Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau
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große Sympathien, die in eine Bewegung <strong>zu</strong> ihrer Befreiung, in der viele spätere Kader<br />
der KI geworben wurden, mündete. 622<br />
Dies alles geschah, während Indien politisch erwachte. Der Indische Nationalkongreß<br />
hatte 1930 seine bisherige Lethargie überwunden und unter der Führung von Gandhi die<br />
Massen <strong>zu</strong> den bekannten gewaltlosen Protesten des "zivilen Ungehorsams" aufgerufen,<br />
und Millionen von Bauern und Arbeitern folgten diesen Aufrufen. Es gärte in Indien an<br />
allen Ecken und Enden. 623 In diesem Prozeß bildete sich auch eine Reihe von neuen<br />
sozialistischen Gruppen und Parteien, die jedoch aktiv von den Kommunisten, die dabei<br />
der Linie des VI.Kongresses folgten, bekämpft wurden. 624 Die meisten dieser<br />
sozialistischen Gruppen fanden sich nach kurzer Zeit geschlossen in den Gefängnissen<br />
der Briten wieder, wo sie die Möglichkeit hatten, untereinander ihre Kontakte <strong>zu</strong><br />
verstärken und <strong>zu</strong> einer Annäherung der unterschiedlichen Positionen <strong>zu</strong> gelangen, die<br />
in dem Plan <strong>zu</strong>r Gründung einer Allindischen Sozialistischen Partei, als Zentrum der<br />
Linken im Indischen Nationalkongreß, erste Erfolge zeigte. Als repräsentativ für all<br />
diese Gruppen können die Aussagen von Nehru aus dieser Zeit gewertet werden: "Wenn<br />
an die Stelle einer ausländischen Regierung eine einheimische träte, die die<br />
Kapitalinteressen jedoch unangetastet ließe, so wäre das noch nicht einmal der Schatten<br />
der Freiheit." 625<br />
1932 gab die britische Regierung dem <strong>Dr</strong>uck der Massenbewegung nach und gewährte<br />
dem indischen Volk einen gewissen Grad an Selbstregierung durch gewählte<br />
Provinzparlamente. Der rechte Flügel des Indischen Nationalkongresses griff diese Idee<br />
auf und rief <strong>zu</strong>r Beendigung des zivilen Ungehorsams auf. Nehru und Bose, die Führer<br />
der Linken im Kongreß, appellierten jedoch für eine Verschärfung des Widerstandes<br />
und für den Boykott der Wahlen <strong>zu</strong> diesen Provinzparlamenten, da nur so die völlige<br />
staatliche Unabhänigkeit erreicht werden konnte. 626 In diesem Prozeß formierten sich<br />
die Linken im Kongreß mehr und mehr <strong>zu</strong> einer eigenen Partei. Anläßlich der Tagung<br />
des Nationalkongresses in Patna am 17. Mai 1934 kam es <strong>zu</strong> einer ersten sozialistischen<br />
Konferenz, und am 21. Oktober 1934 folgte der Gründungskongreß der Congress<br />
Socialist Party [CSP].<br />
Die Sozialistische Partei wollte vorerst <strong>zu</strong>sammen mit den nationalistischen Kräften im<br />
Indischen Nationalkongreß arbeiten und dort versuchen, nach und nach <strong>zu</strong>r<br />
dominierenden Kraft <strong>zu</strong> werden, da die Bündelung aller Kräfte des indischen Volkes als<br />
Vorausset<strong>zu</strong>ng für den Sieg über die Engländer angesehen wurde. 627 So wurde im Statut<br />
der Partei auch festgeschrieben, daß nur Mitglieder des Nationalkongresses Mitglieder<br />
der Partei werden konnten. Als Ziel der Partei wurde die vollständige Unabhängigkeit<br />
und die anschließende Errichtung einer sozialistischen Gesellschaftsordung in Indien<br />
angestrebt. Erste Schritte auf diesem Weg seien die Sozialisierung der<br />
Schlüsselindustrien, der Eisenbahn und der Banken, sowie die Errichtung von<br />
622<br />
623<br />
624<br />
625<br />
626<br />
627<br />
Vgl.: Masani 1954; p.40.<br />
Vgl.: Nehru, Jawaharlal; Indiens Weg <strong>zu</strong>r Freiheit; Berlin/DDR 1957; S.232-241.<br />
Vgl.: Lakhanpal, P.L.; History of the Congress Socialist Party; Lahore 1946; p.14-58.<br />
Nehru 1933; zitiert in: Dutt 1951; S.595.<br />
Vgl.: Nehru 1957; S.276-298.<br />
Vgl.: Lakhanpal 1946; p.37-40.