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Der deutsche Schiffbau - Schiff & Hafen

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I<br />

2006<br />

Immer eine<br />

Nasenlänge voraus:<br />

<strong>Der</strong> <strong>deutsche</strong><br />

<strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>


Werftgelände früher...<br />

...und heute<br />

Fassmer<br />

Bilder einer<br />

Werftgeschichte<br />

Mit Selbstbewusstsein und handwerklichem<br />

Können wagte<br />

Johannes Fassmer 1850 den<br />

Schritt in die Selbstständigkeit. Nördlich<br />

von Bremen direkt an der Weser gelegen<br />

wurden zunächst hölzerne Arbeits-, Freizeit-<br />

und Rettungsboote gebaut. Heute<br />

wird das Familienunternehmen in der fünften<br />

Generation von Holger und Harald<br />

Fassmer geleitet. Mit den weiteren Standorten<br />

im In- und Ausland werden inzwischen<br />

mehr als 600 Mitarbeiter in den vier<br />

Unternehmensbereichen <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>, Rettungsbootsbau,<br />

Anlagenbau und Faserverbundtechnik<br />

beschäftigt.<br />

Durch stetige Investitionen im Bereich<br />

der Entwicklungs- und Konstruktionsabteilung<br />

sowie in moderne Fertigungseinrichtungen<br />

konnte sich Fassmer erfolgreich<br />

auch im internationalen Markt positionieren.<br />

Mit dem neuen <strong>Schiff</strong>shebewerk werden<br />

Neubauten und Reparaturen bis zu<br />

80 m Länge angeboten. Dazu zählen z. B.<br />

schnelle Patrouillenboote, robuste Arbeitsund<br />

Forschungsschiffe, Ölbekämpfungsschiffe,<br />

Fähren, Offshore Patrol Vessels<br />

sowie Explorer-Jachten. <strong>Der</strong> aktuelle Auftragsbestand<br />

beinhaltet u. a. eine 76 m Ro-<br />

Pax Fähre, eine 48 m Explorer Yacht sowie<br />

Konstruktion und technische Assistenz für<br />

ein 80 m Offshore Patrol Vessel.<br />

Auch als Zulieferer für die <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>industrie<br />

mit Rettungsbooten und deren Aussetzvorrichtungen<br />

sowie <strong>Schiff</strong>szugangssystemen<br />

ist Fassmer weltweit bekannt.<br />

Besonders bei den großen Rettungs- und<br />

Tenderbooten für Fähr- und Kreuzfahrtschiffe<br />

konnte eine im Weltmarkt führende<br />

Position erarbeitet werden.<br />

Völlig unabhängig vom <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong> werden<br />

in dem Produktbereich Faserverbundtechnik<br />

z.B. Hochraumdächer für die Automobilindustrie<br />

oder auch Spinner- und Gondelverkleidungen<br />

für Windkraftanlagen hergestellt.<br />

Titelbild: Bugsektion, Foto: Volkswerft Stralsund<br />

Impressum<br />

SCHIFFBAU INDUSTRIE<br />

Informationen aus der<br />

<strong>deutsche</strong>n <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>- und<br />

Meerestechnik-Industrie<br />

Herstellung:<br />

Hilmar Bee, Graphischer Betrieb<br />

Hamburg<br />

Herausgeber:<br />

Verband für <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong> und<br />

Meerestechnik e.V.<br />

Steinhöft 11 (Slomanhaus)<br />

20459 Hamburg<br />

Telefon: 040/28 01 52-0<br />

Telefax: 040/28 01 52-30<br />

E-Mail: info@vsm.de<br />

Internet: http://www.vsm.de<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Ing. Werner Lundt<br />

(verantw.)<br />

(Redaktionsadresse<br />

siehe Herausgeber)<br />

Redaktionskonsultant:<br />

Hans Jürgen Witthöft<br />

Grafische Gestaltung:<br />

Karl-Heinz Westerholt<br />

Verlag:<br />

Seehafen Verlag GmbH<br />

(Verlagsgruppe<br />

Deutscher Verkehrs-Verlag)<br />

Nordkanalstraße 36<br />

D-20097 Hamburg<br />

Telefon: 040 / 2 37 14-02<br />

Telefax: 040 / 2 37 14-236<br />

www.seehafen-verlag.de<br />

Geschäftsführer: Detlev K. Suchanek<br />

Vertrieb: Inga-Doris Langer<br />

2<br />

SCHIFFBAU INDUSTRIE 1/2006


<strong><strong>Schiff</strong>bau</strong> Industrie<br />

<strong>Der</strong> Innovationshunger<br />

anderer<br />

Länder entwickelt<br />

sich mehr und mehr<br />

zu einer Bedrohung<br />

der Technologieführerschaft<br />

<strong>deutsche</strong>r<br />

Unternehmen<br />

auf vielen Gebieten.<br />

Besonders<br />

deutlich haben dies<br />

die Vorgänge um<br />

den Transrapid zu<br />

Beginn dieses Jahres<br />

gemacht. All zu<br />

oft bedeutet die Zusammenarbeit mit<br />

ausländischen Partnern einen Wissenstransfer<br />

bis zu 100 %. Um dieser Entwicklung<br />

zu begegnen, ist neben dem<br />

effektiven Schutz geistigen Eigentums<br />

wieder einmal die Innovationskraft der<br />

<strong>deutsche</strong>n Unternehmen gefragt. Nur<br />

mit stetigen Innovationen ist es möglich<br />

auch in einem schwierigen Umfeld<br />

den Wettbewerbern immer eine<br />

Nasenlänge voraus zu sein. Die Bundesregierung<br />

hat diese Notwendigkeit<br />

erkannt. Neben dem klaren Bekenntnis<br />

zum <strong>deutsche</strong>n <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong> plant sie mit<br />

dem Aktionsplan „High-Tech-Strategie<br />

Deutschland“ ein bemerkenswertes<br />

Förderprogramm, das helfen kann, den<br />

vorhandenen Technologievorsprung,<br />

auch im <strong>deutsche</strong>n <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>, auszubauen.<br />

Betrachtet man nur die Zahlen, so sind<br />

für den <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong> auf den ersten Blick<br />

keine Zukunftssorgen zu erkennen. Inund<br />

ausländische Auftraggeber bestellten<br />

im Jahr 2005 insgesamt 157 <strong>Schiff</strong>e<br />

mit 2,6 Mio. BRZ bzw. 2,4 Mio. GBRZ<br />

im Wert von 6,5 Mrd. Euro. Die Auftragsbestände<br />

erhöhten sich damit zum<br />

Jahresende auf 231 <strong>Schiff</strong>e mit 4,3 Mio.<br />

BRZ bzw. 3,9 Mio. GBRZ im Wert von<br />

rund 11 Mrd. Euro. Damit ist rein rechnerisch<br />

ein Beschäftigungsvolumen für<br />

mehr als drei Jahre gesichert. Eine detaillierte<br />

Beschreibung der Entwicklung des<br />

Weltschiffbaus 2005 finden Sie auf S.<br />

8. Allen Beteiligten ist aber bewusst,<br />

dass der augenblickliche Boom nicht<br />

ewig anhalten wird. Die Industrie bereitet<br />

sich schon jetzt sehr intensiv auf die<br />

Zeit danach vor. Unter dem Titel „LeaderSHIP<br />

Deutschland“ beraten Werften<br />

und Zulieferer konkrete Vorschläge,<br />

wie die Wettbewerbsfähigkeit verbessert<br />

werden kann. Welche flankierenden<br />

politischen Maßnahmen zur Unterstützung<br />

dieser Entwicklung notwendig<br />

sind, wird auf S. 4 zusammengefasst.<br />

Die Industrie hat schon begonnen, sich<br />

für die Zukunft zu rüsten. Dazu gehört<br />

auch die Ausbildung junger Menschen.<br />

Ohne gut ausgebildete und hochmotivierte<br />

Mitarbeiter, Facharbeiter wie<br />

Ingenieure, wird die <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>industrie<br />

nicht in der Lage sein, ihren Technologievorsprung<br />

zu halten. Daher hat die<br />

Ausbildung bei Deutschlands <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>unternehmen<br />

schon immer einen besonderen<br />

Stellenwert gehabt. Um noch<br />

mehr junge Menschen für einen Beruf<br />

in der Branche zu begeistern, beteiligen<br />

sich zahlreiche <strong>deutsche</strong> Unternehmen<br />

der <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>industrie in der Zeit vom<br />

27. - 31. März 2006 an der europaweiten<br />

„<strong><strong>Schiff</strong>bau</strong> Woche“. In verschiedenen<br />

Veranstaltungen und Projekten wird<br />

den jungen Menschen die Faszination<br />

<strong><strong>Schiff</strong>bau</strong> und die berufliche Vielfalt der<br />

Branche näher gebracht. Welche Chancen<br />

der <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong> jungen Menschen bietet,<br />

zeigen die nachfolgenden Beiträge<br />

in beeindruckender Art und Weise.<br />

Auch diese Ausgabe der „<strong><strong>Schiff</strong>bau</strong><br />

Industrie“ kann Ihnen nur einen<br />

kleinen Eindruck von der Leistungsfähigkeit<br />

und der Vielfalt der <strong>deutsche</strong>n<br />

<strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>industrie geben. Ein Blick auf<br />

die Homepage des VSM (www.vsm.de)<br />

wird manche weitere Frage beantworten<br />

können. Darüber hinaus stehen wir<br />

Ihnen aber jederzeit unter der Telefonnummer<br />

040 - 28 01 52 0 für persönliche<br />

Auskünfte zur Verfügung.<br />

Werner Lundt<br />

Hauptgeschäftsführer, Verband für<br />

<strong><strong>Schiff</strong>bau</strong> und Meerestechnik e.V.<br />

10 <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>ingenieure – so<br />

gefragt wie noch nie<br />

12 ThyssenKrupp Marine Systems<br />

– Durch Ausbildung<br />

weltspitze<br />

16 Neue Oderwerft GmbH –<br />

Neuer Weg auf „alt<br />

bewährten Pfaden“<br />

20 Bureau Veritas – <strong>Der</strong><br />

Sicherheit von Mensch und<br />

Umwelt verpflichtet<br />

24 Volkswerft Stralsund –<br />

<strong><strong>Schiff</strong>bau</strong> für die Zukunft<br />

26 Werft und Servicezentrum<br />

Mittelrhein GmbH –<br />

Im Cabrio durch Europas<br />

Großstädte<br />

28 Meyer Werft GmbH – Wir<br />

stellen uns den Herausforderungen<br />

30 Blohm + Voss Repair – Top-<br />

Adresse für alle <strong>Schiff</strong>e<br />

SCHIFFBAU INDUSTRIE 1/2006 3


Verband für <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong> und Meerestechnik e.V.<br />

Innovationen und<br />

Ausbildung sichern<br />

die Zukunft<br />

Entwicklung des <strong>deutsche</strong>n Seeschiffbaus 2005<br />

Produktion<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

Anzahl 63 53 68 62 61 69<br />

BRZ (1.000) 1.006 1.107 1.283 998 977 1.297<br />

GBRZ (1.000) 976 1.065 1.229 946 907 1.163<br />

Mio. EUR 2.329 3.011 3.416 2.780 2.306 2.581<br />

Auftragseingänge<br />

Anzahl 158 17 50 102 86 157<br />

BRZ (1.000) 2.436 135 813 1.882 1.666 2.655<br />

GBRZ (1.000) 2.186 138 742 1.602 1.540 2.406<br />

Mio. EUR 5.562 496 1.681 3.572 4.054 6.552<br />

Auftragsbestände (Ende der Periode)<br />

Anzahl 199 147 119 144 147 231<br />

BRZ (1.000) 3.761 2.703 1.935 2.570 3.022 4.350<br />

GBRZ (1.000) 3.670 2.649 1.912 2.323 2.774 3.964<br />

Mio. EUR 10.646 7.832 5.511 5.867 7.034 11.084<br />

Quelle: VSM<br />

Die <strong>deutsche</strong> <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>industrie hat<br />

sich im abgelaufenen Jahr erfolgreich<br />

im Markt behaupten können.<br />

Die aktuellen Zahlen belegen in beeindruckender<br />

Weise, dass <strong>Schiff</strong>e „Made<br />

in Germany“ weltweit gefragt sind. Volle<br />

Auftragsbücher sichern bei den <strong>deutsche</strong>n<br />

Werften und den maritimen Zulieferbetrieben<br />

bis ins Jahr 2009 eine Beschäftigung<br />

für rund 100.000 Mitarbeiter. Die<br />

Grundlage für den zukünftigen wirtschaftlichen<br />

Erfolg der <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>industrie<br />

ist gelegt. Dennoch bedarf es weiterer<br />

Anstrengungen, um den zukünftigen Herausforderungen<br />

zu begegnen. Insbesondere<br />

in China, wo der <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong> als strategische<br />

Industrie massiv gefördert wird,<br />

bauen die Werften ihre Kapazitäten weiter<br />

aus und drängen in den internationalen<br />

Markt. Es ist daher damit zu rechnen,<br />

dass der internationale Wettbewerb im<br />

<strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>sektor weiter an Härte gewinnen<br />

wird. <strong>Der</strong> Chinesische Tsunami rollt<br />

unweigerlich auf uns zu.<br />

Die <strong>deutsche</strong> <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>industrie ist<br />

bereit, sich den wirtschaftlichen Herausforderungen<br />

zu stellen. Und dies nicht nur,<br />

weil sich die Werften und Zulieferer ihrer<br />

besonderen Verantwortung als Arbeitgeber<br />

in zumeist strukturschwachen Regionen<br />

bewusst sind, sondern weil sie sich dank<br />

ihrer Innovationskraft als Zukunftsbranche<br />

verstehen. Allerdings bedarf es auf<br />

politischer Ebene flankierend zielgerichteter<br />

Rahmenbedingungen, um das vorhandene<br />

Potenzial der <strong>deutsche</strong>n <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>industrie<br />

zur Sicherung der Zukunftschancen<br />

des Standortes Deutschland auszuschöpfen<br />

und dem Verdrängungswettbewerb<br />

aus Asien zu begegnen.<br />

Für die Politik ist es lohnend, sich für<br />

den <strong>deutsche</strong>n <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong> zu engagieren.<br />

Neben der Sicherung von hoch qualifizierten<br />

Arbeitsplätzen erhalten allein die Sozialsicherungssysteme<br />

nach einer Studie des<br />

Bundesministeriums für Wirtschaft und<br />

Arbeit aus dem Jahr 2005 von den Unternehmen<br />

des <strong>deutsche</strong>n <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>s einen<br />

Beitrag von ca. 890 Mio. Euro p.a.<br />

Die neue Bundesregierung hat die<br />

volkswirtschaftliche Bedeutung der <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>industrie<br />

erkannt und sich im Koalitionsvertrag<br />

klar hierzu bekannt. Mit dem<br />

Kabinettsbeschluss zur Wiedereinführung<br />

des § 6 b EStG ist ein erster Schritt<br />

4<br />

SCHIFFBAU INDUSTRIE 1/2006


Yachten für anspruchsvolle Eigner – eine <strong>deutsche</strong> Spezialität<br />

für eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

der <strong>deutsche</strong>n Binnenschifffahrt<br />

getan. Die genannte Maßnahme bietet<br />

die Chance zur Standortsicherung und<br />

Modernisierung der im Durchschnitt 40<br />

Jahre alten <strong>deutsche</strong>n Binnenschiffsflotte,<br />

auch im Sinne der Stärkung von sicheren<br />

und umweltfreundlichen Transportsystemen.<br />

<strong>Der</strong> Verband für <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong> und<br />

Meerestechnik begrüßt es zudem ausdrücklich,<br />

dass die neue Bundesregierung<br />

helfen will, die Wettbewerbsfähigkeit des<br />

<strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>s durch die Förderung von Innovationen<br />

zu verbessern.<br />

<strong>Der</strong> Technologievorsprung beruht<br />

auf Innovationen<br />

Die Technologieführerschaft der <strong>deutsche</strong>n<br />

maritimen Industrie beim Bau komplexer<br />

Handelschiffe und Spezialschiffe<br />

beruht auf der hohen Innovationsleistung<br />

der Branche. Unter dem hohen internationalen<br />

Wettbewerbsdruck hat die <strong>deutsche</strong><br />

<strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>industrie in den vergangenen<br />

Jahren ihre Anstrengungen in den<br />

Bereichen Innovation und Produktivität<br />

deutlich erhöht. <strong>Der</strong> so erreichte Produktivitätsvorteil<br />

und der technologische<br />

Vorsprung trägt weiterhin, trotz der relativ<br />

hohen Arbeitskosten, zur Wettbewerbsfähigkeit<br />

der <strong>deutsche</strong>n <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>industrie<br />

bei.<br />

Von dem geplanten Aktionsplan „High-<br />

Tech-Strategie-Deutschland“ zur Förderung<br />

von Querschnittstechnologien<br />

kann die gesamte <strong>deutsche</strong> <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>industrie<br />

profitieren. Hierfür ist es wichtig,<br />

dass die zugesagten Fördermittel zeitnah<br />

zur Verfügung gestellt werden und der<br />

Industrie ein einfacher und transparenter<br />

Zugang zu den Programmen gewährt<br />

wird. Darüber hinaus müssen die bisherigen,<br />

erfolgreichen Förderprogramme<br />

fortgeführt werden. Allerdings sieht das<br />

laufende Förderprogramm „Innovativer<br />

<strong><strong>Schiff</strong>bau</strong> sichert wettbewerbsfähige<br />

Arbeitsplätze“ auch weiterhin im<br />

Gegensatz zu den langjährigen Förderprogrammen<br />

der europäischen Nachbarn<br />

die bedingte Rückzahlbarkeit von<br />

Fördermitteln für Produkt- und Prozessinnovationen<br />

vor. Um innereuropäische<br />

Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden,<br />

ist eine Anpassung an die spanische<br />

und französische Praxis notwendig. Dort<br />

wird auf eine bedingte Rückzahlung verzichtet.<br />

Ausbildung sichert die Zukunft<br />

<strong>Der</strong> <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong> in Deutschland ist eine<br />

der traditionsreichsten Industrien und<br />

gehört heute zu den modernsten der Welt.<br />

Die Branche genießt international einen<br />

guten Ruf als innovativer High-Tech-Sektor<br />

und hat ein vergleichbar hohes Ansehen<br />

wie der Flugzeugbau und die Automobilindustrie.<br />

Die Anforderungen an das<br />

Produkt „<strong>Schiff</strong>“ und an damit verbundenen<br />

Produktionsverfahren haben sich<br />

mit dem technologischen Fortschritt weiterentwickelt<br />

und die Arbeitswelt der ca.<br />

23.000 Mitarbeiter auf den Werften verändert.<br />

Wissenschaftler, Computerspezialisten<br />

und Elektroniker finden sich heute<br />

genauso im <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong> wie Schweißer und<br />

Schlosser oder Mechaniker. Wo früher in<br />

Hitze und Staub von Hand gefährliche<br />

Aufgaben bewältigt wurden, unterstützen<br />

heute modernste Maschinen und Anlagen<br />

die Fertigungsprozesse.<br />

<strong><strong>Schiff</strong>bau</strong> ist heute eine umweltbewusste<br />

High-Tech-Branche und seine Arbeitsplätze<br />

sind anspruchsvoll und modern. Die<br />

technologische Spitzenposition der <strong>deutsche</strong>n<br />

Werften schlägt sich nicht nur in den<br />

Produkten selbst, sondern auch in einer<br />

modernen und umweltgerechten Fertigung<br />

nieder. Hierzu gehört insbesondere<br />

die Einführung neuer Produktionstechnologien<br />

mit deutlichen Reduzierungen bei<br />

Emissionen und sinkendem Wasser- und<br />

Energieverbrauch.<br />

Um ihren technologischen Vorsprung<br />

zu halten, benötigt die <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>industrie<br />

weiterhin qualifizierte Mitarbeiter. So<br />

steigt der Anteil der Ingenieure auf den<br />

Werften stetig. Aber auch im gewerblichen<br />

Bereich steigen die Anforderungen.<br />

Mehr denn je ist die Industrie auf qualifizierte<br />

Facharbeiter angewiesen. Aus diesem<br />

Grund verstärken die Unternehmen<br />

der Branche ihre Bemühungen im Bereich<br />

der Ausbildung und Nachwuchsgewinnung.<br />

Mit dem Ziel, jungen Menschen<br />

die beruflichen Möglichkeiten innerhalb<br />

der Industrie aufzuzeigen, werden zahlreiche<br />

Werften und Unternehmen aus der<br />

Zulieferindustrie im Rahmen der europaweiten<br />

„<strong><strong>Schiff</strong>bau</strong> Woche“ im März 2006<br />

SCHIFFBAU INDUSTRIE 1/2006 5


Eine schwimmende Stadt braucht komplexe Versorgungssysteme<br />

Abfallentsorgungssystem<br />

ihre „Pforten“ für den potenziellen Nachwuchs<br />

öffnen. Mit verschiedenen Aktionen<br />

wird die Faszination <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong> vermittelt<br />

und gezielt um Nachwuchs im<br />

gewerblichen Bereich und für Ingenieursberufe<br />

geworben.<br />

Den <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>standort stärken –<br />

LeaderSHIP Deutschland<br />

Schon frühzeitig konnte mit dem Maritimen<br />

Koordinator eine gemeinsame Haltung<br />

zur Verbesserung der wirtschaftlichen<br />

und politischen Rahmenbedingungen<br />

entwickelt werden. Aus diesem<br />

Grund begrüßte die Industrie ausdrücklich<br />

die Initiative des Bundesministeriums<br />

für Wirtschaft und Arbeit, durch eine Studie<br />

über die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

des <strong>deutsche</strong>n <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>s mögliche<br />

Optimierungs- und Kooperationspotenziale<br />

festzustellen. Die im Frühjahr<br />

2005 fertig gestellte Studie formuliert<br />

Handlungsempfehlungen, um die Wettbewerbssituation<br />

der <strong>deutsche</strong>n Werftindustrie<br />

zu verbessern. Die <strong>deutsche</strong><br />

<strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>industrie hat unmittelbar nach<br />

Bekanntwerden der Handlungsempfehlungen<br />

begonnen, ihren Teil zur Umsetzung<br />

der Empfehlungen der Studie zu<br />

erbringen.<br />

Unter dem Dach des Verbandes für<br />

<strong><strong>Schiff</strong>bau</strong> und Meerestechnik wurden unter<br />

dem Namen „LeaderSHIP Deutschland“<br />

zu verschiedenen Themenfeldern Aktivitäten<br />

gestartet, in denen Werften und Zulieferer<br />

untersuchen, was sie gemeinsam zur<br />

Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit der<br />

<strong>deutsche</strong>n <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>industrie tun können.<br />

Schon im Mai 2005 konnte ein erster<br />

Bericht zum Sachstand der Aktivitäten<br />

auf einer Klausurtagung, an der auch Vertreter<br />

des Bundesministeriums für Wirtschaft<br />

und Arbeit, des Bundestages sowie<br />

der Sozialpartner teilnahmen, vorgelegt<br />

werden. Aktuell arbeiten neben den internen<br />

Aktivitäten auf den einzelnen Werften<br />

ca. 100 Fachleute in 12 Arbeitgruppen an<br />

der gemeinsamen Umsetzung der Handlungsempfehlungen.<br />

Im Laufe des Jahres<br />

sollen dann die Ergebnisse des LeaderSHIP<br />

Deutschland-Programms präsentiert und<br />

gemeinsam mit Vertretern der genannten<br />

Gruppen erörtert werden.<br />

Bei Betrieb eines modernen Kreuzfahrtschiffs<br />

entstehen beispielsweise täglich<br />

ca. 10 bis 20 Tonnen Abfall. Alle Abfälle<br />

werden unter strikter Einhaltung der internationalen<br />

Umweltschutzvorschriften<br />

in einem integrierten Abfallentsorgungssystem<br />

umweltgerecht ent sorgt bzw. recycelt.<br />

Die Beantwortung solcher komplexen<br />

technischen Fragestellungen setzt<br />

heute den Einsatz von hoch motivierten<br />

und gut ausgebildeten Spezialisten, Ingenieure<br />

wie Facharbeiter, bei der Konstruktion<br />

und beim Bau von modernen<br />

<strong>Schiff</strong>en voraus.<br />

Allerdings bleibt die Industrie trotz aller<br />

eigener Bemühungen und Anstrengungen<br />

bei der Schaffung wettbewerbsfähiger<br />

Rahmenbedingungen auf die Mitwirkung<br />

des Sozialpartners und der Politik angewiesen<br />

ist. Deshalb laufen zeitgleich zu den<br />

Arbeitsgruppen des LeaderSHIP Deutschland-Programms<br />

intensive Gespräche mit<br />

der IG Metall, den Betriebsräten und mit<br />

den Entscheidungsträgern in Parlament<br />

und Regierung über die Verbesserung des<br />

6<br />

SCHIFFBAU INDUSTRIE 1/2006


Steuerrechts, Senkung der Arbeitskosten<br />

sowie Beschäftigungsausgleich.<br />

Die Rahmenbedingungen<br />

verbessern<br />

Im Arbeitsrecht wäre eine erweiterte<br />

Möglichkeit zur befristeten Einstellung von<br />

Arbeitnehmern wünschenswert. Nach geltendem<br />

Recht können Mitarbeiter, die<br />

bereits früher einmal im Unternehmen tätig<br />

waren, nicht befristet beschäftigt werden.<br />

Eine flexiblere Handhabung läge sowohl<br />

im Interesse der ehemaligen Mitarbeiter<br />

als auch der Unternehmen. Beim Kündigungsschutz<br />

sollte über eine Wahlmöglichkeit<br />

des Arbeitnehmers nachgedacht werden,<br />

gegen Vereinbarung einer Abfindung<br />

auf eine Sozialauswahl zu verzichten. Dies<br />

würde Neueinstellungen begünstigen.<br />

Gesetzliche Voraussetzungen sollten<br />

zudem für die Einführung einer Lebensarbeitszeit<br />

und für die Einführung eines Investiventgelts<br />

(Umwandlung von Arbeitszeitkonten<br />

in Beteiligungen) und deren Absicherung<br />

geschaffen werden. Hierdurch würde<br />

eine flexiblere Gestaltung der (Lebens-)<br />

Arbeits zeit<br />

ermöglicht<br />

und zugleich ein<br />

Beitrag zur Eigenkapitalstärkung<br />

der<br />

Unternehmen<br />

geleistet<br />

werden. Daneben bleibt aus<br />

der Sicht der <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>industrie,<br />

wie für die gesamte <strong>deutsche</strong> Industrie,<br />

die Senkung der Lohnnebenkosten<br />

ein übergeordnetes Ziel, da sich diese im<br />

internationalen Vergleich zu einem spürbaren<br />

Wettbewerbsnachteil entwickelt haben.<br />

Weiterhin unbefriedigend stellt sich die<br />

steuerrechtliche Situation für die <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>industrie<br />

dar. Die Änderungen des<br />

<strong>deutsche</strong>n Steuerrechts in den letzten Jahren<br />

haben nicht in genügendem Maße auf<br />

die Besonderheiten des <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>s Rücksicht<br />

genommen. Beispielsweise führt die<br />

2003 beschlossene Mindestbesteuerung<br />

bei den Werften mit ihren jahresübergreifenden<br />

Projekten zu einer Substanzbesteuerung,<br />

die den Unternehmen die für<br />

Innovationen und Investitionen notwendige<br />

Liquidität entzieht. Hinzu kommt,<br />

dass die steuerlichen Rahmenbedingungen<br />

den Werften die Bildung der aufgrund<br />

des hohen technologischen Garantierisikos<br />

notwendigen Garantierückstellungen<br />

erschweren und schon zu erheblichen<br />

Auseinandersetzungen mit den Finanzämtern<br />

geführt haben. Eine werftenspezifische<br />

Korrektur der Mindestbesteuerung<br />

sowie die Einführung einer branchengerechten<br />

Nichtaufgriffsgrenze für Garantierückstellungen<br />

sind somit dringend erforderlich.<br />

Sie sind auch schnell realisierbar,<br />

da beide Änderungen im Erlasswege, und<br />

damit ohne Gesetzesänderung, möglich<br />

wären.<br />

Forschung, Entwicklung und Innovation<br />

gepaart mit der Fortsetzung der verlässlichen<br />

martimen Politik durch die Bundesregierung<br />

und Aktionen zur Nachwuchsrekrutierung<br />

bilden das Fundament für<br />

den weiteren Erfolg der <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>industrie<br />

in Deutschland. Um die Schlagkraft<br />

und die Wettbewerbsfähigkeit der <strong>deutsche</strong>n<br />

<strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>industrie zu stärken, muss<br />

es gelingen, die Initiativen der Industrie,<br />

der Politik und des Sozialpartners in diesen<br />

Feldern zu bündeln und bis zur 5. Maritimen<br />

Konferenz Ende des Jahres zu einer<br />

Gesamtstrategie zusammen zu führen.<br />

www.vsm.de<br />

SCHIFFBAU INDUSTRIE 1/2006 7


Weltschiffbau<br />

Weiter auf<br />

hohem Niveau<br />

Nach den Rekordergebnissen des<br />

Jahres 2004 hatten die meisten<br />

Marktbeobachter zu Beginn des<br />

vergangenen Jahres mit einer deutlichen<br />

Beruhigung der Nachfrage gerechnet,<br />

doch die rasante Bestelltätigkeit setzte sich<br />

in den ersten beiden Quartalen unvermindert<br />

fort. Ursache war die weiterhin insgesamt<br />

positive Entwicklung in der <strong>Schiff</strong>fahrt,<br />

die von den Wachstumsraten der<br />

Weltwirtschaft (3 %) und des Welthandels<br />

(7 %), darunter vor allem der chinesischen<br />

Volkswirtschaft, profitierten. Erst im zweiten<br />

Halbjahr ging die Nachfrage zurück,<br />

blieb aber dennoch auf hohem Niveau.<br />

Nach vorläufigen Angaben wurden im<br />

Gesamtjahr 2005 fast 2.500 <strong>Schiff</strong>e mit<br />

58,1 Mio. GT bzw. 39,6 Mio. CGT weltweit<br />

neu in Auftrag gegeben.<br />

Die koreanischen Werften konnten ihre<br />

Führungsposition mit einem Marktanteil<br />

von 35 % halten, während die japanischen<br />

Werften bei der Akquisition neuer Aufträge<br />

mit 22 % nur einen deutlich geringeren<br />

Anteil als 2004 erzielen konnten. <strong>Der</strong><br />

chinesische <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong> konnte seinen Anteil<br />

erneut steigern, auf nunmehr 15 %. Damit<br />

lagen sie auf gleichem Niveau wie die<br />

Werften aller EU-25-Länder. Daran waren<br />

die <strong>deutsche</strong>n <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>unternehmen mit<br />

6 % maßgeblich beteiligt, die damit weltweit<br />

ihre 4. Position in der Rangfolge der<br />

<strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>länder behaupten konnten.<br />

Getragen wurde die Nachfrage im vergangenen<br />

Jahr insbesondere durch die<br />

Bestellungen von Containerschiffen, die<br />

mit 28 % auf CGT-Basis mit Abstand den<br />

größten Anteil ausmachten. Öl-, Produkten-<br />

und Chemikalientanker kamen zusammen<br />

auf nur noch 24 %. Eine starke Dynamik<br />

wies auch der Markt für Flüssiggastanker<br />

auf, die zu einem Anteil von 13 %<br />

führte und damit sogar den der Massengutfrachter<br />

von 12 % übertraf.<br />

Aufgrund der Rekordbestellungen in den<br />

beiden Vorjahren erhöhte sich die Weltschiffbauproduktion<br />

2005 auf einen neuen<br />

Höchststand. Abgeliefert wurden weltweit<br />

nach bisher vorliegenden Angaben mehr<br />

als 2.000 <strong>Schiff</strong>sneubauten mit 46,5 Mio.<br />

GT bzw. 29,0 Mio. CGT. Da 2005 extrem<br />

geringe <strong>Schiff</strong>sabwrackungen und <strong>Schiff</strong>sverluste<br />

stattfanden, führten rein rechnerisch<br />

rd. 95 % der Ablieferungen zu einem<br />

weiteren Wachstum der Welthandelsflotte<br />

und nur rd. 5 % entfielen auf die Deckung<br />

des Ersatzbedarfs.<br />

<strong>Der</strong> koreanische <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong> blieb auch hier<br />

an vorderster Position mit einem nochmals<br />

gesteigerten Marktanteil von 35 %. Korea<br />

ist das erste <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>land, das seine Neubauproduktion<br />

auf mehr als 10 Mio. CGT<br />

ausgeweitet hat. <strong>Der</strong> Anteil der japani-<br />

Weltweit im Einsatz – Containerschiffe aus Deutschland<br />

8<br />

SCHIFFBAU INDUSTRIE 1/2006


Weltschiffbauentwicklung 1970 - 2005<br />

90 000<br />

in 1000 CGT<br />

80 000<br />

70 000<br />

60 000<br />

Auftragseingänge<br />

50 000<br />

40 000<br />

30 000<br />

Produktion<br />

20 000<br />

10 000<br />

1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005<br />

Marktanteile an Auftragseingängen (CGT)<br />

China<br />

Sonstige Deutschland<br />

Andere EU-25<br />

12% 6% 10%<br />

15%<br />

22%<br />

Japan<br />

35%<br />

Korea<br />

Auftragseingänge nach <strong>Schiff</strong>stypen (CGT)<br />

Containerschiffe<br />

Entwicklung der Ablieferungen 1995 - 2005<br />

12 000 in 1000 CGT<br />

10 000<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

Japan<br />

Sonstige<br />

EU-15<br />

China<br />

Korea<br />

EU-25<br />

1995 1997 1999 2001 2003 2005<br />

Produktion 2005 nach <strong>Schiff</strong>stypen (CGT)<br />

Fähr-,<br />

Passagierschiffe<br />

Andere<br />

Frachter<br />

Containerschiffe<br />

Sonstige<br />

4% 7%<br />

9%<br />

24%<br />

19%<br />

6%<br />

Fähr-,<br />

Sonstige<br />

Öl-, Produkten-,<br />

Passagierschiffe<br />

Chemikalientanker<br />

6% 5%<br />

Andere<br />

24%<br />

12%<br />

Frachter<br />

13%<br />

28%<br />

12%<br />

Gastanker<br />

Massengutschiffe<br />

Öl-, Produkten-,<br />

Chemikalientanker<br />

31%<br />

Massengutschiffe<br />

Gastanker<br />

Entwicklung der weltweiten Auftragsbestände<br />

100 000<br />

80 000<br />

60 000<br />

Sonstige NCCV<br />

Fähr-/Pass-<strong>Schiff</strong>e<br />

Andere Frachter<br />

Ro-Ro Frachter<br />

Containerschiffe<br />

schen Werften ging trotz eines gegenüber<br />

dem Vorjahr höheren Ablieferungsvolumens<br />

auf 29 % zurück. Chinas <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>unternehmen<br />

erreichten durch den weiterhin<br />

massiven Ausbau ihrer Kapazitäten<br />

einen Anteil von 14 % und zogen damit an<br />

den Ergebnissen der EU-25-Länder vorbei,<br />

die auf 11 % kamen. Die <strong>deutsche</strong>n Werften<br />

blieben mit rd. 4 %-Punkten führend<br />

in Europa und im weltweiten Maßstab an<br />

vierter Position.<br />

Die Produktionssteigerung im Weltschiffbau<br />

ging vor allem von den Containerschiffen<br />

aus. Erstmalig überstieg die<br />

Produktion die Marke von 7 Mio. CGT<br />

und lag damit um 45 % höher als 2004.<br />

Ihr Anteil stieg dadurch auf 24 %. Erheblich<br />

gesteigert wurde auch die Produktion<br />

der Massengutschiffe, deren Anteil<br />

sich auf 19 % erhöhte. Trotz eines leichten<br />

Anstiegs der der Tankerablieferungen ging<br />

der Anteil der Öl-, Produkten- und Chemikalientanker<br />

auf 31 % zurück. Geringer<br />

als im Vorjahr fielen die Ablieferungen<br />

von Fähr- und Passagierschiffen aus, deren<br />

Anteil sich auf 4 % verringerte.<br />

Die boomartige Entwicklung der Nachfrage<br />

führte in den vergangenen 3 Jahren<br />

zu einer Verdopplung der weltweiten<br />

Auftragsbestände. Ende 2005 standen<br />

mehr als 5.500 Bestellungen in den Auftragsbüchern<br />

der Werften mit 164 Mio.<br />

GT bzw. 104.4 Mio. CGT. Damit werden<br />

mehr als drei Jahresproduktionen abgedeckt,<br />

d. h. bei anhaltend hohem Produktionsniveau<br />

sind die <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>unternehmen<br />

bis über das Jahresende 2008 hinaus<br />

ausgelastet.<br />

Zu berücksichtigen ist jedoch, dass nicht<br />

alle <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>länder und schon gar nicht<br />

alle Werften in gleichem Maße von der<br />

Neubaunachfrage profitieren. Zu berücksichtigen<br />

ist auch der anhaltende Ausbau<br />

der koreanischen und vor allem der chinesischen<br />

Neubaukapazitäten, der den Wettbewerb<br />

um neue Aufträge in der Zukunft<br />

erheblich verschärfen wird. Da zu erwarten<br />

ist, dass der Boom in den nächsten<br />

Monaten auslaufen wird, ist damit zu rechnen,<br />

dass sich in den kommenden Jahren<br />

angesichts des weiter rasanten Ausbaus<br />

der Werften in China sehr schnell weltweite<br />

Überkapazitäten beim Bauplatzangebot<br />

aufbauen werden. Vor diesem Hintergrund<br />

wären dann negative Auswirkungen<br />

auf das Preisniveau und ein erneuter<br />

Verdrängungswettbewerb im Weltschiffbau<br />

zu befürchten.<br />

Wie schnell die Preise reagieren, zeigte<br />

sich bereits in der zweiten Jahreshälfte<br />

als die Beruhigung der Neubaunachfrage<br />

einsetzte. Von den im Mai erreichten<br />

Höchstwerten bei den Preisen für<br />

Standardschiffstypen erfolgte sehr schnell<br />

eine rückläufige Entwicklung, die bis Jahresende<br />

zu Preisreduzierungen um bis zu<br />

18 % führte. Dazu trug auch eine Entspannung<br />

bei den Stahlpreisen bei, die den Kostendruck<br />

etwas abmilderte.<br />

Angesichts des vorhandenen Auftragsvolumens<br />

bei den Werften und den weiterhin<br />

günstigen Aussichten für eine positive<br />

Entwicklung der Weltwirtschaft und<br />

des seewärtigen Handels sind abrupte Störungen<br />

im Weltschiffbaumarkt nicht zu<br />

erwarten. Politische Unsicherheiten wie<br />

z. B. im Nahen und Mittleren Ost sowie<br />

die Gefahr weiterer Öl- und Gasverteuerungen<br />

bilden jedoch weiterhin Risiken, die<br />

schwer zu kalkulieren sind. www.vsm.de<br />

40 000<br />

20 000<br />

Massengutschiffe<br />

Gastanker<br />

Prod./Chem.-Tanker<br />

Öltanker<br />

2001 2002 2003 2004 2005<br />

SCHIFFBAU INDUSTRIE 1/2006<br />

9


<strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>ingenieure<br />

So gefragt<br />

wie noch nie<br />

Vergleich Angebot und Nachfrage – Dipl.-Ing. <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>/Meerestechnik p. a.<br />

Prognostizierter<br />

Bedarf<br />

Absolventen<br />

Die <strong>deutsche</strong> <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>industrie<br />

unterscheidet sich signifikant von<br />

ihren asiatischen Wettbewerbern<br />

und anderen Industriezweigen, wie dem<br />

Flugzeugbau. So unterhalten die <strong>deutsche</strong>n<br />

<strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>betriebe keine Massenfertigung<br />

von Produkten von der Stange, sondern<br />

bieten maßgeschneiderte Lösungen<br />

für anspruchsvolle und individuelle Transportaufgaben<br />

und setzen auf die Produktion<br />

von Spezialschiffen in Einzel- oder<br />

Serienfertigung.<br />

Zur Beantwortung der damit verbundenen<br />

komplexen technischen Fragestellungen<br />

und um ihre Innovationskraft zu erhalten,<br />

benötigt die <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>industrie hochmotivierte<br />

und hochqualifizierte Ingenieure.<br />

Die aktuelle VSM-Umfrage „Ingenieurstruktur<br />

und zukünftiger Ingenieurbedarf<br />

der maritimen Industrie“ belegt einen<br />

Branchenbedarf von jährlich ca. 120 Ingenieuren,<br />

allein in der Fachrichtung <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong><br />

und Meerestechnik. Im Hinblick darauf,<br />

dass jedes Jahr nur ca. 70 Absolventen<br />

die sechs schiffstechnischen Hochschulen<br />

verlassen, wird der <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>ingenieur<br />

auch in Zukunft ein begehrter<br />

Abschluss bleiben. Große Karrierechancen<br />

bestehen für Ingenieure nicht nur auf<br />

Werften, sondern auch in der Zulieferindustrie,<br />

bei Klassifikationsgesellschaften,<br />

den <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>versuchsanstalten und bei<br />

Reedereien.<br />

Wissenschaft<br />

Klassifikation<br />

Werften<br />

Zulieferindustrie<br />

Ingenieurbüros<br />

Sonstige<br />

TU<br />

FH<br />

Managementkenntnisse<br />

immer wichtiger<br />

<strong>Der</strong> neue Ingenieurtypus braucht neben<br />

soliden Fachkenntnissen in großem Umfang<br />

außer- und überfachliche Qualifikationen.<br />

Bei den fachlichen Anforderungsprofilen<br />

dominiert heutzutage der Bedarf an<br />

technisch-wissenschaftlichen Grundlagen<br />

gegenüber der Vertiefung im Anwendungsgebiet.<br />

D.h., die sichere Anwendung von<br />

Grundlagenwissen auf technische Probleme<br />

ist stärker gefragt, als die Beherrschung großer<br />

Mengen von Spezialkenntnissen, deren<br />

Halbwertszeit stetig abnimmt. Außerfachlich<br />

wächst der Bedarf von Fremdsprachen-,<br />

Projektmanagement- und Logistikkenntnissen,<br />

während im überfachlichen und persönlichen<br />

Bereich Begriffe wie Kommunikations-<br />

und Präsentationsfähigkeit bis hin zu<br />

Mobilität und interkultureller Offenheit an<br />

Bedeutung gewinnen. Das Schlagwort Globalisierung<br />

bedeutet für die maritime Industrie,<br />

dass sich Internationalität nicht nur auf<br />

die Kundenseite beschränkt, sondern den<br />

ganzen Produktionsprozess umfasst. Daher<br />

gehören in einem modernen Unternehmen<br />

exzellente Englischkenntnisse zu den unverzichtbaren<br />

Einstellungsvoraussetzungen.<br />

Uni, FH oder duales Studium?<br />

Wer sich heute für ein schiffbauliches Ingenieurstudium<br />

entscheidet, hält sich bis zum<br />

Ende des Grundstudiums viele Wege offen.<br />

Denn bis zum Hauptstudium sind in zahlreichen<br />

Fachrichtungen wie Flugzeugbau, Fahrzeugbau,<br />

<strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>, allgemeiner Maschinenbau,<br />

Verfahrenstechnik, Produktionstechnik<br />

und selbst Elektrotechnik die Lehrinhalte<br />

fast identisch. Daher kann der Studierende<br />

0 20 40 60 80 100 120 140<br />

10<br />

SCHIFFBAU INDUSTRIE 1/2006


<strong>Der</strong> <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong> bietet moderne Arbeitsplätze für gutausgebildete Ingenieure<br />

während des Grundstudiums ohne Probleme<br />

noch die Fachrichtung wechseln.<br />

Trotzdem ist aller Anfang ist. Zunächst<br />

ist zu entscheiden, ob man die Ausbildung<br />

an einer der Universitäten, an einer Fachhochschule<br />

oder im Wege des dualen Studium<br />

begonnen werden soll.<br />

<strong>Der</strong>zeit ist das <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>studium an vier<br />

Universitäten möglich: in Berlin, Duisburg,<br />

Hamburg-Harburg oder in Rostock.<br />

Bei den Studiengängen in Berlin, Duisburg<br />

und Rostock und bei dem <strong>Schiff</strong>smaschinenbau-Studiengang<br />

in Hamburg handelt<br />

es sich Vertiefungen des allgemeinen<br />

Maschinenbaus bzw. der Verkehrstechnik.<br />

Nur in Hamburg existiert zurzeit der einzige<br />

eigenständige universitäre Studiengang<br />

<strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>. Dafür bietet die Universität<br />

Duisburg-Essen Fachabiturienten einen<br />

Zugang zur Universitätsausbildung und<br />

berücksichtigt als einzige Ausbildungsstätte<br />

in Deutschland auch die besonderen<br />

Bedingungen des Binnenschiffbaus.<br />

Praxisnahe Ausbildung von<br />

<strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>-Diplomingenieuren<br />

Wer in Deutschland ohne Allgemeine<br />

Hochschulreife <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>ingenieur werden<br />

will, hat die Wahl zwischen drei Studienstandorten:<br />

die Fachhochschule Kiel,<br />

die Hochschule Bremen und die Universität<br />

Duisburg-Essen.<br />

Die Institutionen in Kiel und Bremen bieten<br />

eine praxisnahe Fachhochschulausbildung<br />

im neuen Bachelor-Master-System<br />

an. An der Universität Duisburg-Essen wird<br />

<strong>Schiff</strong>stechnik als Studienschwerpunkt im<br />

Studiengang Maschinen- und Anlagenbau<br />

gelehrt. Allerdings besteht in diesem Universitätsstudiengang<br />

mit Diplomabschluss<br />

eine Zugangsberechtigung auch für Anfänger<br />

mit Fachhochschulreife.<br />

An allen drei Einrichtungen wird eine<br />

berufspraktische Tätigkeit (Vorpraktikum)<br />

verlangt, in dem gewerbliche Basisqualifikationen<br />

des <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>s vermittelt werden.<br />

Zumindest ein Teil muss bereits vor Studienbeginn<br />

absolviert werden. Im Studienverlauf<br />

schließt sich ein Fachpraktikum oder<br />

Praxissemester im Betrieb an, deren Länge<br />

in den einzelnen Hochschulen unterschiedlich<br />

ist. Das Fachpraktikum bereitet mit<br />

ingenieurmäßigen Projekten oder auf Ingenieur-Arbeitsplätzen<br />

intensiv auf die Berufspraxis<br />

vor und bietet eine gute Gelegenheit<br />

potentielle Arbeitgeber kennen zu lernen.<br />

Duales Studium =<br />

Facharbeiter + Ingenieur werden<br />

Wer Praxis, gewerbliche und akademische<br />

Tätigkeiten in Ausbildung und Beruf<br />

noch enger verbinden möchte, für den ist<br />

das duale Studium das Richtige.<br />

Duale Studiengänge ermöglichen in<br />

einer festen vertraglichen Bindung zwischen<br />

Student und Unternehmen höhere<br />

praktische Ausbildungsinhalte bis hin zum<br />

Anzahl der Studenten mit <strong>Schiff</strong>s- und<br />

meerestechnische Hochschulausbildung 1999 - 2004<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

Anfänger<br />

Studenten<br />

Absolventen<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

Facharbeiterbrief. Duale Ausbildungsformen<br />

für den <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong> existieren in den<br />

Fachrichtungen Maschinenbau, <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong><br />

und Wirtschaftsingenieurwesen in zwei<br />

Varianten:<br />

• Duales Studium / Studium im Praxisverbund<br />

(FH-Studium mit Facharbeiterausbildung<br />

in 4,5-5 Jahren)<br />

• Industriebegleitendes Studium (IBS) (FH-<br />

Studium und erweiterte Betriebspraktika<br />

ohne Facharbeiterbrief in 3-4 Jahren)<br />

Ausbildungsplätze werden auf vielen<br />

Werften in Zusammenarbeit mit ihren<br />

Partnerhochschulen angeboten. Das lohnt<br />

sich: In dualen Studiengängen wird nicht<br />

nur eine zunehmend gefragte Doppelqualifikation<br />

vermittelt, sondern auch die<br />

Finanzierung der gesamten Ausbildung<br />

abgesichert.<br />

Sehr gute Berufsaussichten<br />

Unabhängig davon, welchen Ausbildungsweg<br />

man wählt, eines ist sicher: ein<br />

frisch diplomierter <strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>ingenieur<br />

oder Bachelor braucht nicht lange auf seine<br />

erste Stelle zu warten. Nach Ansicht eines<br />

<strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>-Professors aus Bremen sind „die<br />

Berufschancen so gut wie seit 20 Jahren<br />

nicht mehr“. Werften, Zulieferbetriebe,<br />

Ingenieurbüros und Klassifikationsgesellschaften<br />

bieten bestens gefederte Sprungbretter<br />

zu einer Karriere in der global agierenden<br />

<strong><strong>Schiff</strong>bau</strong>branche. Die Ausbildung<br />

am System „<strong>Schiff</strong>“ und „Meerestechnik“<br />

eröffnet zudem auch gute Möglichkeiten<br />

in anderen Berufssparten, z. B. Stahlbau,<br />

Flugzeugbau und Anlagenbau.<br />

Informieren Sie sich:<br />

www.vsm.de<br />

SCHIFFBAU INDUSTRIE 1/2006 11

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