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Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau

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Kongresse der Kommunistische Internationale entspringenden Verpflichtungen <strong>zu</strong><br />

entbinden." 634<br />

Die Begründung ist sehr fadenscheinig, denn die Tatsache, daß "vor der Arbeiterklasse<br />

der einzelnen Länder verschiedene Aufgaben stehen" traf ja nicht erst seit 1943 <strong>zu</strong>.<br />

Zudem stimmte es auch einfach nicht, daß die Geschichte der KI gezeigt hat, "daß die<br />

Organisationsform, die vom ersten Kongreß der KI <strong>zu</strong>r Vereinigung der Arbeiter<br />

gewählt wurde und die den Anforderungen der Anfangsperiode der Wiedergeburt der<br />

Arbeiterbewegung entsprach, mit dem Wachstum der Arbeiterbewegung in den<br />

einzelnen Ländern und der Komplizierung ihrer Aufgaben sich immer mehr überlebte,<br />

ja sogar <strong>zu</strong> einem Hindernis für eine weitere Stärkung der nationalen Arbeiterparteien<br />

wurde." 635<br />

Wenn man die Beschlüsse der ersten <strong>Welt</strong>kongresse studiert, stellt man fest, daß dort<br />

natürlich für jedes Land eine andere Strategie gewählt wurde, daß die Bewegungen in<br />

den verschiedenen Ländern aber dennoch koordiniert wurden. Die These, nach der in<br />

allen Ländern die Revolutionen nach einem Muster, nämlich dem der<br />

Oktoberrevolution, <strong>zu</strong> erfolgen haben, wurde erst Ende der 20er Jahre auf dem sechsten<br />

<strong>Welt</strong>kongreß der KI durchgesetzt.<br />

Stalin und seine Genossen setzten erst eine Strategie und Theorie durch, die das genaue<br />

Gegenteil der leninschen Praxis des proletarischen Internationalismus war, und lösten<br />

dann, als sie feststellten, daß ihre neue Theorie keinen Erfolg brachte, einfach die KI<br />

auf, anstatt auf die alte leninsche Linie <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>kommen. Für einen Internationalisten<br />

wie Lenin wäre es undenkbar gewesen, die <strong>Welt</strong>partei der Arbeiter auf<strong>zu</strong>lösen, um einer<br />

Sektion, der russischen, <strong>zu</strong> einem Erfolg <strong>zu</strong> verhelfen. Für Stalin und seine Theorie vom<br />

"Sozialismus in einem Lande" war es hingegen nur folgerichtig, alles auf<strong>zu</strong>geben, um<br />

die Sowjetunion <strong>zu</strong> retten.<br />

Bekanntlich sind die Verfahrensfragen oft bezeichnend für die Struktur einer<br />

Organisation, besonders in der Politik. Das Verfahren der Auflösung der KI war ein<br />

eindeutiger Verstoß gegen das Prinzip des demokratischen Zentralismus. Zwar war der<br />

Vorschlag des Präsidiums, das Votum der einzelnen Sektionen ein<strong>zu</strong>holen, noch in sich<br />

demokratisch, denn es stimmte natürlich, daß das Präsidium "unter den Bedingungen<br />

des <strong>Welt</strong>krieges nicht die Möglichkeit hat, den Kongreß der KI ein<strong>zu</strong>berufen", der<br />

allein, laut Statut, über die Auflösung der Organisation beschließen konnte. 636 Aber mit<br />

kommunistischer Demokratie hatte es nichts <strong>zu</strong> tun, wenn der Führer der KPdSU,<br />

Stalin, schon am 28.5.43 in einem Brief an einen englischen Reporter davon sprach, daß<br />

"die Auflösung der KI richtig und zeitentsprechend ist, da sie die Organisierung des<br />

gemeinsamen Angriffs aller freiheitsliebenden Nationen gegen den gemeinsamen Feind<br />

634<br />

635<br />

636<br />

Mitteilung des Präsidiums der Kommunistischen Internationale (15. Mai 1943); in: Die <strong>Welt</strong> -<br />

Zeitschrift für Politik, Wirtschaft und Arbeiterbewegung [, die im September 1939 die InPreKorr-<br />

Nachfolgerin Rundschau... abgelöst hatte - KSS] Nr.21 28.5.1943, S.627/628, hier S.628; in: Die<br />

Kommunistische Internationale 1919-1943; Berlin/DDR 1984; S.338/339; vgl. auch: Die<br />

Kommunistische Internationale 1956; Bd.2, S.515-518, hier S.518.<br />

ebd.; S.516. Die <strong>Welt</strong> Nr.21 28.5.1943, S.627.<br />

Die Kommunistische Internationale 1956; S.517.<br />

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