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Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau

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3.1. Entwicklung der Grundlagen für Strategie und Taktik der<br />

internationalen Arbeiterbewegung in der kolonialen Frage durch<br />

Karl Marx und Friedrich Engels<br />

Das Kolonialsystem war, als Moment der ursprünglichen Akkumulation nach Marx und<br />

Engels, einer der Hauptfaktoren <strong>zu</strong>r Herausbildung der kapitalistischen<br />

Gesellschaftsordnung.<br />

"Die Entdeckung der Gold- und Silberländer in Amerika, die Ausrottung, Versklavung<br />

und Vergrabung der eingeborenen Bevölkerung in die Bergwerke, die beginnende<br />

Eroberung und Ausplünderung von Ostindien, die Verwandlung von Afrika in ein<br />

Geheg <strong>zu</strong>r Handelsjagd auf Schwarzhäute bezeichnen die Morgenröte der<br />

kapitalistischen Produktionsära." 9<br />

"Die plötzliche Ausdehung des <strong>Welt</strong>markts, die Vervielfältigung der umlaufenden<br />

Waren, der Wetteifer unter den europäischen Nationen, sich der asiatischen Produkte<br />

und der amerikanischen Schätze <strong>zu</strong> bemächtigen, das Kolonialsystem, trugen wesentlich<br />

bei <strong>zu</strong>r Sprengung der feudalen Schranken der Produktion." 10<br />

In diesem frühkapitalistischen Kolonialismus stand jedoch noch die Ausplünderung der<br />

Länder des Trikont mit außerökonomischen Mitteln, sprich mit Waffengewalt, im<br />

Mittelpunkt, und erst langsam und vereinzelt kam es <strong>zu</strong> einem Eindringen der<br />

kapitalistischen Produktion in diese Länder. Schon in dieser ersten Phase der direkten<br />

Ausplünderung trat das Handelskapital auf den Plan und wurde dann langsam dominant,<br />

da es auch dort Profite realisieren konnte, wo es "nur" <strong>zu</strong>m Handel zwischen einem<br />

"höher entwickelten" und einem "unentwickelten" Volk kam. Dort erschien "der<br />

kommerzielle Profit nicht nur als Übervorteilung und Prellerei, sondern entspringt<br />

großenteils aus ihr" 11 .<br />

Die unmenschliche Kolonialpolitik, besonders der Sklavenhandel, löste zwar schon in<br />

der Frühphase des Kolonialismus Abscheu und Protest bei bürgerlichen Humanisten und<br />

Philosophen aus 12 und veranlaßte sie, ihre Sympathie gegenüber den unterjochten<br />

Völkern <strong>zu</strong>m Ausdruck <strong>zu</strong> bringen, doch waren sie noch nicht im Stande, diesen<br />

Völkern einen gangbaren Weg in eine "bessere" Zukunft <strong>zu</strong> weisen. Erst mit der<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

MEW; Bd.23, S.779.<br />

MEW; Bd.25, S.345.<br />

MEW; Bd.25, S.343.<br />

So formulierten Guillaume Raynal und Denis Diderot schon 1770: "Kommen ihre Seefahrer in<br />

einer Gegend der neuen <strong>Welt</strong> an, die von keinem Volk aus der alten besetzt [163/164] ist, so<br />

graben sie sogleich ein kleines Blech ein, auf welches diese Worte gebracht sind: diese Gegend<br />

gehört uns <strong>zu</strong>. Und warum gehört sie dann euch? Seid ihr nicht ebenso ungerecht, ebenso unsinnig,<br />

als es Wilde sein würden, welche das Ungefähr an eure Küsten geführt hätte, wenn sie in den Sand<br />

eurer Ufer oder auf die Rinde eurer Bäume schreiben würden: dies Land gehört uns? Ihr habt kein<br />

Recht auf die unmerklichen und rohen Produkte des Landes, in welchem ihr angelandet, und ihr<br />

wollt eines über die Menschen, die euresgleichen sind, behaupten? Anstatt in diesem Menschen<br />

einen Bruder <strong>zu</strong> erkennen, seht ihr nur einen Sklaven oder ein Lasttier an ihm."<br />

Raynal, Guillaume; Diderot, Denis; Die Geschichte beider Indien; Nördlingen 1988; S.163/164.<br />

Die Studie erschien unter dem Namen von Raynal erstmals 1770 unter dem Titel: "Histoire<br />

Philosophique et Politique des Établissements et du Commerce des Européens dans les deux<br />

Indes".<br />

11

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