Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau
Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau
Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Neben der "Lenin-Stalin Schule" prägte Manuilski noch einen weiteren neuen Begriff:<br />
"Zum dritten Typus dieser Fehler [in der National- und Kolonialfrage - KSS] gehören<br />
jene, die durch das Wiederaufleben der Theorie Rosa Luxemburgs bedingt sind. Der<br />
Standpunkt Rosa Luxemburgs kann als Theorie des nationalen Nihilismus<br />
charakterisiert werden." 496<br />
Womit Luxemburgs Vorstellung gemeint war, daß die Kommunisten immer und überall<br />
gegen den Nationalismus und Patriotismus in der Arbeiterbewegung ankämpfen müßten<br />
und daß sie sofort nach der Revolution für die Aufhebung aller nationalen Unterschiede<br />
eintreten sollten. 497 Dies widersprach natürlich Stalins Theorie des "Sozialismus in einem<br />
Land" und der Etablierung eines "Vaterlandes der internationalen Arbeiterklasse" -<br />
der UdSSR - im Bewußtsein der Kommunisten. In der Kolonialdebatte wurde jede<br />
Position, die die Zusammenarbeit mit der national-revolutionären Bewegung ablehnte,<br />
mit dieser Charakterisierung belegt - aber darüber später mehr.<br />
Manuilski machte es sich in seiner Rede relativ einfach, indem er keinerlei konkrete<br />
Aussagen <strong>zu</strong>r Praxis der Kommunisten in den Kolonien tätigte und stattdessen nur<br />
Fehler der verschiedenen Strömungen nach<strong>zu</strong>weisen versuchte. So gäbe es auf der einen<br />
Seite die Tendenz <strong>zu</strong>r Loslösung der Kommunisten von der nationalistischen<br />
Bewegung, und auf der anderen Seite die Tendenz, in diesem Bündnis die<br />
Eigenständigkeit der revolutionären Propaganda <strong>zu</strong> vergessen. 498 Was jedoch der<br />
"richtige Weg" war und wie man ihn finden könnte, sagte Manuilski nicht.<br />
Diesen Punkt griff Roy in seinem anschließenden Ko-Referat auf und kritisierte dabei<br />
den "Resolutionsentwurf <strong>zu</strong>r Kolonialfrage des EKKI", auf den sich Manuilski positiv<br />
bezogen hatte. 499 Auch dessen rein positiven Be<strong>zu</strong>g auf die Thesen des<br />
II.<strong>Welt</strong>kongresses stellte Roy in Frage: "Die Taktik, die 1920 richtig war, braucht 1924<br />
nicht richtig <strong>zu</strong> sein. Die Parteien oder sozialen Klassen in den Kolonien, die 1920 ein<br />
eventueller Bundesgenosse des Proletariats waren, müssen es nicht auch jetzt unbedingt<br />
sein. Es ist daher gefährlich, eine starre und feste Formel fest<strong>zu</strong>legen, die ohne<br />
Rücksicht auf die sich ändernden Verhältnisse als Handhabe gelten soll. Das führte<br />
bisher <strong>zu</strong>m Fehlen jeglicher praktischer Tätigkeit, einer Lage, die wir bedauern, und der<br />
wir abhelfen wollen. Manche haben die Parteien der imperialistischen Länder getadelt,<br />
496<br />
497<br />
498<br />
499<br />
Der V.Kongreß 1925; S.633.<br />
Vgl.: Luxemburg Werke; Bd.4, S.332-364.<br />
Vgl.: Der 5.Kongreß 1925; S.624.<br />
"Die Resolution sagte, daß >>die Exekutive, um die revolutionäre Bevölkerung der kolonialen und<br />
halbkolonialen Länder <strong>zu</strong> <strong>gewinnen</strong>, unmittelbar Verbindung mit der nationalen Freiheitsbewegung<br />
haben müsse, daß die Exekutive stets bestrebt war, diese direkte Verbindung <strong>zu</strong> haben und sie auch<br />
in Zukunft haben wird