Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau

5.7. Roys Mission nach China
Es wurde gezeigt, daß die von Roy entwickelte Strategie zur Verbreiterung der
indischen revolutionären Bewegung 1926 erste Erfolge erzielte. Diese Erfolge und Roys
Präsenz in Moskau verhalfen ihm zu einer rasanten Karriere im Komintern-Apparat.
Sein Aufstieg wurde auch dadurch erleichtert, daß die Führer der KI nun, nach dem
endgültigen Abflauen der Revolution in Europa Mitte der zwanziger Jahre, Asien zum
Schwerpunkt der Komintern-Politik machten. Im Februar 1926 wurde Roy zum
Redaktionsmitglied des KI-Organs "Kommunistische Internationle" ernannt 528 und auf
dem sechsten Plenum des EKKI [17.2.-15.3.1926] in das Präsidium und das Sekretariat
des EKKI kooptiert und zum Vorsitzenden der Orientkommission ernannt. 529 Auf dem
siebten Plenum [22.11.-16.12.1926] wurde er dann zum Mitglied der englischen und der
Agrarkommission gekürt und zu einem der beiden Sekretäre der chinesichen
Kommission gewählt. 530 Als auf der gleichen Tagung das Sekretariat und das Orgbüro
zum neuen Politischen Sekretariat des EKKI vereinigt wurden, wechselte auch Roy in
dieses neue Gremium über. 531 Damit hatte er die höchste Leitungsebene der KI und so
auch offiziell aller Kommunisten weltweit erreicht. Ob die KI 1926 wirklich noch
diesen Einfluß hatte, oder ob sie sich schon zur Agentin der KPdSU und in letzter
Instanz zur Erfüllungsgehilfin der Stalinschen Politik gewandelt hatte, kann hier nicht
untersucht werden. Roy blieb jedoch nicht in Moskau, um diese Funktion
wahrzunehmen, sondern wurde mit dem Auftrag, das zerbröckelnde Bündnis zwischen
Guomindang und KPChina zu retten, nach China entsandt.
In China hatten die Kommunisten schon früh ein festes Bündnis mit den nationalrevolutionären
Kräften um Sun-Yatsen 532 geschlossen und sogar ihre eigenständigen
Truppen in die Guomindang Armee integriert. 533 Die chinesische KP hatte also eine
strategische Konzeption, die auf Lenins Thesen zur Kolonialfrage aufbaute und nicht
auf Roys Ergänzungsthesen. 534 Umso interessanter ist es, daß Roy 1927 die nach seiner
Analyse zwangsläufige Trennung von Nationalisten und Kommunisten, welche nach
dem Tod von Sun-Yatsen [12.3.1925] entstanden war, überbrücken sollte. Am
20.3.1926 hatte Tschiang-Kaischek geputscht, führende kommunistische
Politkommissare der gemeinsamen Armee, sowjetische Berater, prominente
Kommunisten und führende Gewerkschafter unter Hausarrest gestellt und politische
Organisationen der Linken verboten, sowie über einige Regionen das Kriegsrecht verhängt.
535 Dieser Putsch traf die KPCh und die Kominternvertreter in China völlig
unerwartet. Deswegen und aufgrund der Verhandlungsbereitschaft Tschiang-Kaischeks
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Vgl.: Tagesordnung und Vorbereitung des Erweiterten EKKI; in: InPreKorr Nr.24 9.2.1926, S.356.
Vgl.: Die Tagung des Erweiterten EKKI; in: InPreKorr Nr.31 26.2.1926, S.440; und: Schumacher
1989; S.280/281; Haithcox 1971; p.62.
Vgl.: VII.Tagung des Erweiterten EKKI; in: InPreKorr Nr.148 3.12.1926, S.2615.
Vgl.: Wahl des Präsidiums und des Sekretariats des EKKI; in: InPreKorr Nr.157 23.12.1926,
S.2842; Schumacher 1989; S.283.
Vgl. für die theoretischen Grundpositionen Sun Yatsens: Sun Yatsen; Reden und Schriften; Leipzig
1974; S.95-106, S.124-127, S.229-233, S.238-246, S.258-260, S.301-320.
Vgl. für diese Epoche: Kuo, Heng-yü; Die Komintern und die chinesische Revolution - Die
Einheitsfront zwischen der KPCh und der Kuomintang 1924-1927 -; Paderborn 1979.
Vgl.: Kleinknecht 1980; S.91-144.
Vgl.: ebd.; S.186-188.
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