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Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau

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Tschiangs Armee auch auf die Wuhan-Region ausgedehnt, und Gewerkschafter,<br />

Kommunisten und Bauernführer wahllos liquidiert.<br />

Im schematischen Revolutionsverständnis der KI-Mehrheit hatten jedoch Niederlagen<br />

wie diese keinen Platz. So schrieb Stalin noch Ende Juli: "Diesmal ging die<br />

kleinbürgerliche Intelligenz für die Revolution verloren. Das eben ist ein Kennzeichen<br />

der zeitweiligen Niederlage der Revolution. Dafür hat sie die breiten Massen der<br />

Bauernschaft und der städtischen Armut enger um das Proletariat <strong>zu</strong>sammengeschlossen<br />

und damit den Boden für die proletarische Hegemonie geschaffen. Das ist ein Plus für<br />

die Revolution. Die Opposition will die zeitweilige Niederlage der Revolution aus der<br />

Politik der Komintern erklären. So kann aber nur sprechen, wer mit dem Marxismus<br />

gebrochen hat." 565<br />

"Möglich, daß die Niederlage der chinesischen Revolution, was den Grad der<br />

Niederlage betrifft, mit der Niederlage vergleichbar ist, die die Bolschewiki im Juli<br />

1917 erlitten, als sie von den menschewistischen-sozialrevolutionären Sowjets verraten<br />

wurden und gezwungen waren, in die Illegalität <strong>zu</strong> gehen, und als dann einige Monate<br />

später die Revolution von neuem in die Straßen flutete, um die imperialistische<br />

Regierung Rußlands hinweg<strong>zu</strong>spülen. [...309/310...] Ich glaube, daß diese Perspektive<br />

wahrscheinlicher ist. Und wenn sie, diese Perspektive, Wirklichkeit wird, wenn in<br />

nächster Zeit - nicht unbedingt in zwei Monaten, aber in einem halben Jahr, in einem<br />

Jahr - ein neuer Aufschwung der Revolution Tatsache wird, dann kann die Bildung von<br />

Sowjets der Arbeiter- und Bauerndeputierten, als Gegengewicht gegen die bürgerliche<br />

Regierung, als Tageslosung akut werden." 566<br />

Den Beleg für diese abenteuerliche These sollten die neuen Komintern-Gesandten in<br />

China, Besso Lominadse und Heinz Neumann, liefern. Sie überredeten die KPCh, für<br />

den 13.Dezember 1927 eine Erhebung des Kantoner Proletariats vor<strong>zu</strong>bereiten. Da die<br />

örtlichen Behörden von dem Plan erfuhren, wurde der Aufstand um zwei Tage<br />

vorverlegt. Das Abenteuer endete in einer Katastrophe, da sich die Masse der<br />

Bevölkerung völlig passiv verhielt, und so die Guomindang-Truppen leichtes Spiel mit<br />

den schwachen Kräften der Kommunisten hatten. Der Aufstand brach nach zwei Tagen<br />

<strong>zu</strong>sammen; die Guomindang-Truppen richteten in der Stadt ein fürchterliches Blutbad<br />

an und töteten Tausende von Anhängern der KPCh. 567<br />

Von dieser Politik der Komintern erholte sich die KPCh erst ein Jahrzehnt später. Die<br />

soziale Zusammenset<strong>zu</strong>ng der KPCh änderte sich durch die Massenhinrichtungen, vor<br />

allem in den Städten, langfristig, so daß die Partei im November 1928 feststellen mußte,<br />

daß sie über keine einzige Betriebszelle für Industriearbeiter mehr verfügte. 568 Waren im<br />

März 1927 von den damals 50000 Mitgliedern 52% Arbeiter, 18% Bauern, 17%<br />

Intelligenz, 3% Soldaten und 8% Händler, so betrug der Anteil der Arbeiter im Juli 1928<br />

565<br />

566<br />

567<br />

568<br />

Stalin Werke; Bd.9, S.297.<br />

Stalin Werke; Bd.9, S.309/310.<br />

Vgl.: Thomas, S.B.; Proletarian Hegemony in the Chinese Revolution and the Canton Commune of<br />

1927; Ann Arbor 1975; Räte-China 1973; S.5-30; Trotzki Werke; Bd.2.1, S. 313, Fußnote 3.<br />

Vgl.: Isaacs, H.; Perspectives of the Chinese Revolution; in: Pacific Affairs Nr.3 1935, S.272;<br />

in: Kleinknecht 1980; S.256.<br />

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