Eine Welt zu gewinnen! - Dr. Kai Schmidt-Soltau
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Kommunistischen Partei, bzw. er trat für ihre Legalisierung in Indien ein, aber nur,<br />
damit so der "marxistische Kern" in der <strong>zu</strong> bildenden Volkspartei einen eigenständigen<br />
Diskussionsrahmen hatte. 475 So formierten sich im Dezember 1925 die<br />
kommunistischen Kräfte in Indien auf einer Tagung in Kanpur <strong>zu</strong>r KPI. 476 Viel<br />
wichtiger war für Roy jedoch die Gründung einer legalen antiimperialistischen<br />
Volkspartei, <strong>zu</strong> der nach dem Ende des IV.<strong>Welt</strong>kongresses erste Schritte unternommen<br />
wurden. Das EKKI unterstützte dabei Roys Pläne <strong>zu</strong>r Gründung einer WPP [Workers<br />
and Peasants Party] außerhalb des indischen Nationalkongresses. 477 Jedoch hatte der<br />
britische Geheimdienst in Indien im Mai 1923 eine Offensive gegen die<br />
kommunistischen Umtriebe gestartet, in deren Verlauf viele führende Kommunisten <strong>zu</strong><br />
langen Freiheitsstrafen verurteilt wurden. Auch M.N. Roy wurde in Abwesenheit <strong>zu</strong> vier<br />
Jahren Gefängnis verurteilt. 478 Es gelang der Regierung, fast alle kommunistischen<br />
Gruppen <strong>zu</strong> zerschlagen, so daß man Ende 1923 von einem völligen Zusammenbruch<br />
der Aktivitäten der Exil-KPI sprechen kann. Diese britische Offensive hatte auch für<br />
Roy in seinem europäischen Exil ganz konkrete Folgen. So versuchte die englische<br />
Regierung auf diplomatischem Weg, die deutschen Behörden <strong>zu</strong>r Auslieferung Roys<br />
und seiner Frau <strong>zu</strong> bewegen. 479 Die Roys mußten im Januar 1924 über die Schweiz nach<br />
Paris flüchten, wo sie dann im Januar 1925 verhaftet und nach Luxemburg ausgewiesen<br />
wurden. 480 Anschließend sah sich Roy gezwungen, nach Moskau aus<strong>zu</strong>weichen, um<br />
seiner drohenden Auslieferung an England <strong>zu</strong>vor<strong>zu</strong>kommen, während seine Frau nach<br />
Paris <strong>zu</strong>rückkehren konnte, um dort die Herausgabe der Zeitungen <strong>zu</strong> koordinieren. 481<br />
Diese Publikationen erreichten nach der Verhaftung fast aller kommunistischen Kader<br />
Indiens jedoch kaum mehr ihre Leser, so daß man von einem Sieg des britischen<br />
Geheimdienstes auf ganzer Linie sprechen kann. Die revolutionäre Propaganda und<br />
Agitation für und in Indien mußte 1925 wieder bei Null beginnen.<br />
Der fünfte <strong>Welt</strong>kongreß der KI, der im Juni/Juli 1924 in Moskau stattfand und auf dem<br />
es <strong>zu</strong> ersten Konfrontationen zwischen der Stalinfraktion und Roy gekommen war, hatte<br />
die Reorganisation der Kommunisten in Indien der KPGB unterstellt. Dies brachte auf<br />
der einen Seite den Vorteil mit sich, daß die KPGB als legale Partei auch öffentlich für<br />
den Kommunismus werben konnte und das nicht nur im Mutterland, sondern auch in<br />
Kolonien wie Indien. Auf der anderen Seite trug diese Agitation immer die Gefahr in<br />
sich, daß die kommunistische Agitation von den Menschen in Indien vor allem<br />
deswegen abgelehnt wurde, da sie in ihren Augen aus England, also von ihren<br />
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Nach Carr [Bd.13, p.615-628] drängte Roy seine indischen Genossen in Briefen, die er aus China<br />
schickte, die KP auf<strong>zu</strong>lösen und in die Arbeiter- und Bauernpartei ein<strong>zu</strong>gliedern. Das EKKI lehnte<br />
nach Carr jedoch diese Pläne ab und unterstützte bis 1929 das Nebeneinander von KP und<br />
Arbeiter- und Bauernpartei. Mir erscheint diese These wenig glaubhaft, da Roy bis <strong>zu</strong> seinem<br />
Ausschluß 1929 immer für eine souveräne KP eingetreten war. Er war, wie ich unten am Beispiel<br />
China zeigen werde, sogar der Auffassung, daß die KPCh mehr Eigenständigkeit gegenüber der<br />
Guomindang erkämpfen sollte.<br />
Vgl.: Roy 1988; p.13.<br />
Vgl.: Overstreet and Windmiller 1959; p.65.<br />
Vgl.: Haithcox 1971; p.35/36.<br />
Vgl.: Roy, Evelyn; Verfolgung indischer politischer Verbannter durch Frankreich; in: InPreKorr<br />
Nr.43 31.3.1925, S.635.<br />
Vgl.: ebd..<br />
Vgl.: Overstreet and Windmiller 1959; p.69.<br />
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