Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau
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Beschlüssen der Kuo Ming Tang aufbaute, vorausgesetzt, daß diese Beschlüsse<br />
überhaupt jemals ernst gemeint waren? Diese Bereitschaft hätte die linken Kuo Ming<br />
Tang-Führer gezwungen, die Gemeinschaft mit den feudalen Militaristen und den mit<br />
ihnen gegen die Revolution konspirierenden bürgerlichen Verbündeten auf<strong>zu</strong>kündigen.<br />
Damit wäre eine revolutionär-demokratische Allianz der Mittelschichten, der<br />
Bauernschaft und des Proletariats geschaffen worden." 548<br />
Diese Politik wurde nur von Generaloberst Galen [Wassili K. Blücher], dem Vertreter<br />
der roten Armee in China, unterstützt. 549 Borodin 550 , der Roy 1918 in Mexiko <strong>zu</strong>m<br />
Kommunisten "erzogen" hatte, war als leitender Komintern-Vertreter seit 1924 in China<br />
und vertrat dort die Ansicht, daß das Bündnis mit der Guomindang um jeden Preis<br />
aufrecht erhalten werden müßte, auch wenn damit die Agrarrevolution vorerst<br />
unmöglich war. 551 Diese Differenzen traten jedoch vorübergehend in den Hintergrund,<br />
als am 12.April 1927 Tschiang-<strong>Kai</strong>scheks Truppen gemeinsam mit "Banden aus der<br />
Unterwelt" die Gebäude des Schanghaier Gewerkschaftsbundes überfielen und dabei<br />
einige hundert Arbeiter, <strong>zu</strong>meist Kommunisten, mit ungeheurer Grausamkeit<br />
hinrichteten. 552 Am folgenden Tag riefen die Gewerkschaften den Generalstreik aus, an<br />
dem sich rund 100000 Arbeiter beteiligten, der jedoch innerhalb einer Woche von den<br />
Truppen Tschiangs blutig niedergeschlagen wurde. Es folgte eine Phase des Terrors, in<br />
der Gewerkschafter und Kommunisten wahllos ermordet wurden, ein Terror, der nach<br />
und nach auch auf andere Städte wie Kanton ausgedehnt wurde. 553 Damit hatte Tschiang<br />
<strong>Kai</strong>schek seine Zusammenarbeit mit den Kommunisten und der KI beendet und<br />
gründete am 18.4.27 in Nanking eine eigene Regierung.<br />
"Das ganze Jahr 1927 hindurch war [404/405] die Geschichte Chinas ein Massenmord,<br />
der an Wildheit und an Zahl der Opfer nicht seinesgleichen hat. [...] Es wird berichtet,<br />
daß über 25000 Kommunisten getötet wurden, und angesichts der Tatsache, daß über 3<br />
Millionen organisierter Arbeiter und 9 Millionen Bauern unter kommunistischer<br />
Führung kämpften, geht man wohl nicht <strong>zu</strong> weit, wenn man annimmt, daß eine<br />
Viertelmillionen Nichtkommunisten umkamen. Die Roheit dieser Schlächtereien spottet<br />
jeder Beschreibung. Der Schreckensorgie entstieg die Nationalregierung von Nanking,<br />
die dem Gedächtnis und den Prinzipien Sun-Yat-sens ihre Anhänglichkeit bewahrt und<br />
das Land unter der Autorität der Bourgeoisie einigen will." 554<br />
Die linken Kräfte in der Guomindang, die vor allem in der Region Wuhan konzentriert<br />
waren, schlossen als erste Reaktion auf den konterrevolutionären Putsch Tschiangs<br />
diesen formell aus der Guomindang aus - was Tschiang jedoch wenig störte. Nun war<br />
aber in der Wuhan-Region der Weg frei für den von Roy angestrebten <strong>Dr</strong>ei-Klassen-<br />
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552<br />
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554<br />
Roy, M.N.; Revolution und Konterrevolution in China; Berlin 1930; S.368.<br />
Vgl.: Haithcox 1971; p.67.<br />
Vgl.: Jacobs, Dan N.; Borodin - Stalins Man in China; Cambridge/Mass. 1981.<br />
Vgl.: North and Eudin 1963; p.61/62.<br />
Vgl.: Kleinknecht 1980; S.249-250. Siehe dort auch eine ausführliche Darstellung der<br />
wankelmütigen Politik der KPCh/KI im Frühjahr 1927 [ebd.; S.231-248]; vgl.: Roy 1930; S.325-<br />
374.<br />
Kleinknecht 1980; S.250; vgl. auch: Räte-China Dokumente der chinesischen Revolution;<br />
Frankfurt/M 1973; vor allem S.XLII-LXXXIV.<br />
Roy 1930; S.404/405.