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Interview mit Dr. Karl J. Eggers, Marketingberater der ... - Schifferstadt

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<strong>Interview</strong> <strong>mit</strong> <strong>Dr</strong>. <strong>Karl</strong> J. <strong>Eggers</strong>, <strong>Marketingberater</strong> <strong>der</strong> Stadt<br />

<strong>Schifferstadt</strong> und Mo<strong>der</strong>ator des Stadtmarketings<br />

Die Stadt <strong>Schifferstadt</strong> hat vor einiger Zeit beschlossen, einen Stadtmarketing-Prozess<br />

einzuleiten und den Unternehmensberater <strong>Dr</strong>. <strong>Eggers</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>der</strong> fachlichen Betreuung beauftragt.<br />

Hier beantwortet <strong>Dr</strong>. <strong>Eggers</strong> die wichtigsten Fragen, die ihm zum Stadtmarketing<br />

in <strong>Schifferstadt</strong> gestellt worden sind.<br />

Was genau ist Stadtmarketing?<br />

Das englische Wort „Marketing“ bedeutet, etwas systematisch „an den Markt“ zu<br />

bringen, also Marktchancen gezielt zu nutzen. Wenn man das für eine ganze Kommune<br />

macht, also einen Wirtschaftsstandort wie die Stadt <strong>Schifferstadt</strong>, dann nennt<br />

man das Stadtmarketing.<br />

Viele Leute halten Marketing und Werbung für dasselbe. Das ist aber fachlich nicht<br />

richtig.<br />

Mit Marketing meint man<br />

- die Analyse des Marktes<br />

- die Entwicklung <strong>der</strong> marktgerechten Leistungen<br />

- die Suche nach den richtigen Vertriebspartner<br />

- die Suche nach dem richtigen Preis für die angebotene Leistung<br />

- die richtige Werbung und Öffentlichkeitsarbeit und schließlich<br />

- die Erfolgskontrolle: Was haben die Marketingmaßnahmen gebracht? Das kann<br />

man messen.<br />

Was konkret bringt das Stadtmarketing für die Stadt?<br />

Der Nutzen des Stadtmarketings besteht in <strong>der</strong> höheren Wertschöpfung, die sich<br />

da<strong>mit</strong> am Markt erzielen lässt: Es wird vor allem mehr Kaufkraft hier gebunden und<br />

zusätzliche Kaufkraft von außen angezogen. Am besten sieht man den Nutzen an<br />

den Standorten, die kein Stadtmarketing betreiben. Sie fallen wirtschaftlich zurück,<br />

und die Bürger verlieren an Lebensqualität.


Wie viel Kaufkraft gibt es denn in <strong>Schifferstadt</strong>?<br />

Dazu gibt es ziemlich genaue Schätzungen. Zurzeit liegt die Gesamtkaufkraft in<br />

<strong>Schifferstadt</strong> bei ca. 345 Millionen Euro pro Jahr. Pro Haushalt und Jahr sind das bei<br />

ca. 19.000 Einwohnern rund 43.273 Euro.<br />

Zum Vergleich: Die durchschnittliche Kaufkraft im Rhein-Pfalz-Kreis liegt pro Jahr bei<br />

44.771 Euro, im Land Rheinland-Pfalz bei etwa 37.637 Euro und in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland noch darunter. <strong>Schifferstadt</strong> erreicht also im bundesweiten Vergleich<br />

einen sehr guten Wert. Nur fließt halt auch sehr viel Kaufkraft ab: Das Geld <strong>der</strong><br />

<strong>Schifferstadt</strong>er wird hier verdient, aber zu einem großen Teil woan<strong>der</strong>s ausgegeben.<br />

Wer ist in das Stadtmarketing eingebunden?<br />

Alle, die hier wirtschaftliche Interessen haben o<strong>der</strong> denen einfach die Zukunft <strong>der</strong><br />

Stadt <strong>Schifferstadt</strong> am Herzen liegt. Das betrifft jeden, vom Einzelhändler über den<br />

Arzt und Lehrer bis zum Vorsitzenden eines örtlichen Vereins. Und es betrifft natürlich<br />

auch alle Mitglie<strong>der</strong> des Stadtrates.<br />

Wichtig ist, dass viele interessierte Bürger <strong>mit</strong>machen; aber noch wichtiger ist, dass<br />

sich die Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung, aus den Institutionen<br />

und Vereinen engagieren.<br />

Wie finanziert sich das Stadtmarketing?<br />

Im Idealfall aus den Eigen<strong>mit</strong>teln <strong>der</strong> späteren Nutznießer: Es geht darum, durch<br />

enge Zusammenarbeit nach Konzept mehr Durchschlagskraft am Markt zu erzielen,<br />

als das die einzelnen können. Man muss den finanziellen Aufwand für Stadtmarketingmaßnahmen<br />

als Investition betrachten; sie sollen „sich rechnen“, das Geld soll<br />

sich verzinsen. Daran muss allen gelegen sein. In <strong>Schifferstadt</strong> gibt es mehrere örtliche<br />

Banken, die sich sicher beteiligen werden, wenn sie einen Nutzen für ihre Marktbearbeitung<br />

sehen. Und es wird sicher für konkrete Projekte auch Staatszuschüsse<br />

aus Mainz geben. Ein erster Antrag ist bereits genehmigt.<br />

Welche För<strong>der</strong>töpfe können angezapft werden?<br />

Je besser die Akteure in einem Ort zusammenarbeiten, desto größer ist auch die<br />

Zahl <strong>der</strong> För<strong>der</strong>töpfe, die man „anbohren“ kann, z.B. für die Verbesserung <strong>der</strong> Leistung<br />

im Einzelhandel. Für viele Zwecke steht immer noch Geld bereit. Vorbildliche<br />

Zusammenarbeit überzeugt die Geldgeber nach unserer Erfahrung am meisten. Sie<br />

wollen sehen, dass För<strong>der</strong><strong>mit</strong>tel auch gut angelegt sind.


Oft klappt Stadtmarketing ja auch nicht. Welche Erfolgschancen hat<br />

denn <strong>Schifferstadt</strong>?<br />

Ja, das stimmt. Oft geht es lei<strong>der</strong> schief. Man muss schon einige Regeln einhalten,<br />

da<strong>mit</strong> es funktionieren kann:<br />

- Ein Mindestmaß an Sachkenntnis erwerben<br />

- das Thema parteineutral halten<br />

- den gemeinsamen politischen Willen im Rat herbeiführen<br />

- die Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Institutionen<br />

frühzeitig einbeziehen<br />

- auf guten internen Informationsfluss achten<br />

- die ehrenamtliche Arbeit an Projekten straff organisieren<br />

- respektvoll <strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> umgehen<br />

- sorgfältige Öffentlichkeitsarbeit betreiben<br />

- gute Ideen nicht zerreden, son<strong>der</strong>n es einfach versuchen<br />

- und die erzielten Zwischenerfolge richtig feiern.<br />

Ich glaube, die für das Stadtmarketing Verantwortlichen in <strong>Schifferstadt</strong> haben das<br />

erkannt und die Erfolgschancen sind gut. Sie werden noch besser, wenn die Skeptiker<br />

– die es ja auch noch gibt - sich einen Ruck geben und einfach <strong>mit</strong>machen.

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