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Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau

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Roys Ahnung war richtig, denn Manuilski trug seine Kritik in einer Form vor, die neu in<br />

den Diskussionen in der KI, aber auch der kommunistischen Bewegung überhaupt war.<br />

Diese Art der "Kritik" sollte jedoch bald <strong>zu</strong>r dominierenden "Diskussionskultur"<br />

werden. Manuilski erkannte drei Fehler in der Royschen Auffassung:<br />

Der erste Fehler war die fehlende Zuversicht auf eine baldige Revolution. 509 Diese war<br />

nach Manuilski darauf <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen, daß "Genosse Roy sich den Tatsachen<br />

verschließt und zweifellos sich einem gewissen Subjektivismus hingibt". 510 Auf solche<br />

"Argumente" konnte es keine Antwort mehr geben.<br />

<strong>Eine</strong>n zweiten Fehler entdeckte Manuilski in der Aussage Roys, "daß die erste Etappe<br />

der nationalen Bewegung beendet sei und eine Periode scharfer Klassenkonflikte in den<br />

Kolonien anbreche" 511 , was Roy natürlich in dieser Allgemeinheit nicht gesagt hatte,<br />

und damit ging die zweite Kritik Manuilskis, nämlich daß "es falsch ist, wenn man<br />

daraus [aus den Erfahrungen in Indien - KSS] allgemeine Schlüsse über den Zerfall der<br />

nationalen Bewegung auf der gegenwärtigen Entwicklungsstufe der Kolonien zieht" 512 ,<br />

ins Leere.<br />

Den dritten Fehler fand Manuilsiki in der Behauptung: "Er [Roy - KSS] empfiehlt, bei<br />

Bestimmung der Stellungnahme der Komintern <strong>zu</strong>m Selbstbestimmungsrecht der<br />

Kolonialbevölkerung damit <strong>zu</strong> rechnen, welche Klasse die Trägerin der<br />

Selbstbestimmung sei." 513 Roy ging davon aus, daß die verschiedenen Klassen und<br />

Schichten der Gesellschaften in den Kolonialländern ein anderes Verständnis von<br />

Nation hatten und damit auch einen unterschiedlichen "Nationalismus" entwickelten,<br />

und in soweit war Manuilskis Aussage durchaus korrekt. 514 Manuilski konterte jedoch<br />

mit einem Marx-Zitat, in dem Marx für das Europa des ausgehenden neunzehnten<br />

Jahrhunderts nachwies, daß vor allem die gemeinsame Sprache die Grundlage einer<br />

Nation sei. 515 <strong>Eine</strong> Aussage, die für Europa sicherlich richtig war, jedoch für ein<br />

Kolonialland wie Indien das Problem mit sich brachte, daß so mehrere hundert Nationen<br />

in einem Land nach<strong>zu</strong>weisen waren. Denn die Grenzziehung war durch die<br />

Kolonialmächte vorgenommen worden, und diese hatten dabei wenig Rücksicht auf die<br />

"natürlichen" Gebiete der einzelnen Völker oder Volksgruppen genommen. Von dieser<br />

neuen Ordnung hatten vor allem die Händler und die nationale Bourgeoisie profitiert,<br />

und es entwickelte sich deshalb unter diesen Klassen auch nach und nach ein<br />

Nationalismus, der sich auf das gesamte Territorium der britischen Kolonie Indien<br />

bezog. Der Nationalismus der Bauern definierte sich jedoch nach wie vor über das alte<br />

gewachsene Gemeinwesen, so daß der daraus entspringende Regionalismus bis heute<br />

eines der größten Probleme des durch die Bourgeoisie gebildeten Einheitsstaates Indien<br />

509<br />

510<br />

511<br />

512<br />

513<br />

514<br />

515<br />

"Genosse Roy hat in seiner Polemik mit mir drei Behauptungen aufgestellt. Die erste Behauptung<br />

ist: Im verflossenen Jahr 1922 haben wir nicht nur keinen Aufschwung der nationalen Bewegung,<br />

sondern deren Niedergang und eine vollkommene Depression beobachtet" [ebd.; S.1000].<br />

ebd.; S.1000.<br />

ebd.; S.1000.<br />

ebd.; S.1001.<br />

ebd.; S.1001.<br />

Vgl.: ebd.; S.646.<br />

Vgl.: ebd.; S.1001.

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