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Vilm_Indigenous_People _Schmidt-Soltau - Dr. Kai Schmidt-Soltau

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Fallbeispiel Indigene und<br />

Schutzgebiete/nationale<br />

Forstsektorprogramme in<br />

Zentralafrika<br />

<strong>Kai</strong> <strong>Schmidt</strong>-<strong>Soltau</strong><br />

Workshop BfN & GTZ<br />

<strong>Vilm</strong>, 1.-7. August 2004<br />

Beispiel: Zentralafrika<br />

Naturschutzgebiete in der Region<br />

Fallbeispiele<br />

Dja Biodiversity Reserve<br />

Korup National Park<br />

Lake Lobeke National Park<br />

Boumba Beck National Park<br />

Dzanga-Ndoki National Park<br />

Nsoc National Park<br />

Loango National Park<br />

Moukalaba-Doudou National P.<br />

Ipassa-Mingouli Biosphere Res.<br />

CrossRiver NP. Okwangwo Div.<br />

Nouabalé Ndoki National Park<br />

Odzala National Park<br />

Naturschutz ist notwendig, weil<br />

Total/Average<br />

Republic of Congo<br />

Nigeria<br />

Gabon<br />

Equatorial Guinea<br />

Central African Republic<br />

Cameroon<br />

Forest Loss (%) 0 20 40 60 80 100<br />

Naturschutz ist notwendig, weil<br />

Die Schutzgebiete in Zentralafrika<br />

Total/Average<br />

Republic of Congo<br />

Nigeria<br />

Gabon<br />

Equatorial Guinea<br />

Central African Republic<br />

Cameroon<br />

• 92,035 km 2 (die gleiche Fläche wie Portugal)<br />

stehen unter Schutz<br />

• Das sind im Durchschnitt 13% der Landfläche<br />

der 6 Länder<br />

• Bis zum Jahre 2012 sollen 30% der Region als<br />

Naturschutzregionen ausgewiesen werden.<br />

Habitat loss (%) 0 20 40 60 80 100


Sind die Gebiete unbesiedelt?<br />

Ostrom & Government of Cameroon: Atlas Régional Sud-Cameroun; Paris 1995.<br />

Keins der Schutzgebiete war unbesiedelt<br />

Name<br />

Population<br />

Dja Bio. Reserve (Indigene)<br />

~ 7,800<br />

Korup NP<br />

1,465<br />

Lake Lobeke NP (Indigene)<br />

~ 4,000<br />

Boumba Beck NP (Indigene)<br />

~ 4,000<br />

Dzanga-Ndoki NP (Indigene)<br />

~ 350<br />

Nsoc NP (Indigene & “Bantu”)<br />

~ 10,000<br />

Loango NP (Indigene)<br />

~ 2,800<br />

Moukalaba-Doudou NP (Indigene & “Bantu ”) ~ 8,000<br />

Ipassa-Mingouli (Indigene)<br />

~ 100<br />

Cross-River Okwangwo Div.<br />

2,876<br />

Nouabalé Ndoki NP (Indigene)<br />

~ 3,000<br />

Odzala NP (90% Indigene)<br />

~ 9,800<br />

Total<br />

~ 54,000<br />

250.000<br />

250000<br />

200.000<br />

200000<br />

150.000<br />

150000<br />

100.000<br />

100000<br />

Der Zuwachs an Naturschutzgebieten in<br />

Zentralafrika Vertreibungen zwischen aus Schutzgebieten 1962 die 2012<br />

(Zentralafrika)<br />

Surface area of<br />

protected forests<br />

in sqkm<br />

Protected Forest<br />

Displaced Population<br />

50.000 50000<br />

in sqkm<br />

0 0<br />

Years1962<br />

1972<br />

1972<br />

1982<br />

1982<br />

1992<br />

1992<br />

2002<br />

2002<br />

2012<br />

2012<br />

Years<br />

300000<br />

250000<br />

200000<br />

150000<br />

100000<br />

50000<br />

0<br />

Displaced Population<br />

Das “<strong>People</strong> and Park” Paradigma<br />

• In keinem der Schutzgebiete war die indigene<br />

Bevölkerung am Management adäquat beteiligt<br />

• In keinem der Schutzgebiete gab es<br />

Absprachen ob und wie Einkommensverluste<br />

kompensiert werden sollten und wo und wie die<br />

Indigenen in Zukunft leben können.<br />

Das Impoverishment Risk and Reconstruction<br />

model (IRR) geht davon aus, dass Vertreibung &<br />

Umsiedlung 8 Verarmungsrisiken beinhalten:<br />

• Landlosigkeit<br />

•Arbeitslosigkeit (Einkommensverluste)<br />

•Obdachlosigkeit<br />

•Marginalisierung<br />

•Nahrungsunsicherheit<br />

•Höhere Sterblichkeit<br />

•Verlust des Zugangs zu kollektivem Eigentum<br />

•Verlust der internen sozialen Ordnung<br />

Ja.<br />

Führte Naturschutz zu Landlosigkeit?<br />

Die lokale<br />

Bevölkerung und<br />

insbesondere die<br />

Indigenen verloren<br />

Land mit einem Wert<br />

von 1,1 Milliarden<br />

Euro.<br />

The three villages lost 215 sqkm<br />

215 sqkm<br />

26 sqkm<br />

69 sqkm<br />

48 sqkm<br />

66 22 sqkm sqkm


Führte Naturschutz zum Verlust von<br />

Einkommen?<br />

• Ja.<br />

• Da die natürlichen Ressourcen vor allem für die<br />

Indigenen oft die einige Einkommensquelle sind<br />

(Subsistenzund Cash) resultierte der Schutz<br />

dieser natürlichen Ressourcen in geringeren<br />

Einkommen und einer stärkeren Ausbeutung<br />

jener Regionen, die nicht unter Schutz stehen.<br />

• Die Bevölkerung verlor den Zugriff auf natürliche<br />

Ressourcen, die bislang bei einer mehr oder<br />

weniger nachhaltigen Nutzung Produkte im Wert<br />

von ca. 16,5 Millionen Euro pro Jahr geliefert<br />

hatten.<br />

Führte Naturschutz zu Obdachlosigkeit?<br />

• Nein.<br />

Führte der Naturschutz zu einer<br />

Marginalisierung?<br />

Führte Naturschutz zu<br />

Nahrungsmittelknappheit?<br />

Ja, da die traditionellen Zugangsrechte vor allem der<br />

Indigenen begrenzt wurden, werden sie nun noch<br />

stärker als rechtlose Fremde angesehen die der<br />

Willkür der Obrigkeit ausgeliefert sind.<br />

Nicht unmittelbar.<br />

Jedoch besteht langfristig – wenn alle Gesetze und<br />

Regeln durchgesetzt werden – dieses Risiko, da<br />

die Indigenen keinen legalen Zugang mehr zu<br />

Land haben.<br />

Führte Naturschutz zu einer<br />

höheren Sterblichkeit?<br />

Führte Naturschutz zum Verlust von<br />

Gemeineigentum ?<br />

• Es gibt keine gesicherten Informationen.<br />

Ja.


Führte Naturschutz zum Zusammenbruch<br />

der “traditionellen” Gesellschaftsstruktur?<br />

Ja.<br />

Entscheidungsträger<br />

Traditionelle<br />

Herrscher<br />

Rat der Alten<br />

Regierung<br />

Schutzgebiet<br />

Verwaltung<br />

Vorher<br />

57 %<br />

33 %<br />

5 %<br />

5 %<br />

Nachher<br />

13 %<br />

4 %<br />

13 %<br />

70 %<br />

Die Auswirkungen von Naturschutzvorhaben<br />

auf die indigene Bevölkerung in Zentralafrika<br />

Zwischen 1960 und 2004 haben Naturschutzvorhaben<br />

• ~ 200,000 Menschen in den 6 Ländern vertrieben<br />

(räumlich und ökonomisch)<br />

• mehr als 80% davon sind Indigene.<br />

Die ökonomischen Kosten -<br />

• Euro 1.104.420.000,- (Nicht realisierte Einkommen aus<br />

Holzeinschlag)<br />

• Euro 16.500.000,- pro Jahr an Einkommensverlusten.<br />

wurden nicht kompensiert und wurden zum größten Teil<br />

von der lokalen Bevölkerung getragen.<br />

Wenn es keinen grundlegenden Wandel<br />

in der Zusammenarbeit Indigene &<br />

Naturschutz gibt werden in den nächsten<br />

10 Jahren in Zentralafrika:<br />

• weitere 170,000 Menschen vertrieben &<br />

• Wald mit einem Wert von 1.875.000.000,- Euro<br />

entschädigungslos enteignet.<br />

In 18 der 18 untersuchten<br />

Naturschutzgebiete ist die Armut der<br />

Bevölkerung nicht gesunken,<br />

sondern signifikant angestiegen.<br />

Während die Vorteile des<br />

Naturschutzes eher auf globaler<br />

Ebene zu finden sind,<br />

verbleiben die Kosten zumeist<br />

auf lokaler Ebene.<br />

Indigene Bevölkerungen, die eh<br />

bereits ärmer sind, sind<br />

besonders stark betroffen.<br />

Die Hauptprobleme für eine stärke<br />

Einbeziehung indigener Bevölkerungen:<br />

• In vielen Ländern sind Indigene nicht als<br />

Bürger registriert (ID-Cards )<br />

• Ihre Gemeinschaften sind nicht als<br />

unabhängige Dörfer etc. anerkannt<br />

• Sie haben kein Eigentum an Land<br />

• Sie haben keine Vertreter auf regionaler oder<br />

nationaler Ebene (Parlamentarier, NGOs, etc.)<br />

Da die armutsmindernden Maßnahmen<br />

(Gemeindewälder, etc.) der Forstsektorprogramme<br />

nur Dörfern und Gemeinden<br />

zugute kommen, haben die Indigenen hier keine<br />

Zugang und werden weiter benachteiligt.


Gibt es Lösungsansätze?<br />

• Einzelne Vorhaben der EZ haben Indigene dabei unterstützt<br />

zusammen mit Anrainergemeinden gemeinsam Gemeindewälder<br />

und Gemeinschaftsjagdgzonen auszuweisen und gemeinsam zu<br />

managen. Es zeigte sich jedoch, dass die Indigenen in diesen<br />

gemeinsamen Managementinstitutionen übervorteilt wurden.<br />

(Ja, aber …)<br />

• Die Regierungen einiger Länder haben – gemäß den<br />

„Empfehlungen“ der Weltbank - <strong>Indigenous</strong> <strong>People</strong><br />

Development Plans als integralen Bestandteil ihrer<br />

Forstsektorprogramme erstellt (Kamerun, RCA, DRC, Gabun),<br />

die die staatlichen Stellen verpflichten den Indigenen<br />

– Personalausweise kostenlos und unbürokratisch auszustellen<br />

– Den Gruppen der Indigenen die gleichen Rechte zuzubilligen<br />

wie sesshaften Dörfern<br />

– Den Indigenen Eigentumsrechte an Wald zu übertragen (1<br />

km 2 pro Person) (Ja, aber ….)<br />

Sind diese Ansätze ausreichend?<br />

•Zur Zeit sind die meisten Ansätze noch<br />

Konditionalitäten einzelner Geber und gerade nicht<br />

internationaler Standard und erlauben so den<br />

nationalen Regierungen und/oder Gruppen in den<br />

jeweiligen Ministerien, die Verpflichtungen nicht<br />

umzusetzen.<br />

• Es gibt kein einheitliches Handeln der Geber. So<br />

hat weder das BMZ noch die GTZ oder die KfW<br />

eine Policy zu Indigenen.<br />

Was kann man tun um den Schutz von<br />

biologischer und kultureller Diversität bzw.<br />

Armutsminderung miteinander zu verbinden.<br />

• Die Indigenen in vielen Ländern sind bereit mit<br />

Programmen zur nachhaltigen Nutzung der<br />

natürlichen Ressourcen zusammenzuarbeiten<br />

• Die nationalen Regierung sind bereit die verschiedenen<br />

Aspekte miteinander zu verbinden.<br />

• Es ist an uns zu überlegen, was wir tun können um aus<br />

dem „Ja, aber …“ ein „Ja“ zu machen und nachhaltige<br />

Entwicklung vom Ideal zur Wirklichkeit werden zu<br />

lassen.<br />

Was tun?<br />

Diskussion zu<br />

Handlungsmöglichkeiten<br />

im Kontext von EZ<br />

Programmen<br />

Wenn Sie mehr wissen wollen:<br />

<strong>Schmidt</strong>Sol@aol.com & <strong>Schmidt</strong> -<strong>Soltau</strong>.de &<br />

www.Social -impact-of-conservation.net

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