Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau
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noch 10%, Anfang 1929 noch 3% und ab 1930 nur noch knapp 2%, wobei die<br />
Mitgliederzahl 1928 auf 10000 sank und erst 1930 wieder das Niveau von 1927<br />
erreichte. 569 Mit der Niederlage von 1927 hatte sich die chinesische Gesellschaft stark<br />
verändert, und damit mußte sich auch die Politik der KPCh ändern. War sie bis dahin<br />
eine Arbeiterpartei gewesen, wurde sie durch die Katastrophe von 1927 <strong>zu</strong> einer Partei<br />
der Bauern und der Landarmut. Mit der neuen Strategie, die dieser Veränderung<br />
Rechnung trug und vom Wirken Mao Tsetungs nicht <strong>zu</strong> trennen ist, kann ich mich hier<br />
jedoch nicht befassen.<br />
Das Scheitern der China-Mission Roys lag gewiß nicht an ihm, oder <strong>zu</strong>mindest nicht an<br />
ihm allein. Der Hauptfehler, so wird meiner Ansicht nach deutlich, lag in der<br />
unflexiblen Politik der KI-Führung um Stalin. Ihr war es nicht gelungen, die<br />
Veränderungen der politischen Situation in China zwischen März und Juli 1927 auch<br />
nur annähernd <strong>zu</strong> analysieren und <strong>zu</strong> verstehen, geschweige denn auf sie <strong>zu</strong> reagieren.<br />
Man sieht an dem Beispiel China, wie die flexible Politik, die Lenin und Roy auf dem<br />
zweiten <strong>Welt</strong>kongreß erarbeitet hatten, <strong>zu</strong> einem statischen Modell verkommen war. In<br />
diesem statischen Konzept hatten auch Niederlagen und Fehler nur dann Platz, wenn sie<br />
vom Gegner, sprich der Opposition in der KPdSU, bzw. der KI, begangen worden<br />
waren. Es ist erschreckend, mit welch demagogischer Phrasologie Stalin jegliche<br />
Fehlerdiskussion auf dem Vereinigten Plenum der KPdSU(B) [29.7-9.8.1927]<br />
unterband. 570<br />
"Wenn sich die Kommunistische Partei in China in kurzer Zeit aus einer kleinen Gruppe<br />
von 5000-6000 Personen <strong>zu</strong> einer Massenpartei mit 60000 Mitgliedern entwickelt hat;<br />
wenn es der chinesischen Kommunistischen Partei in dieser Zeit gelungen ist, etwa 3<br />
Millionen Proletarier gewerkschaftlich <strong>zu</strong> organisieren; wenn es der chinesischen<br />
Kommunistischen Partei gelungen ist, die viele Millionen zählende Bauernschaft aus<br />
[31/32] ihrem Schlummer <strong>zu</strong> erwecken und Dutzende Millionen von Bauern in den<br />
revolutionären Bauernbünden <strong>zu</strong> erfassen; wenn es der chinesischen Kommunistischen<br />
Partei in dieser Zeit gelungen ist, ganze Regimenter und Divisionen der nationalen<br />
Truppen auf ihre Seite <strong>zu</strong> ziehen; wenn es der chinesischen Kommunistischen Partei in<br />
dieser Zeit gelungen ist, die Idee der Hegemonie des Proletariats aus einem Wunsch <strong>zu</strong>r<br />
Wirklichkeit werden <strong>zu</strong> lassen - wenn es der chinesischen Kommunistischen Partei<br />
gelungen ist, in kurzer Zeit all diese Errungenschaften <strong>zu</strong> erzielen, so ist das unter<br />
anderem daraus <strong>zu</strong> erklären, daß sie den von Lenin vorgezeichneten Weg, den von der<br />
Komintern gewiesenen Weg gegangen ist." 571<br />
Ein Weg, der das Leben von hunderttausenden Revolutionären kostete und die<br />
revolutionäre Bewegung um Jahrzehnte <strong>zu</strong>rückwarf.<br />
569<br />
570<br />
571<br />
Vgl.: InPreKorr; Nr.57 3.7.29, S.1367/1368.<br />
"Wer nicht begriffen hat, daß es keine Revolution ohne bestimmte Entwicklungsetappen gibt, wer<br />
nicht begriffen hat, daß die chinesische Revolution drei Etappen in ihrer Entwicklung <strong>zu</strong><br />
durchlaufen hat, der hat weder vom Marxismus noch von der chinesischen Frage etwas begriffen"<br />
[Stalin Werke; Bd.10, S.13].<br />
ebd.; S.31/32.