Funktionäre entschieden,<br />
die <strong>Welt</strong>bewegung der antikapitalistischen Kräfte auf<strong>zu</strong>lösen, damit die Sowjetunion ein<br />
Bündnis mit den USA und England eingehen konnte, das als Konferenz von Teheran in<br />
die Geschichte eingegangen ist.<br />
Ich denke, daß der Preis, den die kommunistische <strong>Welt</strong>bewegung für ein Bündnis gegen<br />
Deutschland zahlte, <strong>zu</strong> hoch war, weil hier Taktik mit realer Politik verwechselt wurde.<br />
Wie schon beim Hitler-Stalin-Pakt, wo anschließend keine antifaschistische Propaganda<br />
mehr gemacht werden durfte, sollte nun im Vorfeld des Roosevelt-Churchill-Stalin-<br />
Paktes die antikapitalistische Propaganda eingestellt werden. Es kann natürlich Zeiten<br />
geben, wo selbst Kommunisten mit dem "Gegner" verhandeln und Zugeständnisse<br />
machen müssen. Jedoch muß man dies als das sehen, was es ist, nämlich als zeitweilige<br />
Taktik. So schrieb Karl Marx, daß es Zeiten geben kann, wo es nützlich ist, "die<br />
formelle Organisation der Internationalen einstweilen in den Hintergrund treten <strong>zu</strong><br />
lassen. (...) Die Ereignisse und die unvermeidliche Entwicklung und Verwicklung der<br />
Dinge werden von selbst für die Auferstehung der Internationale in verbesserter Form<br />
sorgen." 643<br />
637<br />
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639<br />
640<br />
641<br />
642<br />
643<br />
Stalin Werke; Bd.14, S.318/9. Bd.14 und 15 der Stalin Werke erschienen nicht Berlin/DDR<br />
sondern: Dortmund 1976.<br />
Vgl.: Schumacher 1989; S.292.<br />
Vgl.: Text des Kommuniqués des Präsidiums des Exekutivkomitees der KI (9.Juni 1943); in:<br />
Claudin, Fernando; Die Krise der Kommunistischen Bewegung; Westberlin 1977; Bd.1, S.47.<br />
Aus Lateinamerika stimmten die Parteien Argentiniens, Chiles, Kolumbiens, Kubas, Mexikos und<br />
Costa Ricas für die Auflösung; von den Afrikanischen Parteien nur eine Partei, die der<br />
Südafrikanischen Union. Von den asiatischen Parteien nahm keine einzige an der Abstimmung teil<br />
[vgl.: ebd; S.47].<br />
ebd.; S.47.<br />
Vgl.: ebd.; S.47.<br />
MEW; Bd.33, S.606